Einen kompetenten Tierarzt für Degus zu finden, kann eine Herausforderung sein, da Nagetiere und Kaninchen in der veterinärmedizinischen Ausbildung oft vernachlässigt wurden. Obwohl sich die Situation verbessert, sind viele Tierärzte nicht ausreichend qualifiziert, um Degus richtig zu behandeln. Daher ist es wichtig, sich vorab über die Fachkenntnisse des Tierarztes zu informieren.
Ursachen für neurologische Probleme bei Degus
Verschiedene Faktoren können neurologische Symptome bei Degus verursachen, darunter:
- Ohrenentzündungen: Insbesondere bei Kopfschiefhaltung, Kratzen am Ohr und Gleichgewichtsstörungen. Der Gehörgang von Degus ist sehr schmal, was die Diagnose erschwert.
- Schlaganfall: Wird in der Regel durch Ausschluss anderer Ursachen diagnostiziert.
- Gehirnerschütterung oder Schädeltrauma: Meist durch Stürze verursacht.
- Tumore: Schwierig zu diagnostizieren, Röntgenbilder können hilfreich sein.
- E. cuniculi: Eine Protozoeninfektion, die hauptsächlich Kaninchen betrifft, aber selten auch bei Degus vorkommen kann.
- Bluthochdruck (Hypertonie): Kann zu Organschäden führen, insbesondere an Augen und Gehirn.
Symptome eines Degu-Schlaganfalls
Die Symptome eines Schlaganfalls beim Degu können vielfältig sein und hängen davon ab, welcher Bereich des Gehirns betroffen ist. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Kopfschiefhaltung: Der Degu hält den Kopf schief, manchmal nur leicht, manchmal stark zur Seite geneigt.
- Gleichgewichtsstörungen: Der Degu taumelt, fällt um oder hat Schwierigkeiten, sich zu koordinieren.
- Kreiseln: Der Degu läuft unkontrolliert im Kreis.
- Augenzittern (Nystagmus): Die Augen bewegen sich rhythmisch hin und her.
- Lähmungen: Besonders häufig sind Lähmungen der Hinterbeine, die nachgezogen werden.
- Anfälle: Eher selten, aber möglich.
- Verhaltensänderungen: Der Degu wirkt desorientiert, verwirrt oder apathisch.
- Sehverlust: Plötzliche Erblindung oder eingeschränktes Sehvermögen.
- Inkontinenz: Unkontrollierter Urin- oder Kotabgang.
Diagnose
Die Diagnose eines Schlaganfalls beim Degu basiert in der Regel auf den klinischen Symptomen und dem Ausschluss anderer möglicher Ursachen. Der Tierarzt wird eine gründliche neurologische Untersuchung durchführen, um die Funktion des Nervensystems zu beurteilen.
Mögliche diagnostische Maßnahmen umfassen:
Lesen Sie auch: Ursachen und Risikofaktoren für Schlaganfälle bei Katzen
- Allgemeine Untersuchung: Beurteilung des Allgemeinzustands, der Herz- und Atemfrequenz sowie der Körpertemperatur.
- Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Reflexe, der Koordination, des Gleichgewichts und der Reaktion auf Reize.
- Blutuntersuchung: Um andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können.
- Röntgenaufnahmen: Um Verletzungen oder Tumore auszuschließen.
- Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT): Um detailliertere Bilder des Gehirns zu erhalten und andere Ursachen wie Tumore oder Blutungen auszuschließen.
Behandlung
Die Behandlung eines Schlaganfalls beim Degu zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Erholung zu fördern. Die spezifische Behandlung hängt von der Ursache und dem Schweregrad des Schlaganfalls ab.
Mögliche Behandlungsansätze umfassen:
- Kortikosteroide (Cortison): Um Entzündungen im Gehirn zu reduzieren und die Durchblutung zu verbessern.
- Vitamin B-Komplex: Um die Nervenfunktion zu unterstützen.
- Infusionen: Um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen und die Nierenfunktion zu unterstützen.
- Schmerzmittel: Um Schmerzen zu lindern.
- Physiotherapie: Um die Beweglichkeit und Koordination zu verbessern.
