Epilepsie und E. Cuniculi bei Meerschweinchen: Ursachen, Symptome und Behandlung

Epilepsie und E. Cuniculi sind zwei unterschiedliche Erkrankungen, die bei Meerschweinchen auftreten können und jeweils spezifische Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze erfordern. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über beide Krankheiten, um Tierhaltern zu helfen, die Gesundheit ihrer Meerschweinchen besser zu verstehen und zu fördern.

Epilepsie bei Meerschweinchen

Epilepsie ist eine neurologische Erkrankung, die durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle sind das Ergebnis einer plötzlichen Störung der Gehirnfunktion, die zu unkontrollierten elektrischen Entladungen im Gehirn führt.

Arten von Epilepsie

Es werden zwei Haupttypen von Epilepsie unterschieden:

  • Primäre Epilepsie: Diese Form ist meist erblich bedingt und tritt ohne erkennbare Ursache im Gehirn auf. Die Anfälle beginnen typischerweise im Alter von 1,5 bis 5 Jahren, können aber auch bei jüngeren oder älteren Tieren auftreten. Bei der primären Epilepsie liegt eine erniedrigte Reizschwelle für Übererregungen im Gehirn vor.
  • Sekundäre Epilepsie: Diese Form wird durch andere Erkrankungen verursacht, wie z.B. Infektionen, innere Krankheiten (Leber- und Nierenerkrankungen, Störungen im Elektrolythaushalt, Schilddrüsenerkrankungen) oder Erkrankungen des Gehirns (Tumoren, Entzündungen, Missbildungen).

Symptome epileptischer Anfälle

Epileptische Anfälle können sich auf verschiedene Weise äußern. Typisch ist ein plötzlicher Beginn. Häufig erkennen die Tiere ihre Besitzer nicht mehr und sind nicht ansprechbar. Einige Tiere zeigen vor einem Anfall Unruhe oder Verhaltensänderungen. Anzeichen können sein:

  • "Fliegenschnappen"
  • Schwanzbeißen
  • Raserei
  • Angstzustände (wobei diese Verhaltensweisen auch normales Spielverhalten sein können)

Während des Anfalls entwickeln sich rhythmische Krämpfe und Ruderbewegungen, die mit hoher Kraftentfaltung einhergehen können. Der Anfall dauert meist nur wenige Minuten, danach erschlafft der Körper und die Tiere liegen ruhig auf der Seite. In einigen Fällen kann der Anfall länger andauern (Status epilepticus) und stellt eine lebensbedrohliche Situation dar, die tierärztliche Hilfe erfordert.

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Es gibt verschiedene Arten von Anfällen:

  • Generalisierte Anfälle: Hier sind große Teile beider Gehirnhälften oder das gesamte Gehirn betroffen. Die bekannteste Form ist der Grand-Mal-Anfall, der durch Bewusstseinsverlust, Umfallen, heftige Muskelkrämpfe, Speicheln und möglicherweise Harnverlust gekennzeichnet ist.
  • Partielle Anfälle: Hier ist nur ein bestimmtes Hirnareal betroffen.

Diagnose von Epilepsie

Die Diagnose von Epilepsie umfasst verschiedene Schritte, um andere Ursachen für die Anfälle auszuschließen:

  • Blutuntersuchungen: Blutchemie, Blutstatus und Harnanalysen dienen dazu, Stoffwechselerkrankungen auszuschließen.
  • Liquoranalysen: Diese werden durchgeführt, um andere Krankheitsursachen auszuschließen.
  • Bildgebende Verfahren: Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT) können eingesetzt werden, um Erkrankungen des Gehirns wie Tumoren oder Entzündungen zu erkennen.
  • Anamnese: Informationen über Alter, Häufigkeit, Dauer und Schwere der Anfälle, Begleiterscheinungen, Wurfgeschwister, Tageszeit des Auftretens und Zusammenhang mit Anstrengung oder Mahlzeiten sind wichtig für die Diagnose.

Behandlung von Epilepsie

Die Behandlung von Epilepsie zielt darauf ab, die Anfälle zu reduzieren und die Lebensqualität des Tieres zu verbessern.

  • Behandlung der Grunderkrankung: Liegt eine Grunderkrankung vor, sollte diese nach Möglichkeit behandelt werden.
  • Antiepileptika: Für die Therapie werden Antiepileptika eingesetzt. Es dauert ein bis zwei Wochen, bis ein konstanter Wirkstoffspiegel erreicht ist. Anfängliche Nebenwirkungen können Müdigkeit, Unlust, vermehrtes Fressverhalten und Harndrang sein. Antiepileptika müssen regelmäßig als Dauertherapie gegeben werden. Die Dosis sollte niemals ohne Rücksprache mit dem Tierarzt verändert oder das Medikament plötzlich abgesetzt werden.
  • Therapiebegleitende Maßnahmen: Die Kontrolle des Wirkstoffspiegels im Blut ist bei einigen Antiepileptika sinnvoll. Diese Therapiekontrolle sollte alle drei bis sechs Monate erfolgen.

