Ein epileptischer Anfall kann viele unterschiedliche Ursachen haben - manche von ihnen lebensbedrohlich. Die Betroffenen verlieren vorübergehend die Kontrolle über ihren Körper oder/und ihr Bewusstsein. Zum Beispiel kann die Person plötzlich zu Boden sinken, zucken und krampfen. Ein epileptischer Anfall entsteht, wenn sich Nervenzellen im Gehirn unkontrolliert und plötzlich elektrisch entladen. Die Folge ist ein Anfall mit Krämpfen einzelner oder vieler Muskelgruppen. Auch Änderungen von Sinneswahrnehmungen und Bewusstsein sind möglich. Es gibt verschiedene Arten von Anfällen beziehungsweise Epilepsie. Die Ursachen und die Symptome können unterschiedlich sein. Bei der Epilepsie, d. h., wenn Anfälle wiederholt auftreten, erhält die Patientin oder der Patient in der Regel eine medikamentöse Behandlung.
Wie aus heiterem Himmel kippt ein Patient um, die Extremitäten zucken. Eine Epilepsie? Eher nicht. Wahrscheinlicher ist eine von zwei anderen Ursachen. Gezielte Fragen nach den Umständen erlauben eine Differenzierung. Ist kein Schädel-Hirn-Trauma vorangegangen, steht bei einer plötzlichen Bewusstlosigkeit vor allem die Unterscheidung von Synkope, epileptischem und psychogenem Anfall an, schreiben Dr. Tobias Baumgartner und Privatdozent Dr. Rainer Surges von der Klinik für Epileptologie am Universitätsklinikum Bonn. „Etwa die Hälfte der Betroffenen mit fälschlich vermuteter Epilepsie leiden in Wahrheit an rezidivierenden Synkopen“, so die beiden Neurologen. Etwa ein Drittel hätte psychogene nicht-epileptische Anfälle.
Differenzierung von Anfällen und Synkopen
Bei der Anamnese solle man nicht nur den Patienten selbst nach dem genauen Ablauf des Geschehens fragen, sondern auch mögliche Zeugen des Anfalls, beispielsweise Familienmitglieder, betonen die Experten. Wichtig sei auch zu klären, ob die Bewusstlosigkeit zum ersten Mal aufgetreten sei oder ob es zuvor schon ähnliche Ereignisse gegeben habe. Vorboten der Episode, die Kenntnis der unmittelbaren Auslöser, die Dauer der Episode und das Geschehen unmittelbar danach können bei der Abgrenzung der Ursachen weiterhelfen. Synkopen sind meist durch eine Minderdurchblutung des Gehirns bedingt: Unter den Begriff der vasovagalen Synkopen fallen neurokardiogene, emotional induzierte und Karotissinussynkopen. Mitunter fehlt ein erkennbarer Trigger.
Kardiale Synkopen treten vor allem bei Herzrhythmusstörungen auf. Zu orthostatischen Synkopen kommt es bei einem schnellen Blutdruckabfall ohne adäquate Gegenregulation, etwa bei Volumenmangel oder als Nebenwirkung von Medikamenten. Bei epileptischen Anfällen dagegen liegt die Ursache im Gehirn, wenn sich Gruppen von Neuronen pathologisch synchronisiert immer wieder entladen.
Formen epileptischer Anfälle
Fokale Anfälle beginnen dabei mit der Aktivierung eines eng begrenzten Areals, sie können sich im nächsten Schritt aber auf beide Hirnhemisphären ausbreiten. Demgegenüber findet sich bei generalisierten Anfällen von Anfang an kein Hinweis auf eine bestimmte Lokalisation der verantwortlichen Nervenzellen. Psychogene nicht-epileptische Anfälle schließlich treten oft als Begleitsymptom verschiedener psychiatrischer Diagnosen auf. Sie gehen nicht auf neuronale Überaktivierungen zurück.
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Krampfanfälle wirken sich auf Bewegungen, Empfindungen und Bewusstsein aus. Grundsätzlich wird zwischen fokalen und generalisierten Anfällen unterschieden. Beim fokalen Anfall befindet sich die Störung in einem kleinen Bereich in einer der beiden Hirnhälften. Wenn der Anfall nur einmalig auftritt, muss sich daraus keine Epilepsie entwickeln. Erst bei mehreren Anfällen handelt es sich um eine solche. Es gibt auch nicht epileptische Anfälle. Hierfür sind keine unkoordinierten Entladungen von Nervenzellen zu finden. Es liegen andere Ursachen zugrunde.
