Gesund alt werden und bis ins hohe Alter fit im Kopf bleiben - das wünschen sich die meisten Menschen. Um diesem Ziel näher zu kommen, ist es wichtig, Körper und Geist aktiv zu halten. Eine Möglichkeit, die geistige Fitness zu fördern und somit auch Demenz vorzubeugen, ist das Spielen. Studien belegen, dass das Erlernen neuer Sprachen die kognitiven Fähigkeiten stärkt und beitragen kann, den Ausbruch von Demenz zu verzögern oder die Symptome zu mildern. Es gilt „an mehreren Schrauben gleichzeitig zu drehen“. Geistige Stimulation ist die eine, aber eine gesunde Lebensweise und körperliche Bewegung spielen eine ebenso wichtige Rolle wie auch - und das wird häufig unterschätzt - das soziale Miteinander.
Was ist Demenz?
Demenz ist keine Krankheit im eigentlichen Sinne, sondern ein klinisches Syndrom, das durch verschiedene Symptome wie Vergesslichkeit, Orientierungsstörungen oder Sprachstörungen gekennzeichnet ist. Es gibt eine Vielzahl von Erkrankungen, die zu einer vorübergehenden Demenz führen können, wie Hirnentzündungen, Stoffwechselerkrankungen oder Tumoren des Gehirns. Zu den degenerativen Demenzen zählen Alzheimer, die vaskuläre Demenz oder die frontotemporale Demenz. Für diese Demenz-Formen ist kennzeichnend, dass zu einer Störung des Gedächtnisses weitere kognitive Probleme hinzutreten. Einfach gesagt: Die Betroffenen sind nicht nur vergesslich, sondern verlieren allmählich ihr „Lebenswissen“ und damit die Fähigkeit, den Alltag selbstständig zu meistern. Bereits 2021 gab es in Deutschland ca. 1,8 Millionen Demenzerkrankte in Deutschland. Laut Prognosen des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen e. V. (DZNE) könnte diese Zahl bis 2050 auf 2,8 Millionen Menschen ansteigen.
Warum Spiele zur Demenzprävention geeignet sind
Spiele können eine effektive Möglichkeit sein, das Gehirn zu trainieren und die kognitiven Fähigkeiten zu verbessern. Durch die Anregung der Nervenzellen können sich diese besser vernetzen und sich die Verbindungen besser festigen. Die immer neuen Zahlenkombinationen fordern und fördern die geistige Flexibilität. Auch wer schon älter ist, kann seine geistigen Reserven positiv beeinflussen. Wichtig ist, das Gehirn zu fordern und so die Neuronen zur Vernetzung anzuregen. Gedächtnistraining ist auch für Menschen mit einer bestehenden Demenz sinnvoll. Aktivierende Übungen können die kognitiven Funktionen des Patienten länger erhalten, das Langzeitgedächtnis trainieren, soziale Kompetenzen erhalten sowie Sinneswahrnehmungen, Lebensfreude und Selbstwertgefühl stärken.
Kognitive Reserve und Demenz
Die kognitive Reserve ist einer von mehreren Aspekten, die den Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung beeinflussen können. So zeigen sich typische Alzheimer-Symptome nachweislich später bei Menschen, die ihr Leben lang geistig aktiv waren - zum Beispiel im Beruf oder im sozialen Leben. Wer geistig aktiv ist, kann die Leistungsfähigkeit seines Gehirns verbessern.
Welche Spiele eignen sich zur Demenzvorbeugung?
Es gibt eine Vielzahl von Spielen, die zur Demenzvorbeugung geeignet sind. Wichtig ist, dass die Spiele Freude bereiten und keine Überforderung auslösen.
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Digitale Spiele
Computerspiele sind längst nicht mehr nur was für Teenager: Auch Senioren finden zunehmend Freude an den bunten Spielen auf dem Bildschirm. Dass diese sogar einer Demenz vorbeugen können, legen Studienergebnisse nahe. Durch Übungen und knifflige Aufgaben stimulierst Du Dein Gehirn, verbesserst die Konzentrations-, Aufnahme- und Leistungsfähigkeit. Hältst Du Dein Gehirn regelmäßig auf Trab, kannst Du so sogar einer Demenz vorbeugen. Gegen den geistigen Abbau helfen schon kurze Einheiten mehrmals die Woche.
- Computerspiele: Computerspiele können nachweislich die Hirnstrukturen verändern. Ein Beispiel ist ein Computerspiel, bei welchem ein Fahrzeug durch enge Straßen manövriert werden soll. Gleichzeitig hat der Spieler die Aufgabe, verschiedene Symbole am Bildschirm wegzuklicken. Mehrwöchiges Spielen verbesserte die Leistung der Senioren enorm und führte zu einem Ergebnis wie bei den jungen Probanden.
- memoreCare: Eine gestengesteuerte Spielekonsole für Senioren in Betreuungseinrichtungen, die abwechslungsreiche Spiele bietet, mit dem Ziel, die physische und geistige Gesundheit zu fördern. Gespielt werden können beispielsweise Kegeln oder Tischtennis. Der Anbieter berichtet von positiven Effekten hinsichtlich kognitiver Fähigkeiten wie beispielsweise des Erinnerungsvermögens. Auch die Sturzprophylaxe konnte durch die Spiele verbessert werden.
