Ein Schlaganfall kann das Leben eines Menschen drastisch verändern und oft motorische, kognitive und sprachliche Beeinträchtigungen mit sich bringen. Die Rehabilitation spielt eine entscheidende Rolle bei der Wiedererlangung verlorener Fähigkeiten und der Verbesserung der Lebensqualität. Neben traditionellen Therapieansätzen rücken zunehmend spielerische Elemente in den Fokus, die nicht nur Spaß machen, sondern auch therapeutisches Potenzial bergen.
Die Rolle von Spielen in der Schlaganfalltherapie
Spiele sind eine großartige Möglichkeit, das Gedächtnis und die Feinmotorik nach einem Schlaganfall zu fördern. Sie können die Wiederherstellung von Gehirnfunktionen verbessern und bieten eine Vielzahl von Vorteilen:
- Positive Ablenkung und Erholungsfaktor: Spiele lenken die Patient:innen positiv ab und helfen, negatives Denken, Verzweiflung und Sorgen in Schach zu halten. Sie fördern soziale Interaktionen und bekämpfen Isolation.
- Wiederholungen ohne Monotonie: Spiele ermöglichen die Wiederholung von Bewegungen auf unterhaltsame und ansprechende Weise, was für den Wiederaufbau motorischer Fähigkeiten entscheidend ist.
- Aktive Teilnahme: Spiele erfordern geistige Anwesenheit, Aufmerksamkeit und Konzentration, was die Neuroplastizität des Gehirns aktiviert.
- Klare Anleitung und objektives Feedback: Spiele bieten klare Regeln und ermöglichen die Auswertung von Leistungsparametern wie Geschwindigkeit, Genauigkeit und Strategie.
- Gleichzeitige Forderung mehrerer Bereiche des Gehirns: Spiele vereinen Aktivitäten zur Stärkung der Gehirngesundheit, indem sie Regeln lernen, den Spielverlauf verfolgen, Aufgaben meistern und Strategien anwenden.
Arten von Spielen und ihre therapeutischen Anwendungen
Die Auswahl an Spielen für Schlaganfallpatienten ist vielfältig und richtet sich nach dem Schweregrad der neurologischen Ausfälle und den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben.
Kognitive Spiele
Kognitive Spiele fördern Konzentration, logisches Denken und die Reaktion. Sie können in der neuropsychologischen Therapie eingesetzt werden, um beeinträchtigte mentale Funktionen wie Aufmerksamkeit, Reaktionsvermögen und visuelle Wahrnehmung wiederherzustellen.
- Brett-, Karten- und Würfelspiele: Klassiker wie Dame, Mensch ärgere dich nicht, Mau-Mau, Schwimmen (oder 31), Solitaire (Patience), Herzeln (Herz ist Trumpf), Schnapsen (oder 66), Kartenkrieg (Krieg) und Vier Könige im Eckenhaus bieten viel Abwechslung und können an die individuellen Fähigkeiten angepasst werden.
- Puzzles: Puzzles trainieren Aufmerksamkeit und Konzentration. Die Auswahl der Motive und Schwierigkeitsstufen sollte sich nach den Hobbies und Vorlieben der Patienten richten.
- Denkspiele: Einfache Sudokus, Kreuzworträtsel und Gedächtnisübungen sind effektive Werkzeuge zur kognitiven Stimulation.
Feinmotorik-Spiele
Feinmotorik-Spiele trainieren die Handgeschicklichkeit, Kraft und Sensibilität nach einem Schlaganfall. Je nach Schweregrad der Betroffenheit können unterschiedliche Spiele eingesetzt werden.
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- Spiele mit Zylindern oder Gummibändern: Diese Spiele ermöglichen es, spielerisch zu üben und die Feinmotorik zu verbessern.
- Alltagsgegenstände sortieren: Das Sortieren von farbigen Knöpfen oder Murmeln ist eine einfache, aber effektive Übung zur Förderung der Feinmotorik.
Sprachtherapie-Spiele
In der Sprachtherapie nimmt die Zahl der Computeranwendungen und Spiele ebenfalls zu. Diese können Patienten helfen, Aufgaben in den Bereichen Verstehen, Sprechen, Lesen und Schreiben zu lösen.
- Aphasie-Apps: Es gibt mehrere Aphasie-Apps, die speziell für die Bedürfnisse von Menschen mit Aphasie entwickelt wurden.
- Buchstaben-Wörter-Spiel: Bei diesem Spiel wird ein Buchstabe vorgegeben, und der Patient nennt so viele Wörter wie möglich mit diesem Anfangsbuchstaben.
- Stadt, Land, Fluss: Ein einfaches Spiel zur kognitiven und sprachlichen Förderung.
Virtuelle Realität (VR) und Spielkonsolen
Studien zeigen, dass der Einsatz virtueller Realität in der motorischen Rehabilitation als Zusatzangebot sinnvoll sein kann. Auch Spielkonsolen wie die "Wii" können Menschen leichter in Bewegung bringen.
- VR-Brillen: Patienten trainieren mit einer VR-Brille und lösen spielerisch Aufgaben, bei denen sie sich in einer virtuellen Realität bewegen müssen.
- Wii-Spiele: Bewegungsübungen mit der Spielkonsole "Wii", wie Tennis oder Cooking Mama (Küchenarbeiten wie Kartoffelschälen werden simuliert), unterstützen die Rehabilitation nach Schlaganfall.
Weitere spielerische Aktivitäten
Neben den genannten Spielen gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, Schlaganfallpatienten spielerisch zu beschäftigen und ihre Fähigkeiten zu fördern.
- Memory: Ein selbst gestaltetes Memory-Spiel mit Bildern oder Wörtern auf Kartenpaaren trainiert das Gedächtnis, die Konzentration und fördert die kognitive Leistungsfähigkeit.
- Fühlbox: Verschiedene Alltagsgegenstände werden in eine Box gelegt, und der Patient tastet die Gegenstände und versucht, sie ohne Hinsehen zu erkennen.
- Schiffe versenken: Ein Klassiker, der sich gut auf kariertem Papier umsetzen lässt.
- Drei gewinnt (Tic-Tac-Toe): Ein simples Spiel auf einem 3×3-Raster, das die Reaktionsfähigkeit fördert.
- Spiele zur Förderung der Raumlageorientierung: Legespiele, bei denen Farben, Formen und Anzahl der Teile genau verglichen werden müssen, fördern die Raumlageorientierung.
Wichtige Aspekte bei der Auswahl und Anwendung von Spielen
- Individuelle Anpassung: Die Auswahl der Spiele sollte sich immer nach dem Schweregrad der Ausfälle, den individuellen Bedürfnissen und Vorlieben des Patienten richten.
- Therapeutische Begleitung: Kognitive, neuropsychologische Trainings und virtuelle, motorische Trainings sollten unter therapeutischer Anleitung durchgeführt werden.
- Häusliches Training: Viele Programme und Spiele können auch im heimischen Bereich genutzt werden, idealerweise unter Anleitung eines Therapeuten.
- Berücksichtigung von Begleiterkrankungen: Post-Stroke-Depression (PSD), Angst und andere psychische Erkrankungen sollten bei der Auswahl der Spiele berücksichtigt werden.
- Motivation und Spaß: Der Spaß am Spiel ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg der Therapie.
Kostenübernahme durch Krankenkassen
Einige Krankenkassen übernehmen mittlerweile die Kosten für bestimmte computergestützte Trainings und Therapien. Es ist ratsam, sich im Vorfeld bei der Krankenkasse zu informieren. Kognitive Trainings zu Hause müssen in der Regel selbst bezahlt werden.
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