Demenz: Bewegung, Einschränkungen, Ursachen und Therapie

Demenz ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit, sowohl für die Betroffenen und ihre Familien als auch für das Gesundheitswesen. Sie ist gekennzeichnet durch einen allmählichen Verlust der kognitiven Fähigkeiten. Obwohl die Alzheimer-Krankheit die bekannteste Form der Demenz ist, gibt es über 50 verschiedene Demenzerkrankungen. Bewegungseinschränkungen sind eine häufige Begleiterscheinung von Demenz, die die Lebensqualität der Betroffenen zusätzlich beeinträchtigen kann. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Demenz, Bewegungseinschränkungen, deren Ursachen, und stellt verschiedene Therapieansätze vor.

Ursachen von Demenz

Demenz ist ein komplexes Krankheitsbild, dessen Ursachen vielfältig sind. Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Gefäß- und Stoffwechselerkrankungen: Bluthochdruck, hohe Blutzucker- oder Cholesterinwerte belasten die Gefäße und den Stoffwechsel und können so das Demenzrisiko erhöhen.
  • Entzündungen und Ablagerungen im Gehirn: Entzündliche Prozesse und schädliche Proteinablagerungen, wie Amyloid-beta und verändertes Tau, können Nervenzellen schädigen und zu Demenz führen.
  • Verminderte kognitive Reserve: Eine geringe Widerstandskraft des Gehirns gegenüber Schäden, die sogenannte kognitive Reserve, kann das Demenzrisiko erhöhen. Geistige Anregung in jungen Jahren kann diese Reserve aufbauen und das Gehirn schützen.
  • Weitere Risikofaktoren: Rauchen, Übergewicht, Bewegungsmangel, sozialer Rückzug, Depressionen, Kopfverletzungen, Luftverschmutzung, Seh- und Hörschwächen sowie hoher Alkoholkonsum können ebenfalls das Demenzrisiko erhöhen.

Besonders wichtig ist, dass das Vorliegen mehrerer Risikofaktoren das Demenzrisiko deutlich erhöht. Umgekehrt kann die Reduzierung eines Risikofaktors oft mehrere positive Effekte gleichzeitig haben.

Bewegungseinschränkungen bei Demenz

Bewegungseinschränkungen sind eine häufige Begleiterscheinung von Demenz, insbesondere in fortgeschrittenen Stadien. Sie können sich auf verschiedene Weisen äußern:

  • Gangstörungen: Betroffene schlurfen, hinken, ziehen ein Bein nach oder heben ihre Füße nicht mehr ausreichend. Der Gang wird unsicher und schwankend, was das Sturzrisiko erhöht.
  • Grob- und feinmotorische Einschränkungen: Schwierigkeiten bei der Koordination von Bewegungen, beispielsweise beim Greifen oder beim gleichzeitigen Ausführen verschiedener Bewegungen mit beiden Händen. Im späteren Verlauf kommt es zum Verlust der Feinmotorik, was Tätigkeiten wie Essen mit Messer und Gabel, An- und Ausziehen oder Zähneputzen erschwert.
  • Eingesunkene Körperhaltung: Betroffene sind nicht mehr in der Lage, den Kopf aufrecht zu halten, was zu einer schiefen Körperhaltung und einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck führt.
  • Bettlägerigkeit: Im Endstadium der Demenz sind viele Betroffene bettlägerig und vollständig auf Pflege angewiesen.

Diese Bewegungseinschränkungen können die Selbstständigkeit der Betroffenen erheblich beeinträchtigen und die Pflege erschweren.

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Ursachen von Bewegungseinschränkungen bei Demenz

Bewegungseinschränkungen bei Demenz können verschiedene Ursachen haben:

  • Neurologische Veränderungen: Die fortschreitende Schädigung von Nervenzellen im Gehirn beeinträchtigt die Steuerung der Muskeln und die Koordination von Bewegungen.
  • Muskelabbau: Bewegungsmangel führt zu Muskelabbau, was die Kraft und Ausdauer reduziert und die Beweglichkeit einschränkt.
  • Gelenkprobleme: Arthrose und andere Gelenkerkrankungen können Schmerzen verursachen und die Beweglichkeit einschränken.
  • Weitere Erkrankungen: Depressionen, Angstzustände, Schwindel und andere Erkrankungen können ebenfalls zu Bewegungseinschränkungen beitragen.
  • Medikamente: Einige Medikamente können als Nebenwirkung die Bewegungsfähigkeit beeinträchtigen.

