Epilepsie beim Baby im Bauch: Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte epileptische Anfälle gekennzeichnet ist. Während der Schwangerschaft kann Epilepsie sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind eine Herausforderung darstellen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Epilepsie beim Baby im Bauch und gibt werdenden Müttern mit Epilepsie wichtige Informationen an die Hand.

Epilepsie in der Schwangerschaft: Eine Übersicht

In Deutschland leidet etwa eine von 200 Schwangeren unter Epilepsie. Viele dieser Frauen benötigen auch während ihrer Schwangerschaft Anti-Epileptika, um Anfälle zu kontrollieren. Es ist wichtig zu wissen, dass trotz Epilepsie und der Einnahme von Medikamenten mehr als 90 Prozent der Babys von Epileptikerinnen gesund zur Welt kommen.

Veränderungen während der Schwangerschaft

Wie häufig eine Frau mit Epilepsie während ihrer Schwangerschaft epileptische Anfälle erleidet, ist unterschiedlich. Bei etwa zwei Dritteln der Frauen bleibt die Häufigkeit der Anfälle im Vergleich zu vor der Schwangerschaft unverändert. Etwa 17 Prozent haben mehr Anfälle und 16 Prozent weniger Anfälle. Diese Veränderungen können auf den veränderten Stoffwechsel und Hormonhaushalt während der Schwangerschaft zurückzuführen sein.

Ursachen von Krampfanfällen beim ungeborenen Baby

Krampfanfälle bei ungeborenen Babys können verschiedene Ursachen haben. Einige der häufigsten Ursachen sind:

  • Hypoxisch-ischämische Enzephalopathie (HIE): Dies ist die häufigste Ursache für Anfälle bei reifen Neugeborenen. Sie tritt typischerweise 6-24 Stunden nach einem hypoxischen Insult auf.
  • Intrakraniale Blutung: Blutungen im Gehirn können ebenfalls zu Anfällen führen, insbesondere bei Frühgeborenen.
  • Frühkindlicher Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann auch bei Neugeborenen auftreten und Anfälle verursachen.
  • Kortikale Malformationen: Angeborene Fehlbildungen der Hirnrinde können ebenfalls Anfälle auslösen.
  • Infektionen: Infektionen des zentralen Nervensystems wie Meningitis oder Sepsis können ebenfalls zu Krampfanfällen führen.
  • Metabolische Ursachen: Stoffwechselstörungen wie Unterzuckerung oder angeborene Stoffwechselerkrankungen können ebenfalls Anfälle verursachen.
  • Mütterlicher Drogenentzug: Ein Drogenentzug der Mutter kann ebenfalls Anfälle beim Neugeborenen auslösen.
  • Genetische Ursachen: In einigen Fällen können genetische Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Anfällen spielen.

Symptome von Krampfanfällen beim ungeborenen Baby

Es kann schwierig sein, Krampfanfälle bei einem ungeborenen Baby zu erkennen, da sich die Symptome von denen bei älteren Kindern und Erwachsenen unterscheiden können. Einige mögliche Anzeichen für einen Krampfanfall beim ungeborenen Baby sind:

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  • Veränderungen der Kindsbewegungen: Mütter berichten manchmal, dass sich die Kindsbewegungen während eines Anfalls verändern. Sie beschreiben die Bewegungen als wiederholende Verkrampfungen oder Strampeln, die plötzlich abbrechen.
  • Zittern: Zittert das Baby im Bauch, ist es häufig selbst erschrocken davon. Solche Zuckungen sind aber ganz normal und harmlos. Nur in den seltensten Fällen handelt es sich dabei um eine schwerwiegende Krankheit.
  • Moro-Reflex: Zittert das Baby im Bauch, handelt es sich hierbei um ein recht gewöhnliches Vorkommen bei kleinen Kindern. Das Zittern beschreibt gängige Reflexe und ist unter anderem Teil der Entwicklung der eigenen Motorik.Der Moro-Reflex ist beispielsweise ein Umklammerungsreflex. Hierbei streckt das Baby die Arme, spreizt die Finger, führt die Arme wieder zusammen und ballt die Hände dann zu einer Faust zusammen. Der Reflex erscheint, wenn sich das Baby vor etwas erschreckt. Dies kann auch im Schlaf passieren. Diese Zuckungen treten bis zum vierten Monat häufig auf, sind aber auch wichtiger Bestandteil der Entwicklung von motorischen Fähigkeiten. Wie Erwachsene beginnen auch Babys zu Zucken, wenn Sie in die Tiefschlafphase eintreten. Der Körper zuckt dann zusammen, wenn Sie von einem Sturz träumen.
  • Elektroenzephalographische Veränderungen: In einigen Fällen können Krampfanfälle beim ungeborenen Baby durch eine Elektroenzephalographie (EEG) festgestellt werden.

