Ergotherapie bei Demenz: Materialien, Methoden und ihre Bedeutung

Die Ergotherapie ist ein wichtiger Bestandteil der umfassenden Versorgung von Menschen mit Demenz. Sie zielt darauf ab, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, ihre Selbstständigkeit zu fördern und ihre kognitiven sowie motorischen Fähigkeiten so lange wie möglich zu erhalten. Dieser Artikel beleuchtet die vielfältigen Materialien und Methoden, die in der Ergotherapie bei Demenz eingesetzt werden, und gibt Einblicke in ihre praktische Anwendung und Ziele.

Was ist Ergotherapie bei Demenz?

Ergotherapie bei Demenz ist eine spezialisierte Therapieform, die darauf ausgerichtet ist, Menschen mit Demenz in ihrem Alltag zu unterstützen. Sie umfasst eine Reihe von therapeutischen Maßnahmen, die darauf abzielen, kognitive und motorische Fähigkeiten zu erhalten oder zu verbessern. Dabei wird individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der betroffenen Person eingegangen. Ergotherapeutische Maßnahmen können Gedächtnisübungen, das Üben von Alltagsaktivitäten wie Kochen oder Anziehen, Bewegungsübungen und Mobilitätstraining sowie die Gestaltung einer sicheren Wohnumgebung umfassen.

Materialien in der Ergotherapie

In der Ergotherapie bei Demenz werden vielfältige Materialien eingesetzt, um die Therapie abwechslungsreich und effektiv zu gestalten. Die Auswahl der Materialien richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen und Fähigkeiten der Betroffenen.

Konkrete Hilfsmittel

Da mit fortschreitender Demenz die Fähigkeit des abstrakten Denkens verloren geht, sollte das Material für das Demenz-Gedächtnistraining konkret sein. Handfeste Hilfsmittel wie Buchstabenplättchen, Fundstücke aus dem Wald oder Gegenstände des Alltags sind ideal für die Demenz-Trainingseinheiten.

Materialien zur Sinnesanregung

  • Sehen: Um das Sehen im Alltag zu schärfen, können bunte Farben sowie einfache Muster wie Linien, Kreise oder Dreiecke verwendet werden.
  • Hören: Alltagsgegenstände können genutzt werden, um Geräusche zu erkennen. Beispiele hierfür sind das Rascheln von Laub, das Klingen von Glas oder das Zischen einer Wasserflasche.
  • Fühlen: Der Tastsinn kann mit der Übung „Gegenstände erfühlen“ aktiviert werden. Fundstücke aus dem Wald wie Kiefernzapfen, Blätter, Steine, Holz und Moos eignen sich hierfür.
  • Riechen: Wohlduftende Seifen oder Lavendelkissen können eingesetzt werden, um den Geruchssinn anzuregen.

Materialien zur Förderung der Kognition

  • Puzzles und Memory-Spiele: Diese Spiele, idealerweise im größeren Format, fordern und fördern die Konzentrationsleistung.
  • Bilder und Gegenstände aus der Vergangenheit: Vertraute Bilder von früher oder Gegenstände des Alltags können Assoziationen wecken und Erinnerungen wachrufen.
  • Lieder: Bekannte Lieder von früher können abgespielt werden, um den Interpreten und/oder den Liedtitel erraten zu lassen.

Bücher und Aktivierungskarten

  • Thomas Lotz (2020): Wer erinnert sich? Die fünfziger Jahre. Rätseln. Singen. Erzählen. Zurückblicken. Ausgabe mit CD.
  • Ulrich Baer (2020): Aktivierungskarten für Senioren. Spiele, Geschichten, Bilder, Lieder. Mit Online Material zum Download.
  • Birgit Henze (2016): Aktivieren mit Handgymnastik - Fingerspiele für Menschen mit und ohne Demenz, Band 1.

Methoden in der Ergotherapie

Die Ergotherapie bei Demenz bedient sich verschiedener Methoden, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.

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Kognitives Training

Kognitives Training umfasst Übungen und Aktivitäten, die darauf abzielen, das Gedächtnis und andere kognitive Fähigkeiten zu fördern. Diese Maßnahmen sind besonders wichtig, da sie helfen, die geistige Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu verbessern. Ein Beispiel hierfür ist das Spielen von Gedächtnisspielen wie dem Erinnern von Details aus einem kürzlich erlebten Ereignis.

Beschäftigungstherapie

Beschäftigungstherapie umfasst Aktivitäten, die darauf abzielen, das Interesse und die Freude des Patienten zu wecken, während gleichzeitig sowohl kognitive als auch motorische Fähigkeiten gefördert werden. Diese Therapieform ist besonders wichtig, da gezielte kognitive und motorische Fördermaßnahmen, wie Gedächtnistraining Übungen und sinnvolle Beschäftigung Aktivitäten, eingesetzt werden, um die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Funktionelles Training

Funktionelles Training konzentriert sich auf die Verbesserung der Fähigkeiten, die für die Bewältigung alltäglicher Aufgaben notwendig sind. Dies kann das Üben von Aktivitäten wie Anziehen, Kochen oder Körperpflege umfassen.

