Epilepsie ist eine neurologische Störung, die bei Katzen auftritt und durch wiederholte Anfälle gekennzeichnet ist. Diese Anfälle entstehen durch unkontrollierte Entladungen von Nervenzellen im Gehirn. Obwohl Epilepsie nicht heilbar ist, kann sie durch verschiedene Behandlungsmethoden kontrolliert werden, um die Lebensqualität der Katze zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
Was ist Epilepsie bei Katzen?
Epilepsie ist eine Funktionsstörung des Gehirns, bei der sich die Nervenzellen unkontrolliert entladen. Dies führt zu Anfällen, die sich unterschiedlich äußern können. Man unterscheidet zwischen zwei Hauptformen:
- Idiopathische (primäre) Epilepsie: Hierbei ist keine klare Ursache für die Anfälle erkennbar. Es wird vermutet, dass genetische Faktoren eine Rolle spielen.
- Symptomatische (sekundäre) Epilepsie: Diese Form wird durch eine Grunderkrankung oder Schädigung des Gehirns verursacht, wie z.B. Tumore, Entzündungen, Infektionen oder Stoffwechselstörungen.
Im Gegensatz zum Hund ist die angeborene bzw. idiopathische Form der Epilepsie bei Katzen eher selten.
Symptome von Epilepsie bei Katzen
Die Symptome eines epileptischen Anfalls können vielfältig sein und variieren. Einige Katzen zeigen nur leichte Anzeichen, während andere schwere Krampfanfälle erleiden:
- Aura: Eine "Vorbereitungsphase", in der die Katze unruhig, ängstlich oder anhänglich wirkt. Viele Katzen zeigen ein stärkeres Verlangen nach Nähe zum Besitzer.
- Anfall (Grand Mal): Die Katze stürzt plötzlich, verliert das Bewusstsein und krampft. Ein derartiger Anfall dauert meist 30 Sekunden bis zwei Minuten. Die Beine sind steif und führen rudernde Bewegungen aus. Speichel rinnt aus dem Mund, die Zunge hängt heraus. Eventuell tritt in dieser Phase Erbrechen auf. Kot und Harn wird unkontrolliert abgesetzt. Die Pupillen sind stark erweitert.
- Partielle Anfälle: Bei Katzen treten häufiger partielle Anfälle auf, die schwer zu deuten sind. Sie können sich durch Zuckungen, Zittern, Speicheln oder Verhaltensänderungen äußern.
- Postiktale Phase: Nach dem Anfall kann die Katze benommen, desorientiert, aggressiv oder ängstlich wirken. Diese Phase kann unterschiedlich lang sein und Stunden andauern.
So harmlos manche dieser Symptome scheinen, sie sind es nicht - denn sie alle können zu einem Status epilepticus führen, einem nicht aufhörenden Anfall oder dicht aufeinander folgenden Anfällen, die das Gehirn nachhaltig schädigen können.
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Ursachen von Epilepsie bei Katzen
Die Ursachen für Epilepsie bei Katzen können vielfältig sein:
- Intrakranielle Ursachen: Erkrankungen oder Schädigungen im Gehirn selbst, wie z.B. Tumore, Entzündungen, Verletzungen oder unzureichende Sauerstoffversorgung.
- Extrakranielle Ursachen: Erkrankungen außerhalb des Gehirns, die indirekt zu Anfällen führen, wie z.B. Niereninsuffizienz, Lebererkrankungen, Diabetes mellitus, Schilddrüsenüberfunktion oder Vergiftungen.
- Idiopatische Epilepsie: In etwa 20 Prozent der Fälle kann keine konkrete organische Ursache ermittelt werden.
Aber nicht immer haben die Krampfanfälle ihren Ursprung im Gehirn selbst. Liegt die Ursache für die Krampfanfälle außerhalb des Gehirns, so wird dies auch als extrazerebrale Epilepsie bezeichnet.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Während eines Anfalls Ihrer Katze sollten Sie vor allem ruhig bleiben. Hektische Bewegungen, laute Geräusche oder Festhalten können den Anfall verstärken. Fassen Sie die Katze deshalb nicht an. Schützen Sie sie aber vor Verletzungen, indem Sie gefährliche Gegenstände beiseiteräumen oder abpolstern.
- Sicherheit gewährleisten: Stellen Sie sicher, dass sich die Katze an einem sicheren Ort befindet, fern von Treppen, scharfen Gegenständen oder anderen Gefahrenquellen.
