Lamotrigin bei Epilepsie: Wirkung, Nebenwirkungen und Anwendung

Lamotrigin Aurobindo ist ein Medikament aus der Gruppe der Antiepileptika, das zur Behandlung von Epilepsie und bipolaren Störungen eingesetzt wird. Es wirkt bei Epilepsie, indem es die Signale im Gehirn hemmt, die epileptische Anfälle auslösen. Bei bipolaren Störungen hilft es, depressive Phasen zu verhindern.

Anwendungsgebiete von Lamotrigin

Lamotrigin Aurobindo wird bei folgenden Krankheitsbildern angewendet:

  • Epilepsie:
    • Bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 13 Jahren als Monotherapie oder in Kombination mit anderen Antiepileptika.
    • Zur Behandlung von Anfällen im Zusammenhang mit dem Lennox-Gastaut-Syndrom.
    • Bei Kindern zwischen 2 und 12 Jahren zusammen mit anderen Arzneimitteln.
    • Zur Behandlung typischer Absencen (bestimmte Form der Epilepsie) auch als Monotherapie.
  • Bipolare Störung:
    • Bei Erwachsenen ab 18 Jahren zur Vorbeugung depressiver Phasen.

Wie wirkt Lamotrigin?

Bei der Behandlung der Epilepsie wirkt Lamotrigin Aurobindo durch Hemmung der Signale im Gehirn, die die epileptischen Anfälle auslösen. Bei der bipolaren Störung ist Lamotrigin Aurobindo ebenfalls wirksam. Menschen mit einer bipolaren Störung leiden unter extremen Stimmungsschwankungen, bei denen sich Phasen der Manie mit Phasen der Depression abwechseln. Bei Erwachsenen ab 18 Jahren kann Lamotrigin Aurobindo allein oder gemeinsam mit anderen Arzneimitteln angewendet werden, um die bei der bipolaren Störung auftretenden depressiven Phasen zu verhindern. Wie Lamotrigin Aurobindo dabei im Gehirn wirkt, ist noch nicht bekannt.

Was Sie vor der Einnahme von Lamotrigin Aurobindo beachten sollten

Gegenanzeigen

Lamotrigin Aurobindo darf nicht eingenommen werden, wenn Sie allergisch gegen Lamotrigin oder einen der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels sind.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Bitte sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Apotheker, bevor Sie Lamotrigin Aurobindo einnehmen:

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  • wenn Sie Nierenprobleme haben.
  • wenn Sie jemals nach der Einnahme von Lamotrigin oder anderen Medikamenten gegen bipolare Störung oder gegen Epilepsie einen Hautausschlag hatten.
  • wenn Sie nach Sonneneinstrahlung oder künstlichem UV-Licht einen Hautausschlag oder Sonnenbrand nach Lamotrigin-Einnahme entwickeln.
  • wenn Sie jemals nach der Einnahme von Lamotrigin eine Hirnhautentzündung (Meningitis) hatten.
  • wenn Sie bereits ein Arzneimittel einnehmen, das Lamotrigin enthält.
  • wenn Sie eine Erkrankung haben, die Brugada-Syndrom genannt wird, oder andere Herzprobleme haben.

Wichtige Information über potenziell lebensbedrohliche Reaktionen

Bei einer kleinen Anzahl von Patienten, die Lamotrigin Aurobindo einnehmen, kommt es zu allergischen Reaktionen oder potenziell lebensbedrohlichen Hautreaktionen, die sich zu schwerwiegenden Problemen entwickeln können, wenn sie nicht behandelt werden. Dazu können das Stevens-Johnson-Syndrom (SJS), die toxische epidermale Nekrolyse (TEN) und das Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS) gehören.

Bei Personen asiatischer Herkunft (hauptsächlich bei Han-Chinesen und Thailändern) ist dieses Risiko wahrscheinlich mit einer Genvariante assoziiert. Wenn Sie diese Herkunft haben und Sie zuvor als Träger dieser Genvariante (HLA-B*1502) identifiziert wurden, besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt, bevor Sie Lamotrigin Aurobindo einnehmen.

Hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH)

Es gab Berichte über eine seltene aber sehr schwerwiegende Reaktion des Immunsystems bei Patienten, die Lamotrigin einnehmen. Kontaktieren Sie sofort Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie während der Einnahme von Lamotrigin eines der folgenden Symptome bemerken: Fieber, Hautausschlag, neurologische Symptome (z. B. Zittern oder Tremor, Verwirrungszustand, Störungen der Gehirnfunktion).

Gedanken daran, sich selbst zu schädigen oder Gedanken an Selbsttötung

Antiepileptika werden angewendet, um mehrere Krankheitsbilder zu behandeln, einschließlich Epilepsie und bipolare Störung. Bei Patienten mit einer bipolaren Störung können mitunter Gedanken aufkommen, sich selbst zu schädigen oder Selbsttötung zu begehen. Falls Sie eine bipolare Störung haben, werden Sie möglicherweise eher solche Gedanken haben:

  • wenn Sie erstmals mit der Behandlung beginnen
  • wenn Sie bereits früher daran gedacht haben, sich selbst zu schädigen oder Selbsttötung zu begehen
  • wenn Sie unter 25 Jahre alt sind.

Wenn Sie Lamotrigin Aurobindo zur Behandlung der Epilepsie einnehmen

Die Anfälle im Rahmen einiger Formen der Epilepsie können sich gelegentlich verstärken oder häufiger auftreten, während Sie Lamotrigin Aurobindo einnehmen. Bei einigen Patienten können schwere epileptische Anfälle auftreten, die zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen können.

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Lamotrigin Aurobindo darf bei Patienten unter 18 Jahren nicht zur Behandlung einer bipolaren Störung angewendet werden. Arzneimittel zur Behandlung einer Depression oder anderer psychischer Probleme erhöhen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren das Risiko von Selbsttötungsgedanken und -verhalten.

Einnahme von Lamotrigin Aurobindo zusammen mit anderen Arzneimitteln

Informieren Sie Ihren Arzt oder Apotheker, wenn Sie andere Arzneimittel einnehmen/anwenden, kürzlich andere Arzneimittel eingenommen/angewendet haben oder beabsichtigen andere Arzneimittel einzunehmen/anzuwenden, auch wenn es sich um nicht verschreibungspflichtige Arzneimittel oder pflanzliche Arzneimittel handelt.

Einige Arzneimittel und Lamotrigin Aurobindo können sich bei gleichzeitiger Gabe gegenseitig beeinflussen oder die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass bei Patienten Nebenwirkungen auftreten. Hierzu zählen:

  • Valproat zur Behandlung von Epilepsie und psychischen Problemen
  • Carbamazepin zur Behandlung von Epilepsie und psychischen Problemen
  • Phenytoin, Primidon oder Phenobarbital zur Behandlung der Epilepsie
  • Risperidon zur Behandlung von psychischen Problemen
  • Rifampicin, ein Antibiotikum
  • Arzneimittel zur Behandlung einer Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV) (eine Kombination aus Lopinavir und Ritonavir oder aus Atazanavir und Ritonavir)
  • hormonelle Empfängnisverhütungsmittel, z. B. die „Pille“

Hormonelle Empfängnisverhütungsmittel (wie z.B. die „Pille”) können die Wirkungsweise von Lamotrigin Aurobindo beeinflussen. Umgekehrt kann Lamotrigin Aurobindo auch die Wirkungsweise hormoneller Empfängnisverhütungsmittel beeinflussen, die Abnahme ihrer Wirksamkeit ist aber unwahrscheinlich.

Schwangerschaft und Stillzeit

Wenn Sie schwanger sind oder wenn Sie vermuten, schwanger zu sein, oder beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie vor der Einnahme dieses Arzneimittels Ihren Arzt oder Apotheker um Rat. Sie sollten die Behandlung nicht abbrechen, ohne mit Ihrem Arzt darüber gesprochen zu haben. Dies ist insbesondere wichtig, wenn Sie Epilepsie haben.

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Eine Schwangerschaft kann die Wirksamkeit von Lamotrigin Aurobindo beeinflussen, so dass eventuell Blutuntersuchungen und eine Anpassung der Lamotrigin-Dosis erforderlich sein können. Es kann ein geringfügig erhöhtes Risiko für Geburtsfehler, einschließlich Lippen- oder Gaumenspalten bestehen, wenn Lamotrigin Aurobindo während der ersten drei Monate der Schwangerschaft eingenommen wird.

