Demenz Symptome Augen: Ein umfassender Überblick

Die Demenz, insbesondere die Alzheimer-Krankheit, ist eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Neben den bekannten kognitiven Beeinträchtigungen rücken zunehmend auch Veränderungen im Bereich des Sehens in den Fokus der Forschung. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Zusammenhänge zwischen Demenz und Augen, von frühen Anzeichen bis hin zu potenziellen Screening-Methoden.

Was ist Demenz?

Der Begriff „Demenz“ umfasst eine Vielzahl von degenerativen Erkrankungen, die mit unterschiedlichen Mechanismen und Symptomen einhergehen. Eine bekannte Form ist die Alzheimer-Krankheit, bei der es zu Gedächtnisverlust und Problemen mit dem Denkvermögen kommt. Eine weitere Untergruppe ist die Frontotemporale Demenz (FTD), bei der vor allem der Frontallappen und manchmal die Temporallappen des Gehirns betroffen sind.

Frontotemporale Demenz: Wenn Verhalten und Sprache leiden

Im Gegensatz zur Alzheimer-Krankheit manifestiert sich die Frontotemporale Demenz oft durch Veränderungen im Verhalten, der Persönlichkeit und der Sprache. Der Frontallappen, der für Planung, Entscheidungsfindung und soziale Interaktion zuständig ist, wird beeinträchtigt. Dies kann zu Impulsivität, Verlust von sozialen Normen und Schwierigkeiten bei der Steuerung von Handlungen führen. Auch die Sprachfähigkeiten können betroffen sein, was sich in Wortfindungsstörungen, undeutlicher Aussprache oder dem Verlust der Fähigkeit, Sprache zu verstehen, äußert.

Symptomgruppen der Frontotemporalen Demenz

Die Frontotemporale Demenz kann sich in drei Hauptgruppen von Symptomen äußern:

  1. Auffällige Veränderung im Verhalten: Betroffene zeigen ungewohnt impulsive Reaktionen, verlieren ihre guten Umgangsformen oder reagieren unangemessen auf die Gefühle anderer. Es kann ihnen schwerfallen, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, oder sie verhalten sich zwanghaft. Essattacken, vermehrtes Trinken von Alkohol, Passivität oder apathisches Verhalten können ebenfalls auftreten.
  2. Probleme mit der Sprache: Sprachprobleme äußern sich durch Schwierigkeiten beim Sprechen, Lesen und Verstehen. Betroffene suchen nach Wörtern, ihre Aussprache wird undeutlich, sie wiederholen sich häufig oder sagen Dinge, die keinen Sinn ergeben. Manchmal können sie auch Gesichter oder Gegenstände nicht mehr korrekt zuordnen. Im fortgeschrittenen Stadium kann die Fähigkeit zu sprechen komplett verloren gehen.
  3. Eingeschränkte Beweglichkeit: Bewegungsstörungen können sich in Form von Schwierigkeiten bei der Ausführung präziser Bewegungen, Schluckbeschwerden, Gleichgewichtsproblemen oder Problemen bei der räumlichen Orientierung äußern. Es kann auch schwerfallen, den Blick zu lenken.

Demenz Symptome Augen: Die Verbindung zwischen Sehen und Kognition

Die Forschung hat gezeigt, dass es eine enge Verbindung zwischen der Sehkraft und den kognitiven Funktionen des Gehirns gibt. Veränderungen im Sehvermögen können frühe Anzeichen für eine Demenzerkrankung sein, oft Jahre bevor andere Symptome auftreten.

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Visuelle Sensibilität als Frühindikator

Eine Studie der Universität Loughborough in Großbritannien hat ergeben, dass der Verlust der visuellen Sensibilität ein Frühindikator für Demenz sein kann. In dieser Studie mussten die Teilnehmer einen Knopf drücken, sobald sie sahen, dass sich ein Dreieck aus einem Feld sich bewegender Punkte bildete. Menschen, die später dement wurden, erkannten das Dreieck sehr viel langsamer als gesunde Menschen. Der Verlust von „visueller Sensibilität“ könne eine Erkrankung bereits 12 Jahre vor einer Diagnose vorhersagen, heißt es in der im Fachmagazin „Scientific Reports“ veröffentlichten Untersuchung.

Die Rolle von Amyloid-Plaques

Die für Alzheimer typischen Amyloid-Plaques, die sich im Gehirn bilden, beeinträchtigen zuerst die Bereiche, die für das Sehen zuständig sind, bevor sie sich auf die für das Gedächtnis zuständigen Bereiche auswirken. Dies erklärt, warum Sehtests Defizite erkennen können, bevor Gedächtnistests dies tun.

Weitere Aspekte der visuellen Verarbeitung

Neben der visuellen Sensibilität können auch andere Aspekte der visuellen Verarbeitung bei Demenz beeinträchtigt sein. Dazu gehören die Fähigkeit, Umrisse zu erkennen, Farben zu unterscheiden (insbesondere im Blau-Grün-Spektrum) und Augenbewegungen zu kontrollieren. Ein Mangel in der „hemmenden Kontrolle“ der Augenbewegungen kann dazu führen, dass ablenkende Reize die Aufmerksamkeit leichter fesseln.

