Erfahrungen beim Wechsel eines Demenzpflegeheims: Ein umfassender Leitfaden

Der Umzug eines demenzkranken Angehörigen in ein neues Pflegeheim ist eine Entscheidung, die oft mit Unsicherheit und emotionalen Herausforderungen verbunden ist. Es ist wichtig, diesen Schritt sorgfältig zu planen und die individuellen Bedürfnisse des Betroffenen zu berücksichtigen, um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten.

Die Notwendigkeit eines Wechsels

Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Wechsel des Pflegeheims für Menschen mit Demenz in Betracht gezogen werden muss. Dazu gehören:

  • Unzureichende Pflege: Wenn die Qualität der Pflege im aktuellen Heim nicht den Bedürfnissen des Bewohners entspricht, kann ein Wechsel erforderlich sein. Mängel in der medizinischen Versorgung, unzureichende Betreuung oder mangelnde Hygiene können die Lebensqualität des Betroffenen erheblich beeinträchtigen.
  • Veränderte Bedürfnisse: Mit fortschreitender Demenz können sich die Bedürfnisse des Betroffenen ändern. Möglicherweise benötigt er eine intensivere Betreuung, spezielle Therapien oder eine besser auf Demenz ausgerichtete Umgebung, die das aktuelle Heim nicht bieten kann.
  • Finanzielle Gründe: In manchen Fällen kann ein Wechsel des Pflegeheims aus finanziellen Gründen notwendig sein. Wenn die Kosten für das aktuelle Heim nicht mehr tragbar sind, kann ein Wechsel in eine günstigere Einrichtung in Betracht gezogen werden, wobei die Qualität der Pflege nicht leiden darf.
  • Entfernung zu Angehörigen: Wenn sich die Lebensumstände der Angehörigen ändern, beispielsweise durch einen Umzug, kann ein Wechsel in ein näher gelegenes Pflegeheim sinnvoll sein, um regelmäßige Besuche zu erleichtern.
  • Unstimmigkeiten mit dem Heim: Unstimmigkeiten mit dem Personal oder der Leitung des Pflegeheims können zu einer Belastung für den Betroffenen und die Angehörigen führen. In solchen Fällen kann ein Wechsel in eine Einrichtung mit einem besseren Vertrauensverhältnis sinnvoll sein.

Vorbereitung und Auswahl des neuen Pflegeheims

Die Auswahl des richtigen Pflegeheims ist ein entscheidender Schritt. Hier sind einige wichtige Aspekte, die berücksichtigt werden sollten:

  • Frühzeitige Planung: Beginnen Sie frühzeitig mit der Suche nach einem geeigneten Pflegeheim, um genügend Zeit für Besichtigungen, Gespräche und Entscheidungen zu haben.
  • Besichtigung verschiedener Einrichtungen: Besuchen Sie verschiedene Pflegeheime und achten Sie auf Ihren Eindruck hinsichtlich der Pflege, der Atmosphäre und der Spezialisierung auf Demenz. Achten Sie auf Sauberkeit, Freundlichkeit des Personals und die allgemeine Atmosphäre.
  • Spezielle Programme und Aktivitäten: Prüfen Sie, ob das Pflegeheim spezielle Programme und Aktivitäten für Menschen mit Demenz anbietet. Gibt es beispielsweise Gedächtnistraining, Musiktherapie oder andere Beschäftigungsangebote?
  • Geschultes Personal: Achten Sie darauf, dass es geschultes Personal gibt, das auf die besonderen Bedürfnisse von Demenzpatienten eingehen kann. Fragen Sie nach dem Schulungsstand, insbesondere wann zuletzt geschult wurde.
  • Lage und Erreichbarkeit: Wählen Sie möglichst ein Pflegeheim, das für Familie und Freunde gut erreichbar ist. Regelmäßige Besuche sind wichtig für das Wohlbefinden des Patienten.
  • Empfehlungen: Nutzen Sie gegebenenfalls auch die Adressdatenbank des Wegweiser Demenz und fragen Sie zum Beispiel bei Alzheimer Gesellschaften oder regionalen Demenznetzwerken nach Empfehlungen.
  • Vertragsbedingungen und Kosten: Machen Sie sich mit den Vertragsbedingungen und den Kosten des Pflegeheims vertraut. Klären Sie finanzielle Fragen im Voraus, auch was den Umzug an sich betrifft. Informieren Sie sich nötigenfalls über zusätzliche finanzielle Unterstützungen und mögliche Zuschüsse. Pflegeberater, Alzheimer Gesellschaften aber auch die Einrichtungen selbst können hierzu in der Regel beraten.
  • Der Pflege-TÜV: Orientieren Sie sich an den Bewertungen des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung (MDK), dem sogenannten Pflege-TÜV. Diese Bewertungen geben Aufschluss über die Qualität der Pflegeeinrichtung.
  • Unangemeldete Besuche: Besuchen Sie die in Frage kommenden Einrichtungen auch einmal unangemeldet, um sich einen authentischen Eindruck zu verschaffen.