Während eines Anfalls sollte man das Tier nicht stören, sondern lediglich dafür sorgen, dass es sich nicht verletzen kann. Entfernen Sie Halsband und Leine und legen Sie etwas Weiches unter den Kopf. Dauert der Anfall länger als 5-10 Minuten, sollte ein Tierarzt gerufen werden.

E. Cuniculi bei Meerschweinchen

E. Cuniculi ist eine Infektionskrankheit, die durch den Einzeller Encephalitozoon cuniculi verursacht wird. Sie tritt vor allem bei Kaninchen auf, kann aber auch Meerschweinchen betreffen, insbesondere wenn diese beiden Tierarten zusammen gehalten werden.

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Übertragung und Ursachen

Die Ansteckung erfolgt oral über den Urin infizierter Tiere. Der Erreger wird beispielsweise über verunreinigtes Futter aufgenommen. Meerschweinchen können sich auch im Mutterleib oder durch Einatmen infizierter Tröpfchen anstecken. Stresssituationen, andere Erkrankungen oder die Gabe von Cortison können einen Ausbruch der Krankheit begünstigen.

Symptome von E. Cuniculi

E. Cuniculi kann sich durch vielfältige Symptome äußern, die oft unspezifisch sind und die Diagnose erschweren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Neurologische Symptome:
    • Schiefhaltung des Kopfes (Torticollis)
    • Unkontrolliertes Wackeln des Kopfes
    • Drehen des Kopfes nach oben ("Sterngucker-Krankheit")
    • Drehen um die eigene Achse
    • Krampfanfälle (selten)
    • Lähmungserscheinungen (oft in den Hinterbeinen)
    • Steifer Gang
  • Augensymptome:
    • Augenzittern
    • Verzögerter Pupillenreflex
  • Harnwegssymptome:
    • Inkontinenz
    • Erhöhte Urinmenge
  • Allgemeine Symptome:
    • Niereninsuffizienz
    • Organschäden (Herz, Leber)

Diagnose von E. Cuniculi

Die Diagnose von E. Cuniculi basiert auf verschiedenen Untersuchungen:

  • Blutuntersuchung: Ein positiver Titer (Nachweis von Antikörpern gegen E. Cuniculi) zeigt, dass das Meerschweinchen den Erreger trägt. Es ist wichtig zu beachten, dass ein positiver Titer nicht unbedingt bedeutet, dass die aktuellen Symptome durch E. Cuniculi verursacht werden.
  • Röntgenuntersuchung: Diese kann notwendig sein, um andere Ursachen für Lähmungen oder Kopfschiefhaltung auszuschließen (z.B. Ohrenentzündungen, Verletzungen der Wirbelsäule).
  • Allgemeine Untersuchung: Eine gründliche Untersuchung von Ohren, Zähnen, Maul und Kopf ist wichtig, um andere mögliche Ursachen für die Symptome zu erkennen.

Behandlung von E. Cuniculi

Es ist nicht möglich, E. Cuniculi vollständig zu heilen oder den Erreger aus dem Körper zu entfernen. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität des Tieres zu verbessern:

  • Panacur: Der Wirkstoff Fenbendazol verhindert die Neuproduktion von Sporen. Es wird über einen Zeitraum von vier Wochen täglich verabreicht.
  • Antibiotika: Diese werden gegeben, um Sekundärinfektionen vorzubeugen (z.B. Niereninfektionen).
  • Vitamin B12: Hoch dosiertes Vitamin B12 kann die Nervenregeneration unterstützen.
  • Infusionen: Bei Nierenproblemen oder Nahrungsverweigerung können Infusionen helfen, die Nierenfunktion zu unterstützen und den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen.
  • Homöopathische Mittel: Cerebrum comp. kann bei epileptischen Anfällen und Krämpfen eingesetzt werden.
  • Nierentherapie: Nierenschäden können mit täglichen Infusionen, dem Angebot von Säften und einer frischfutterreichen Ernährung therapiert werden. Harntreibende Kräuter wie Löwenzahn, Petersilie und Dill können ebenfalls hilfreich sein.

Vorbeugende Maßnahmen

Um einem Ausbruch von E. Cuniculi vorzubeugen, sollten folgende Maßnahmen beachtet werden:

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  • Stress vermeiden: Stress kann das Immunsystem schwächen und einen Ausbruch der Krankheit begünstigen.
  • Gute Hygiene: Regelmäßige Reinigung des Geheges und des Futters kann die Ansteckungsgefahr reduzieren.
  • Keine Trennung von Artgenossen: Die Trennung von Artgenossen bedeutet Stress für das Tier und kann einen Ausbruch begünstigen.
  • Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung stärkt das Immunsystem.

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