- Dunkelheit und Ruhe: Dimmen Sie das Licht und reduzieren Sie Lärmquellen, um die sensorische Stimulation zu minimieren. Schalte das Licht aus, aber stelle sicher, dass du noch sicher sehen kannst, indem du eine Lampe brennen lässt oder die Tür einen Spalt breit offenlässt, während in einem Nebenraum Licht brennt. Alles, was laut ist, wie z. B. Fernseher oder Radio, sollte ausgeschaltet werden.
- Distanz bewahren: Vermeiden Sie es, die Katze während eines Anfalls zu berühren, es sei denn, es ist unbedingt notwendig, sie aus einer gefährlichen Situation zu retten. Es besteht die Gefahr von Bissen oder Kratzern. Für einen liebevollen Katzenbesitzer ist es verlockend, seinem Tier in solchen Momenten zu helfen, aber du solltest es vermeiden, deine Katze während des Anfalls zu berühren, es sei denn, es ist absolut notwendig. Besteht jedoch die Gefahr, dass sie sich durch einen Sturz oder einen Schlag auf eine harte Oberfläche verletzt, solltest du dein Tier an einen sichereren Ort bringen.
- Zeit messen: Notieren Sie die Dauer des Anfalls. Ein Anfall, der länger als 5 Minuten andauert, erfordert sofortige tierärztliche Hilfe. Du solltest dich vergewissern, dass du weißt, wie lange der Anfall der Katze dauert. Die Dauer kann von wenigen Sekunden bis zu 10 Minuten oder mehr variieren, und diese Information ist für den Tierarzt sehr nützlich. Unsere Zeitwahrnehmung kann jedoch unter stressigen Umständen verzerrt sein, daher ist es äußerst hilfreich, wenn du dir den Beginn und das Ende des Anfalls notieren. Ein Anfall, der nach 5 Minuten noch nicht aufgehört hat, ist besorgniserregend, und du solltest einen tierärztlichen Notdienst hinzuziehen.
- Dokumentieren: Sowohl Ihrer Katze auch als Ihrem Tierarzt helfen Sie am meisten, wenn Sie den Anfall möglichst als Video dokumentieren.
- Nach dem Anfall: Geben Sie Ihrer Katze nach dem Anfall Zeit, sich zu erholen. Sie kann desorientiert oder unkoordiniert sein. Stellen Sie Wasser und Komfort bereit und lassen Sie sie in Ruhe. Nach einem epileptischen Anfall braucht die Katze unbedingt Ruhe.
Versuchen Sie aber bitte nicht, die Katze noch während des Anfalls zu Ihrem Veterinär zu transportieren. Sie werden diesen in der Regel nicht vor Ende des Anfalls erreichen.
Diagnose von Epilepsie bei Katzen
Um die Ursache der Anfälle zu ermitteln, wird der Tierarzt verschiedene Untersuchungen durchführen:
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- Anamnese: Der Tierarzt erfragt die Krankengeschichte der Katze, einschließlich der Art und Häufigkeit der Anfälle.
- Allgemeine klinische Untersuchung: Eine gründliche Untersuchung des Gesundheitszustands der Katze.
- Neurologische Untersuchung: Überprüfung der Reflexe, Koordination und anderer neurologischer Funktionen.
- Blutuntersuchungen: Um Stoffwechselstörungen, Infektionen oder Vergiftungen auszuschließen.
- Bildgebende Verfahren: Röntgen, Ultraschall, CT oder MRT können eingesetzt werden, um Gehirntumore oder andere strukturelle Veränderungen zu erkennen.
- Liquoruntersuchung: Analyse der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit, um Entzündungen oder Infektionen festzustellen.
Tatsächlich muss der Tierarzt durch Untersuchungen erst alle anderen Faktoren ausschließen, bevor er die Diagnose primäre Epilepsie stellen kann.
