Geschirr für Parkinson-Krankheit: Selbstständigkeit und Genuss trotz Einschränkungen

Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die oft mit Zittern, verlangsamten Bewegungen, Muskelsteifigkeit, Haltungsinstabilität und Schluckstörungen einhergeht. Diese Symptome können die alltäglichen Aktivitäten, einschließlich des Essens und Trinkens, erheblich beeinträchtigen und zu Hilflosigkeit und sozialer Isolation führen. Glücklicherweise gibt es eine Vielzahl von Hilfsmitteln und speziell entwickeltem Geschirr, die Parkinson-Patienten helfen können, ihre Selbstständigkeit zu bewahren, ihre Lebensqualität zu verbessern und weiterhin Freude am Essen zu haben.

Herausforderungen beim Essen und Trinken mit Parkinson

Parkinson-Patienten stehen beim Essen und Trinken vor verschiedenen Herausforderungen:

  • Zittern (Tremor): Unkontrolliertes Zittern kann das Führen von Besteck erschweren und dazu führen, dass Nahrung verschüttet wird.
  • Verlangsamte Bewegungen (Bradykinese): Verlangsamte Bewegungen können das Schneiden von Nahrung und das Führen von Besteck zum Mund erschweren.
  • Muskelsteifigkeit (Rigor): Muskelsteifigkeit kann die Beweglichkeit der Arme und Hände einschränken und das Greifen von Besteck erschweren.
  • Schluckstörungen (Dysphagie): Schluckstörungen können das sichere Schlucken von Nahrung und Flüssigkeiten erschweren und das Risiko des Verschluckens erhöhen.

Ergonomisches Geschirr: Eine Vielfalt an Lösungen

Um diesen Herausforderungen zu begegnen, gibt es eine breite Palette an ergonomischem Geschirr und Besteck, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit motorischen Einschränkungen zugeschnitten sind. Diese Hilfsmittel können die Selbstständigkeit beim Essen und Trinken erheblich fördern und die Lebensqualität verbessern.

Besteck mit verstärkten und verdickten Griffen

Besteck mit verdicktem Griff ist die häufigste Form ergonomischer Esshilfen und eignet sich besonders für Menschen mit verminderter Handkraft oder Gelenkproblemen. Diese Besteckteile verfügen über deutlich dickere Griffe als herkömmliches Besteck, typischerweise mit einem Durchmesser von 2,5 bis 4 cm. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • Bessere Griffigkeit durch größere Kontaktfläche zur Handfläche
  • Geringerer Kraftaufwand beim Halten
  • Mehr Kontrolle bei der Nahrungsaufnahme
  • Entlastung der Fingergelenke

Spezialisierte Modelle bieten zusätzlich strukturierte oder gummierte Oberflächen für noch mehr Rutschfestigkeit. Manche Griffe sind auch ergonomisch geformt, um sich optimal in die Hand einzupassen. Diese konturierten Griffe können besonders bei Arthritis hilfreich sein, da sie eine natürlichere Handposition ermöglichen.

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Die Materialien reichen von leichtem, aber robustem Kunststoff bis hin zu Silikon mit verschiedenen Härtegraden. Besteck mit weichen Silikonummantelungen ist besonders beliebt, da es angenehm in der Hand liegt und sich der individuellen Handform anpasst.

Gewichtetes Besteck für mehr Stabilität bei Tremor

Eine bemerkenswerte Innovation für Menschen mit Zittern und Tremor ist gewichtetes Besteck. Diese Besteckteile enthalten im Griff zusätzliche Gewichtselemente, typischerweise zwischen 100 und 200 Gramm. Dies mag zunächst kontraintuitiv erscheinen, doch das zusätzliche Gewicht hilft auf zwei Arten:

  • Es stabilisiert die Hand durch erhöhte Trägheit, was die Auswirkungen des Zitterns reduziert
  • Es gibt propriozeptives Feedback (Lageempfinden), was die Kontrolle über die Bewegung verbessert

Studien der Deutschen Parkinson Gesellschaft haben gezeigt, dass gewichtetes Besteck bei etwa 70% der Menschen mit essentiellem Tremor oder Parkinson-bedingtem Zittern zu einer deutlichen Verbesserung der Essfähigkeit führt. Die Nahrungsaufnahme wird effizienter und das Verschütten wird minimiert.