Fokale Anfälle
Krampfanfälle sind meist nach ein bis zwei Minuten vorüber. Bei einem fokalen Anfall zeigt die Patientin oder der Patient nicht zielgerichtete Verhaltensweisen. Beispiele sind Schmatzen, Lippenlecken sowie Nesteln. Auch Muskelzuckungen, verkrampfte Gliedmaßen und Muskelschwäche sind beim fokalen Anfall möglich. Während des Anfalls nimmt die Person manchmal ein Kribbeln, Taubheitsgefühle, Lichtblitze, ungewöhnliche Geräusche oder Gerüche wahr. Auch plötzliche Angst oder kurze Aussetzer in Sprache oder Gedächtnis treten auf. Weitere Symptome können Herzrasen, Schweißausbrüche, Speichelfluss und Übelkeit sein.
Generalisierte Anfälle
Generalisierte Krampfanfälle können im Erscheinungsbild sehr unterschiedlich sein. Teilweise handelt es sich um kurze „Aussetzer“ (sogenannte Absencen oder Bewusstseinsstörungen). Die betroffene Person kann auch länger ohnmächtig werden und stürzen. Es folgt eine Verkrampfung am ganzen Körper mit Zuckungen der Arme und der Beine. Am häufigsten ist ein tonisch-klonischer Anfall. Durch die Anspannung aller Muskeln wird der Körper plötzlich steif (tonische Phase). Es folgt ein Bewusstseinsverlust - und danach kommt die klonische Phase. Dabei zucken die Muskeln krampfartig durch abwechselndes An- und Entspannen. Beim tonisch-klonischen epileptischen Anfall kommt es manchmal zu Zungen- oder Wangenbiss und Einnässen.
Status epilepticus
Ereignen sich mehrere derartige epileptische Anfälle in Serie, ohne dass zwischenzeitlich eine Normalisierung der Bewusstseinslage eintritt, spricht man von einem Status epilepticus. Jeder laufende (persistierende) Krampfanfall in der Notaufnahme oder Rettungsdienst ist potentiell bedrohlich und entspricht einem akut behandlungsbedürftiger Status Epilepticus.
Ursachen für epileptische Anfälle
Jede Schädigung von Hirngewebe kann zu einer spontanen Entladung von Nervenzellen und damit zu einem Krampf führen. Säuglinge und kleine Kinder entwickeln oft einen Anfall, wenn sie hohes Fieber haben. Es wird bei Kindern von einem Fieberkrampf gesprochen. Prinzipiell kann ein epileptischer Anfall oder eine Epilepsie in jedem Lebensalter auftreten. Manchmal bleibt die Ursache unbekannt. Bei einigen Patientinnen und Patienten erhöhen Trigger das Risiko für einen Krampf.
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Ganz unterschiedliche Ursachen sind möglich. Bei kindlichen Epilepsien liegt in der Regel eine Art angeborener „Webfehler“ der Hirnentwicklung vor. In höherem Alter können zum Beispiel Schlaganfälle, Schädelhirntraumen, Vergiftungen und Entzündungen eine Epilepsie auslösen. Genetische Ursachen gibt es ebenfalls. Epilepsien können grundsätzlich in jedem Alter auftreten. Es gibt laut Horn aber zwei „Häufigkeitsgipfel“: zwei Drittel aller Betroffenen erkranken vor dem 20. Geburtstag, mit einer besonderen Häufung in den ersten fünf Lebensjahren. Der zweite Gipfel beginnt ab dem 60. bis 65.
Diagnose von Epilepsie
Für die Diagnose wird die Patientin oder der Patient ausführlich befragt und körperlich untersucht. Das Elektroenzephalogramm (EEG) misst die Hirnströme. Die Hirnstromkurve zeigt an, ob eine Neigung zu epileptischen Anfällen besteht. Weitere neurologische Veränderungen im Gehirn lassen sich zum Beispiel mittels der Computertomografie (CT) oder der Magnetresonanztomografie (MRT) darstellen. Auch die Blutuntersuchung kann dabei helfen, mögliche Ursachen für einen Krampfanfall oder eine Epilepsieerkrankung aufzuspüren. Manchmal wird eine genetische Testung veranlasst.
