Was tun gegen Schwitzen: Beruhigung des vegetativen Nervensystems

Schwitzen ist eine natürliche und lebensnotwendige Körperfunktion, die uns vor Überhitzung schützt. Allerdings kann übermäßiges Schwitzen, auch Hyperhidrose genannt, unangenehm sein und die Lebensqualität beeinträchtigen. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, das vegetative Nervensystem zu beruhigen und starkes Schwitzen zu reduzieren.

Ursachen von übermäßigem Schwitzen

Übermäßiges Schwitzen kann verschiedene Ursachen haben:

  • Normale Reaktion: Schwitzen reguliert die Körpertemperatur bei Hitze, Anstrengung, Sport oder Nervosität.
  • Primäre Hyperhidrose: Hier liegt eine Fehlfunktion des vegetativen Nervensystems vor, wodurch die Schweißdrüsen überstimuliert werden. Die genauen Ursachen sind unbekannt, oft spielt aber eine familiäre Veranlagung eine Rolle.
  • Sekundäre Hyperhidrose: Diese Form tritt als Begleitsymptom einer anderen Grunderkrankung (z. B. Diabetes, Schilddrüsenerkrankung, Infektionskrankheit) oder infolge von Medikamenten auf.
  • Vegetative Dystonie: Eine Störung des vegetativen Nervensystems, oft durch Stress, Sorgen oder Überforderung verursacht, kann zu übermäßigem Schwitzen führen.

Allgemeine Tipps gegen starkes Schwitzen

Folgende Alltagstipps können helfen, starkes Schwitzen in den Griff zu bekommen:

  • Luftige Kleidung: Tragen Sie lockere, luftdurchlässige Kleidung, am besten aus Baumwolle und Wolle, aber keine Kunstfasern. Ein "Zwiebellook" mit mehreren dünnen Schichten ermöglicht es, die Kleidung je nach Bedarf anzupassen.
  • Richtiges Schuhwerk: Besonders bei Schweißfüßen sollten Sie Lederschuhe mit durchgehender Ledersohle (keine Gummi-, Kunststoff- oder Holzsohlen) und im Sommer Sandalen tragen. Wechseln Sie tagsüber öfter die Schuhe und laufen Sie so oft wie möglich barfuß, um die Aktivität der Schweißdrüsen zu regulieren.
  • Kühles Schlafzimmer, leichte Bettdecke: Optimal sind etwa 18 Grad im Schlafzimmer. Verwenden Sie eine dünnere Decke, um nächtliches Schwitzen zu vermeiden.
  • Richtig essen: Meiden Sie Speisen und Getränke, die das Schwitzen anregen, wie fettreiche, üppige und/oder scharf gewürzte Mahlzeiten, Alkohol, Nikotin und Kaffee.
  • Übergewicht vermeiden: Hohe Temperaturen sind bei Übergewicht besonders herausfordernd, weil der Körper dann stärker schwitzt.
  • Ausreichend trinken: Schränken Sie aus Angst vor Schweißausbrüchen und starkem Schwitzen auf keinen Fall die Flüssigkeitszufuhr ein.
  • Täglich duschen: Duschen Sie pro Tag mindestens einmal. Verwenden Sie dabei zum Beispiel desodorierende Syndets oder pH-neutrale Seifen.
  • Achselhaare entfernen: Bei starkem Achselschweiß sollten Sie sich die Achselhaare rasieren, um einem Bakterienwachstum mit Geruchsbildung vorzubeugen.
  • Geruch bekämpfen: Verwenden Sie Deodorants, deren Geruchsstoffe und antibakterielle Zusätze den Schweißgeruch reduzieren beziehungsweise überdecken.
  • Schweißdrüsen trainieren: Gehen Sie regelmäßig in die Sauna oder zum Sport, um die normale Funktion der Schweißdrüsen zu trainieren. Bei bestehenden Grunderkrankungen wie Herzschwäche oder Venenleiden sollten Sie vorher Rücksprache mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin halten.
  • Wasserkuren: Auch Kalt-Warm-Duschen, Kneipp-Güsse für Arme und Beine sowie Vollbäder mit Sole-, Moor- oder Heublumenzusätzen sind bei übermäßigem Schwitzen (zum Beispiel in den Wechseljahren) empfehlenswert.
  • Entspannungstechniken: Wenden Sie regelmäßig Entspannungstechniken wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson an, um das vegetative Nervensystem zu beruhigen.

