Delfine: Nutzung und Komplexität ihrer Gehirne

Delfine sind bekannt für ihre Intelligenz und ihr komplexes Sozialverhalten. Ihr Gehirn, eines der größten im Tierreich, hat die Wissenschaft lange fasziniert. Besonders die vielfältigen Laute, die Delfine unter Wasser erzeugen, stehen im Fokus der Forschung.

Die Intelligenz der Delfine

Die Intelligenz von Delfinen ist unbestritten. Gemessen an ihrer Körpergröße haben Delfine zwar etwas weniger Hirnmasse als der Mensch, doch ihr Gehirn ist stärker gefaltet und weist eine größere Oberfläche auf. Diese Faltung betrifft vor allem den Neocortex, eine Hirnstruktur, die für komplizierte Denkvorgänge und das Selbstbewusstsein zuständig ist. Tatsächlich hat keine andere Art der Welt ein so stark gewundenes Gehirn wie Delfine.

Die Intelligenzforschung bei Delfinen hat eine lange Geschichte. In den 1950er Jahren begann John Lilly, die Sprache der Delfine zu erforschen. Obwohl seine Experimente im Laufe der Zeit immer ungewöhnlicher wurden, trug er maßgeblich dazu bei, das Interesse an der Erforschung der Delfinintelligenz zu wecken.

Die Anatomie des Delfingehrins

Delfine besitzen große und komplexe Gehirne, die durchaus mit dem menschlichen Gehirn verglichen werden können. Das Gehirn eines Tümmlers ist etwa 40 Prozent größer als das des Menschen. Wie beim Menschen ist das Gehirn in zwei Hemisphären unterteilt, die durch den Corpus Callosum (Gehirnbalken) verbunden sind.

Es gibt jedoch auch wichtige anatomische Unterschiede. Delfine haben keine so großen Stirnlappen wie Primaten, die für Entscheidungs- und Planungsprozesse verantwortlich sind. Stattdessen verarbeiten sie visuelle und akustische Informationen in anderen Bereichen ihrer Großhirnrinde. Darüber hinaus verfügen Delfine über ein gut entwickeltes paralimbisches System zur Verarbeitung von Gefühlen.

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Ein weiterer bemerkenswerter Unterschied ist der interhemisphärische Schlaf der Delfine. Im Gegensatz zu Menschen, bei denen beide Gehirnhälften gleichzeitig ruhen, schläft bei Delfinen immer nur eine Hälfte des Gehirns, während die andere wach bleibt. Dies ermöglicht es ihnen, weiterhin zu atmen und ihre Umgebung zu überwachen.

Die Kommunikation der Delfine

Delfine sind sehr soziale Tiere, die eine Vielzahl von Lauten zur Kommunikation nutzen. Sie pfeifen und klicken nicht nur, sondern geben auch laute Geräusche in einer weiten Frequenzbreite von sich. Wissenschaftler versuchen seit langem herauszufinden, was diese Töne bedeuten.

Jeder Delfin besitzt einen einzigartigen "Signaturpfiff", der als eine Art Name dient. Delfine begrüßen sich im Meer, indem sie diese Signaturpfiffe austauschen und sich noch nach Jahrzehnten daran erinnern.

Es gibt Hinweise darauf, dass Delfine auch andere Laute verwenden, um Informationen zu vermitteln. Forscher arbeiten daran, bestimmte Äußerungen mit konkreten Verhaltensweisen zu verbinden, um die "Delfinsprache" zu entschlüsseln.

Die Fähigkeiten der Delfine

Delfine sind zu bemerkenswerten kognitiven Leistungen fähig. Sie können Probleme lösen, für die Zukunft planen und Werkzeuge benutzen. In der Shark Bay in Australien wurde beobachtet, wie Große Tümmler Schwämme vom Meeresboden lösen und sie sich zum Schutz auf die Schnauze setzen, wenn sie im Sand nach versteckten Fischen suchen.

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Delfine zeigen auch ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein. Sie können sich im Spiegel erkennen, eine Fähigkeit, die außer ihnen nur Menschen und Menschenaffen besitzen.

Darüber hinaus sind Delfine in der Lage, sich in die Gefühle anderer einzufühlen. Wenn ein Delfin in Schwierigkeiten gerät, zeigt die ganze Gruppe Zusammenhalt und folgt ihm manchmal sogar in seichtes Wasser, was im schlimmsten Fall zu einer Massenstrandung führen kann.

Delfine im Vergleich zum Menschen

Die Intelligenz der Delfine wirft die Frage auf, wie sie im Vergleich zum Menschen abschneiden. Gemessen an der Hirngröße im Verhältnis zur Körpergröße steht der Große Tümmler dem Menschen nur wenig nach. Das Gehirn von Delfinen ist etwa fünfmal größer als das durchschnittliche Gehirn von Tieren gleicher Größe.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Intelligenz ein komplexes Konzept ist, das sich nicht allein an der Hirngröße messen lässt. Delfine haben sich an ein Leben im Wasser angepasst und verfügen über einzigartige Fähigkeiten wie die Echoortung, die ihnen in ihrer Umgebung zugutekommen.

Die ethische Frage

Die Erkenntnisse über die Intelligenz und das Sozialverhalten der Delfine haben ethische Fragen aufgeworfen. Einige Wissenschaftler argumentieren, dass Delfine als Individuen betrachtet werden sollten, denen ähnliche Rechte zustehen wie dem Menschen. Dies würde bedeuten, dass Delfine nicht für Tiershows vermarktet oder in Delfinarien gehalten werden sollten.

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Die DERTOUR Group, einer der führenden Reisekonzerne Europas, hat bereits angekündigt, alle Angebote zu streichen, die Meeressäuger in ihrer natürlichen Lebensweise beeinträchtigen.

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