Die Zahl der Menschen mit Demenz steigt weltweit. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden derzeit etwa 50 Millionen Menschen an Demenz, wobei Alzheimer etwa zwei Drittel der Fälle ausmacht. Bis 2030 wird mit einem Anstieg auf 82 Millionen Menschen gerechnet. Hauptursache ist die steigende Lebenserwartung, die durch medizinische Fortschritte ermöglicht wird. Obwohl es derzeit keine Heilung für Demenz gibt, können präventive Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko zu verringern.
Möglichkeiten zur Demenzprophylaxe
Die folgenden sieben Möglichkeiten haben sich in der Demenzprophylaxe bewährt:
1. Gesunde Ernährung
Eine ausgewogene Ernährung ist entscheidend für die körperliche und geistige Gesundheit. Sie beugt Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes vor, die Demenz fördern können. Empfehlenswert sind:
- Viel Obst und Gemüse
- Hochwertige Öle
- Vollkornprodukte
- Reis und Kartoffeln
- Fisch
Die mediterrane Küche dient als Vorbild. Fertigprodukte, fettreiche Speisen, zu viel Salz und Zucker sollten vermieden werden, um Gefäßverkalkungen im Gehirn zu verhindern.
2. Körperliche Bewegung
Körperliche Aktivität hält das Gehirn fit. Sport aktiviert die Ausschüttung von Wachstumshormonen, die die Hirnstruktur beeinflussen und die Bildung neuer Nervenzellen fördern. Körperliche Aktivität bekämpft auch Risikofaktoren wie Übergewicht, Stress, Bluthochdruck und Diabetes. Empfohlen werden 150 Minuten moderate oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität pro Woche. Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität sind regelmäßige Bewegungsübungen an mindestens drei Tagen pro Woche ratsam.
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3. Verzicht auf Nikotin und Alkohol
Nikotin verengt die Gefäße und führt zu einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff, was Hirnzellen absterben lässt. Alkohol schädigt das Gehirn, indem er die Leberfunktion beeinträchtigt und Giftstoffe ins Gehirn gelangen lässt. Daher ist es ratsam, auf Zigaretten und Alkohol zu verzichten.
4. Vermeidung von Bluthochdruck
Ein zu hoher Blutdruck schädigt die Hirnarterien und kann stumme Hirninfarkte verursachen, die das Risiko einer Demenz erhöhen. Regelmäßige Blutdruckkontrollen und eine bedarfsgerechte Intervention können das Risiko senken.
5. Rascher Ausgleich auftretenden Hörverlusts
Ein geschädigtes Gehör führt zu einer Unterforderung des Gehirns und verdoppelt das Demenzrisiko. Daher sollte Hörverlust schnellstmöglich ausgeglichen werden.
6. Soziale Kontakte für eine hohe Hirnaktivität
Soziale Interaktionen wie Gespräche, Diskussionen und gemeinsame Aktivitäten fördern das Sprachvermögen, das Kurzzeitgedächtnis und das Gefühlszentrum. Der Kontakt zu Freunden, Familie und Nachbarn ist wichtig. Viele Städte und Gemeinden bieten Stammtische für ältere Menschen an.
7. Die Kraft des Gehirnjoggings
Geistige Aktivität wie das Lösen von Rätseln, Musizieren, Lesen, Schreiben und Gesellschaftsspiele regen das Gehirn an. Auch Reisen kann die Hirnaktivität anregen.
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Risikofaktoren und ihre Auswirkungen
Verschiedene Risikofaktoren können die Entstehung von Demenz begünstigen:
- Faktoren, die Gefäße oder Stoffwechsel belasten: Bluthochdruck, hohe Blutzucker- oder Cholesterinwerte
- Faktoren, die Entzündungen oder schädliche Ablagerungen im Gehirn fördern: Kopfverletzungen
- Faktoren, die die kognitive Reserve schwächen: Anhaltende Niedergeschlagenheit, sozialer Rückzug, mangelnde Selbstfürsorge
Es ist wichtig zu beachten, dass das Demenzrisiko deutlich steigt, wenn mehrere Risikofaktoren gleichzeitig vorliegen.