Therapieansätze bei Demenz und Bewegungseinschränkungen

Die Behandlung von Demenz und Bewegungseinschränkungen umfasst ein breites Spektrum von Maßnahmen, die darauf abzielen, die kognitiven Fähigkeiten zu erhalten, die Selbstständigkeit zu fördern und die Lebensqualität zu verbessern.

Medikamentöse Therapie

In Deutschland sind verschiedene Wirkstoffe zur Behandlung der Alzheimer-Krankheit zugelassen, die je nach Schweregrad der Erkrankung eingesetzt werden. Dazu gehören:

  • Acetylcholinesterasehemmer: Donepezil, Galantamin und Rivastigmin werden bei leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt, um den Acetylcholin-Spiegel im Gehirn zu erhöhen.
  • NMDA-Rezeptor-Antagonist: Memantin wird bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz eingesetzt, um die Nervenzellen vor Überstimulation zu schützen.
  • Amyloid-Antikörper-Therapie: Lecanemab ist seit September 2025 in Deutschland für Menschen mit einer Frühform der Alzheimer-Krankheit (leichte kognitive Störung oder leichte Demenz) verfügbar. Die Antikörper binden an die Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn und bauen diese ab.
  • Donanemab: Donanemab wird alle vier Wochen als Infusion verabreicht. Auch hier sind zu Beginn regelmäßige MRT-Sicherheitskontrollen erforderlich. Vor der Behandlung muss ein MRT vorliegen, das nicht älter als 6 Monate ist. Die Kontrollen folgen vor der 2., 3., 4. und 7.

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Medikamente die Demenz nicht heilen können, sondern lediglich die Symptome lindern und den Krankheitsverlauf verlangsamen.

Nicht-medikamentöse Therapie

Neben der medikamentösen Therapie spielen nicht-medikamentöse Maßnahmen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Demenz und Bewegungseinschränkungen. Dazu gehören:

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  • Bewegungstherapie: Regelmäßige körperliche Aktivität ist essenziell, um die Muskelkraft, Ausdauer, Koordination und Balance zu verbessern. Geeignet sind Ausdauersportarten wie Gehen, Radfahren oder Schwimmen, Ganzkörpertrainings wie Yoga oder Pilates, Tanzen oder Tai-Chi sowie Krafttraining. Auch Bewegung im Alltag, wie Spaziergänge, Treppensteigen oder Gartenarbeit, ist wichtig.
  • Ergotherapie: Ergotherapie hilft den Betroffenen, ihre ऑलtagsfähigkeiten zu erhalten oder wiederzuerlangen. Sie umfasst Übungen zur Verbesserung der Feinmotorik, Koordination und Selbstständigkeit bei alltäglichen Aktivitäten.
  • Physiotherapie: Physiotherapie dient dazu, die Beweglichkeit, Kraft und Ausdauer zu verbessern. Sie umfasst Übungen zur Mobilisierung der Gelenke, Kräftigung der Muskulatur und Verbesserung der Körperhaltung.
  • Musiktherapie: Musik kann Erinnerungen wecken und die Stimmung verbessern. Aktive Musiktherapie, wie Singen oder Musizieren, kann die kognitiven Fähigkeiten und die Beweglichkeit fördern.
  • Erinnerungstherapie: Die Erinnerungstherapie zielt darauf ab, positive Erinnerungen zu wecken und die Kommunikation zu fördern. Sie kann in Form von Gesprächen, Fotoalben, Musik oder anderen Gegenständen durchgeführt werden, die Erinnerungen auslösen.
  • Validationstherapie: Die Validationstherapie geht auf die Gefühle und Bedürfnisse der Betroffenen ein und versucht, ihre Realität anzuerkennen. Sie kann helfen, Ängste und Unruhe zu reduzieren und die Kommunikation zu verbessern.
  • Umfeldanpassung: Eine sichere und vertraute Umgebung kann die Selbstständigkeit und das Wohlbefinden der Betroffenen fördern. Dazu gehören beispielsweise eine gute Beleuchtung, rutschfeste Böden, Haltegriffe und eine klare Beschilderung.
  • Psychosoziale Unterstützung: Der Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen in Selbsthilfegruppen kann entlasten und neue Perspektiven eröffnen. Auch psychologische Beratung kann helfen, mit den Herausforderungen der Demenz umzugehen.

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