Veränderungen der Augenbewegungsmuster

Menschen mit Demenz zeigen oft veränderte Augenbewegungsmuster. Sie scannen Gesichter nicht mehr nach den üblichen Mustern, was es ihnen erschwert, Gesichter wiederzuerkennen. Auch der oft etwas verlorene Ausdruck Betroffener könnte darauf beruhen, dass die Umgebung von ihnen nicht mehr gezielt mit Blicken abgetastet wird.

Netzhautscans als Diagnoseinstrument

Forscher arbeiten an der Entwicklung von Netzhautscans, die mithilfe künstlicher Intelligenz (KI) Veränderungen in der Form und Größe der Blutgefäße im hinteren Teil des Auges analysieren können. Da diese Blutgefäße eine Verlängerung der Blutgefäße im Gehirn darstellen, können Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand des Gehirns gezogen werden, ohne dass ein belastender Eingriff erforderlich ist.

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Ergebnisse der Netzhautanalyse

Die Analyse von Netzhautbildern hat gezeigt, dass Probanden mit einer schlechten Denkleistung folgende Merkmale aufwiesen:

  • Eine geringe Breite der Blutgefäße im Auge
  • Eine geringe Fläche der Blutgefäße im Auge
  • Eine geringe Verdrehung der Arteriolen (Blutgefäße, die vom Herzen wegführen)
  • Eine erhöhte Verdrehung der Venolen (Blutgefäße, die zum Herzen zurückführen)

Diese Auffälligkeiten könnten mit einer verminderten Blutversorgung des Gehirns zusammenhängen.

Pupillenreaktion als Indikator

Eine weitere Studie hat gezeigt, dass die Pupillenreaktion auf kognitive Aufgaben bei Menschen mit einem erhöhten Alzheimer-Risiko verändert ist. Forscher beobachteten bei Probanden mit dem verklumpten Protein Tau und einer leichten kognitiven Beeinträchtigung eine größere Pupillenerweiterung und mehr kognitive Anstrengung. Dies deutet darauf hin, dass die Beobachtung der Pupille als Screening-Methode zur Früherkennung eines erhöhten Alzheimer-Risikos genutzt werden kann.

Weitere Symptome und Anzeichen von Demenz

Neben den Veränderungen im Sehvermögen gibt es weitere Symptome und Anzeichen, die auf eine Demenzerkrankung hindeuten können:

  • Gedächtnisprobleme: Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, Vergessen wichtiger Termine, Schwierigkeiten, sich an kürzlich erlebte Ereignisse zu erinnern.
  • Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Probleme, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren, vorausschauend zu planen und umzusetzen, Schwierigkeiten beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen.
  • Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Schwierigkeiten bei der Bewältigung alltäglicher Aufgaben wie Kochen, Anziehen oder Bedienen von Geräten.
  • Orientierungsprobleme: Schwierigkeiten, sich in vertrauten Umgebungen zurechtzufinden, Verwirrung bezüglich Zeit und Ort.
  • Sprachstörungen: Wortfindungsstörungen, Verwendung falscher Begriffe, Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen.
  • Verlegen von Dingen: Verlieren von Gegenständen und Ablegen an ungewöhnlichen Orten.
  • Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Verlust der Eigeninitiative, sozialer Rückzug.

Risikofaktoren für Demenz

Neben dem Alter gibt es weitere Risikofaktoren, die das Entstehen einer Demenz begünstigen können:

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  • Bewegungsmangel
  • Kopfverletzungen
  • Alkohol
  • Feinstaubbelastung
  • Geringe Bildung
  • Übergewicht
  • Bluthochdruck
  • Eingeschränkte Hörfähigkeit
  • Rauchen
  • Diabetes
  • Depressionen
  • Mangel an sozialen Kontakten

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose einer Demenz erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus Anamnese, körperlicher Untersuchung, neuropsychologischen Tests und bildgebenden Verfahren wie CT, MRT oder PET. Es ist wichtig, andere gesundheitliche Probleme auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können.

Leider gibt es bisher keine Heilung für Demenz. Allerdings gibt es Möglichkeiten, die Symptome zu lindern und den Krankheitsverlauf zu verlangsamen. Dazu gehören Medikamente, die die kognitiven Funktionen verbessern oder Verhaltensauffälligkeiten reduzieren können, sowie nicht-medikamentöse Therapien wie Ergotherapie, Logopädie und Physiotherapie. Auch eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Ernährung und sozialen Kontakten kann sich positiv auf den Krankheitsverlauf auswirken.

Therapien bei Frontotemporaler Demenz

Die Therapien bei Frontotemporaler Demenz zielen darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern. Logopädie kann bei Sprachschwierigkeiten helfen, während Ergotherapie bei Problemen mit Bewegung und Koordination eingesetzt wird. Bei depressiven Entwicklungen oder Verhaltensauffälligkeiten können Antidepressiva oder Antipsychotika zum Einsatz kommen.

Eine helle, sichere und vertraute Umgebung sowie strukturierte Tage mit geregelten Abläufen können bei einer gestörten Orientierung helfen. Regelmäßige Aktivitäten und Aufgaben können Betroffenen helfen, sich gebraucht zu fühlen.

Die Rolle der Angehörigen

Die Pflege eines Menschen mit Demenz kann sehr herausfordernd und belastend sein. Für Angehörige ist es wichtig, sich frühzeitig Unterstützung zu suchen und auf die eigenen Bedürfnisse zu achten. Es gibt zahlreiche Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Pflegeangebote, die Angehörigen helfen können, mit der Situation umzugehen.

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