Hausmittel gegen übermäßiges Schwitzen

Auch Hausmittel können mitunter extremes Schwitzen lindern:

  • Salbei: Salbeitee ist ein bewährtes Mittel gegen Schwitzen. Trinken Sie dreimal täglich eine Tasse Salbeitee in kleinen Schlucken. Alternativ können Sie fertige Salbeitees aus der Apotheke verwenden oder Salbei für ein entspannendes Bad nutzen.
  • Traubensilberkerze: Gegen vermehrtes Schwitzen und andere Wechseljahresbeschwerden können Sie pflanzliche Präparate mit Traubensilberkerze aus der Apotheke einnehmen.
  • Beruhigende Heilpflanzen: Schweißausbrüche, vermehrtes Schwitzen und Nachtschweiß können seelisch stark belasten und umgekehrt durch seelische Anspannung hervorgerufen werden. Dann können beruhigende Heilpflanzen wie Baldrian, Passionsblume und Melisse sinnvoll sein.
  • Homöopathie: Gegen plötzliche Schweißausbrüche mit Hitzewallungen empfiehlt die Homöopathie Acidum sulfuricum D12. Das Homöopathikum Sepia D12 ist angezeigt bei übelriechendem Schweiß, wenn sich die Beschwerden durch Bewegung bessern. Dagegen wird bei übelriechendem Schweiß mit Besserung der Beschwerden durch Kälte das Mittel Sulfur D12 eingesetzt. Das gleiche Mittel sowie Calcium carbonicum D12 können gegen Schwitzfüße helfen.
  • Ätherische Öle: Gegen vermehrtes Schwitzen werden vor allem die ätherischen Öle von Salbei, Citronella, Rose, Rosenholz, Thuja und Zypresse empfohlen, zum Beispiel als Zusätze in Bädern, Duschcreme und Hautcreme. Bei starkem Schwitzen an den Füßen kann ein Fußbalsam mit Fichten-, Kiefer-, Rosmarin-, Lemongras- oder Teebaumöl helfen.
  • Apfelessig: Apfelessig kann helfen, die Schweißdrüsen zusammenzuziehen. Geben Sie 100 ml Apfelessig in 10 Liter warmes Wasser und baden Sie Ihre Füße darin.
  • Backpulver: Backpulver wirkt als natürliches Antitranspirant und Deodorant. Mischen Sie Backpulver mit Wasser zu einer Paste und tragen Sie diese auf die betroffenen Bereiche auf. Lassen Sie die Paste 15-20 Minuten einwirken und spülen Sie sie dann ab.
  • Teebaumöl: Verdünnen Sie Teebaumöl mit Wasser und tragen Sie es mit einem Wattepad auf die betroffenen Hautstellen auf.
  • Zitronensaft: Tragen Sie frischen Zitronensaft direkt auf die Haut auf und lassen Sie ihn trocknen.
  • Kokosöl: Massieren Sie eine kleine Menge Kokosöl in die Haut der betroffenen Bereiche ein.
  • Schwarzer Tee: Verwenden Sie gebrauchte Teebeutel von schwarzem Tee als Kompressen.

Therapie bei Hyperhidrose

Bei krankhaftem Schwitzen (Hyperhidrose) können verschiedene Therapieverfahren helfen:

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  • Antitranspirante: Antitranspirante sind häufig das Mittel erster Wahl bei starkem Schwitzen. Sie enthalten Aluminiumsalze, die die Schweißdrüsen vorübergehend verschließen.
  • Leitungswasser-Iontophorese: Bei dieser Methode werden die betroffenen Körperteile (meist Hände oder Füße) in ein Wasserbad getaucht, durch das schwacher Gleichstrom geleitet wird.
  • Botulinumtoxin (Botox): Botulinumtoxin kann in die Schweißdrüsen injiziert werden, um die Freisetzung von Acetylcholin zu blockieren und so die Schweißproduktion zu reduzieren.
  • Systemische Medikamente: Sogenannte Anticholinergika blockieren die Nervenimpulse zu den Schweißdrüsen, wodurch diese weniger Schweiß produzieren.
  • Chirurgische Entfernung der Schweißdrüsen: In schweren Fällen kann eine chirurgische Entfernung der Schweißdrüsen in Betracht gezogen werden.