Diagnose von Krampfanfällen beim ungeborenen Baby

Die Diagnose von Krampfanfällen beim ungeborenen Baby kann eine Herausforderung darstellen. Einige der diagnostischen Verfahren, die eingesetzt werden können, sind:

  • Anamnese und körperliche Untersuchung: Der Arzt wird die Krankengeschichte der Mutter erheben und eine körperliche Untersuchung durchführen.
  • Ultraschalluntersuchung: Eine Ultraschalluntersuchung kann durchgeführt werden, um die Entwicklung des Babys zu beurteilen und mögliche Ursachen für die Anfälle zu identifizieren.
  • Magnetresonanztomographie (MRT): Eine MRT kann durchgeführt werden, um detailliertere Bilder des Gehirns des Babys zu erhalten und Fehlbildungen oder andere Anomalien zu erkennen.
  • Elektroenzephalographie (EEG): Eine EEG kann durchgeführt werden, um die Gehirnaktivität des Babys zu messen und Krampfanfälle zu bestätigen.

Behandlung von Krampfanfällen beim ungeborenen Baby

Die Behandlung von Krampfanfällen beim ungeborenen Baby hängt von der Ursache der Anfälle ab. Einige der Behandlungsmöglichkeiten sind:

  • Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Anfälle durch eine Grunderkrankung wie eine Stoffwechselstörung oder eine Infektion verursacht werden, wird diese Erkrankung behandelt.
  • Antiepileptika: In einigen Fällen können Antiepileptika eingesetzt werden, um die Anfälle zu kontrollieren. Es ist wichtig zu beachten, dass einige Antiepileptika während der Schwangerschaft schädlich sein können. Daher sollte die Wahl des Medikaments sorgfältig mit einem Arzt besprochen werden.
  • Vitamin-Präparate: In einigen Fällen, insbesondere bei der Vitamin-B6-Epilepsie, können Vitamin-Präparate verabreicht werden, um die Anfälle zu kontrollieren.
  • Entbindung: In einigen Fällen kann eine vorzeitige Entbindung erforderlich sein, um das Baby vor weiteren Anfällen zu schützen.

Folsäure

Einige Medikamente zur Behandlung von Epilepsie können einen Folsäuremangel verursachen. Ein Folsäuremangel ist jedoch unbedingt zu vermeiden, da das Vitamin wichtig für die Zellteilung und das Wachstum des mütterlichen Gewebes während der Schwangerschaft ist. Deshalb sollten alle Frauen mit Kinderwunsch bereits vor ihrer Schwangerschaft mit der zusätzlichen Einnahme von Folsäure (z. B. Folio 1 basic) beginnen und bis zum Ende der Stillzeit fortführen. Die empfohlenen Dosierungen bei Epilepsie schwanken zwischen 0,4 - 5 Milligramm.

Auswirkungen von Anti-Epileptika auf das ungeborene Baby

Leider ist bisher nicht ausreichend erforscht, welche Auswirkungen die verschiedenen Anti-Epileptika in der Schwangerschaft auf das ungeborene Baby haben. Ausschlaggebend für ein gesundes Kind ist, welche Wirkstoffe die Epilepsie Medikamente in der Schwangerschaft enthielten und in welcher Dosierung sie eingenommen wurden. Dennoch kommen Fehlbildungen bei Kindern von Epileptikerinnen zwei bis vier Mal so häufig vor, wie bei gesunden Frauen.