Der Umzug und die Eingewöhnung

Der Umzug selbst und die anschließende Eingewöhnung sind kritische Phasen, die besondere Aufmerksamkeit erfordern:

  • Informationen an das Pflegepersonal: Besprechen Sie mit den Pflegemitarbeitenden, wie die Eingewöhnungsphase gestaltet wird und fragen Sie aktiv nach Erfahrungen, wie der Übergang dort möglichst stressarm für die oder den Betroffenen gestaltet werden kann. Vergessen Sie nicht, der aufnehmenden Station mitzuteilen, wann und wie Sie am besten zu erreichen sind und stellen Sie, falls möglich, bereits im Vorfeld biographische Informationen zur Verfügung beziehungsweise teilen Sie Vorlieben und Abneigungen mit.
  • Regelmäßiger Kontakt: Halten Sie regelmäßigen Kontakt zu den Mitarbeitenden der Einrichtung und nehmen Sie an Angehörigentreffen teil. Ein guter Informationsaustausch ist wichtig, um auf Veränderungen und Bedürfnisse des Patienten reagieren zu können.
  • Vertraute Gegenstände: Bringen Sie persönliche Gegenstände mit, die dem Menschen mit Demenz vertraut sind. Fotos, Lieblingsmöbel, Kuscheldecken et cetera. Falls möglich, stellen Sie das Mobiliar bereits vor dem eigentlichen, endgültigen Einzugstag in das zukünftige Zuhause. Vertraute Gegenstände können helfen, ein Gefühl von Zuhause zu schaffen und die Orientierung zu erleichtern.
  • Regelmäßige Besuche: Regelmäßige Besuche von Familienmitgliedern und Freunden sind wichtig, um Vertrauen und Sicherheit zu vermitteln. Achten Sie jedoch auch dabei auf die eigenen, emotionalen und psychischen Grenzen - insbesondere, wenn Besuchssituationen konfliktbehaftet und voller Vorwürfe sind.
  • Emotionale Unterstützung: Bieten Sie emotionale Unterstützung und Verständnis an. Geduld und Einfühlungsvermögen sind in dieser Zeit besonders wichtig. Aber: „übergeben“ Sie Ihren Angehörigen auch tatsächlich etwas den Mitarbeitenden vor Ort mit einem Vertrauensvorschuss, der auch Sie vor dem Zwang täglicher Kontrolle befreit. Unter Umständen kann ein wenig Abstand sehr hilfreich für die Eingewöhnung sein und auf belastete Beziehungen befreiend wirken.
  • Eingewöhnungskonzept: Erkundigen Sie sich nach dem Eingewöhnungskonzept des Pflegeheims und besprechen Sie mit der Heimleitung, wie der Übergang bestmöglich gestaltet werden kann.
  • Besuchszeiten: Passen Sie die Besuchszeiten an die Bedürfnisse des Betroffenen an. Manchmal sind häufige, kurze Besuche besser als wenige, lange Besuche.
  • Geduld: Seien Sie geduldig und geben Sie dem Betroffenen Zeit, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Die Eingewöhnung kann einige Wochen oder sogar Monate dauern.

Herausforderungen und Lösungsansätze

Ein Umzug in ein neues Pflegeheim kann für Menschen mit Demenz eine Reihe von Herausforderungen mit sich bringen:

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  • Desorientierung: Die neue Umgebung kann zu Desorientierung und Verwirrung führen. Vertraute Gegenstände und Routinen können helfen, die Orientierung zu erleichtern.
  • Angst und Unruhe: Der Umzug kann Angst und Unruhe auslösen. Beruhigende Gespräche, vertraute Musik oder eine Kuscheldecke können helfen, die Ängste zu lindern.
  • Verhaltensänderungen: Infolge des Umzugs kann es zu Verhaltensänderungen kommen, wie beispielsweise Aggression, Rückzug oder Schlafstörungen. Es ist wichtig, diese Veränderungen zu beobachten und mit dem Pflegepersonal zu besprechen.
  • Relokationsstress: Der Umzug kann zu einem sogenannten Relokationsstresssyndrom führen, das mit verschiedenen Symptomen wie Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, sozialem Rückzug und erhöhter Verwirrtheit einhergehen kann. Eine gute Vorbereitung und Eingewöhnung können helfen, das Risiko eines Relokationsstresses zu minimieren.

Rechtliche Aspekte

Bei einem Wechsel des Pflegeheims sind auch einige rechtliche Aspekte zu beachten:

  • Betreuung: Wenn der Betroffene unter Betreuung steht, muss der Betreuer dem Umzug zustimmen. Das Betreuungsgericht muss in bestimmten Fällen ebenfalls zustimmen, insbesondere wenn es um die Auflösung eines Mietvertrags geht.
  • Kündigungsfristen: Beachten Sie die Kündigungsfristen des alten Pflegeheims.
  • Heimvertrag: Überprüfen Sie den Heimvertrag des neuen Pflegeheims sorgfältig.

Die Rolle der Angehörigen

Die Angehörigen spielen eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung für und der Gestaltung eines Pflegeheimwechsels. Sie kennen den Betroffenen am besten und können seine Bedürfnisse und Vorlieben am besten einschätzen. Es ist wichtig, dass sie sich aktiv in den Entscheidungsprozess einbringen, die Auswahl des neuen Pflegeheims sorgfältig prüfen und den Umzug und die Eingewöhnung begleiten.

Wenn es nicht klappt

Trotz sorgfältiger Planung und Vorbereitung kann es vorkommen, dass sich der Betroffene im neuen Pflegeheim nicht wohlfühlt oder sich sein Zustand verschlechtert. In solchen Fällen ist es wichtig, die Situation zu analysieren und gemeinsam mit dem Pflegepersonal nach Lösungen zu suchen. Möglicherweise sind Anpassungen in der Betreuung, der Medikation oder der Umgebung erforderlich. In manchen Fällen kann jedoch auch ein erneuter Wechsel des Pflegeheims die beste Lösung sein.

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