Parkinson-Krankheit: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Die Parkinson-Krankheit, auch bekannt als Morbus Parkinson oder Parkinson-Syndrom, ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das Nervensystem betrifft. Sie ist nach der Alzheimer-Krankheit die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung weltweit. In Deutschland sind schätzungsweise 400.000 Menschen betroffen. Der Welt-Parkinson-Tag findet jährlich am 11. April statt, dem Geburtstag von James Parkinson, dem englischen Arzt, der die Krankheit erstmals im Jahr 1817 beschrieb.

Was ist die Parkinson-Krankheit?

Parkinson ist eine chronisch fortschreitende Erkrankung des Nervensystems, bei der Nervenzellen im Gehirn absterben, was zu einem Mangel des Botenstoffs Dopamin führt. Dieser Mangel verursacht Bewegungsstörungen wie verlangsamte Bewegungen (Bradykinese), Muskelsteifheit (Rigor) und unkontrollierbares Zittern (Tremor). Es gibt drei Hauptformen des Parkinson-Syndroms:

  1. Idiopathisches Parkinson-Syndrom (IPS): Dies ist die häufigste Form, auch als Morbus Parkinson bekannt, und macht etwa 75 % aller Fälle aus. Die Ursachen sind unbekannt.
  2. Sekundäres Parkinson-Syndrom: Diese Form wird durch bestimmte Erkrankungen, Vergiftungen oder Medikamente ausgelöst. Seltene genetische Formen gehören ebenfalls dazu.
  3. Atypisches Parkinson-Syndrom: Dieses Syndrom tritt als Folge anderer neurodegenerativer Erkrankungen auf.

Ursachen der Parkinson-Krankheit

Die genaue Ursache für das Absterben der Nervenzellen im Gehirn ist noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen:

  • Genetische Faktoren: Etwa 5-10 % der Parkinson-Fälle sind auf genetische Ursachen zurückzuführen. Mutationen in bestimmten Genen, wie z.B. dem PARK1-Gen, das für die Herstellung von Alpha-Synuclein verantwortlich ist, können die Entstehung der Krankheit begünstigen. Defektes Alpha-Synuclein lagert sich als Lewy-Körperchen in den Zellen ab, was zu deren Absterben führt.
  • Umweltfaktoren: Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können Nervenzellen schädigen und das Risiko für Parkinson erhöhen. Seit 2024 ist Parkinson in Deutschland für Pestizid-Einsetzende Personen als Berufserkrankung anerkannt.
  • Oxidativer Stress: Ein Ungleichgewicht zwischen Oxidantien und Antioxidantien kann zu Zellschäden führen, insbesondere in den Dopamin-produzierenden Nervenzellen.
  • Darmflora: Eine gestörte Darmflora mit vermehrten Entzündungsbakterien und einer durchlässigeren Darmschleimhaut könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Das fehlgefaltete Protein Alpha-Synuclein wurde auch im Darm und im Nervus vagus nachgewiesen, was die sogenannte Aszensionshypothese unterstützt, wonach Parkinson im Verdauungstrakt beginnt und sich über Nervenbahnen ins Gehirn ausbreitet.
  • Autoimmunreaktion: Es gibt Hinweise darauf, dass das Immunsystem bei Parkinson fälschlicherweise Alpha-Synuclein angreift.

Symptome der Parkinson-Krankheit

Die Parkinson-Krankheit entwickelt sich schleichend, und erste Anzeichen können Jahre vor den typischen Symptomen auftreten. Die Symptome verschlimmern sich im Laufe der Zeit und beeinträchtigen den Alltag der Betroffenen zunehmend. Oft treten die Symptome zuerst nur auf einer Körperseite auf.

Frühsymptome

Zu den frühen Anzeichen von Parkinson gehören:

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  • Schlafstörungen (z.B. REM-Schlafverhaltensstörung)
  • Sehstörungen
  • Riechstörungen (bis hin zum Geruchsverlust)
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Beschwerden im Nacken- oder Lendenwirbelbereich
  • Störung der Feinmotorik (z.B. veränderte Handschrift)
  • Veränderung beim Mitschwingen der Arme beim Gehen
  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Unsicherheit und Unruhe
  • Zittern
  • Depressive Verstimmung
  • Verstopfung

Hauptsymptome

Die klassischen Parkinson-Symptome sind:

  • Zittern (Tremor): Meist ein Ruhetremor, der vor allem Hände, Arme oder Finger betrifft.
  • Bewegungsstörungen (Bradykinese/Akinese): Verlangsamte Bewegungen, Steifheit der Muskeln und Einschränkungen der Mimik.
  • Muskelsteifheit (Rigor): Erhöhter Muskeltonus, der zu Steifigkeit und Schmerzen führen kann.
  • Gleichgewichtsstörungen: Instabilität und Schwierigkeiten, das Gleichgewicht zu halten.
  • Gang- und Haltungsstörungen: Gebeugte Körperhaltung und kleinschrittiger Gang.