Der Wirkstoff von Lamotrigin Aurobindo geht in die Muttermilch über und kann Ihrem Kind schaden. Ihr Arzt wird den Nutzen und das Risiko des Stillens, während Sie Lamotrigin einnehmen, erörtern und Ihr Kind, falls Sie sich für das Stillen entscheiden, von Zeit zu Zeit hinsichtlich des Auftretens von Abgeschlagenheit, Hautausschlag oder schlechter Gewichtszunahme untersuchen.

Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen

Lamotrigin Aurobindo kann Schwindel und Doppeltsehen verursachen. Setzen Sie sich erst an das Steuer eines Fahrzeugs oder bedienen Sie Maschinen, wenn Sie sich sicher sind, dass Sie davon nicht betroffen sind.

Lamotrigin Aurobindo enthält Lactose

Bitte nehmen Sie Lamotrigin Aurobindo erst nach Rücksprache mit Ihrem Arzt ein, wenn Ihnen bekannt ist, dass Sie unter einer Unverträglichkeit gegenüber bestimmten Zuckern leiden.

Lamotrigin Aurobindo enthält Natrium

Dieses Arzneimittel enthält weniger als 1 mmol (23 mg) Natrium pro Tablette, d. h., es ist nahezu „natriumfrei“.

Wie ist Lamotrigin Aurobindo einzunehmen?

Nehmen Sie dieses Arzneimittel immer genau nach Absprache mit Ihrem Arzt oder Apotheker ein. Fragen Sie bei Ihrem Arzt oder Apotheker nach, wenn Sie sich nicht sicher sind.

Wie viel Lamotrigin Aurobindo müssen Sie einnehmen?

Es kann einige Zeit dauern, die für Sie richtige Dosis zu finden. Sie ist davon abhängig:

  • wie alt Sie sind.
  • ob Sie Lamotrigin Aurobindo zusammen mit anderen Arzneimitteln einnehmen.
  • ob Sie Nieren- oder Leberprobleme haben.

Ihr Arzt wird Ihnen zu Beginn eine niedrige Dosis verordnen und diese über einige Wochen schrittweise erhöhen, bis die für Sie wirksame Dosis erreicht ist. Nehmen Sie niemals mehr Lamotrigin Aurobindo ein, als Ihr Arzt Ihnen verordnet hat.

Die übliche wirksame Dosis für Erwachsene und Jugendliche ab 13 Jahren liegt zwischen 100 mg und 400 mg pro Tag. Für Kinder von 2 bis 12 Jahren hängt die wirksame Dosis vom jeweiligen Körpergewicht des Kindes ab. Üblicherweise liegt sie zwischen 1 mg und 15 mg pro Kilogramm Körpergewicht des Kindes und Tag mit einer maximalen Erhaltungsdosis von 200 mg pro Tag. Lamotrigin Aurobindo ist nicht für die Anwendung bei Kindern unter 2 Jahren empfohlen.

Wie müssen Sie Ihre Dosis Lamotrigin Aurobindo einnehmen?

Nehmen Sie Ihre Dosis Lamotrigin Aurobindo je nach Anweisung des Arztes entweder einmal oder zweimal täglich ein. Lamotrigin Aurobindo kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden.

Schlucken Sie Ihre Tabletten im Ganzen. Wenn Sie Ihre Tabletten halbieren müssen (um die Hälfte der Dosis von der Stärke 25 mg und von der Stärke 100 mg einzunehmen oder um die Tabletten der Stärke 25 mg, 100 mg und 200 mg leichter zu schlucken), dann schlucken Sie die Tablettenhälften im Ganzen. Denken Sie daran, diese nicht zu zerkauen oder zerkleinern. Nehmen Sie immer die volle Dosis ein, die Ihnen Ihr Arzt verordnet hat.

Mögliche Nebenwirkungen von Lamotrigin

Wie alle Arzneimittel kann auch dieses Arzneimittel Nebenwirkungen haben, die aber nicht bei jedem auftreten müssen.

