Demenz und kindliches Verhalten: Ursachen und Zusammenhänge

Demenz ist ein Syndrom, das durch den Abbau von Gedächtnis und anderen kognitiven, emotionalen und sozialen Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Obwohl Demenz häufig mit dem Alter in Verbindung gebracht wird, können auch Kinder betroffen sein, insbesondere durch seltene genetische Erkrankungen wie die Neuronale Ceroid-Lipofuszinose (NCL). Ein weiteres interessantes Phänomen im Zusammenhang mit Demenz ist die sogenannte Realitätsverkindlichung, bei der Demenzkranke Verhaltensweisen zeigen, die an das Verhalten von Kleinkindern erinnern. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für kindliches Verhalten bei Demenz und die damit verbundenen Herausforderungen.

Demenz: Eine Übersicht

Der Begriff "Demenz" stammt vom lateinischen "de-mens" ab, was so viel wie "weg vom Geist" bedeutet. Es handelt sich um ein Krankheitssyndrom, das durch den Abbau von Gedächtnis und anderen kognitiven Fähigkeiten gekennzeichnet ist. Weltweit waren im Jahr 2015 schätzungsweise 46,8 Millionen Menschen von Demenz betroffen. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache von Demenz, gefolgt von vaskulärer Demenz.

Ursachen von Demenz

Viele Erkrankungen, die zu Demenz führen, sind neurodegenerativ, was bedeutet, dass sie durch einen fortschreitenden Abbau von Nervenzellen gekennzeichnet sind. Zu den neurodegenerativen Erkrankungen gehören die Alzheimer-Demenz, die frontotemporale Demenz, die Parkinson-Demenz und die Lewy-Körperchen-Demenz. Diese Erkrankungen sind irreversibel und können sich über mehrere Jahre erstrecken.

Kinderdemenz: Neuronale Ceroid-Lipofuszinose (NCL)

Kinderdemenz, auch bekannt als Neuronale Ceroid-Lipofuszinose (NCL), ist eine Gruppe seltener, genetisch bedingter Stoffwechselerkrankungen, die dazu führen, dass sich bestimmte Stoffe im Gehirn ansammeln. Diese Ansammlung führt zum Absterben von Nervenzellen und verursacht Symptome wie Entwicklungsrückschritte, den Verlust der Sehkraft, kognitive Schwierigkeiten, motorische Störungen und epileptische Anfälle. NCL wird in der Regel autosomal-rezessiv vererbt, was bedeutet, dass beide Elternteile ein krankes Gen tragen müssen, damit ihr Kind an NCL erkrankt.

Es gibt verschiedene Formen von NCL, die sich im Erkrankungsalter und den auftretenden Symptomen unterscheiden:

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  • Kongenitale NCL: Die Kinder sind bereits ab der Geburt krank.
  • Infantile NCL: Erste Anzeichen treten im Alter von 10 bis 18 Monaten auf.
  • Spätinfantile NCL: Im Alter von zwei bis drei Jahren fallen verzögerte Sprachentwicklung und schlechte Bewegungskoordination auf.
  • Juvenile NCL: Krankheitsbeginn ist meist im frühen Schulalter.
  • Adulte NCL: Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt bei rund 30 Jahren.

Realitätsverkindlichung bei Demenz

Die Realitätsverkindlichung ist ein Begriff, der verwendet wird, um bestimmte Verhaltensweisen bei Demenzkranken zu beschreiben, die an das Verhalten von Kleinkindern erinnern. Diese Verhaltensweisen sind auf den neurodegenerativen Abbauprozess im Gehirn zurückzuführen, der als eine krankhafte Rückentwicklung entgegengesetzt der Hirnreifung (Retrogenese) betrachtet werden kann.

