Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle der Sexualität in Sigmund Freuds Theorien zur Ätiologie der Neurosen und diskutiert Parallelen zum heutigen Verständnis der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD). Freud, einer der ersten, der traumatische Erlebnisse in seine Neurosentheorien einbezog, postulierte 1893 einen Zusammenhang zwischen Hysterie und sexuellem Missbrauch in der Kindheit. 1895 erweiterte er seine Theorie und sprach von einer somatischen Wirkung von Störungen im Sexualstoffwechsel als Grundlage aller Neurosen. Im Laufe seiner Karriere revidierte und ergänzte Freud seine Neurosenlehren kontinuierlich, insbesondere im Zusammenhang mit der Entwicklung seiner Modelle zum Aufbau des psychischen Apparates und der infantilen Sexualität. Seine umfassende Auseinandersetzung mit dem Angstphänomen im Jahr 1926 führte zu einer veränderten Erklärung der Entstehungsmechanismen der Aktualneurosen unter dem Einfluss der Triebtheorie und Strukturhypothese. Abschließend werden Parallelen zwischen Freuds Erkenntnissen und dem heutigen Erkenntnisstand über die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) diskutiert.
Einleitung oder Die Posttraumatische Belastungsstörung
Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) ist eine Angststörung, die sich nach verschiedenen traumatischen Erlebnissen entwickeln kann. Ein Trauma wird im Diagnostical and Statistical Manual for Mental Disorders (DSM IV) definiert als ein Ereignis, das die Person oder andere in Todesnähe bringt oder ihnen schwere Verletzungen zufügt. Dieses Erlebnis muss mit intensiver Angst, Hilflosigkeit oder Entsetzen einhergehen.
Die typischen Symptome einer PTSD lassen sich drei Symptomgruppen zuordnen:
- Wiedererleben: Flashbacks, wiederholte Träume vom Trauma, intensives psychisches Leiden bei Konfrontation mit das Trauma symbolisierenden Ereignissen.
- Vermeidung: Vermeidung von das Trauma symbolisierenden Gedanken, Aktivitäten, Gefühlen, Erinnerungen, eingeschränkte Affektivität, soziale Isolierung, Entfremdungsgefühle.
- Physiologisch erhöhte Erregungssymptome: Ein- und Durchschlafstörungen, Reizbarkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Hypervigilanz, übertriebene Schreckreaktionen.
In den folgenden Abschnitten werden Freuds Theorien zur Angst und deren Wandel dargestellt. Obwohl Freud nicht von einer "Posttraumatischen Belastungsstörung" sprach, machte er Aussagen zu Symptomen und Symptomgruppen, die denen der PTSD ähneln. Im letzten Abschnitt werden Parallelen zwischen Freuds Erkenntnissen zur Symptomatik nach einer Traumatisierung und den oben genannten Aspekten einer Posttraumatischen Belastungsstörung diskutiert.
Freud und Breuer: Über die Hysterie und ihrer traumatischen Ätiologie (1893)
Die Arbeit "Über den psychischen Mechanismus der hysterischen Phänomene" (FREUD, 1893) war einer der ersten Berichte über Freuds und Breuers Konzept des neurotischen Geschehens. Sie arbeiteten an der therapeutischen Methodik des Wiedererinnerns traumatischer Erlebnisse unter Hypnose und des Abreagierens von verdrängten Affekten, was sie als "Katharsis" bezeichneten. Freud sah in traumatischen Erlebnissen die Ursache von Hysterien. Er definierte Trauma wie folgt:
Lesen Sie auch: Sexualstörungen bei Parkinson
Ein Individuum wird von einem Trauma betroffen, das schwer sein muss, d.h. mit der Vorstellung einer Lebensgefahr oder der Bedrohung der Existenz verbunden sein muss, aber nicht so schwer, dass die psychische Tätigkeit dabei aufhört. Es darf also z.B. nicht mit einer Gehirnerschütterung oder einer schweren Verletzung einhergehen. Ferner muss dieses Trauma eine besondere Beziehung zu einem Körperteil haben.