- Demenz-Apps: Dr. Konstantin Lekkos, Chefarzt der Klinik für Altersmedizin im Helios Klinikum Hildesheim, hat eine App mit Spielen entwickelt, die auf Demenzerkrankte zugeschnitten sind. Das Besondere: Es können Fotos aus der eigenen Vergangenheit hochgeladen werden, um die Erinnerungen des Erkrankten anzuregen. Wichtigster Effekt dabei ist nicht primär das Gehirntraining, sondern dass die Menschen anfangen zu erzählen - von früher, von den Situationen auf den Bildern.
Analoge Spiele
- Sudoku: Sudoku stammt aus dem Japanischen und ist ein Kunstwort aus dem japanischen “ Suji wa dokushin ni kagiru”. Das heißt übersetzt: “Jede Zahl muss einzig sein.” Sudoku ist ein logikbasiertes Zahlenrätsel, bei dem ein 9×9-Raster so ausgefüllt werden muss, dass in jeder Zeile, Spalte und in jedem 3×3-Untergitter die Zahlen 1 bis 9 genau einmal vorkommen.
- Wordle: Wordle ist ein wortbasiertes Denkspiel, bei dem die Spieler versuchen, ein geheimes Wort mit fünf Buchstaben in maximal sechs Versuchen zu erraten. Nach jedem Versuch gibt das Spiel Hinweise, indem es zeigt, welche Buchstaben korrekt sind (grün), welche im Wort vorkommen, aber an der falschen Stelle stehen (gelb), und welche nicht im Wort enthalten sind (grau).
- Klassische Spiele: Kniffel, Scrabbel oder beliebte analoge Spiele lassen sich ganz einfach online spielen. Bei vielen Computerspielen gibt es unterschiedliche Level: Einfache PC-Spiele werden langsam kniffliger - denn je höher das Level, desto herausfordernder wird’s.
- Spiele für Senioren mit Demenz: Spiele für Senioren mit Demenz sind nicht nur unglaublich unterhaltsam, sondern bieten auch eine wertvolle Möglichkeit, Spaß und Aktivität in den Alltag von Menschen zu integrieren, die mit dieser Erkrankung leben. Mit diesen Spielen und Aktivitäten haben auch ältere Menschen mit Demenz eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, an der sie Freude haben.
Weitere Aktivitäten
- Musik: Musik hören oder machen regt neue Verbindungen zwischen den Nervenzellen im Gehirn an und hilft so bei der Vorbeugung gegen Alzheimer. Das Erlernen und Üben feinmotorischer Bewegungen, das Lesen von Noten und die Schulung des Gehörs stärken das Gehirn und tragen zur geistigen Fitness bis ins hohe Alter bei.
- Lesen: Bücher, Zeitschriften und Zeitungen lesen fordert das Gehirn und regt die Fantasie an.
- Neues lernen: Eine Fremdsprache lernen, eine Sportart erlernen oder ein neues Hobby beginnen.
- Tanzen: Wer tanzt, trainiert gleichzeitig Gedächtnis, Motorik und Koordination - und profitiert zudem vom sozialen Miteinander als Paar oder in der Gruppe.
- Soziale Kontakte: Regelmäßiger Kontakt zu anderen Menschen hilft, Demenz vorzubeugen. Denn das Gehirn wird auf ganz unterschiedliche Weise gefordert - es muss gleichzeitig wahrnehmen und denken. Soziale Aktivitäten fordern das Sprachvermögen, das Kurzzeitgedächtnis, die Sinne und das Gefühlszentrum.
- Kreative Tätigkeiten: Kreative Tätigkeiten sind zugleich eine aktive Betätigung und eine sinnliche Erfahrung. Der Umgang mit unterschiedlichen Materialien aus der Natur oder dem Bastelladen kann Demenzerkrankten viel Freude bereiten.
- Erinnerungsarbeit: Erinnerungsalben mit Fotos und Erinnerungsstücken aus dem Leben der demenzerkrankten Person können helfen, Erinnerungen zu wecken und Gespräche anzuregen.
Tipps zur Auswahl geeigneter Spiele
- Abwechslung: Keine Routine aufkommen lassen, denn unser Gehirn mag immer neue Herausforderungen.
- Komplexität: Je komplexer die Tätigkeit, desto anregender fürs Gehirn.
- Freude: Die Beschäftigung sollte Spaß machen.
- Anpassung: Berücksichtigen Sie das Stadium der Demenz und gehen Sie auf persönliche Vorlieben und Abneigungen ein.
- Vermeidung von Überforderung: Zu komplexe Spiele können für Menschen mit Demenz frustrierend sein.
- Gestaltung: Große, klare Buchstaben, einfache Bilder und übersichtliche Spielbretter sind entscheidend.
- Dauer: Kurze, fesselnde Aktivitäten sind effektiver. Langwierige Spiele können ermüdend sein und die Aufmerksamkeit verringern.
Weitere Maßnahmen zur Demenzprävention
Neben geistiger Aktivität durch Spiele gibt es weitere Maßnahmen, die zur Demenzprävention beitragen können:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten ist wichtig für die Gesundheit des Gehirns.
- Körperliche Aktivität: Regelmäßige körperliche Aktivität fördert die Durchblutung des Gehirns und stärkt die Nervenzellen.
- Soziale Kontakte: Pflegen Sie soziale Kontakte und nehmen Sie an gesellschaftlichen Aktivitäten teil.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Vermeiden Sie Rauchen, übermäßigen Alkoholkonsum und Übergewicht.
- Behandlung von Vorerkrankungen: Lassen Sie Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Depressionen behandeln.
Die Demenz-Forschung zeigt also, dass die Demenz-Prävention an drei „Baustellen“ ansetzen muss: An Körper, Geist - und Seele, und zu Letzterer gehören der soziale Kontakt, die menschliche Zuwendung und das Gespräch.
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