Behandlung von Epilepsie
Die Therapie richtet sich nach Art und Ursache der Erkrankung sowie individuellen Besonderheiten. Schon seit 1912 werden laut Horn Medikamente gegen Krampfanfälle beziehungsweise Epilepsie eingesetzt. In der Regel sei eine medikamentöse Langzeitbehandlung notwendig, bei der zum Teil zwei oder drei Präparate parallel eingenommen werden. Es gibt außerdem Medikamente, die in akuten Fällen sofort wirken.
Erste Hilfe bei einem epileptischen Anfall
Wenn jemand einen Anfall erleidet, sollten Augenzeugen den Notarzt alarmieren und dafür sorgen, dass der Patient nicht stürzt oder sich aufgrund der unkontrollierten Krämpfe anderweitig verletzt. Oft setze auch die Atmung vorübergehend aus, weshalb die Betroffenen blau anlaufen, erklärt Horn. Wenn der Anfall ausklingt und sich der Körper wieder entspannt, ist der bewusstlose Patient in die stabile Seitenlage zu bringen. Was Helfer auf keinen Fall tun sollten, so Horn, ist dem Betroffenen Gegenstände oder gar Finger in den Mund zu stecken, um zu verhindern, dass der Patient seine Zunge verschluckt. Diese Befürchtung sei unbegründet und derartige Maßnahmen könnten zu schwerwiegenden Verletzungen führen. Es sei jedoch unvermeidlich, dass Betroffene sich während des Anfalls auf die Zunge beißen.
Koma: Definition und Symptome
Ein Koma erleiden in Deutschland etwa 7.000 Menschen am Tag. Davon dauert bei etwa 350 Personen das Koma länger als eine Woche. Im Koma verliert der Betroffene Wachheit und Bewusstsein und ist auch durch starke äußere Reize nicht aufzuwecken. Meistens ist ein Koma Ausdruck einer lebensbedrohenden Beeinträchtigung der Hirnfunktionen. Im Koma verliert der Betroffene Wachheit und Bewusstsein und ist auch durch starke Reize von außen nicht zu wecken.
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Auf der nächsten, weniger schweren Stufe (Sopor genannt) sind die Hirnfunktionen so weit eingeschränkt, dass Betroffene nicht mehr durch Reize aufgeweckt werden können. Ist das Bewusstsein nur leicht eingeschränkt, spricht man von Somnolenz (Schläfrigkeit). Das ist ein Zustand, den die meisten Menschen erreichen, wenn sie längere Zeit nicht geschlafen haben. Die Augen fallen immer wieder zu und die Denkvorgänge werden träge. Aus diesem Zustand kann man durch äußere Reize jederzeit geweckt werden, dämmert aber rasch wieder in den Schlaf hinüber.
Neben dieser Einteilung, die sich an der „Menge“ des vorhandenen Bewusstseins orientiert, gibt es auch Veränderungen der Bewusstseinsqualität. Dazu gehören Störungen der Denkinhalte, wie bei einer Psychose oder einem Delir mit Wahnvorstellungen. Hier reagiert das Gehirn fehlerhaft auf vorhandene, aber auch nicht vorhandene innere und äußere Reize. Beispiele sind wahrgenommene Stimmen oder optische Halluzinationen.
Die Kombination einer Bewusstlosigkeit (Koma) auf der einen Seite mit dem Phänomen der geöffneten Augen als Signal der Wachheit auf der anderen Seite wird als Wachkoma bezeichnet. Im deutschsprachigen Raum wurde lange der Begriff „Apallisches Syndrom“ verwendet. Diese Bezeichnung bezieht sich auf die Hirnrinde, auf Latein pallium genannt. Als neuere wissenschaftlich begründete Bezeichnung des Wachkomas wird der Begriff Areaktive Wachheit verwendet. Mit dieser Bezeichnung soll ebenfalls verdeutlicht werden, dass des fehlenden Bewusstseins bestimmte Funktionen des Hirnstamms erhalten bleiben. Das sind etwa der Schlaf-Wach-Rhythmus, reflexhafte Schmerzreaktionen, Schlucken und Atmen. Sie werden vom vegetativen Nervensystem gelenkt.