Diese Definition weist eine auffällige Ähnlichkeit mit der heutigen Definition von Trauma im DSM-IV auf.
Freud postulierte, dass jeder "psychische Eindruck" zu einer Steigerung der "Erregungssumme" des Nervensystems führe, die über sensible Bahnen gesteuert werde. Eine Verkleinerung dieser Erregungssumme erfolge auf motorischen Bahnen. Da in jedem Individuum das Bestreben nach einer Verkleinerung der Erregungssumme bestehe, könne dies durch motorische Reaktionen wie Weinen, Laufen, Schimpfen usw. erfolgen. Bei großen psychischen Traumata bedarf es jedoch einer entsprechend größeren Gegenreaktion. Kann die ausgleichende Reaktion nicht genügend erfolgen, dann "behält die Erinnerung daran den Affekt, den sie ursprünglich hatte … der Hysterische leidet an unvollständig abreagierten psychischen Traumen".
Freud unterschied verschiedene Bedingungen, unter welchen ein Trauma pathogen wird:
- Das Trauma ist so groß, dass das Nervensystem nicht darauf reagieren kann.
- Soziale Gründe machen eine Abreaktion unmöglich.
- Der Betreffende verweigert die Reaktion.
- Die Umstände des Traumas verleihen demselben Bedeutung, wenn es stattfindet, während sich eine Person in einem "Moment krankhaft gesteigerter Disposition" befindet.
Für die Behandlung schlug Freud vor, den Patienten das psychische Trauma unter Hypnose ein zweites Mal erleben zu lassen und ihn zu nötigen, die Reaktion zu vervollständigen. Dadurch entledige er sich des Affekts der Vorstellung, die früher sozusagen eingeklemmt war, und damit werde die Wirkung dieser Vorstellung aufgehoben.
Lesen Sie auch: Umfassender Überblick: Schlaganfall und Sexualleben
Freud schränkte den Behandlungserfolg dieser hypnotischen Behandlungsmethode jedoch ein: "Wir heilen nicht die Hysterie, sondern einige Symptome derselben dadurch, dass wir die unerledigte Reaktion vollziehen lassen. So wie die Neurosen hat auch die Hysterie ihre tieferen Gründe, und diese sind es, welche der Therapie eine gewisse, oft sehr fühlbare Schranke setzen".
Hysterie, Zwangsvorstellung, Angstneurose, Neurasthenie (1895)
1895 entstand Freuds Abhandlung "Über die Berechtigung, von der Neurasthenie einen bestimmten Symptomenkomplex als "Angstneurose" abzutrennen". Unter "Angstneurose" verstand Freud einen Symptomkomplex, "der sich um das Hauptsymptom der Angst gruppieren lässt". Er beschrieb das klinische Bild der Angstneurose mit folgenden Symptomen:
- Allgemeine Reizbarkeit: Tritt immer auf, u.a. auch "Gehörhyperästhesie" (Überempfindlichkeit gegen Geräusche), Schlaflosigkeit.
- Ängstliche Erwartung: Ängstlichkeit, Neigung zu pessimistischer Auffassung, Gewissensangst, Zweifelsucht, frei flottierende Angst.
- Angstanfall: Vorstellung oder Deutung der Lebensvernichtung oder des drohenden Wahnsinns, immer gekoppelt an die Störung einer oder mehrerer Körperfunktionen wie Atmung, Herztätigkeit usw.