Die folgenden Nebenwirkungen können auftreten:

  • Sehr häufig (kann mehr als 1 von 10 Behandelten betreffen):
    • Kopfschmerzen
    • Hautausschlag
    • Doppeltsehen
    • Verschwommensehen
  • Häufig (kann bis zu 1 von 10 Behandelten betreffen):
    • Aggressivität, Reizbarkeit
    • Schläfrigkeit, Schwindel, Tremor (Zittern), Schlaflosigkeit, Agitiertheit
    • Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö (Durchfall), Mundtrockenheit
    • Arthralgie (Gelenkschmerzen)
    • Müdigkeit, Schmerzen, Rückenschmerzen
  • Gelegentlich (kann bis zu 1 von 100 Behandelten betreffen):
    • Lichtempfindlichkeitsreaktion
    • Alopezie (Haarausfall)
    • Ataxie (Störung der Bewegungskoordination)
  • Selten (kann bis zu 1 von 1.000 Behandelten betreffen):
    • Nystagmus (Augenzittern)
    • Aseptische Meningitis (nicht-bakterielle Hirnhautentzündung)
    • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
    • Erythema multiforme (Hautrötung mit Blasenbildung)
    • Stevens-Johnson-Syndrom (schwere Hautreaktion mit Blasenbildung und Ablösung der Haut)
  • Sehr selten (kann bis zu 1 von 10.000 Behandelten betreffen):
    • Blutbildveränderungen (Neutropenie, Leukopenie, Anämie, Thrombozytopenie, Panzytopenie, aplastische Anämie, Agranulozytose)
    • Hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH)
    • Überempfindlichkeitssyndrom (allergische Reaktion mit Beteiligung mehrerer Organe)
    • Verwirrtheit, Halluzinationen, Tics (unwillkürliche Muskelzuckungen)
    • Standunsicherheit, Bewegungsstörungen, Verschlimmerung der Parkinson-Krankheit, extrapyramidale Nebenwirkungen, Choreoathetose (unwillkürliche, unregelmäßige Bewegungen)
    • Leberversagen, Leberfunktionsstörungen, erhöhte Leberfunktionswerte
    • Toxisch epidermale Nekrolyse (schwere Hautreaktion mit großflächiger Ablösung der Haut)
    • Arzneimittelexanthem mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS)
    • Lupus-ähnliche Reaktionen (Autoimmunerkrankung)
  • Häufigkeit nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar):
    • Lymphadenopathie (Schwellung der Lymphknoten)
    • Pseudolymphom (gutartige Lymphknotenvergrößerung)
    • Hypogammaglobulinämie (Mangel an Antikörpern)
    • Akute psychotische Reaktionen (z. B. paranoide Zustände, Manien, Wahnvorstellungen)
    • Albträume, Zwangsstörung
    • Tubulointerstitielle Nephritis (Nierenentzündung)
    • Tubulointerstitielle-Nephritis-mit-Uveitis-Syndrom (Nierenentzündung mit Augenbeteiligung)

Wichtige Hinweise

  • Hautausschläge: Alle Patienten, die Hautausschlag entwickeln: umgehende Untersuchung empfohlen. Lamotrigin sofort absetzen (außer Hautausschlag steht eindeutig nicht mit Lamotrigin-Therapie im Zusammenhang).
  • Suizidalität: Überwachung auf Anzeichen von suizidalen Gedanken und suizidalem Verhalten; Patienten und deren Betreuer anweisen, bei derartigen Anzeichen medizinischen Rat zu suchen.
  • Reaktionsvermögen: Lamotrigin kann das Reaktionsvermögen beeinträchtigen.
  • Wechselwirkungen: Informieren Sie Ihren Arzt über alle Medikamente, die Sie einnehmen.
  • Schwangerschaft und Stillzeit: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie schwanger sind, schwanger werden möchten oder stillen.
  • Plötzliches Absetzen: Ein plötzliches Absetzen der Therapie ist zu vermeiden.

Epilepsie: Medikamentöse Behandlung als wichtiger Bestandteil

Epilepsie-Medikamente können Anfällen vorbeugen. Sie helfen jedoch nicht allen Betroffenen. Wenn man über mehrere Jahre anfallsfrei ist, können die Medikamente unter Umständen abgesetzt werden.

Ein epileptischer Anfall entsteht, wenn Nervenzellen im Gehirn überaktiv sind. Epilepsie-Medikamente (Antiepileptika) wirken, indem sie diese übermäßige Aktivität hemmen. Antiepileptika heilen zwar nicht die Ursachen der Epilepsie. Sie können aber das Risiko senken, dass es zu Anfällen kommt.