Weitere Risikofaktoren im Detail
- Erhöhtes Cholesterin: Kann die Ablagerung von schädlichen Proteinen im Gehirn fördern und die Blutgefäße belasten.
- Kopfverletzungen: Können Entzündungen im Gehirn auslösen und die Ablagerung von Amyloid-beta und Tau fördern.
- Bewegungsmangel: Beeinträchtigt die Durchblutung des Gehirns, schwächt Nervenzellen und begünstigt den geistigen Abbau.
- Typ-2-Diabetes: Zählt zu den am besten belegten Risikofaktoren für Demenz.
- Rauchen: Erhöht das Risiko für Alzheimer und vaskuläre Demenz durch negative Auswirkungen auf Herz, Gefäße und Gehirn.
- Bluthochdruck: Erhöht das Risiko für alle Demenzformen, insbesondere für die vaskuläre Demenz.
- Übergewicht: Erhöht das Risiko, später an einer Demenz zu erkranken, insbesondere Bauchfett.
- Alkoholkonsum: Kann zum Verlust der grauen Masse im Gehirn führen und das Risiko für alle Formen der Demenz erhöhen.
- Soziale Isolation: Kann das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken, da das Gehirn Anregung braucht.
- Luftverschmutzung: Feine Partikel können Entzündungen auslösen, die Gefäße schädigen und langfristig die geistige Gesundheit beeinträchtigen.
- Sehschwäche: Wenn das Sehvermögen nachlässt und nicht ausgeglichen wird, gehen dem Gehirn wichtige Reize verloren.
Der Umgang mit Demenz
Der passende Umgang mit Demenz kann den Krankheitsverlauf teilweise positiv beeinflussen, das Fortschreiten hinauszögern und Symptome lindern. Wissen über das Krankheitsbild, Symptome und mögliche gesundheitliche Probleme infolge der Demenz ist von hoher Bedeutung. Gewohnte Aktivitäten im Alltag tragen dazu bei, die Selbstständigkeit sowie körperliche und geistige Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten. Menschen mit Demenz benötigen dafür genaue Anleitung, am besten ganz langsam und in einzelnen Schritten. Plötzliche oder unverständliche Handgriffe werden von Menschen mit Demenz eventuell als bedrohlich wahrgenommen. Wichtig ist auch, zu motivieren, Akzeptanz zu zeigen und nicht überfordern. Das stärkt auch das Selbstwertgefühl. Akzeptanz, Geduld und Zugewandtheit sind auch bedeutsam, damit Symptome wie Unruhe, Angst und Aggression sich weniger ausprägen. Damit werden Geborgenheit und Sicherheit vermittelt. Aufmerksamkeit und Einfühlungsvermögen helfen zudem, die individuellen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz zu verstehen. Denn Worte verlieren immer mehr an Bedeutung. Daher gilt es, neue Wege der Verständigung zu finden, am besten mit einfachen, kurzen Sätzen. Je weiter die Demenz fortgeschritten ist, gelingt die Kommunikation eher über die Körpersprache. Routinen und die übliche Ordnung in der Wohnung tragen zu Selbstständigkeit und Orientierung bei. Außerdem können sie Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Dennoch können einige räumliche und technische Anpassungen notwendig sein, um eine sichere Umgebung zu schaffen und beispielsweise Verletzungen oder Verirren vorzubeugen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die meisten Formen von Demenz sind nicht heilbar. Verlauf und Symptome können aber teilweise durch eine individuelle Behandlung gemildert werden. Welche Behandlung geeignet ist, hängt von den Bedürfnissen, der Krankheitsphase, den Symptomen und dem Umfeld ab. Individuelle Therapien ohne Medikamente sollen helfen, den Alltag mit Demenz möglichst gut zu bewältigen. Zudem sollen Wohlbefinden und Selbstwertgefühl gefördert werden. Psychologische oder psychotherapeutische Hilfe kann bei der Auseinandersetzung mit der Erkrankung sowie beim Umgang mit Angst, Wut oder Depressionen unterstützen. Kognitives Einzel- oder Gruppentraining kann im frühen bis mittleren Stadium Wahrnehmung, Lernfähigkeit und Denkvermögen schulen. Mit der Ergotherapie werden alltagspraktische Fähigkeiten gefördert. Bewegungstherapie und körperliche Aktivierung können dazu beitragen, Beweglichkeit und Gleichgewicht zu erhalten und zu verbessern. Gleiches gilt für alltagspraktische Fähigkeiten. Die Erinnerungstherapie verstärkt positive Gefühle, Identität sowie Geschichten und Bilder aus dem Leben. Snoezelen und Aromatherapie sprechen die Sinne an. Dazu werden gezielt Licht, Klang, Berührung, Geschmack und Duft eingesetzt. Validation ist eine Kommunikationsform. Sie ist erfahrungsgemäß hilfreich, um Zugang zu Wahrnehmung und Gefühlen von Menschen mit Demenz zu finden.
