Einführung
Die steigende Zahl von Menschen mit Demenz stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen. Um diesen Menschen ein würdevolles und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, sind innovative Wohnformen und Betreuungsansätze gefragt. Demenz-Wohngemeinschaften (Demenz-WGs) bieten hier eine vielversprechende Alternative zum traditionellen Pflegeheim. Ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Betreuung in Demenz-WGs sind Assistenzsysteme, die sowohl die Lebensqualität der Bewohner verbessern als auch das Pflegepersonal entlasten können. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Aspekte von Assistenzsystemen in Demenz-WGs, von den technologischen Möglichkeiten über die Akzeptanz bei den Beteiligten bis hin zu Praxisbeispielen und Zukunftsperspektiven.
Was sind Demenz-Wohngemeinschaften?
Demenz-Wohngemeinschaften sind eine Wohnform, in der Menschen mit Demenz gemeinsam in einer квартире oder einem Haus leben und von einem ambulanten Pflegedienst betreut werden. Im Gegensatz zu großen Pflegeheimen bieten Demenz-WGs eine familiäre Atmosphäre und ermöglichen den Bewohnern, ihren Alltag aktiv mitzugestalten. Die Bewohner haben in der Regel ein eigenes Zimmer und teilen sich Gemeinschaftsräume wie Küche, Wohnzimmer und Bad. Ziel ist es, den Bewohnern ein möglichst selbstbestimmtes und würdevolles Leben zu ermöglichen, ihre sozialen Kontakte zu fördern und ihre kognitiven und motorischen Fähigkeiten zu erhalten.
Die Rolle von Assistenzsystemen in Demenz-Wohngemeinschaften
Assistenzsysteme können in Demenz-WGs eine Vielzahl von Funktionen erfüllen. Sie können die Sicherheit der Bewohner erhöhen, die Betreuung durch das Pflegepersonal erleichtern, die Kommunikation fördern und die Lebensqualität verbessern. Dabei ist es wichtig, dass die Systeme auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner und die spezifischen Anforderungen der WG zugeschnitten sind.
Arten von Assistenzsystemen
Es gibt eine Vielzahl von Assistenzsystemen, die in Demenz-WGs eingesetzt werden können. Dazu gehören unter anderem:
- Sicherheitssysteme: Diese Systeme dienen dazu, die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten und Unfälle zu verhindern. Dazu gehören beispielsweise Sturzerkennungssysteme, die automatisch einen Alarm auslösen, wenn ein Bewohner stürzt, oder Ortungssysteme, die es ermöglichen, Bewohner mit Hinlauftendenzen zu lokalisieren. Ein Beispiel hierfür ist ein Schutzsystem für Bewohner mit Hinlauftendenzen, wie es Herr Wehner in seinen Pflegeeinrichtungen einsetzt.
- Kommunikationssysteme: Diese Systeme erleichtern die Kommunikation zwischen den Bewohnern, dem Pflegepersonal und den Angehörigen. Dazu gehören beispielsweise Notrufsysteme, die es den Bewohnern ermöglichen, im Notfall schnell Hilfe zu rufen, oder Kommunikationsplattformen, die den Austausch von Informationen und Fotos ermöglichen. Das Sophia Rufsystem beispielsweise bietet eine Cloud-Lösung, die alle Anrufe, deren Dauer und Wartezeiten protokolliert. Ein zusätzlicher D-Server erweitert das bestehende Rufsystem, indem er genau dokumentiert, wann ein Alarm ausgelöst und wann darauf reagiert wurde.
- Aktivierungssysteme: Diese Systeme dienen dazu, die kognitiven und motorischen Fähigkeiten der Bewohner zu fördern und ihre soziale Teilhabe zu verbessern. Dazu gehören beispielsweise interaktive Spiele, die die Gedächtnisleistung trainieren, oder Roboter, die die Bewohner zu Bewegung animieren. Das Aktivierungsprogramm zur Begleitung von Menschen mit Demenz nutzt die Möglichkeiten der Telemedizin und der kognitiven Stimulationstherapie, um Betroffene, Angehörige und medizinisches Fachpersonal im Umgang mit Demenz zu unterstützen.
- Umgebungskontrollsysteme: Diese Systeme ermöglichen es den Bewohnern, ihre Umgebung selbstständig zu steuern. Dazu gehören beispielsweise Sprachsteuerungssysteme, mit denen sie das Licht, die Heizung oder den Fernseher bedienen können, oder automatische Türöffner, die ihnen den Zugang zu bestimmten Bereichen erleichtern.
- Dokumentationssysteme: Diese Systeme erleichtern dem Pflegepersonal die Dokumentation der Pflegeleistungen. Dazu gehören beispielsweise Spracherkennungssysteme, mit denen die Pflegedokumentation per Spracheingabe erfolgen kann, oder mobile Geräte, mit denen die Pflegekräfte alle relevanten Informationen direkt am Bett des Bewohners abrufen können.