Das vegetative Nervensystem beruhigen

Da das vegetative Nervensystem eine zentrale Rolle bei der Schweißproduktion spielt, ist es wichtig, dieses System zu beruhigen und ins Gleichgewicht zu bringen. Folgende Maßnahmen können dabei helfen:

  • Entspannungstechniken: Regelmäßige Anwendung von Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Yoga oder Meditation.
  • Atemübungen: Langsames, bewusstes Atmen aktiviert den Parasympathikus, den Teil des vegetativen Nervensystems, der für Ruhe und Entspannung zuständig ist.
  • Regelmäßige Bewegung: Sport hilft, Stress abzubauen, sollte jedoch in einem kontrollierten Umfeld erfolgen, um übermäßiges Schwitzen zu vermeiden. Spaziergänge im Wald, Radfahren oder Schwimmen können ebenfalls zur Beruhigung beitragen.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten kann die Gesundheit des autonomen Nervensystems unterstützen. Vitaminmangel, insbesondere ein Mangel an Vitamin B12, kann die Funktion des Nervensystems beeinträchtigen. Vermeiden Sie Alkohol und Koffein, da diese Stoffe die Schweißproduktion erhöhen können.
  • Ausreichend Schlaf: Ein gesunder Schlaf ist unerlässlich für die Stressbewältigung und Regeneration des Nervensystems. Achten Sie auf eine kühle, dunkle und ruhige Schlafumgebung.
  • Stress vermeiden: Identifizieren Sie Stressoren in Ihrem Leben und versuchen Sie, diese zu reduzieren oder besser damit umzugehen.
  • Psychologische Unterstützung: Bei starker Belastung durch übermäßiges Schwitzen kann eine psychologische Beratung oder Therapie hilfreich sein.
  • Kälteeinwirkung: Kurze, kalte Duschen können den Vagusnerv stimulieren und das vegetative Nervensystem beruhigen.
  • Wärme: Ein warmes Bad oder eine heiße Sauna können Entzündungen reduzieren und zur Entspannung beitragen.
  • Soziale Kontakte: Kuscheln mit Ihren Liebsten, Ihrer Katze oder Ihrem Hund fördert nicht nur die Bindung, sondern setzt auch das Wohlfühlhormon Oxytocin frei.
  • Bildschirmzeit reduzieren: Eine Pause von der schnelllebigen und stressigen Arbeit am Bildschirm ist wichtig, um Ihr Nervensystem zu regulieren.

Diagnostik bei Hyperhidrose

Um die Ursache von übermäßigem Schwitzen abzuklären und die richtige Behandlung zu finden, ist eine ärztliche Untersuchung wichtig. Folgende Diagnoseverfahren können zum Einsatz kommen:

  • Anamnesegespräch: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte und die individuellen Lebensumstände des Patienten.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die betroffenen Hautstellen.
  • Jod-Stärke-Test: Bei diesem Verfahren wird eine Jodlösung auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen und diese nach dem Trocknen mit Stärke bestreut.
  • Gravimetrischer Test: Bei diesem Diagnoseverfahren wird die Schweißmenge über einen bestimmten Zeitraum gemessen.
  • Thermoregulatorischer Schweißtest: Bei diesem Verfahren wird der gesamte Körper mit einem speziellen Pulver bedeckt, das seine Farbe beim Kontakt mit Schweiß ändert.
  • Bluttests: Um sekundäre Ursachen der Hyperhidrose auszuschließen, können zusätzliche Untersuchungen wie Bluttests erforderlich sein.
  • Bildgebende Verfahren: In seltenen Fällen können bildgebende Verfahren wie MRT, CT oder Ultraschall erforderlich sein.

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