Medikamentöse Behandlungen von Demenz haben das Ziel, den Abbau geistiger Fähigkeiten hinauszuzögern sowie Symptome und begleitende Beschwerden zu lindern. Welche Medikamente eingesetzt werden, ist individuell und unter anderem von der Form der Demenz, den Symptomen und dem Gesundheitszustand abhängig. Zum Einsatz kommen zum Beispiel sogenannte Anti-Dementiva, die die Gehirnleistung bei einigen Demenzformen - für eine gewisse Zeit und teilweise - verbessern. Neuroleptika oder Anti-Psychotika werden zum Teil gegen Begleitsymptome eingesetzt. Dazu gehören übermäßiges Misstrauen, Wutausbrüche, Sinnestäuschungen und massive Unruhe. Aufgrund von Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit und motorischen Störungen wie Unruhe sind diese Medikamente umstritten. Darüber hinaus werden bei einer vaskulären Demenz Medikamente eingesetzt, die weitere gefäßbedingte Schädigungen des Gehirns verhindern sollen. Mit Anti-Depressiva können begleitende Depressionen behandelt werden. Durch Medikamente zur Behandlung von Demenz können starke unerwünschte Wirkungen und Unverträglichkeiten auftreten. Daher müssen Nutzen und Risiken sowie Dosierungen auf der Basis fachärztlicher Beratung grundsätzlich sehr gut abgewogen sein. Zudem sollten Angehörige gut über die Medikation informiert sein.
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Tipps für die Pflege bei Demenz
Die Pflege bei Demenz ist eine Herausforderung, sowohl für Erkrankte als auch für Angehörige.
- Information: Informieren Sie sich über die Erkrankung und den Umgang damit.
- Organisation: Sorgen Sie für ausreichend Unterstützung und Auszeiten.
- Unterwegs mit Demenz: Achten Sie auf vertraute Strecken und vermeiden Sie überreizende Orte.
Alltagshilfen für Menschen mit Demenz
Alltagshilfen können Menschen mit Demenz helfen, so lange wie möglich selbstständig und sicher in den eigenen vier Wänden zu leben.
- Erinnerungshilfen: Sprechende Zeitplaner
- Technische Hilfsmittel: Schlüsselfinder, GPS-Tracker, Notfalluhren, spezielle Telefone
- Ess- und Trinkhilfen: Demenz-Geschirr, Finger Food
- Orientierungshilfen: Wochenplan, Kalender, Wanduhr, Demenz-Uhren mit Ortungssystem
- Sicherheitsmaßnahmen: Herdsicherung, Rauchmelder, sichere Aufbewahrung gefährlicher Gegenstände
Umgang mit Hinlauftendenz
Manche Menschen mit Demenz entwickeln eine Hinlauftendenz. In solchen Fällen können folgende Hilfsmittel eingesetzt werden:
- Kontaktmatten
- Lichtschranken
- Notfalluhr
- Haustüralarm
- GPS-Tracker
Türöffnende Handlungsempfehlungen
Für eine individuelle und personenzentrierte Arbeit mit Menschen mit Demenz sind bestimmte persönliche Eigenschaften notwendig:
- Innere Ruhe
- Empathie
- Flexibilität
- Stabilität
- Ungezwungenheit in der Kontaktaufnahme
- Belastbarkeit
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