Beispiele für den Einsatz von Assistenzsystemen in Demenz-WGs
In der Praxis werden Assistenzsysteme in Demenz-WGs bereits vielfältig eingesetzt. Bettina Ongerth von der Evangelischen Heimstiftung e.V. berichtet, dass in mehreren ambulant betreuten Wohngemeinschaften der Stiftung digitale Pflegeassistenzsysteme eingesetzt werden, die die Betreuungssituation positiv verändert haben. Herr Wehner stellt verschiedene Praxisbeispiele vor, wie Pflegeassistenzsysteme in seinen Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommen. Dazu gehören unter anderem ein Schutzsystem für Bewohner mit Hinlauftendenzen, Sturzerkennungen und die Pflegedokumentation per Spracherkennung. Das Pflegepraxiszentrum Nürnberg testet gemeinsam mit Praxispartnern und Pflegeeinrichtungen digitale Technologien und Assistenzsysteme im Realbetrieb. Im Projekt PFLEX können Pflegefachkräfte verschiedene Assistenzsysteme kennenlernen und erproben. Der ALADIEN, ein alltagsunterstützendes Assistenzsystem mit Dienstleistungen, ist in mehr als 600 Pflegewohnungen im Einsatz.
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Vorteile von Assistenzsystemen in Demenz-Wohngemeinschaften
Der Einsatz von Assistenzsystemen in Demenz-WGs bietet eine Reihe von Vorteilen:
- Erhöhte Sicherheit: Assistenzsysteme können dazu beitragen, Unfälle zu verhindern und die Sicherheit der Bewohner zu gewährleisten. Sturzerkennungssysteme und Ortungssysteme können beispielsweise dazu beitragen, Stürze zu vermeiden und Bewohner mit Hinlauftendenzen schnell zu finden. Der innovative Dementen-Schutz der inhaus GmbH schafft eine sichere Umgebung für Bewohner mit Demenz.
- Entlastung des Pflegepersonals: Assistenzsysteme können das Pflegepersonal bei der Betreuung der Bewohner unterstützen und entlasten. Dokumentationssysteme können beispielsweise die Pflegedokumentation erleichtern und Kommunikationssysteme können die Kommunikation zwischen den Bewohnern, dem Pflegepersonal und den Angehörigen verbessern. Technische Assistenzlösungen der inhaus GmbH entlasten Pflege- und Betreuungskräfte in ihren täglichen Prozessen und Alltagsabläufen.
- Verbesserte Lebensqualität: Assistenzsysteme können dazu beitragen, die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern. Aktivierungssysteme können beispielsweise die kognitiven und motorischen Fähigkeiten der Bewohner fördern und ihre soziale Teilhabe verbessern. Umgebungskontrollsysteme können den Bewohnern mehr Selbstständigkeit und Kontrolle über ihre Umgebung ermöglichen. Der ALADIEN sorgt für Sicherheit, Komfort und Teilhabe bei den Bewohnern der Evangelischen Heimstiftung.
- Förderung der Selbstbestimmung: Assistenzsysteme können den Bewohnern helfen, ihren Alltag selbstbestimmter zu gestalten. Sie können beispielsweise selbstständig das Licht einschalten, die Heizung regulieren oder den Fernseher bedienen.
- Längeres Leben zu Hause: Die Förderrichtlinie "Pflege im sozialen Nahraum" verfolgt das Ziel, pflegebedürftige Menschen so lange wie möglich zu Hause in ihrer vertrauten Umgebung bleiben zu können. Assistenzsysteme können dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen, indem sie die häusliche Pflege erleichtern und die Sicherheit der Bewohner gewährleisten. Das Projekt DeinHaus 4.0 in Niederbayern möchte Menschen dabei unterstützen, länger im eigenen Zuhause zu leben.
Herausforderungen bei der Implementierung von Assistenzsystemen
Trotz der zahlreichen Vorteile gibt es auch einige Herausforderungen bei der Implementierung von Assistenzsystemen in Demenz-WGs:
- Hohe Kosten: Die Anschaffung und Installation von Assistenzsystemen kann teuer sein. Es ist daher wichtig, die Kosten sorgfältig zu kalkulieren und Fördermöglichkeiten zu prüfen.
- Technische Komplexität: Assistenzsysteme können technisch komplex sein und erfordern möglicherweise eine spezielle Schulung des Pflegepersonals.
- Akzeptanzprobleme: Nicht alle Bewohner und Pflegekräfte sind von Anfang an von Assistenzsystemen überzeugt. Es ist wichtig, die Beteiligten frühzeitig in den Implementierungsprozess einzubeziehen und ihre Bedenken ernst zu nehmen. Dr. betont, dass die Akzeptanz auf Seiten der beteiligten Personen eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche Implementierung von Pflegeassistenzsystemen ist.
- Datenschutzbedenken: Assistenzsysteme erfassen möglicherweise sensible Daten über die Bewohner. Es ist daher wichtig, die Datenschutzbestimmungen einzuhalten und die Bewohner über die Datenerfassung zu informieren.