Behandlung von Epilepsie bei Katzen
Epilepsie bei Katzen kann mit Medikamenten kontrolliert werden. Eine idiopathische primäre Epilepsie ist unheilbar, in vielen Fällen ist sie aber durch sogenannte Anti-Epileptikain den Griff zu bekommen. Die Medikamente unterdrücken die unkontrollierte Nervenaktivität. Die Behandlung zielt darauf ab, die Häufigkeit und Schwere der Anfälle zu reduzieren:
- Medikamentöse Therapie: Antiepileptika wie Phenobarbital, Kaliumbromid oder Levetiracetam werden eingesetzt, um die Nervenaktivität im Gehirn zu stabilisieren. Allerdings dauert es meist eine Weile, bis der Tierarzt die richtige Wirkstoffkombination und Dosierung für die Katze ermittelt hat. Das ist wegen der schweren Nebenwirkungen, zum Beispiel Leberschäden, die die Medikamente verursachen können, besonders wichtig. Zu Beginn der Therapie sind die Tiere häufig müde und lustlos. Wenn Sie mit der Behandlung unzufrieden sind, sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt oder konsultieren Sie einen zweiten, aber handeln Sie nicht eigenmächtig. Die Medikamente müssen lebenslang verabreicht werden, da eine Heilung nicht möglich ist.
- Behandlung der Grunderkrankung: Wenn die Epilepsie durch eine andere Erkrankung verursacht wird, muss diese behandelt werden. In diesen Fällen hören mit der erfolgreichen Behandlung der Grunderkrankung auch die Anfälle auf.
- Diättherapie: In einigen Fällen kann eine spezielle Diät, z.B. eine ketogene Diät mit hohem Fettanteil, helfen, die Anfallshäufigkeit zu reduzieren.
- Alternative Therapien: Einige Tierhalter berichten von positiven Erfahrungen mit Akupunktur oder Homöopathie, obwohl die wissenschaftliche Evidenz hierfür begrenzt ist.
Schmerzlinderung bei Epilepsie
Epilepsie selbst verursacht keine direkten Schmerzen. Allerdings können die Anfälle und ihre Folgen indirekt zu Beschwerden führen:
- Muskelkater: Durch die unkontrollierten Muskelkontraktionen während eines Anfalls kann es zu Muskelkater kommen.
- Verletzungen: Die Katze kann sich während eines Anfalls verletzen, z.B. durch Stürze oder Stöße.
- Angst und Stress: Die Anfälle und die Ungewissheit, wann der nächste Anfall auftritt, können bei der Katze Angst und Stress auslösen.
Zur Schmerzlinderung können folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Schmerzmittel: Bei Bedarf können Schmerzmittel eingesetzt werden, um Muskelkater oder Verletzungen zu behandeln.
- Beruhigungsmittel: In manchen Fällen können Beruhigungsmittel helfen, Angst und Stress zu reduzieren.
- Stressreduktion: Eine ruhige und stabile Umgebung kann dazu beitragen, die Anfallshäufigkeit zu verringern und das Wohlbefinden der Katze zu verbessern.
- Homöopathie: Bei seltenen, leichten Anfällen kann eine homöopathische Therapie versucht werden. Carduus Marianus D6 und Lycopodium D6 unterstützen die Stoffwechselfunktion des Gehirns und der Leber. Sensible Tiere können auch mit Causticum D 30 behandelt werden.
Umgang mit Epilepsie im Alltag
Um Ihrer Katze mit Epilepsie ein möglichst angenehmes Leben zu ermöglichen, sollten Sie folgende Tipps beachten:
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- Epilepsie-Tagebuch: Empfehlenswert ist das Führen eines Epilepsie- Tagebuchs für Ihre Katze, in dem Sie die Dauer und Stärke eines Anfalls festhalten sowie seine Begleitumstände und seine Vorboten. Eventuell kommen Sie so auslösenden Faktoren, beispielweise bestimmte Geräusche, auf die Spur. Diese Faktoren können Sie dann ausschalten oder reduzieren. Das heilt die Katze zwar nicht, kann aber die Anfallshäufigkeit deutlich vermindern.
- Regelmäßige Tierarztbesuche: Planen Sie regelmäßige Kontrolluntersuchungen ein, um den Zustand Ihrer Katze zu überwachen und die Medikamentendosierung anzupassen.
- Stress vermeiden: Schaffen Sie eine ruhige und stabile Umgebung für Ihre Katze. Vermeiden Sie plötzliche Veränderungen oder stressige Situationen.
- Sichere Umgebung: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Katze sich während eines Anfalls nicht verletzen kann. Räumen Sie gefährliche Gegenstände weg und polstern Sie scharfe Kanten ab.
- Unterstützung suchen: Tauschen Sie sich mit anderen Katzenbesitzern aus, die ebenfalls mit Epilepsie konfrontiert sind.
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