Kleinkindähnliche Verhaltensmuster

Demenzkranke im fortgeschrittenen Stadium können Verhaltensweisen zeigen, die an Kleinkinder erinnern, wie z. B.:

  • Schreien, Klagen und Stöhnen: Diese Lautäußerungen können Ausdruck von Schmerz, Angst oder Unbehagen sein.
  • Egozentrisches Verhalten: Demenzkranke können Schwierigkeiten haben, sich in andere hineinzuversetzen und die Welt aus einer anderen Perspektive als ihrer eigenen zu betrachten.
  • Tätlichkeiten wie Schlagen oder Schubsen: Diese Verhaltensweisen können Ausdruck von Frustration, Angst oder Überforderung sein.
  • Wegnehmen von Gegenständen: Dieses Verhalten kann auf ein kindliches Bedürfnis nach Besitz oder Kontrolle zurückzuführen sein.
  • Reflexartiges Nachahmungsverhalten: Demenzkranke können dazu neigen, das Verhalten anderer zu imitieren, ohne es bewusst zu verstehen.
  • Furcht vor fremden Personen: Etwas Fremdes verursacht umgehend Furcht und Unbehagen. Schreien und Flucht sind dann die entsprechenden Reaktionen.
  • Starkes Bedürfnis, im Nahbereich der Pflegenden zu sein: Bewohner beobachten den Pflegenden bei der Verrichtung pflegeferner Handlungen wie Dokumentation, Medizin stellen oder Telefonate führen und versuchen teilweise auch, hierbei Kontakt aufzunehmen durch Winken, Ansprechen, Berühren und Streicheln.

Ursachen für kindliches Verhalten bei Demenz

Die Ursachen für kindliches Verhalten bei Demenz sind vielfältig und komplex. Einige der wichtigsten Faktoren sind:

  • Neurodegenerativer Abbau: Der Abbau von Nervenzellen im Gehirn führt zu einer Beeinträchtigung der kognitiven Fähigkeiten und der Verhaltenskontrolle.
  • Realitätsverlust und -verzerrung: Demenzkranke können Schwierigkeiten haben, die Realität richtig wahrzunehmen und zu interpretieren, was zu Verwirrung und Angst führen kann.
  • Emotionale Bedürfnisse: Demenzkranke haben die gleichen emotionalen Bedürfnisse wie alle Menschen, wie z. B. das Bedürfnis nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung. Wenn diese Bedürfnisse nicht erfüllt werden, können sie zu Verhaltensproblemen führen.
  • Umgebungsfaktoren: Eine überfordernde oder reizarme Umgebung kann zu Stress und Unruhe bei Demenzkranken führen.

Verdecktes kleinkindähnliches Verhalten

Als „verdecktes kleinkindähnliches Verhalten“ (vorläufiger Arbeitsbegriff) werden bei Demenzkranken Verhaltensweisen bezeichnet, die auf den ersten Blick als typische Symptome eines krankhaften körperlichen oder psychischen Leidens im Formenkreis der Demenzen betrachtet werden. Zum Beispiel Schmerzen oder seelische Pein, die dann auch entsprechend behandelt werden.

Umgang mit kindlichem Verhalten bei Demenz

Der Umgang mit kindlichem Verhalten bei Demenz erfordert Geduld, Verständnis und Einfühlungsvermögen. Einige hilfreiche Strategien sind:

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  • Akzeptanz: Akzeptieren Sie die betroffene Person so, wie sie ist, und versuchen Sie nicht, sie zu verändern.
  • Kommunikation: Sprechen Sie in einfachen, klaren Sätzen und wiederholen Sie wichtige Informationen bei Bedarf.
  • Ablenkung: Wenn die betroffene Person unruhig oder agitiert ist, versuchen Sie, sie mit einer angenehmen Aktivität abzulenken.
  • Routine: Schaffen Sie eine vertraute und strukturierte Umgebung mit festen Gewohnheiten und einem regelmäßigen Tagesablauf.
  • Sicherheit: Stellen Sie sicher, dass die Umgebung sicher und frei von Gefahren ist.
  • Unterstützung: Suchen Sie Unterstützung bei anderen Angehörigen, Freunden oder Fachleuten.

Herausforderungen und Belastungen für Angehörige

Die Betreuung von Menschen mit Demenz, insbesondere wenn sie kindliche Verhaltensweisen zeigen, kann für Angehörige sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Angehörige auf ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden achten und sich Unterstützung suchen, wenn sie sich überfordert fühlen.

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