Je nach Verlauf wurden ein „persistierender“ und ein „permanenter“ vegetativer Zustand unterschieden: Ein persistenter vegetativer Zustand dauert mindestens einen Monat an und beinhaltet die Chance, dass das Bewusstsein wieder zurückkehrt. Von einem permanenten vegetativen Zustand wird nach sechs Monaten bei nicht-traumatischer Hirnschädigung und nach zwölf Monaten bei traumatischer Hirnschädigung gesprochen. Hier bestehen ebenfalls schwere Schädigungen des Großhirns. Jedoch ist eine eindeutig nachweisbare, wenngleich auch sehr gering ausgeprägte, gezielte Reaktionsfähigkeit auf äußere Reize vorhanden.
Als weiterer Begriff ist das Locked-in-Syndrom zu erwähnen. Es bezeichnet die Situation eines quasi im Schädel „eingesperrten“, weitgehend funktionsfähigen Gehirns. Durch eine Schädigung im Gehirnstamm, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, sind dabei alle ein- und ausgehenden Verbindungen zwischen Gehirn und Körper unterbrochen.
Ursachen für ein Koma
Ein Koma kann auch durch direkte Erkrankungen des Gehirns, wie zum Beispiel einen Schlaganfall oder eine Hirnentzündung, ausgelöst werden. Alternativ können Erkrankungen außerhalb des Gehirns zu einem Koma führen. Das Gehirn reagiert sehr empfindlich auf Störungen der Zufuhr von Sauerstoff und Zucker (Glukose) und stellt schon nach wenigen Sekunden die Funktion ein. Der Mensch verliert das Bewusstsein. Bleibt der Mangel bestehen, kommt es innerhalb von drei bis neun Minuten zu einer voranschreitenden Schädigung der Hirnzellen. Diese Schädigung ist dauerhaft und umso ausgedehnter, je länger die Unterbrechung der Hirnversorgung andauert.
Ein Koma kann durch bestimmte Grunderkrankungen begünstigt werden. Dazu gehören zum Beispiel die Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), bei der es zu starken Schwankungen des Blutzuckers kommen kann. Ein starker Anstieg des Zuckerspiegels kann ein sogenanntes diabetisches Koma auslösen. Sinkt der Zuckerspiegel durch die Therapie zu stark ab, kommt es zum „hypoglykämischen Koma“.
Erkrankungen des Gehirns als Ursache
Oftmals tritt ein Koma durch eine direkte Schädigung des Gehirns ein. Beispiele dafür sind:
- Schlaganfall
- Hirnblutung
- Schädel-Hirn-Trauma
- Hirnhautentzündung (Meningitis)
- Hirnentzündung (Enzephalitis)
- Hirntumor
Stoffwechselstörungen als Ursache
Ist eine Stoffwechselstörung Auslöser des Komas, sprechen Ärzte von einem metabolischen Koma. Folgende Störungen des Stoffwechsels kommen als Ursache infrage:
- Kreislaufversagen
- Sauerstoffmangel
- Unterzuckerung (Hypoglykämie)
- Überzuckerung (Hyperglykämie, hyperosmolares Koma, diabetisches Koma)
- Niereninsuffizienz (urämisches Koma)
- Leberinsuffizienz (hepatisches Koma)
Vergiftungen als Ursache
Giftstoffe können das Gehirn so weit schädigen, dass Betroffene ins Koma fallen. Die häufigsten Ursachen dafür sind:
- Drogen (z. B. Alkohol, Rauschmittel)
- Gifte
- Narkosemittel
Diagnose eines Komas
Die orientierende Diagnose der Bewusstseinsstörung beruht auf drei Tests. Der Grad der Reaktion wird dann auf einer Skala erfasst. Eine häufig benutzte Skala zur groben Einteilung des Bewusstseins stellt die Glasgow-Koma-Skala dar. Ein wacher, gesunder Mensch erreicht darauf 15 Punkte. Eine Störung des Bewusstseins liegt bei 9-13 Punkten vor, ein Koma unterhalb von 9 Punkten.
Es folgt eine ausführliche neurologische Untersuchung der gesamten Hirnfunktionen. Besonders die Pupillenreaktionen, Bewegungen von Augen und Augenlidern sowie der Schutzreflex der Augenhornhaut (Kornealreflex), Bewegungen der Arme und Beine und bestimmte Haltungen des Betroffenen geben Auskunft über die Schwere der Hirnverletzung.
Zu diesen Untersuchungen kommen immer noch zahlreiche weitere hinzu. Bei schweren Hirnschäden kann es sein, dass Reize aus dem Körper nicht empfangen werden und das Gehirn keine Bewegungen mehr veranlassen kann. Dann funktionieren die Tests der Glasgow-Koma-Skala möglicherweise nicht, weil zwar ein gewisses Maß an Bewusstsein vorhanden ist, aber sich der Betroffene nicht bemerkbar machen kann.