Besonders durchdacht sind Modelle mit variablem Gewicht, bei denen kleine Gewichte nach Bedarf hinzugefügt oder entfernt werden können. So kann das Besteck individuell an die Schwere des Tremors und die persönliche Kraftfähigkeit angepasst werden.

Der Bravo Twist (Hand Tremor Data Collector) ist für Menschen entwickelt worden, deren Hände stark zittern, etwa durch die Parkinsonkrankheit oder bei essentiellem Tremor. Bei einem Tremor mit einer Amplitude, d.h. Bewegungsausschlag bis 7 cm, ist der Bravo Twist (Hand Tremor Data Collector) eine große Hilfe beim selbständigen Essen. Zahlreiche Bewegungssensoren erfassen kontinuierlich die räumliche Position des Löffels bzw. Das Ergebnis: Die Zitterbewegung der Hände wird ausgeglichen und Löffel oder Gabel schwingen kaum. Im Griff ist die gesamte Elektronik sowie auch der Akku untergebracht.

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Gebogenes Spezialbesteck für eingeschränkte Arm- und Handmobilität

Gebogenes Spezialbesteck ist eine wertvolle Lösung für Menschen mit eingeschränkter Beweglichkeit in Armen, Handgelenken oder Schultern. Diese Besteckteile weisen spezielle Biegungen oder Winkel auf, die es ermöglichen, Nahrung zum Mund zu führen, ohne das Handgelenk übermäßig beugen oder den Arm anheben zu müssen.

Je nach Bedarf gibt es verschiedene Biegewinkel und Ausführungen:

  • 90-Grad-Biegungen für Menschen mit stark eingeschränkter Schulter- oder Ellbogenmobilität
  • Leichte Winkelbiegungen für Personen mit Handgelenksproblemen
  • Kombinierte Biegungen, die mehrere Gelenke entlasten

Besonders nützlich ist gebogenes Besteck für Menschen nach Schlaganfall oder mit Hemiparese (halbseitige Lähmung), die oft nur eine Hand zum Essen nutzen können. Durch die spezielle Formgebung kann die Nahrung leichter aufgenommen und zum Mund geführt werden. Innovative Modelle bieten sogar die Möglichkeit, den Biegewinkel individuell anzupassen.

Teller mit erhöhtem Rand und Antirutsch-Funktion

Nicht nur Besteck, sondern auch spezielles ergonomisches Geschirr kann die Selbstständigkeit beim Essen deutlich fördern. Der erhöhte Rand an einer oder mehreren Seiten des Tellers erfüllt mehrere Funktionen:

  • Er dient als „Anschlag“ für das Besteck und erleichtert so das Aufnehmen von Nahrung
  • Er verhindert das Herunterrutschen der Speisen vom Teller
  • Er ermöglicht das Essen mit nur einer Hand, da Nahrung gegen den Rand geschoben werden kann

Besonders durchdacht sind Modelle mit schräg nach innen geneigtem Rand. Diese Formgebung führt die Nahrung automatisch zum tiefsten Punkt des Tellers, was das Aufnehmen erleichtert. Für Personen mit Sehbeeinträchtigungen oder kognitiven Einschränkungen sind zudem farblich kontrastierende Ränder hilfreich, die den Tellerbereich deutlich markieren.

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Eine weitere Innovation sind Teller mit Wärmespeicherfunktion, die durch ein spezielles Material oder eine isolierende Kammer die Speisen länger warm halten. Dies ist besonders vorteilhaft für Menschen, die aufgrund ihrer motorischen Einschränkungen mehr Zeit zum Essen benötigen.

Die Materialauswahl reicht von bruchsicherem Melamin über Keramik bis hin zu leichten Kunststoffen. Für Personen mit sehr eingeschränkter Kraft sind leichte Materialien empfehlenswert, während für andere die hochwertige Optik von Keramikgeschirr im Vordergrund stehen kann.

Um das Verrutschen von Tellern und anderen Geschirrteilen zu verhindern, sind Anti-Rutsch-Matten eine einfache und wirksame Lösung. Diese flexiblen Unterlagen, meist aus Silikon oder speziellem Kunststoff gefertigt, werden zwischen Tisch und Geschirr platziert. Besonders praktisch sind universelle Anti-Rutsch-Matten, die für verschiedene Geschirrteile verwendet werden können. Eine Alternative sind Telleruntersetzer mit Saugnäpfen, die den Teller fest mit dem Tisch verbinden. Für maximale Stabilität gibt es zudem Geschirr mit integrierter Saugfunktion. Bei diesen speziellen Tellern und Schüsseln ist die Anti-Rutsch-Funktion bereits eingebaut, meist durch einen Saugnapf an der Unterseite.