In der Ätiologie der Angstneurose unterschied Freud Fälle mit starker hereditärer Belastung und Fälle "erworbener" Neurosen. Für die letztere Form führte er eine Reihe "ätiologisch wirksame Momente von Schädlichkeiten und Einflüssen aus dem Sexualleben aus", wie z.B. virginale Angst, Angst der Neuvermählten, Angst der Frau vor Männern mit Ejaculatio praecox, Ausübung des Coitus interruptus. Weiterhin formulierte Freud einen Ansatz zu einer Theorie der Angstneurose. Zu deren Enstehung vermutete er, dürfe es sich "um eine Anhäufung von Erregung handeln, wobei die Angst, die den Erscheinungen der Neurose zugrundeliegt, keine psychische Ableitung zulässt". Daran knüpfte seine These, "der Mechanismus der Angstneurose sei in der Ablenkung der somatischen Sexualerregung vom Psychischen und einer dadurch verursachten abnormen Verwendung dieser Energie zu suchen". Dies schien allerdings nicht für alle mit Angst besetzten Neurosen zu gelten, denn "durch einen einmaligen Schreck kann zwar eine Hysterie oder traumatische Neurose entstehen, nie aber eine Angstneurose". Weiterhin unterschied Freud zwischen reinen Angstneurosen und gemischten Neurosen. Bei den letzteren ließe sich eine "Vermengung mehrerer spezifischer Ätiologien nachweisen". Gemischte Neurosen stellen eine Symptomkombination aus reiner Angstneurose und anderen Neurosen (Neurasthenie, Hysterie und Zwangsvorstellungen) dar.
Jeder der vier Neurosen schreibt Freud eine andere sexuelle Ätiologie zu, die sich von unbewussten sexuellen Erlebnissen in der Kindheit herleiten lassen. Im Jahre 1895 erschien der erste von drei Artikeln "L'hérédité et l'étiologie des névroses" (Die Vererbung und die Ätiologie der Neurosen). Hierin geht Freud davon aus, dass alle Neurosen einen gemeinsamen Ursprung haben. Er räumt an dieser Stelle ein, dass diese Idee nicht ganz neu sei, formuliert aber weiterhin:
"Was meiner Arbeitsmethode ihren besonderen Charakter verleiht, ist, dass ich diese sexuellen Einflüsse in den Rang spezifischer Ursachen erhebe, dass ich ihre Aktion in allen Fällen von Neurose erkenne und schließlich dass ich einen regelrechten Parallelismus herstelle, einen Beweis für eine spezielle ätiologische Beziehung zwischen der Natur des sexuellen Einflusses und der pathologischen Art der Neurose."
Lesen Sie auch: Sexualleben mit Parkinson verbessern
Freud unterscheidet nunmehr aus einem ätiologisch-klassifikatorischen Ansatz heraus zwischen zwei Arten von Neurosen: den Aktualneurosen, die durch aktuelle sexuelle Probleme ausgelöst wurden und sich einteilen ließen in durch übermäßige Masturbation verursachte Neurasthenie und in durch frustrane sexuelle Erregung verursachte Angstneurosen, und den Psychoneurosen, die im sexuellen Missbrauch durch einen Erwachsenen in der Kindheit ihren Ursprung hatten. Letztere entwickelten sich zu Hysterie im Falle eines passiv erlittenen Missbrauchs und zu Zwangsneurosen, wenn die Rolle des Kindes aktiver gewesen sein soll.
Neurosen sah Freud nicht als das Resultat kleiner, sogenannter funktioneller Veränderungen im Hirngewebe, sondern betrachtete sie als Ergebnis komplizierter psychischer Prozesse und starker emotionaler Konflikte. Die Kenntnis dieser Tatsachen könne einen Arzt befähigen, psychische Erkrankungen zu verstehen und in günstigen Fällen sogar zu heilen.
Trotz heftiger Kritik hielt Freud vorerst in der Öffentlichkeit an dieser Theorie fest. Erste Zweifel wurden 1897 offenbar in einem Brief an seinen Freund Wilhelm Fließ: " Ich gebe reumütig zu, daß die komplexe Theorie jeder rechten Grundlage entbehrt … und nun will ich dir das große Geheimnis anvertrauen, das mir in den letzten Monaten langsam gedämmert hat. Ich glaube an meine Neurotica nicht mehr".
