Demenz: Körperliche Symptome und umfassende Informationen

Die Diagnose Demenz umfasst mehr als nur Vergesslichkeit. Der Begriff, der aus dem Lateinischen stammt und „Weg vom Geist“ oder „ohne Geist“ bedeutet, beschreibt den fortschreitenden Verlust geistiger Fähigkeiten. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen körperlichen Symptome, die mit Demenz einhergehen können, und bietet umfassende Informationen für Betroffene und Angehörige.

Was ist Demenz?

Demenz ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter, kann aber auch jüngere Menschen betreffen. Sie ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Syndrom, das durch den Verlust kognitiver Funktionen und Alltagskompetenzen gekennzeichnet ist. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Krankheit, die etwa 60 Prozent der Fälle ausmacht.

Geistige Veränderungen bei Demenz

Am Anfang einer Demenz sind häufig das Kurzzeitgedächtnis und die Merkfähigkeit gestört. Mit fortschreitender Erkrankung verschwinden auch bereits eingeprägte Inhalte des Langzeitgedächtnisses. Betroffenen fällt es zunehmend schwer, sich in ihrem alltäglichen Umfeld zu orientieren, was das Risiko birgt, sich und andere in Gefahr zu bringen.

Menschen mit Alzheimer-Demenz haben Gedächtnisprobleme, die sich auf das tägliche Leben auswirken. Sie vergessen wichtige Termine, schalten den Herd nicht aus oder sind auf Merkzettel angewiesen, um ihren Alltag zu bewältigen. Es fällt ihnen schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.

Viele Menschen mit Alzheimer-Demenz haben Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen. Sie können einem Gespräch nur schwer folgen und sich aktiv daran beteiligen, verlieren den Faden, verwenden unpassende Füllwörter oder haben Wortfindungsprobleme. Betroffene legen oft Dinge an ungewöhnliche Orte, vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind. Sie verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen immer weniger ihren Hobbys, sozialen oder sportlichen Aktivitäten nach. Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können ebenfalls auftreten.

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Körperliche Symptome im Verlauf der Demenz

Während in den frühen Phasen einer Demenz die geistigen Beeinträchtigungen im Vordergrund stehen, entwickeln Patient:innen mit fortgeschrittener Demenz häufig auch körperliche Symptome.

Motorische Einschränkungen

Im fortgeschrittenen Stadium der Demenz entwickeln Betroffene häufig Schwierigkeiten beim Gehen oder können plötzlich nicht mehr laufen. Der Gang ist unsicher und schwankend, die Gangart eher kleinschrittig und instabil, was ein erhöhtes Sturzrisiko zur Folge hat. Dazu kommen grobmotorische Einschränkungen und Schwierigkeiten bei der Koordination - beispielsweise greifen Betroffene häufig ins Leere oder haben Schwierigkeiten, mit beiden Händen zwei verschiedene Bewegungen gleichzeitig auszuführen.

Allmählich kommt es auch zum Verlust der Feinmotorik. Tätigkeiten, die Geschick oder Präzision erfordern, sind ohne Unterstützung nicht mehr möglich. Dazu zählen beispielsweise das Essen mit Messer und Gabel, das An- und Ausziehen von Kleidung und das tägliche Waschen und Zähneputzen.

Körperhaltung und Gesichtsausdruck

Die Körperhaltung bei Demenz im fortgeschrittenen Stadium ist eingesunken, weil Betroffene nicht mehr in der Lage sind, den Kopf aufrecht zu halten. Die schiefe Körperhaltung geht mit einem teilnahmslosen Gesichtsausdruck einher, die Gesichtszüge wirken wie eingefroren.

Inkontinenz

Harn- und/oder Stuhlinkontinenz schränken die Selbstständigkeit bei fortgeschrittener Demenz weiter ein. Betroffene verlieren aufgrund der Veränderungen in ihrem Gehirn die Kontrolle über Blase und Darm und sind oftmals nicht fähig, den Weg zur Toilette zu finden.