- Unterstützende Pflege: Dazu gehört eine ruhige Umgebung, weiche Unterlagen, regelmäßige Reinigung und Unterstützung bei der Futter- und Wasseraufnahme.
Weitere wichtige Erkrankungen und Behandlungen bei Degus
Neben Schlaganfällen gibt es weitere Gesundheitsprobleme, die bei Degus auftreten können und die eine besondere Behandlung erfordern. Hier sind einige davon:
Giardien-Infektion
Giardien sind einzellige Parasiten, die den Darm von Degus befallen können. Vor allem in der Zucht kann eine Giardien-Infektion ein Problem darstellen, da Jungtiere häufig nach der Aufnahme der Giardienzysten erkranken. Wachstumsstörungen durch ungenügende Nährstoffaufnahme im Darm der Tiere einerseits, bis hin zu starken Durchfällen und damit verbundenen Todesfällen andererseits, machen diese Infektion so gefährlich.
Symptome:
- Akuter Durchfall (matschiger bis flüssiger Kot)
- Kotverkrustungen am After
- "Staksiges" Laufen (Schmerzen!)
- Versuch, Kot vermehrt "auszupressen"
- Darmvorfall (in schweren Fällen)
Diagnose:
- Serologische Kotuntersuchung (ELISA-Antigen-Test) - Giardien-Schnelltests sind bei Degus nicht aussagekräftig.
- Wichtig: Kotproben von allen Gruppenmitgliedern über 3 folgende Tage hinweg sammeln und nicht verunreinigen.
Behandlung:
- Fenbendazol (Panacur) oder Metronidazol (in unterschiedlichen Behandlungsintervallen)
- Wichtig: Reinfektionen unterbinden, indem die Zysten aus der Umgebung entfernt bzw. ihre Ausbreitung in der Umgebung verhindert wird.
- Holzgegenstände bei mind. 80°C (max. 100°C) für 30 Minuten in den Ofen geben oder über mind. Steine und andere Einrichtungsgegenstände mit Halamid abwaschen, einwirken lassen und erst nach abgeschlossener Behandlung wieder in den Käfig geben.
- Handelsübliche Desinfektionsmittel wirken nicht. Erst chlorhaltige Mittel, wie z.B. Halamid, sind in der Lage deren Hülle zu durchbrechen. Holz ist allerdings selbst damit nur sehr schwer wieder “Giardien-frei” zu bekommen. Dampfstrahler, Backofen, Gefriertruhe sind weitere Möglichkeiten, die Umgebung bzw. Gegenstände eines infizierten Tieres zu desinfizieren.
Vorbeugung:
- Regelmäßige Kotuntersuchungen (insbesondere in der Zucht)
- Gute Hygiene im Gehege
Verdauungsprobleme
Das Verdauungssystem von Degus unterscheidet sich von dem anderer Säugetiere. Sie dürfen niemals hungern oder nüchtern sein, da sie kontinuierlich kleine Futterportionen benötigen, um die Darmbewegung aufrechtzuerhalten.
Lesen Sie auch: Gesundheitliche Rückschläge und politische Leistungen von Lafontaine
Wichtige Hinweise:
- Degus können nicht erbrechen.
- Futterverweigerung führt schnell zu Aufgasungen und Störungen der Darmflora.
- Durchfall kann durch Fütterungsfehler, Zahnerkrankungen oder Parasiten verursacht werden.
Behandlung:
- Bei Futterverweigerung: Zwangsernährung mit Ersatzfutterbrei
- Bei Durchfall: Ursachenbekämpfung (z.B. Fütterungsumstellung, Zahnbehandlung, Parasitenbekämpfung)
Diabetes
Degus neigen zu Diabetes, wenn sie zu viele Kohlenhydrate fressen. Obst sollte vermieden werden.
Symptome:
- Ein- oder beidseitige Linsentrübung
- Gesteigerter Durst
- Gewichtszu- oder abnahme
Zahnerkrankungen
Die Zähne von Degus wachsen ständig nach. Futter mit hohem Rohfaseranteil ist wichtig für den Zahnabrieb.