Behandlung eines Komas
Das Koma selbst ist nicht gezielt behandelbar. Eine Behandlung komatöser Zustände versucht daher, ihre Ursachen zu beheben. Bei einer Unterzuckerung oder Hirnentzündung etwa lässt sich ein kurz andauerndes Koma oft beseitigen. Schwere Hirnschädigungen sind bisher nicht behandelbar.
Die Grundsätze der Bundesärztekammer zur ärztlichen Sterbebegleitung von 2011 sehen bei Betroffenen mit schwersten Hirnschädigungen und kognitiven Funktionsstörungen ein Recht auf Behandlung, Pflege und Zuwendung vor. Eine anhaltende Bewusstseinsbeeinträchtigung allein rechtfertigt danach nicht den Verzicht auf lebenserhaltende Maßnahmen. Wichtig ist bei den medizinischen Entscheidungen über lebenserhaltende Therapien, ob diese der mutmaßliche oder verfügte Willen des Betroffenen entsprechen. Dazu ist es gut, wenn man als Erwachsener eine Patientenverfügung in Verbindung mit einer Vorsorgevollmacht erstellt hat.
Soll die künstliche Ernährung der Betroffenen beendet werden, stellt sich die Frage, ob sie dann Hunger oder Durst empfinden. Untersuchungen liegen dazu nicht vor. Beobachtungen aus der Praxis legen jedoch nahe, dass Erkrankte in schweren Krankheitsphasen keine Hunger- und Durstgefühle haben.
Prognose eines Komas
Der Verlauf eines Komas hängt stark von der Ursache ab. So kann ein akutes Koma aufgrund einer Unterzuckerung rasch behandelt werden und klingt dann vollständig ab. Nach einer Schädel-Hirn-Verletzung besteht eine bessere Chance für eine Rückkehr des Bewusstseins als nach einer Hirnschädigung durch Sauerstoffmangel. Die Wahrscheinlichkeit, das Bewusstsein wiederzuerlangen, betrug nach einem Schädel-Hirn-Trauma in einer Untersuchung an 603 Erwachsenen nach einem Monat 42 Prozent, nach 3 Monaten 27 Prozent und nach 6 Monaten 12 Prozent. Ein dauerhaft bestehendes Koma ist dabei ein extrem seltener Zustand. Wer aus einem Koma erwacht, kann bleibende Schäden zurückbehalten. Je jünger die Betroffenen sind, desto besser sind die Aussichten.
Die Aussicht auf Besserung eines Komas hängt stark von der Ursache und der Dauer ab. Sie wird außerdem durch das Lebensalter beeinflusst. Ungünstig sind Schädigungen des gesamten Gehirns, die nicht durch ein Trauma, also zum Beispiel einen Unfall, ausgelöst wurden. Die Prognose verschlechtert sich mit zunehmender Dauer des Komas und höherem Lebensalter. Nach einem überlebten Koma können bleibende Schäden am Gehirn zurückbleiben.
Umgang mit Koma-Patienten
Unabhängig von der Ausprägung der Bewusstseinsstörung können Koma-Patienten so behandelt werden, als würden sie etwas „mitbekommen“: Man kann mit ihnen sprechen, ihnen zum Beispiel über Kopfhörer ihre Lieblingsmusik vorzuspielen und sie streicheln. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Frage, wie viel von den Außenreizen ankommt, sind nicht eindeutig. In Zukunft könnten Kommunikationsverfahren mittels Erfassung von Hirnaktivierungen einen Zugang zu Betroffenen mit nicht feststellbarem Bewusstsein herstellen. Für den Sonderfall des Locked-In-Syndroms gibt es mittlerweile technische Hilfsmittel, die eine Kommunikation erleichtern. Eindrucksvoll für das Verstehen dieser Erkrankung sind Erlebnisberichte von Locked-in-Betroffenen.
Fallbeispiel: Ursache für Koma nach epileptischem Anfall
Der 48-Jährige ist tief komatös, als er im Krankenhaus eingeliefert wird. Zuvor hat der Mann, so erfahren die Ärzte der Kheif Shalifa Medical City-Klinik in Abu Dhabi, einen schweren epileptischen Anfall gehabt. Eine Epilepsie ist bei ihm allerdings bislang nicht bekannt. Schnell messen die Ärzte den Blutdruck, der mit 178/122 Millimeter Quecksilbersäule (mmHG) deutlich zu hoch ist.