Verschiedene Gründe werden im Zusammenhang mit diesem Sinneswandel diskutiert: wo Freud Verführung im Kindesalter als Ursache der Neurose annahm, konnte er die Analyse nicht zu einem befriedigenden Ende bringen. Freud stellte selbst fest, daß "solch eine Verbreitung der Perversionen gegen Kinder wenig wahrscheinlich ist". Weiterhin kam ihm die Erkenntnis, daß im Unbewußten zwischen der Wahrheit und der "mit Affekt besetzten Fiktion" schwer zu unterscheiden sei.
Topographische Theorie zum Aufbau des psychischen Apparates (1900)
1900 veröffentlichte Freud im letzten Kapitel aus "Die Traumdeutung" seine Vorstellungen zum Aufbau des psychischen Apparates (später bekannt als die "topographische Theorie"). Ähnlich dem Aufbau eines Fernrohres mit einem Ein- und Ausgang und mehreren dazwischengelegenen optischen Elementen sah Freud im Wahrnehmungssystem den Eingang und im motorischen System den Ausgang des psychischen Apparates. Verschiedene Erinnerungs- und Assoziationssysteme seien zwischen Ein- und Ausgang gelegen:
- Das Unterbewusste (Ubw), wo aktiv vom Bewusstsein ausgesperrte Prozesse ablaufen.
- Das Vorbewusste (Vbw), wo Prozesse ablaufen, die durch Anspannung der Aufmerksamkeit bewusst werden können.
- Das Bewusste (Bw), wo dem Individuum bewusste psychische Prozesse ablaufen.
Die für das Verständnis der Neurosen wichtige Ablenkung der somatischen Sexualerregung in das Psychische konnte nunmehr genauer lokalisiert werden. Das abnorme Energiepotential ließe sich demnach im Unterbewussten ausmachen. Später verwendete Freud für diesen Vorgang der Ablenkung auch den Begriff "Verdrängung".
Freuds Sexualtheorien (1905 - 1910)
1905 erschienen von Freud "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie". Der erste Teil widmet sich den Sexuellen Abirrungen in bezug auf Sexualobjekte (die Person, von der die geschlechtliche Anziehung ausgeht) und Sexualziele (die Handlung, nach welcher der Trieb drängt). Abweichende Sexualobjekte seien Geschlechtsunreife (Kinder), Tiere und Fälle von "Inversionen" (Freuds Ausdruck für Homosexualität). "Anatomische Überschreitungen" (Einbeziehen von Organen, die nicht für den Sexualverkehr bestimmt seien, z.B. der Mund für Oralverkehr) und "Fixierungen von vorläufigen Sexualzielen" (Verharren auf Vorstufen des Sexualaktes; z.B. beim Voyerismus) stellen Abweichungen von Sexualzielen dar.
Für die hier bearbeitete Thematik interessieren vor allem Freuds Ansichten zum kindlichen sexuellen Mißbrauch. Individuen, die sich Kinder als Sexualobjekt wählen, seien nach Freud entweder "feige und impotent" oder unterliegen einem "impulsiven (unaufschiebaren) Trieb".
Traumatische Neurosen (1920)
(Informationen zu diesem Abschnitt fehlen in den bereitgestellten Daten. Eine Ergänzung aus externen Quellen wäre hier notwendig, um die Vollständigkeit der Arbeit zu gewährleisten.)
Strukturhypothese zum Aufbau des psychischen Apparates (1923)
(Informationen zu diesem Abschnitt fehlen in den bereitgestellten Daten. Eine Ergänzung aus externen Quellen wäre hier notwendig, um die Vollständigkeit der Arbeit zu gewährleisten.)
Hemmung, Symptom und Angst (1926)
(Informationen zu diesem Abschnitt fehlen in den bereitgestellten Daten. Eine Ergänzung aus externen Quellen wäre hier notwendig, um die Vollständigkeit der Arbeit zu gewährleisten.)
Abschließende Bemerkungen
(Eine abschließende Diskussion der Parallelen zwischen Freuds Erkenntnissen und dem heutigen Erkenntnisstand über die Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) sollte hier erfolgen. Dies erfordert eine detaillierte Analyse der oben dargestellten Informationen und eine Verknüpfung mit aktuellen Forschungsergebnissen zur PTSD.)