- Wartung und Instandhaltung: Assistenzsysteme müssen regelmäßig gewartet und instand gehalten werden, um ihre Funktionsfähigkeit zu gewährleisten.
Akzeptanz von Assistenzsystemen
Die Akzeptanz von Assistenzsystemen ist ein entscheidender Faktor für ihren erfolgreichen Einsatz. Es ist wichtig, die Bedürfnisse und Erwartungen der Bewohner, der Angehörigen und des Pflegepersonals zu berücksichtigen und sie aktiv in den Implementierungsprozess einzubeziehen. Dr. geht der Frage nach, unter welchen individuellen Bedingungen digitale Pflegeassistenz überhaupt akzeptiert wird und welche Rolle dabei das Lebensalter spielt. Der Ansatz der partizipative Technologieeinführung im Projekt PFLEX, bei dem Pflegefachkräfte verschiedene Assistenzsysteme kennenlernen und erproben können, findet bei den Pflegefachkräften großen Zuspruch.
Praxisbeispiele und Projekte
Es gibt bereits eine Vielzahl von Projekten und Initiativen, die sich mit dem Einsatz von Assistenzsystemen in der Pflege beschäftigen. Einige Beispiele sind:
- DeinHaus 4.0: Dieses Projekt in Bayern unterstützt Menschen dabei, länger im eigenen Zuhause zu leben. Prof. Dr. stellt die Struktur des Projektes DeinHaus 4.0 Oberbayern vor. Der Schwerpunkt liegt bei der Bedürfnisanalysen auch an Beispielen von Persona. Es werden zwei neueröffnete Wohnkompetenzzentren mit den entsprechenden Strategien und Ausstattung vorgestellt sowie ein aktueller Stand und die Entwicklung des Post-Reha-Konzeptes, das eine große Rolle bei dem Projekt spielt.
- PFLEX: In Lern- und Experimentierräumen des Projekts PFLEX können Pflegefachkräfte verschiedene Assistenzsysteme kennenlernen und erproben.
- ALADIEN: Der ALADIEN vereint alltagsunterstützende Assistenzsysteme und Dienstleistungen und ist in mehr als 600 Pflegewohnungen im Einsatz. Dr. Pia kleine Stüve und Albert Premer von der Evangelischen Heimstiftung e.V. stellen den ALADIEN als alltagsunterstützendes Assistenzsystem mit Dienstleistungen vor, das für Sicherheit, Komfort und Teilhabe bei den Bewohnern der Evangelischen Heimstiftung sorgt.
- Nui: Die digitale Pflegeplattform "Nui" richtet sich an pflegende Angehörige und soll diese bei verschiedenen Kernproblemen der Pflege im häuslichen Umfeld unterstützen. Dazu gehören das Organisieren von Arztterminen, Anträge stellen und viele weitere Funktionen, die Markus C. Müller im Vortrag vorstellt.
Die Rolle der inhaus GmbH
Die inhaus GmbH ist ein führender Anbieter von innovativen Assistenz- und Smart-Home-Lösungen. Seit 2005 entwickelt die inhaus GmbH technische Assistenzlösungen für die Pflege und Betreuung von Menschen mit Assistenzbedarf. Die Lösungen werden in das vorhandene Betreuungskonzept eingebunden und entlasten die Pflege- und Betreuungskräfte in ihren täglichen Prozessen und Alltagsabläufen. Weiterhin erhöhen sie die Selbstbestimmung und Autonomie der Bewohner. Die inhaus GmbH bietet Lösungen für das Betreute Wohnen, ambulant versorgte Wohngemeinschaften, die ambulante Betreuung zuhause, Pflegeeinrichtungen, etc. Die inhaus GmbH arbeitet eng mit Anwendungspartnern für die Entwicklung von bedarfsorientierten Lösungen zusammen und bietet individuelle Servicemodelle an.
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Zukunftsperspektiven
Die Entwicklung von Assistenzsystemen für Demenz-WGs steht noch am Anfang. In Zukunft werden wir voraussichtlich noch intelligentere und benutzerfreundlichere Systeme sehen, die noch besser auf die individuellen Bedürfnisse der Bewohner eingehen. Ein wichtiger Trend ist die Integration von künstlicher Intelligenz (KI) in Assistenzsysteme. KI kann beispielsweise dazu beitragen, Stürze vorherzusagen, das Verhalten der Bewohner zu analysieren und personalisierte Therapieangebote zu erstellen. Britta Gräfe vom Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienst e.V. stellt die Frage, ob digitale Pflegeanwendungen Zukunftsmusik oder bereits gelebte Realität sind. Apps zur Erfassung von Gesundheitsdaten, zur Sturzerkennung oder zur Steigerung der Aktivität sind längst keine Neuheit mehr. Allerdings wurden die sogenannten digitalen Pflegeanwendungen erst jetzt im Gesetz verankert. Prof. Dr. biol. hum. stellt das Forschungsprojekt TePUS mit seinen 9 Teilprojekten vor. Den Schwerpunkt bildet die Präsentation der pflegerischen und therapeutischen Maßnahmen.
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