Der unisonoPLUS Spezial Speiseteller ist eine tolle Alternative zur Tellerranderhöhung: Der Teller-Innenrand ist als unauffällige, gewölbte Schiebekante ausgeformt, die am oberen Rand in Richtung Tellermitte zurückläuft. Durch diese spezielle Form werden die Speisen nicht mehr über den Tellerrand hinausgeschoben, sondern fallen automatisch auf das Besteck. Diese Hilfsfunktion ist dem Teller jedoch nicht anzusehen. Er fügt sich in ein „normales“ Tischambiente perfekt ein. So wird niemand dadurch ausgegrenzt, ein offensichtliches Hilfsmittel benutzen zu müssen. Zum Genuss trägt außerdem das edle Material bei. Von einem echten Porzellanteller schmeckt es einfach besser!

Trinkgefäße mit besonderen Griffen und Auslaufsicherung

Das Trinken stellt für Menschen mit motorischen Einschränkungen oft eine besondere Herausforderung dar. Spezielle ergonomische Trinkgefäße können hier große Erleichterung bieten:

  • Becher mit großen, breiten Henkeln für einfacheres Greifen
  • Zwei-Henkel-Tassen für bessere Stabilität und beidseitiges Greifen
  • Becher mit Schnabelaufsatz oder Trinkdeckel zur Verhinderung des Verschüttens
  • Antirutsch-Unterseiten für sicheren Stand auf dem Tisch
  • Thermofunktion zum längeren Warmhalten von Getränken

Bei Tremor sind besonders tremorsichere Trinkgefäße mit spezieller Konstruktion hilfreich. Diese verfügen über einen geschwungenen Rand oder eine partielle Abdeckung, die das Schwappen und Überschwappen von Flüssigkeit auch bei stärkerem Zittern minimieren.

Für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Bettlägerige gibt es zudem spezielle Trinkbecher mit flexiblem Trinkhalm oder Ausschnitten für die Nase, die das Trinken auch in liegender Position ermöglichen.

Ein wichtiger Aspekt: Trotz aller Funktionalität sollten Trinkgefäße ästhetisch ansprechend sein und möglichst wenig an medizinische Hilfsmittel erinnern.

Der Karlsbader Becher aus der Serie unisonoPLUS ist eine elegant geformte Trinkhilfe in hochwertige Porzellanqualität. Die Besonderheit des Bechers: Der Henkel dient gleichzeitig als Trinkhalm. Der Halm setzt am Boden des Bechers an, so kann ohne Neigen des Bechers getrunken werden. Der Kopf kann durch die spezielle Form gerade gehalten werden, was bei Schluckstörungen und für Personen mit Bewegungseinschränkungen im Hals- und Nackenbereich hilfreich ist. Der extra große Henkel lässt sich mit der ganzen Hand greifen und bietet dadurch Sicherheit in der Handhabung.

Parkinson Trinkhilfen sind hilfreich, wenn Parkinson-Patienten an Schluckbeschwerden leiden. Um die Aspirationsgefahr zu vermeiden, darf der Kopf nicht überstreckt werden. Wenn noch ein Tremor die Koordination erschwert, sind spezielle Parkinson Trinkhilfen die Lösung. Zum Beispiel der Trinkbecher Roto: Dieser Becher bringt sich immer wieder ins Gleichgewicht. Ein Deckel schützt vor Verschütten. Die Trinkaufsätze Safe Sip verschließen alle handelsüblichen Trinkgefäße. Nasenausschnittbecher verhindern das Überstrecken des Kopfes.

Zielgruppenspezifische Lösungen

Verschiedene gesundheitliche Einschränkungen erfordern unterschiedliche ergonomische Lösungen.