Umgebungsanpassungen

Die Anpassung der Wohnumgebung ist ein wichtiger Bestandteil der Ergotherapie. Dies kann das Anbringen von Griffen im Bad, die Kennzeichnung von Räumen mit Fotos oder Symbolen und die Schaffung von klaren und einfachen Wegen im Haus umfassen.

10-Minuten-Aktivierung

Die 10-Minuten-Aktivierung zielt darauf ab, die Sinne anzuregen sowie Körper und Geist zu aktivieren. Diese Methode kann leicht in den Alltag integriert werden und bietet eine schnelle Möglichkeit, die Aufmerksamkeit und das Wohlbefinden zu fördern.

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Händegymnastik

Händegymnastik erfordert die sogenannte Auge-Hand-Koordination, die sich mit etwas Übung verbessern lässt. Mit der rechten Hand werden nacheinander alle Finger der linken Hand einzeln von unten nach oben ausgestrichen und an der jeweiligen Fingerkuppe sanft nach oben gezogen. Begonnen wird am Daumen. Die Finger beider Hände spielen auf dem Tisch auf einem imaginären Klavier. Variation: Die Hände werden vom Tisch gehoben und die Finger spielen in der Luft Klavier.

Sinnesstimulation

Die gezielte Stimulation der Sinne kann helfen, die Wahrnehmungsfähigkeiten von Menschen mit Demenz zu verbessern. Dies kann durch verschiedene Aktivitäten erreicht werden, wie z.B. das Betrachten von bunten Bildern, das Hören von Musik oder das Fühlen verschiedener Materialien.

Ziele der Ergotherapie bei Demenz

Die Ziele der Ergotherapie bei Demenz sind vielfältig und darauf ausgerichtet, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten.

Förderung kognitiver Fähigkeiten

Durch gezielte Übungen und regelmäßiges Training kann das Fortschreiten der Krankheit verlangsamt und die Selbstständigkeit länger erhalten bleiben. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören Gedächtnistraining, Rätsel und Denksportaufgaben, Gruppenaktivitäten und Orientierungshilfen.

Verbesserung der Lebensqualität

Dies wird durch vielfältige Maßnahmen erreicht, die das körperliche, geistige und emotionale Wohlbefinden der Betroffenen fördern. Wichtige Ansätze sind die Förderung der Selbstständigkeit, sinnvolle Beschäftigung, soziale Interaktion und Umgebungsanpassungen.

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Erhalt der Selbstständigkeit im Alltag

Ergotherapeuten helfen Menschen mit Demenz, ihre täglichen Aktivitäten so lange wie möglich selbstständig zu erledigen. Dies kann durch das Üben von Alltagsaktivitäten, den Einsatz von Hilfsmitteln und die Anpassung der Umgebung erreicht werden.

Unterstützung der Angehörigen

Ergotherapeuten beziehen auch die Angehörigen in die Therapie mit ein. Sie bieten Beratung und Unterstützung im Umgang mit der Krankheit und geben Tipps für den Alltag. Pflegende Angehörige wissen zu Beginn einer Demenzerkrankung oft nicht, was auf sie zukommt oder woher die Veränderungen ihrer Partner, Eltern oder Geschwister kommen und wie sie damit umgehen sollen. Innerhalb der Therapie für die Betroffenen werden von den Ergotherapeuten auch die Angehörigen begleitet (sofern sie es wünschen).

Praktische Anwendung der Ergotherapie im Alltag

Die praktische Anwendung der Ergotherapie bei Demenz beschreibt, wie die Techniken im Alltag umgesetzt werden können, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Alltagsaktivitäten üben

Ein Beispiel für eine Alltagsaktivität ist das gemeinsame Kochen, bei dem der Patient einfache Aufgaben übernehmen kann, um die Selbstständigkeit zu fördern.

Anpassung der Wohnumgebung

Die Anpassung der Wohnumgebung kann eine tiefere Planung erfordern, z. B. das Anbringen von Griffen im Bad, Kennzeichnung von Räumen mit Fotos oder Symbolen und die Schaffung von klaren und einfachen Wegen im Haus.

Kreative Tätigkeiten

Verwende farbenfrohe und ansprechende Materialien, um die Motivation und Teilnahme des Patienten zu erhöhen.

Schulung der Angehörigen

Die Schulung der Angehörigen ist ein wichtiger Bestandteil der Ergotherapie. Sie lernen, wie sie den Betroffenen im Alltag unterstützen und ihre Lebensqualität verbessern können.

Ergotherapie bei Demenz: Ein umfassender Ansatz

Die Ergotherapie bei Demenz ist ein umfassender Ansatz, der darauf abzielt, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und ihre Selbstständigkeit so lange wie möglich zu erhalten. Durch den Einsatz vielfältiger Materialien und Methoden, die individuell auf die Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt sind, kann die Ergotherapie einen wertvollen Beitrag zur Versorgung von Menschen mit Demenz leisten.

Kostenübernahme

Die Krankenkasse übernimmt in der Regel die Kosten für Ergotherapie bei Demenz, sofern eine ärztliche Verordnung vorliegt. Es können Zuzahlungen anfallen, abhängig vom Versicherungsstatus und spezieller Tarife.

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