Louann Brizendines Buch "Das männliche Gehirn" widmet sich der Erforschung der neuesten Erkenntnisse über das männliche Gehirn. Mit einem wissenschaftlichen Ansatz untersucht Brizendine die Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen und geht der Frage nach, warum Männer im Allgemeinen abenteuerlustiger und wettbewerbsorientierter sind als Frauen. Das Buch verspricht, ein Licht auf stereotypische Verhaltensweisen von Männern zu werfen.
Die Autorin: Louann Brizendine
Louann Brizendine, eine amerikanische Wissenschaftlerin und Neuropsychiaterin, hat sich intensiv mit der Erforschung von weiblichen Hormonen und Stimmungen auseinandergesetzt. Sie ist die Gründerin der ersten amerikanischen Klinik, die sich der Untersuchung geschlechtsspezifischer Unterschiede in Gehirn, Verhalten und Hormonen widmet.
Inhalt und Schwerpunkte des Buches
Das Buch "Das männliche Gehirn" präsentiert Erkenntnisse darüber, wie sich die männliche Realität von der weiblichen unterscheidet. Es werden Fragen beantwortet wie:
- Warum können Jungen nicht stillsitzen?
- Denken männliche Teenager tatsächlich immer nur an das eine?
- Was geht im Kopf eines werdenden Vaters vor sich?
- Warum wollen Männer nach dem Sex gleich schlafen?
Anhand neuester Erkenntnisse der Gehirnforschung und lebensnaher Beispiele erklärt Brizendine, warum Männer sind, wie sie sind.
Kritik und Kontroversen
Obwohl das Buch wissenschaftliche Erkenntnisse verspricht, wurde Brizendine vorgeworfen, altbekannte Geschlechterklischees in ein modernes, wissenschaftliches Gewand zu kleiden. Kritiker bemängeln, dass der Fokus weniger auf dem Gehirn selbst liegt, sondern vielmehr auf dem männlichen Hormonhaushalt. Zudem wird der populärwissenschaftliche Charakter des Buches kritisiert, der eine tiefere Auseinandersetzung mit der Funktionsweise des Gehirns vermissen lässt.
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Einige Rezensenten sehen in dem Buch eine Art "Produktwerbung", da die Beeinflussbarkeit des Hormonhaushalts durch Medikamente betont wird. Der Schreibstil wird als "launiger Aufklärungston" beschrieben, der Anekdoten aus dem Behandlungszimmer präsentiert und Klischees wie "Mann gleich Frau plus jede Menge Testosteron" festschreibt.
Methodische Aspekte und Einordnung
Simon Baron-Cohen, ein experimenteller Psychologe und Spezialist für Autismus, argumentiert, dass männliche und weibliche Gehirne von Natur aus für unterschiedliche Aufgaben "festverdrahtet" seien. Er definiert zwei wichtige Funktionen des Gehirns: Empathie (EQ) und Systematisierung (SQ). Laut Baron-Cohen haben Männer und Jungen im Durchschnitt einen höheren SQ, während Frauen und Mädchen einen höheren EQ haben. Er betont jedoch, dass es viele Frauen gibt, die besser systematisieren als viele Männer, und Männer, die empathischer sind als viele Frauen.
Baron-Cohen warnt davor, seine Ergebnisse zu missinterpretieren und zu glauben, dass alle Männer weniger empathisch oder alle Frauen weniger systematisch seien.
Hormone als Hauptakteure
Brizendine betont, dass es in "Das männliche Gehirn" - wie auch schon in ihrem Buch "Das weibliche Gehirn" - vor allem um Hormone geht, insbesondere um Geschlechtshormone, und deren Einfluss auf geschlechtsspezifisches Verhalten. Hormone wie Oxytocin, Testosteron, Vasopressin, Anti-Müller-Hormon, Prolactin, Cortisol, Androstendion, Dopamin und Östrogen spielen eine zentrale Rolle.
Stereotypen und Vereinfachungen
Ein Kritikpunkt an Brizendines Ansatz ist, dass sie oft altbekannte Geschlechterklischees reproduziert und diese mit vermeintlich wissenschaftlichen Erklärungen untermauert. So wird beispielsweise behauptet, dass das männliche Gehirn Männer automatisch dazu veranlasst, attraktive Frauen in allen Einzelheiten wahrzunehmen und visuell festzuhalten. Solche Aussagen werden als wenig aussagekräftig und als Verstärkung von Stereotypen kritisiert.
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