Die Medikamente gibt es als Tablette, Kapsel oder Saft. Manche können auch gespritzt, als Infusion oder als Zäpfchen angewendet werden. Antiepileptika können teils unangenehme Nebenwirkungen haben, werden in niedrigen Dosierungen aber oft gut vertragen. Daher ist es wichtig, bei jedem Menschen sorgfältig abzuwägen, ob eine Behandlung sinnvoll ist und wenn ja, welches Medikament in welcher Dosierung infrage kommt.

Ob ein bestimmter Wirkstoff helfen wird, lässt sich nicht vorhersagen: Manche Menschen haben schon mit dem ersten Mittel keine Anfälle mehr. Bei anderen dauert es länger, bis sie die richtige Behandlung gefunden haben.

Wenn man zum ersten Mal einen Anfall hatte, sind häufig nicht gleich Antiepileptika sinnvoll. Folgende Fragen sind dann zu klären:

  • Wie wahrscheinlich ist es, dass ein weiterer Anfall auftritt?
  • Um welche Form der Epilepsie geht es?
  • Wie zeigen sich die Anfälle?
  • Wie sehr beeinträchtigen die Anfälle die Lebensqualität?
  • Wie groß ist die Chance, dass ein Medikament einen Anfall verhindern kann?
  • Welche möglichen Nebenwirkungen haben Antiepileptika?

Wenn sehr selten Anfälle auftreten, diese zudem eher leicht sind und die Lebensqualität kaum einschränken, kann eine Behandlung nur wenige Vorteile haben.

Manchmal zeigen die Untersuchungen nach dem ersten Anfall aber, dass ein erhöhtes Risiko für weitere Anfälle besteht - wie zum Beispiel bei Gehirnerkrankungen und Gehirnschäden, die Anfälle auslösen können, oder wenn bei einer Hirnstrommessung (Elektroenzephalografie oder kurz EEG) eine erhöhte Anfallsbereitschaft festgestellt wurde.

Zur Behandlung einer Epilepsie sind über 20 verschiedene Wirkstoffe zugelassen. Welche Mittel infrage kommen, hängt zunächst von der Epilepsieform ab. Auch die Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen spielen eine Rolle. Manche Menschen vertragen bestimmte Mittel besser als andere. Nicht zuletzt beeinflussen die Lebensumstände und persönliche Bedürfnisse die Entscheidung für eine Behandlung.

In der Regel beginnt die Behandlung mit einem einzelnen Wirkstoff in einer niedrigen Dosierung. Reicht dies nicht, wird meist zunächst die Dosis gesteigert. Hilft auch das nicht ausreichend oder treten dabei starke Nebenwirkungen auf, wird ein anderer Wirkstoff eingesetzt. Häufig müssen mehrere Medikamente ausprobiert werden, um ein wirksames zu finden. Ziel der medikamentösen Behandlung ist es, Anfälle zu verhindern. Ist dies nicht möglich, wird versucht, zumindest ihre Zahl zu verringern.

Medikamente helfen vielen Menschen mit Epilepsie, Anfälle dauerhaft zu vermeiden. Etwa 5 von 10 Personen werden schon mit dem ersten Medikament anfallsfrei oder haben seltener Anfälle. Insgesamt treten bei etwa 7 von 10 Menschen mit Epilepsie keine Anfälle mehr auf, wenn sie Medikamente einnehmen.

Das bedeutet aber auch, dass Medikamente etwa 3 von 10 Menschen nicht ausreichend helfen. Sie haben trotz mehrerer Behandlungsversuche weiter regelmäßig Anfälle.

Manche Betroffene würden vielleicht auch ohne Medikamente keine weiteren Anfälle bekommen. Die Chancen dafür lassen sich nicht sicher vorhersagen - Ärztinnen und Ärzte können sie lediglich einschätzen.

