Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch als Zuckerkrankheit bekannt, ist eine Stoffwechselerkrankung, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet ist. Dieser Zustand kann im Laufe der Zeit zu einer Reihe von Komplikationen führen, darunter auch Muskelkrämpfe, insbesondere in den Beinen.
Einführung
Wadenkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft, unabhängig vom Alter. Sie können jedoch bei Menschen mit Diabetes häufiger auftreten und auf spezifische zugrunde liegende Ursachen hinweisen. In diesem Artikel werden die Ursachen von diabetesbedingten Beinkrämpfen, die damit verbundenen Risiken und die verfügbaren Behandlungs- und Präventionsstrategien untersucht.
Ursachen von Beinkrämpfen bei Diabetes
Diabetes kann auf verschiedene Weise zu Beinkrämpfen beitragen:
- Diabetische Neuropathie: Ein chronisch erhöhter Blutzuckerspiegel kann Nerven außerhalb von Gehirn und Rückenmark schädigen, was zu einer diabetischen Neuropathie führt. Diese Nervenschädigung kann Missempfindungen, brennende Schmerzen, Taubheit und Kribbeln verursachen, insbesondere in den Füßen und Beinen. Die beeinträchtigte Nervenfunktion kann auch Muskelkrämpfe auslösen.
- Durchblutungsstörungen: Diabetes kann die Blutgefäße schädigen und die Durchblutung der Beine beeinträchtigen. Eine unzureichende Blutversorgung der Muskeln kann zu Krämpfen führen, insbesondere bei körperlicher Anstrengung. Zehen und Fersen werden bei einem ischämischen diabetischen Fuß unzureichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt.
- Elektrolytungleichgewicht: Ein hoher Blutzuckerspiegel kann zu einem Ungleichgewicht von Elektrolyten wie Magnesium, Kalium und Kalzium führen. Diese Mineralstoffe spielen eine wichtige Rolle bei der Muskelkontraktion und -entspannung. Ein Elektrolytmangel kann die Muskeln anfälliger für Krämpfe machen. Typ-2-Diabetiker weisen oft eine niedrigere Magnesiumkonzentration im Blut auf. Gründe: vermehrter Verlust von Magnesium über den Urin, Vermeidung von kohlenhydratreichen Lebensmitteln mit hohem Magnesiumgehalt.
- Flüssigkeitsmangel: Ein erhöhter Blutzuckerspiegel kann zu vermehrtem Wasserlassen führen, was zu Flüssigkeitsmangel führen kann. Dehydration kann das Risiko von Muskelkrämpfen erhöhen. Wenn die Blutzuckerwerte die sogenannte Nierenschwelle von circa 180 mg/dl (10 mmol/l) überschreiten, beginnt der Körper, den Zucker über die Nieren beziehungsweise den Urin auszuscheiden. Damit kann ein Flüssigkeitsverlust von mehreren Litern am Tag einhergehen - verbunden mit häufigem Harndrang, starkem Durst und der Gefahr, dass der Körper austrocknet.
- Medikamente: Einige Medikamente, die zur Behandlung von Diabetes eingesetzt werden, wie z. B. Diuretika, können das Risiko von Muskelkrämpfen erhöhen, indem sie den Elektrolythaushalt beeinflussen.
Risikofaktoren für diabetesbedingte Beinkrämpfe
Mehrere Faktoren können das Risiko von Beinkrämpfen bei Menschen mit Diabetes erhöhen:
- Schlechte Blutzuckerkontrolle: Ein schlecht eingestellter Blutzuckerspiegel über einen längeren Zeitraum kann das Risiko von Nervenschäden und Durchblutungsstörungen erhöhen und somit das Auftreten von Muskelkrämpfen begünstigen.
- Lange Diabetesdauer: Je länger eine Person an Diabetes erkrankt ist, desto höher ist das Risiko, Komplikationen wie Neuropathie und Durchblutungsstörungen zu entwickeln, die zu Krämpfen führen können.
- Übergewicht und mangelnde körperliche Aktivität: Übergewicht und ein sitzender Lebensstil können die Insulinresistenz verschlimmern und das Risiko von Diabeteskomplikationen erhöhen, einschließlich Muskelkrämpfen.
- Nierenerkrankungen: Diabetes kann die Nieren schädigen und ihre Fähigkeit beeinträchtigen, Elektrolyte zu regulieren, was zu Muskelkrämpfen führen kann.
- Alkohol- und Nikotinkonsum: Chronischer Alkoholkonsum schadet den Nerven und kann eine Polyneuropathie auslösen oder verstärken. Rauchen greift die Gefäße an und beeinträchtigt so die Durchblutung der Nerven. Die Folge: Die Nerven werden nicht mehr optimal mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt.
Symptome von diabetesbedingten Beinkrämpfen
Die Symptome von diabetesbedingten Beinkrämpfen können variieren, umfassen jedoch typischerweise:
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- Plötzliche, scharfe Schmerzen in den Beinmuskeln, meist in den Waden
- Verhärtung des betroffenen Muskels
- Unwillkürliche Muskelkontraktionen
- Schwierigkeiten beim Bewegen des Beins während des Krampfes
- Krämpfe treten häufiger nachts auf.