Ursachen:
- Falsche Fütterung (zu hartes oder zu stark bearbeitetes Futter)
- Genetische Veranlagung
Behandlung:
- Korrektur von Zahnfehlstellungen durch den Tierarzt
- Anpassung der Fütterung
Penisvorfall
Bei männlichen Degus kann ein Penisvorfall auftreten, meist durch einen Ring aus Fellhaaren in der Hautfalte verursacht.
Symptome:
- Geschwollene und gerötete Spitze des Penis, die aus der Hautfalte herausschaut.
Behandlung:
- Tierärztliche Entfernung des Fellhaarrings (Notfall, da die Schleimhaut des Penis nicht austrocknen darf).
Schwanzverletzungen
Die Schwanzhaut von Degus ist sehr empfindlich und kann leicht einreißen und abfallen.
Behandlung:
- Sandbad entfernen, um Infektionen zu vermeiden.
- Antibiotische Behandlung bei Entzündungen.
Hauterkrankungen
Schuppige, krustige Hautveränderungen mit oder ohne Fellverlust und Juckreiz sollten vom Tierarzt abgeklärt werden. Eine Besonderheit bei Degus ist das durch Fütterungsfehler verursachte Fellfressen bei Partnertieren oder am eigenen Körper.
Lesen Sie auch: Rehabilitation bei Gesichtsfeldausfall
Augenerkrankungen
Wässriger/milchiger oder eitriger Augenausfluss kann auf eine Entzündung im Auge hindeuten.
Ursachen:
- Fremdkörper
- Trockene Luft
- Infektionen
Atemwegserkrankungen
Degus können empfindlich auf trockene Luft reagieren und sich mit Atemwegserkrankungen anstecken.
Symptome:
- Nasen- und Augenausfluss
Knochenbrüche
Degus können sich leicht an den Gliedmaßen verletzen.
Behandlung:
- Schmerzmittel
- Verband oder Operation (je nach Schweregrad)
Vestibularsyndrom
Das Vestibularsyndrom ist eine neurologische Erkrankung, die Gleichgewichtsstörungen verursacht. Es wird in ein zentrales und peripheres Vestibularsyndrom unterteilt.
Symptome:
- Kopfschiefhaltung
- Gleichgewichtsstörungen
- Kreiseln
- Augenzittern
- Übelkeit und Erbrechen
Behandlung:
- Symptomatisch (z.B. Infusionen, Medikamente gegen Übelkeit)
- Physiotherapie
Bluthochdruck (Hypertonie) bei Katzen (Übertragbarkeit auf Degus fraglich)
Obwohl der Artikel hauptsächlich über Hypertonie bei Katzen spricht, ist es wichtig zu wissen, dass Bluthochdruck auch bei anderen Tierarten, einschließlich Degus, auftreten kann. Die Symptome, Ursachen und Behandlungsmethoden können ähnlich sein.
Ursachen:
- Chronische Nierenerkrankungen
- Schilddrüsenüberfunktion
- Idiopathische Hypertonie (keine erkennbare Ursache)
Symptome:
- Plötzliche Erblindung
- Verhaltensänderungen
- Krampfanfälle
- Ataxie (Koordinationsstörungen)
Diagnose:
- Blutdruckmessung
- Augenuntersuchung
- Blutuntersuchung (zur Überprüfung der Nierenfunktion und Schilddrüsenwerte)
Behandlung:
- Medikamente zur Senkung des Blutdrucks
- Behandlung der Grunderkrankung (z.B. Nierenerkrankung, Schilddrüsenüberfunktion)
Euthanasie - Eine schwierige Entscheidung
Der Bericht über den Verlust eines geliebten Haustieres, Minka, verdeutlicht die schwierige Entscheidung, wann der richtige Zeitpunkt für die Euthanasie gekommen ist. Es ist wichtig, die Lebensqualität des Tieres zu berücksichtigen und zu vermeiden, dass es unnötig leidet. Wenn mehrere Tierärzte zur Euthanasie raten, sollte diese Option ernsthaft in Betracht gezogen werden, auch wenn es schwerfällt.
tags: #degu #schlaganfall #symptome #ursachen #behandlung