Esshilfen für Menschen mit Arthritis und rheumatischen Erkrankungen

Menschen mit Arthritis und anderen rheumatischen Erkrankungen leiden oft unter Schmerzen und Bewegungseinschränkungen in den Fingergelenken. Für diese Zielgruppe sind folgende Hilfsmittel besonders geeignet:

  • Besteck mit extra dicken, weich gepolsterten Griffen zur Gelenkentlastung
  • Leichte Materialien, die weniger Kraft beim Anheben erfordern
  • Ergonomisch geformte Griffe, die eine natürliche Handposition ermöglichen
  • Universalgriffe, die auf vorhandenes Besteck aufgesteckt werden können

Eine aktuelle Studie der Deutschen Rheuma-Liga zeigt, dass arthritisfreundliches Besteck bei 84% der Betroffenen zu einer signifikanten Schmerzreduktion beim Essen führt. Besonders bewährt haben sich Griffe mit weichem Silikon, das sich der Handform anpasst und Druckpunkte vermeidet.

Für Menschen mit Fingerdeformitäten, wie sie bei fortgeschrittener rheumatoider Arthritis vorkommen können, gibt es spezielle Manschettenbestecke, die nicht mit den Fingern gegriffen, sondern an der Hand befestigt werden.

Besteck und Geschirr für Parkinson-Patienten und Menschen mit Tremor

Die typischen Symptome bei Parkinson - Zittern, Steifheit und verlangsamte Bewegungen - stellen besondere Anforderungen an ergonomische Esshilfen:

  • Gewichtetes Besteck gegen das Zittern
  • Teller mit hohem Rand, um das Herausschieben von Speisen zu verhindern
  • Trinkbecher mit Schwappsicherung und breiten Griffen
  • Kombinationsbesteck, das Schneiden und Aufnehmen in einem Arbeitsgang ermöglicht

Besonders innovativ sind elektronisch stabilisierende Besteckteile wie der Liftware Steady, der Tremor erkennt und durch kleine Gegenbewegungen ausgleicht.

Materialauswahl: Kunststoff versus Metall

Die Materialauswahl bei ergonomischen Esshilfen spielt eine entscheidende Rolle für Funktionalität, Haltbarkeit und Nutzerfreundlichkeit.

Kunststoff-Besteckteile bieten folgende Vorteile:

  • Leichtes Gewicht, was bei eingeschränkter Kraft hilfreich sein kann
  • Vielfältige Formgebungsmöglichkeiten für ergonomische Gestaltung
  • Preisgünstige Herstellung und damit oft kostengünstiger
  • Häufig spülmaschinengeeignet

Nachteile sind die geringere Langlebigkeit und bei manchen Materialien auch ästhetische Einbußen nach längerem Gebrauch.

Metallbesteck hingegen punktet mit:

  • Höherer Langlebigkeit und Robustheit
  • Besserer Schneidfähigkeit bei Messern
  • Höherem Eigengewicht, was bei Tremor vorteilhaft sein kann
  • Hochwertigerer Optik, die mehr an konventionelles Besteck erinnert

Als Nachteil ist das höhere Gewicht zu nennen, das für Menschen mit sehr eingeschränkter Kraft problematisch sein kann. Zudem sind Metallgriffe oft kälter und bieten weniger Griffsicherheit.

Moderne Hybrid-Lösungen kombinieren die Vorteile beider Welten: Sie bestehen aus hochwertigen Edelstahlköpfen (Löffel, Gabel, Messer) mit ergonomisch geformten Kunststoff- oder Silikonegriffen. Diese Kombination bietet optimale Funktionalität bei gleichzeitig ansprechender Optik.

Bei Geschirrteilen dominieren bruchsichere Materialien wie Melamin und stoßfeste Keramik. Innovative Produkte setzen zudem auf antibakterielle Materialien oder besonders leichte, aber robuste Kunststoffe.

Ein wichtiges Qualitätsmerkmal bei allen Materialien ist die Spülmaschinenfestigkeit.

Finanzierungsmöglichkeiten

Die Finanzierung von ergonomischen Esshilfen ist für viele Betroffene ein wichtiges Thema, bei dem es Unterstützungsmöglichkeiten gibt. Gesetzliche Krankenkassen können die Kosten übernehmen, wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht, ein Rezept vom Arzt vorliegt (Hilfsmittelverordnung) und das Hilfsmittel im Hilfsmittelverzeichnis der Krankenkassen gelistet ist. Die Verschreibung erfolgt typischerweise durch Hausärzte, Neurologen, Rheumatologen oder O…

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