Diagnose von diabetesbedingten Beinkrämpfen
Um die Ursache von Beinkrämpfen bei Menschen mit Diabetes zu ermitteln, kann der Arzt folgende Untersuchungen durchführen:
- Krankengeschichte und körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Krankengeschichte des Patienten erheben, einschließlich der Diabetesdauer, der Blutzuckerkontrolle und anderer relevanter Erkrankungen. Eine körperliche Untersuchung kann helfen, Anzeichen von Neuropathie, Durchblutungsstörungen oder anderen zugrunde liegenden Erkrankungen zu erkennen.
- Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können den Blutzuckerspiegel, die Elektrolytwerte, die Nierenfunktion und andere relevante Marker beurteilen.
- Neurologische Untersuchung: Eine neurologische Untersuchung kann helfen, das Ausmaß der Nervenschädigung festzustellen und andere neurologische Ursachen für die Krämpfe auszuschließen. Typisch ist ein socken- oder handschuhförmiges Ausbreitungsmuster.
- Gefäßuntersuchungen: Gefäßuntersuchungen wie der Knöchel-Arm-Index (ABI) und der Duplex-Ultraschall können helfen, Durchblutungsstörungen in den Beinen zu erkennen.
Behandlung von diabetesbedingten Beinkrämpfen
Die Behandlung von diabetesbedingten Beinkrämpfen zielt darauf ab, die zugrunde liegenden Ursachen zu behandeln und die Symptome zu lindern:
- Blutzuckerkontrolle: Eine gute Blutzuckerkontrolle ist entscheidend, um Nervenschäden und Durchblutungsstörungen vorzubeugen oder zu verlangsamen. Dies kann durch eine Kombination aus Ernährungsumstellung, regelmäßiger Bewegung und Medikamenten erreicht werden.
- Elektrolytausgleich: Die Korrektur von Elektrolytungleichgewichten kann helfen, Muskelkrämpfe zu reduzieren. Dies kann durch eine Ernährungsumstellung oder durch die Einnahme von Elektrolytpräparaten erfolgen. Diabetiker sollten besonders auf eine ausreichende Magnesiumversorgung achten.
- Flüssigkeitszufuhr: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um Dehydration vorzubeugen und Muskelkrämpfe zu reduzieren.
- Medikamente: Schmerzmittel, Muskelrelaxantien und Antikonvulsiva können zur Linderung von Muskelkrämpfen eingesetzt werden. Bei neuropathischen Schmerzen können Antidepressiva und Antikonvulsiva helfen.
- Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, die Muskelkraft und Flexibilität zu verbessern und Krämpfen vorzubeugen.
- Orthopädische Schuhe und Hilfsmittel: Alltagshilfen wie orthopädische Schuhe, Rollatoren oder Orthesen ermöglichen aber weiterhin Teilhabe.
Prävention von diabetesbedingten Beinkrämpfen
Es gibt mehrere Maßnahmen, die Menschen mit Diabetes ergreifen können, um Beinkrämpfen vorzubeugen:
- Gute Blutzuckerkontrolle: Die Aufrechterhaltung eines stabilen Blutzuckerspiegels ist der wichtigste Schritt zur Vorbeugung von Nervenschäden und Durchblutungsstörungen.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung kann helfen, die Durchblutung zu verbessern, die Muskelkraft zu erhöhen und die Insulinresistenz zu reduzieren.
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann helfen, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren und Elektrolytungleichgewichte zu vermeiden.
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser, um Dehydration vorzubeugen.
- Vermeidung von Alkohol und Nikotin: Alkohol und Nikotin können Nerven und Blutgefäße schädigen und das Risiko von Muskelkrämpfen erhöhen.
- Regelmäßige Fußpflege: Diabetiker:innen sollten auf spezielle Schuhe achten, die an den Füßen genug Platz bieten und keine Druckstellen, etwa durch Nähte, aufweisen. Die Schuhe sollten die natürlichen Bewegungsmuster der Füße unterstützen. Bei der Wahl des richtigen Schuhwerks kann der orthopädische Schuhmacher helfen. In vielen Fällen werden den Betroffenen von Diabetolog:innen Schutzschuhe mit einer speziellen Weichbettung verschrieben. Diese Schuhe fertigt ein/e Orthopädieschuhmacher:in an.
Der diabetische Fuß
Diabetes kann im Krankheitsverlauf zu Durchblutungsstörungen und Nervenschädigungen an den Extremitäten führen. Offene Wunden können sich leicht mit Bakterien infizieren. Besonders fatal ist, dass die Krankheitserreger im Verlauf auch oft das umliegende, gesunde Gewebe befallen. Die fehlende Wahrnehmung der Patient:innen ist ein wichtiger Faktor, der von Ärzt:innen, Pflegekräften, Podolog:innen, Orthopäd:innen bis hin zur Familie und den Angehörigen mitgedacht werden muss.
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