Beratung durch Spezialisten

Frauen mit Epilepsie sollten sich bei Kinderwunsch (spätestens in der Schwangerschaft) von Epilepsie-Spezialisten betreuen lassen, die anhand des neuesten Wissenstands über die Wahl und Dosierung eines Medikaments entscheiden.

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Was tun bei einem Krampfanfall nach der Geburt?

Auch nach der Geburt ist es wichtig, bei einem Krampfanfall des Babys richtig zu reagieren. Hier sind einige Erste-Hilfe-Maßnahmen:

  • Ruhe bewahren: Das oberste Gebot ist, Ruhe zu bewahren und besonnen zu reagieren.
  • Gefahrenzone vermeiden: Das Kind aus einer möglichen Gefahrenzone bringen, gegebenenfalls auf den Boden legen und umpolstern.
  • Gliedmaßen nicht festhalten: Zuckende Gliedmaßen nicht festhalten, da Verletzungen möglich sind.
  • Kind beruhigen: Das Kind beruhigen.
  • Anfallsverlauf beobachten: Den Ablauf des Krampfanfalls möglichst genau beobachten, auf die Uhr schauen und kontrollieren, wie lange der Anfall andauert. Die Informationen sind für den Arzt und die Behandlung wichtig.
  • Stabile Seitenlage: Nachdem der Krampfanfall vorbei ist, das Kind in die stabile Seitenlage bringen.
  • Notarzt verständigen: So bald wie möglich den Notarzt verständigen.
  • Kind warmhalten: Das Kind beruhigen, warm halten und nicht allein lassen, bis der Notarzt eintrifft.
  • Fieber senken: Fühlt sich das Kind sehr warm an, besteht der Verdacht auf einen Fieberkrampf oder eine Infektion. Wadenwickel oder kalte Umschläge senken das Fieber.

Langfristige Prognose für Babys mit Anfällen

Die langfristige Prognose für Babys mit Anfällen hängt von der Ursache der Anfälle ab. Bei vielen Kindern verliert sich die Neigung zu Krampfanfällen im Laufe des Lebens. Allerdings besteht die Gefahr, dass Erkrankungen, die Krampfanfälle verursachen, auf Dauer zu Problemen führen und die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen. In einigen Fällen können spezielle Medikamente, sogenannte Antiepileptika, eingesetzt werden, um Krämpfen vorzubeugen.

Epilepsie bei Kindern und Babys: Zusätzliche Informationen

Epilepsie bei Kindern kommt häufiger vor als gedacht. Die Krampfanfälle gehören sogar zu den häufigsten Leiden des Zentralnervensystems. Genau wie bei erwachsenen Patienten verläuft das Krampfleiden sehr unterschiedlich. So sind manche Kinder nur für ein paar Sekunden geistig abwesend, während andere von heftigen Muskelzuckungen geschüttelt und ohnmächtig werden. Auch die Ursachen fallen ähnlich wie bei den Erwachsenen aus. Oft ist gar kein Grund für die Erkrankung feststellbar.

West-Syndrom

Zu den möglichen Verlaufsformen zählt das West-Syndrom, auch BNS genannt. Es tritt schon im Babyalter zwischen drei und neun Monaten auf und macht sich durch Verkrampfungen der Hals-Nacken-Muskeln bemerkbar. Bei Jungen zeigt sich das West-Syndrom häufiger als bei Mädchen. Meist wird die Erkrankung von Entwicklungsstörungen begleitet.

Dravet-Syndrom

Eine weitere, überaus seltene Form, stellt das Dravet-Syndrom dar, das zwischen 3. und 12. Lebensmonat einsetzt. Es wird zumeist durch genetische Fehler hervorgerufen. Die Behandlung gilt als sehr schwierig.

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