Das Gehirn, das komplexeste Organ unseres Körpers, erschafft Phänomene wie Schlaf, Erinnerungen, Freude, Lust, Angst und Sprache, die wir tagtäglich erleben. Doch wie werden diese Erfahrungen eigentlich von unserem Gehirn generiert? Der Neurowissenschaftler Marc Dingman hat sich zum Ziel gesetzt, dieses faszinierende Organ verständlich zu erklären und Einblicke in die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung zu geben.
Marc Dingmans Ansatz: Verständlichkeit im Fokus
Dingmans Ziel ist es, das komplexe Gehirn so zu erklären, dass es auch ohne Vorwissen zugänglich ist und dabei keine wichtigen Inhalte verloren gehen. Er möchte nachvollziehbar machen, wie Forscher zu ihren Ergebnissen gelangen.
Sein Buch ist in zehn Kapitel unterteilt, die jeweils eine Funktion des Gehirns beleuchten, darunter Angst, Lust, Trauer, Schlaf, Sprache und Aufmerksamkeit. Obwohl es kein Lehrbuch sein soll, wirkt es mitunter so, jedoch auf eine unterhaltsame Weise mit vielen Fallbeispielen.
Dingman, promovierter Neurowissenschaftler, beweist ein tiefes Verständnis der Materie und vermittelt seine Freude an der Forschung.
Stärken und Schwächen von Dingmans Darstellung
Dingman macht es den Lesern leicht, indem er auf Vorwissen verzichtet und Fachvokabular nur verwendet, wenn es unumgänglich ist. Er serviert fundiertes Wissen mit skurrilen Forschungsstorys und wird daher als Einstieg in die Gehirnforschung empfohlen.
Lesen Sie auch: Faszination Nesseltiere: Wie sie ohne Gehirn leben
Ein Kritikpunkt ist jedoch sein Hang zu langen Sätzen mit Einschüben und Nebensätzen, was den Lesefluss stören kann. Zudem werden die "neuesten Erkenntnisse" im Buchtitel nicht vollständig erfüllt, da er oft vor aktuellen Befunden stehen bleibt und sich bei der Beschreibung von Experimenten auf ältere Forschung konzentriert. Es wäre besonders spannend gewesen, zu erfahren, wie Wissenschaftler aktuell zu Erkenntnissen gelangen.
Auch die Kästen im Buch sind nicht immer hilfreich, da ihre Funktion unklar ist und sie den Lesefluss stören können. Teilweise vermitteln sie fragwürdige Inhalte, wie die Empfehlung zur Einnahme von Melatonin bei Schlafproblemen, ohne ausreichend auf die Notwendigkeit einer ärztlichen Beratung hinzuweisen. Stattdessen wären kurze Zusammenfassungen am Ende jedes Kapitels hilfreicher gewesen.
Inhaltliche Schwerpunkte und Themen
Das Buch deckt ein breites Spektrum an Themen ab, die für das Verständnis des Gehirns relevant sind. Dazu gehören:
- Schlaf: Dingman erklärt die Mechanismen des Schlafs und geht auf Schlafstörungen ein.
- Erinnerungen: Er erläutert, wie Erinnerungen entstehen und gespeichert werden.
- Emotionen: Angst, Lust, Trauer - Dingman beleuchtet die neuronalen Grundlagen verschiedener Emotionen.
- Sprache: Er erklärt, wie das Gehirn Sprache verarbeitet und produziert.
- Aufmerksamkeit: Dingman beschreibt die Mechanismen der Aufmerksamkeit und geht auf Aufmerksamkeitsstörungen wie ADHS ein.
Darüber hinaus erklärt er, was passiert, wenn das Gehirn nicht richtig funktioniert und Probleme wie Schlaflosigkeit, ADHS, Depression oder Sucht verursacht - und wie man sich davor schützen kann.
Der Autor: Marc Dingman
Marc Dingman promovierte 2013 in Neurowissenschaften an der Pennsylvania State University. Seitdem lehrt er dort Neuro- und Gesundheitswissenschaften. Bekannt ist er auch für seine YouTube-Reihe "2-Minute Neuroscience", in der er komplexe medizinische Themen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht.
Lesen Sie auch: Lesen Sie mehr über die neuesten Fortschritte in der Neurowissenschaft.
Lesen Sie auch: Tinnitus und Gehirnaktivität: Ein detaillierter Einblick