Weitere Symptome

Zusätzlich zu den Hauptsymptomen können folgende Beschwerden auftreten:

  • "Einfrieren" von Bewegungen (Freezing)
  • Sprachschwierigkeiten (leisere oder monotone Sprache)
  • Schluckbeschwerden
  • Störungen der vegetativen Funktionen (z.B. Blutdruck und Verdauung)
  • Depressionen und Angststörungen
  • Geistige Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz
  • Starkes Schwitzen (Hyperhidrose)
  • Sexuelle Probleme (z.B. Erektionsstörungen, Libido-Veränderungen)

Diagnose der Parkinson-Krankheit

Bei Verdacht auf Parkinson sollte eine Neurologin oder ein Neurologe aufgesucht werden. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht einen rechtzeitigen Therapiebeginn. Die Diagnose basiert auf:

  • Anamnese: Erhebung der Krankengeschichte und der aktuellen Symptome.
  • Körperliche Untersuchung: Überprüfung von Reflexen, Sensibilität, Beweglichkeit und Koordination.
  • Neurologische Untersuchung: Beurteilung der Motorik, des Gleichgewichts und der kognitiven Fähigkeiten.
  • Riechtest: Zur Überprüfung des Geruchssinns, der oft frühzeitig beeinträchtigt ist.
  • L-Dopa-Test: Verabreichung des Medikaments Levodopa zur Feststellung, ob die Symptome darauf ansprechen.
  • Bildgebende Verfahren: MRT oder CT, um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen.

Behandlung der Parkinson-Krankheit

Parkinson ist derzeit nicht heilbar, aber die Symptome können durch verschiedene Therapien gelindert werden. Ziel der Behandlung ist es, die Lebensqualität und Selbstständigkeit der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten.

Medikamentöse Therapie

  • Levodopa (L-Dopa): Das wirksamste Medikament, das im Körper in Dopamin umgewandelt wird und den Dopaminmangel ausgleicht. Es wird oft mit Carbidopa kombiniert, um den Abbau von L-Dopa außerhalb des Gehirns zu verhindern.
  • Dopamin-Agonisten: Substanzen, die dem Dopamin ähneln und an den Dopamin-Rezeptoren wirken. Sie sind schwächer wirksam als L-Dopa, können aber eine längere Wirkdauer haben.
  • MAO-B-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen und so die Dopamin-Konzentration erhöhen.
  • COMT-Hemmer: Medikamente, die den Abbau von Levodopa verzögern und dessen Wirksamkeit verlängern.
  • Adenosin-Rezeptor-Antagonisten: Werden gegeben, um die Wirklücke bei Levodopa bis zur nächsten Gabe zu überbrücken.

Nicht-medikamentöse Therapie

  • Physiotherapie: Fördert die Beweglichkeit, Körperstabilität und Reaktionsfähigkeit.
  • Ergotherapie: Übt Alltagsbewegungen und -tätigkeiten, um die Selbstständigkeit zu erhalten.
  • Logopädie: Verbessert die Sprechfähigkeit und hilft bei Schluckbeschwerden.
  • Psychotherapie: Kann bei Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Problemen helfen.
  • Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung, wie z.B. Spaziergänge, Schwimmen oder Tanzen, kann die Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern.
  • Ernährung: Eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen ist wichtig. Betroffene sollten auf Fertiggerichte, gesättigte Fettsäuren und übermäßigen Zuckerkonsum verzichten.

Tiefe Hirnstimulation (THS)

Die THS ist ein chirurgischer Eingriff, bei dem Elektroden in bestimmte Bereiche des Gehirns implantiert werden. Diese Elektroden senden elektrische Impulse aus, die die Hirnaktivität beeinflussen und die Parkinson-Symptome reduzieren können. Die THS kommt in Frage, wenn die medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend wirkt oder starke Nebenwirkungen verursacht.

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Weitere Therapien

  • Dopamin- oder Apomorphinpumpe: Verabreichung von Medikamenten über eine Sonde in den Dünndarm oder unter die Haut.
  • Gentherapie und Neuroimmunologie: Neue vielversprechende Entwicklungen, die jedoch noch in der klinischen Prüfung sind.

Verlauf und Lebenserwartung

Der Verlauf der Parkinson-Krankheit ist individuell unterschiedlich. Im Allgemeinen schreitet die Erkrankung langsam fort. Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson ist heute dank moderner Therapien in der Regel nicht mehr beeinträchtigt. Allerdings können Komplikationen wie Schluckstörungen, Stürze oder eine Demenz die Lebenserwartung verkürzen. Viele Betroffene werden im Laufe von etwa 20 Jahren pflegebedürftig.

Der Verlauf lässt sich in fünf Stadien einteilen:

  • Stadium 0: Keine Anzeichen von Parkinson.
  • Stadium 1: Erste Symptome auf einer Körperseite.
  • Stadium 2: Symptome auf beiden Körperseiten.
  • Stadium 3: Langsamere Bewegungen, Gleichgewichtsstörungen.
  • Stadium 4: Stark erkennbare Beschwerden, eingeschränkte Selbstständigkeit.
  • Stadium 5: Hilfs- und Pflegebedürftigkeit.

Leben mit Parkinson

Die Diagnose Parkinson stellt für viele Betroffene einen Schock dar. Es ist wichtig, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen und Unterstützung zu suchen. Der Austausch mit anderen Betroffenen in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren kann sehr hilfreich sein. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, die Lebensqualität trotz Parkinson zu erhalten und ein aktives Leben zu führen.

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