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Schluckstörungen (Dysphagien)

Bei Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadium ist oftmals die neurologische Steuerung jener Muskeln eingeschränkt, die am Schluckvorgang beteiligt sind. Schluckstörungen treten daher im Zuge einer Demenz sehr oft auf. Die Folge: Betroffene verschlucken sich häufig, was das Risiko für eine Lungenentzündung erhöht. Außerdem kann eine Dysphagie auch zur Nahrungsverweigerung und schlimmstenfalls zu Dehydrierung, Mangelernährung und damit einhergehend zu einer allgemeinen Verschlechterung des Gesundheitszustands führen.

Schlafstörungen

Demenzkranke leiden häufig unter einem gestörten Schlaf-Wach-Rhythmus. Infolgedessen wandern sie nachts umher und sind allgemein unruhig und verwirrt. Oder aber die Schlafphasen werden immer länger und die Patient:innen haben nur noch sehr kurze aktive Wachphasen.

Weitere körperliche Anzeichen im Endstadium

Im Endstadium der Demenz sind Betroffene vollständig auf Pflege angewiesen - beim Essen und Trinken ebenso wie beim Anziehen, bei der Körperpflege und beim Toilettengang. In der letzten Phase werden die Erkrankten häufig bettlägerig, was - im Zusammenspiel mit der Verschlechterung des Allgemeinzustands - zu einer erhöhten Infektanfälligkeit führt. Insbesondere Lungenentzündungen treten in dieser Phase der Demenz häufig auf und führen nicht selten zum Tod. Problematisch ist zudem, dass Erkrankte möglicherweise unter Schmerzen leiden, die nicht erkannt werden, weil die betroffene Person sich nicht bemerkbar machen kann. Im Sterbeprozess ist der Herzschlag oft erhöht, der Blutdruck hingegen erniedrigt. Die Haut wirkt sehr blass oder ist bläulich-gemustert, das Gesicht ist eingefallen.

Umgang mit körperlichen Symptomen

Die Kombination aus erheblichen kognitiven Einschränkungen mit einem fortschreitenden körperlichen Verfall macht die Pflege von Demenzkranken besonders herausfordernd. Viele Betroffene werden zu Hause gepflegt, andere in ambulant betreuten Demenz-Wohngruppen oder in stationären Einrichtungen.

Es ist wichtig, die Lebensumstände - soweit möglich - an die Bedürfnisse der Betroffenen anzupassen. Dazu gehört auch die demenzgerechte Raumgestaltung, bei der Barrieren abgebaut und hilfreiche Anhaltspunkte zur zeitlichen und räumlichen Orientierung geschaffen werden.

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Unterstützung für Angehörige

Angehörige, die einen demenzkranken Menschen pflegen, stehen vor großen Herausforderungen. Es ist wichtig, sich selbst nicht zu überfordern und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die AOK bietet beispielsweise den „Famliencoach Pflege“ an, ein Online-Selbsthilfe-Programm, das hilft, den seelisch belastenden Pflegealltag besser zu bewältigen und sich vor Überlastung zu schützen.

Behandlung von Demenz

Für die meisten Demenzerkrankungen wie Alzheimer gibt es keine Heilung. Die Behandlung zielt darauf ab, den Krankheitsverlauf hinauszuzögern und die Symptome zu lindern.

Medikamentöse Therapie

Um die geistige Leistung zu stärken, werden vor allem sogenannte Antidementiva eingesetzt. Seit 2023 stehen zwei Antikörper zur ursächlichen Behandlung der frühen Alzheimer-Demenz zur Verfügung, die aktiv Amyloid-Plaques abbauen.

Nicht-medikamentöse Therapien

Auch nicht medikamentöse Therapien können die geistigen Fähigkeiten fördern, Alltagsfertigkeiten stabilisieren und das seelische Wohlbefinden erhöhen. Dazu gehören:

  • Verhaltenstherapie
  • Logopädie
  • Kognitives Training
  • Ergotherapie
  • Musiktherapie
  • Realitätsorientierungstraining
  • Erinnerungstherapie

Demenz vorbeugen

Obwohl eine Demenz auch in jungen Jahren auftreten kann, ist sie vor allem eine Alterserkrankung. Es gibt jedoch einige Risikofaktoren, die das persönliche Risiko für eine Demenzerkrankung drastisch erhöhen. Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Erkrankungen durch die gezielte Beeinflussung von 14 Risikofaktoren verhindert oder zumindest hinausgezögert werden könnten. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität zählen dabei zu den wichtigsten Schutzfaktoren.

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