Die meisten der für die jeweilige Epilepsieform als alleinige oder ergänzende Behandlung zugelassenen Medikamente helfen im Schnitt ähnlich gut. Dies zeigen mehrere zusammenfassende Analysen von Studien zu diesen Medikamenten. Wie sie bei einzelnen Betroffenen wirken, lässt sich jedoch nicht vorhersagen. Jeder Wirkstoff hat Vor- und Nachteile. Die zu Beginn der Behandlung meist nur niedrig dosierten Medikamente werden in der Regel gut vertragen. Wird die Dosis erhöht oder werden Medikamente kombiniert, sind Nebenwirkungen wahrscheinlicher. Es kann außerdem zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen.

Welche Nebenwirkungen auftreten können und wie schwer sie sind, ist von Medikament zu Medikament unterschiedlich. Möglich sind unter anderem Müdigkeit, Schwindel, verlangsamtes Denken, Übelkeit und Hautausschlag. Oft sind solche Beschwerden leicht und gehen nach einiger Zeit vorüber.

Es ist hilfreich, einen sogenannten Anfallskalender zu führen. Darin dokumentiert man, welche Medikamente man wann einnimmt, wann Anfälle auftreten und wie sie sich äußern. Dies kann es Ärztinnen und Ärzten erleichtern, den Krankheitsverlauf zu beurteilen.

Vielen Menschen fällt es schwer, Medikamente über lange Zeit regelmäßig einzunehmen. Es gibt aber einige Strategien, die dabei helfen können: Man kann die Medikamente zu festen Zeiten, an bestimmten Orten oder bei täglichen Routinen einnehmen - zum Beispiel immer vor dem Zähneputzen. Oder die Erinnerungsfunktion des Handys nutzen.

Wer mehrere Jahre anfallsfrei war, möchte die Medikamente häufig absetzen. Dies ist oft möglich: Es wird geschätzt, dass etwa 3 von 10 Menschen, die nach Beginn der Behandlung keine Anfälle mehr haben, die Medikamente nach einigen Jahren weglassen können, ohne dass es zu neuen Anfällen kommt. Ob ein Absetzen sinnvoll ist, hängt vor allem davon ab, wie hoch das Risiko für einen Rückfall ist. Die Entscheidung sollte zusammen mit einer Ärztin oder einem Arzt abgewogen werden.

Ein Absetzen ist eher möglich, wenn Patient:innen

  • schon lange anfallsfrei sind,
  • ein niedrig dosiertes Medikament einnehmen und
  • bei denen im EEG keine erhöhte Anfallsneigung festgestellt wird.

Dagegen können Menschen mit einem höheren Rückfallrisiko oft nicht auf Medikamente verzichten, ohne dass es erneut zu einem Anfall kommt. Dabei spielt auch die Ursache der Epilepsie eine Rolle: Manche Menschen haben ein dauerhaft erhöhtes Risiko, etwa aufgrund einer Veranlagung oder bleibender Gehirnschäden. Sie brauchen oft ihr Leben lang Medikamente. Ist eine Gehirnerkrankung aber abgeheilt und ist lange kein Anfall mehr aufgetreten, kann eher auf die Medikamente verzichtet werden.

Um die Einnahme zu beenden, wird die Dosis schrittweise über mindestens 2 bis 3 Monate reduziert. Werden zwei oder mehr Medikamente eingenommen, wird zunächst nur die Dosierung eines Medikaments verringert.

Bestimmte Antiepileptika können die Wirksamkeit der Antibabypille herabsetzen. Umgekehrt kann die Pille die Wirksamkeit bestimmter Antiepileptika beeinflussen. Deshalb ist es für junge Frauen mit Epilepsie wichtig, frühzeitig mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über das Thema Verhütung zu sprechen und zu überlegen, welche anderen Verhütungsmethoden infrage kommen.

Frauen mit Kinderwunsch fragen sich häufig, ob eine Schwangerschaft trotz Epilepsie möglich ist. Sie sorgen sich, dass Anfälle und Medikamente einem ungeborenen Kind schaden könnten. Die meisten Frauen mit Epilepsie bringen aber gesunde Kinder zur Welt. Wichtig ist, sich rechtzeitig ärztlich beraten zu lassen und sich auf eine Schwangerschaft vorzubereiten. Dies kann das Risiko für Komplikationen senken.

Frauen mit Epilepsie sprechen am besten schon vor einer geplanten Schwangerschaft mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt. Es besteht auch die Möglichkeit einer genetischen Beratung.

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