An Vorerkrankungen ist bei dem Mann vor allem ein Bluthochdruck bekannt. Der allerdings besteht schon seit 20 Jahren und lässt sich auch mit vier Medikamenten kaum beeinflussen, die er nimmt. Er ist übergewichtig und hat einen Typ-2-Diabetes. Ansonsten war der Patient aber gesund, er raucht und trinkt nicht und nimmt keine Drogen.
Diagnostische Suche
Bei den ersten schnellen Blutuntersuchungen fällt auf, dass der Kaliumwert zu niedrig ist, wie die Mediziner im "Journal of Medical Case Reports" berichten . Der Mineralstoff ist maßgeblich an zellulären Prozessen beteiligt und reguliert unter anderem den Blutdruck. Im Röntgenbild der Lunge finden die Ärzte keinen Hinweis auf Lungen- oder Herzprobleme, auch die Urinuntersuchung fällt normal aus. Das EKG, mit dem sie das Herz überprüfen, zeigt einen regelmäßigen, wenn auch etwas schnellen Rhythmus. Bei der Hirnstrommessung gibt es keine Hinweise auf weitere epileptische Anfälle.
Als Nächstes schieben die Radiologen der Klinik den Patienten in eine CT-Röhre. Sie müssen schnell ausschließen, dass der Mann eine Hirnblutung oder einen Schlaganfall erlitten hat. Die Bilder sehen völlig normal aus.
Um zu klären, warum die Kaliumwerte so niedrig sind, lassen die Ärzte nun weitere Blutwerte untersuchen. Dabei fällt auf, dass das sogenannte Aldosteron mehr als doppelt so hoch ist wie der Normalwert. Das Hormon wird in der Nebennierenrinde gebildet und reguliert den Wasserhaushalt im Körper - und damit auch den Blutdruck. Es bewirkt, dass Natrium - ebenfalls ein wichtiger Mineralstoff - vermehrt im Körper gehalten und Kalium ausgeschieden wird. Doch warum ist das Aldosteron zu hoch?
Die Ärzte überprüfen noch weitere Werte, denn das Hormon ist in ein fein abgestimmtes Regelwerk verschiedener Hormone eingebunden, die unter anderem im Gehirn produziert werden und die Nebenniere steuern. Das Hormon Cortisol aber etwa, das ebenfalls aus der Nebenniere stammt, liegt im Normalbereich.
Anders verhält es sich beim aus der Niere stammenden Renin, das gemeinsam mit Aldosteron den Wasserhaushalt im Körper und den Blutdruck reguliert: Je mehr Aldosteron im Blut schwimmt, umso weniger Renin, das den Blutdruck noch weiter in die Höhe treiben würde, produziert die Niere.
Diagnose und Behandlung
Aufgrund der Laborergebnisse vermuten die Ärzte nun, dass das Problem direkt in der Nebennierenrinde liegt, und zwar in den Zellen, die das Aldosteron produzieren. Häufigste Ursache ist ein gutartiger Tumor - das daraus resultierende Krankheitsbild nennen Mediziner auch Conn-Syndrom.
Tatsächlich entdecken die Radiologen auf Computertomografie-Bildern des Bauchraumes eine auffällige, etwa murmelgroße Struktur an der linken Nebennierenrinde des Patienten. Den seit Jahren stark erhöhten Blutdruck, den der Mann mit Medikamenten kaum beherrschen konnte, den epileptischen Anfall und das darauffolgende Koma führen die Ärzte nun auf den hormonproduzierenden Tumor zurück.
Nachdem sie ihre Befunde und die Verdachtsdiagnose mit dem Mann besprochen haben, legen sie einen Termin für die chirurgische Entfernung des Tumors fest. Der Eingriff soll den Mann im besten Fall von seinem Bluthochdruck befreien und ihn vor allem vor schwerwiegenden Folgen dadurch bewahren. Bei einem minimal-invasiven Eingriff entnehmen die Chirurgen die linke Nebenniere, die rechte kann die Aufgaben des fehlenden Organs übernehmen. Im Lauf der folgenden zwölf Monate kann der Patient seine Medikamente immer mehr reduzieren.
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