Ergotherapie nach Schlaganfall: Übungen für Zuhause für ein selbstbestimmtes Leben

Ein Schlaganfall kann das Leben eines Menschen von Grund auf verändern. Motorische, kognitive und psychische Beeinträchtigungen sind häufige Folgen. Die Rehabilitation ist nach vielen Erkrankungen fester Bestandteil der Therapie. Ein schneller Beginn der Ergotherapie ist wichtig für den weiteren Weg in ein möglichst selbstbestimmtes Leben. Schon auf der Stroke Unit beginnt deshalb die Therapie. Die Ergotherapie spielt eine entscheidende Rolle bei der Rehabilitation und hilft Betroffenen, ihren Alltag wieder selbstständig zu gestalten.

Bedeutung der Ergotherapie nach Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall sind es die alltäglichen Tätigkeiten, die Betroffene von Grund auf und mit oft großer Mühe und einer guten Portion Durchhaltevermögen wieder erlernen müssen. Oft bereitet der Ablauf bestimmter Tätigkeiten große Probleme, da die Betroffenen die Kombination mehrerer Bewegungen hintereinander nicht mehr ausführen können und nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Die Einschränkungen nach einem Schlaganfall können vielfältig und gravierend sein. Sprach-, Gleichgewichts, Konzentrations- oder Feinmotorikstörungen sind ebenso häufig wie Lähmungen und Störungen der Sensibilität. Ergotherapie setzt genau dort an, wo Betroffene Unterstützung benötigen: in den Fähigkeiten, die für ein selbstbestimmtes Leben entscheidend sind. Ergotherapie nach einem Schlaganfall zielt in erster Linie darauf ab, die motorisch-funktionellen Tätigkeiten wieder zu erlernen und durch eine geschulte Wahrnehmung Bewegungen richtig auszuführen.

Ziele der Ergotherapie

Um den Patienten in dieser Ausnahmesituation zu begleiten und in Ihnen einen neuen Antrieb zur Bewegung zu wecken, wird der Ergotherapeut im Zuge von wöchentlichen Therapiestunden und Hausbesuchen intensiv daran arbeiten, dass Schlaganfallpatienten sich zu Hause zurechtfinden und gewisse Tätigkeiten allmählich wieder selbst ausführen können. Im Zuge der Therapie werden grundsätzliche, alltagsrelevante Bewegungen neu einstudiert und das Körperempfinden verbessert. Der Ergotherapeut motiviert den Patienten, die von der Behinderung betroffene Seite bewusst in die Bewegungsabläufe zu integrieren. Konkrete Ziele einer Ergotherapie nach einem Schlaganfall sind die Verbesserung von Bewegungsabläufen.

  • Förderung der Mobilität
  • Verbesserung von Bewegungsabläufen
  • Erlernen von Alltagsaktivitäten
  • Steigerung der Lebensqualität

Individuelle Therapieansätze

Jeder Mensch, der einen Schlaganfall erlitten hat, ist für den Ergotherapeuten ein individuell zu beurteilender Fall. Ergotherapie zielt darauf ab jedem Betroffenen mit einem sorgfältig zusammengestellten Übungsprogramm zu helfen körperliche Defizite nach und nach zu reduzieren. Viele Patienten weisen nach dem Unfall nicht nur kognitive oder neurologische Einschränkungen auf, sondern leiden an Antriebslosigkeit sowie Begleiterkrankungen oder Depressionen. Abhängig von diesen individuellen Faktoren und Defiziten wird der Ergotherapeut Therapieansätze finden die jedem Betroffenen eine optimale Betreuung ermöglichen. Zentrale Bestandteile der Ergotherapie nach einem Schlaganfall stellen das Setzen von für den Patienten relevanten Zielen sowie die Anpassung der unmittelbaren Umwelt, also des Wohn- und gegebenenfalls des Arbeitsbereiches, dar. Um dies zu ermöglichen arbeitet der Ergotherapeut eng mit dem Betroffenen zusammen um die Auswirkungen der körperlichen Defizite auf dessen Lebensalltag genau beurteilen zu können und gemäß der Erkenntnisse die richtigen Übungen auszuwählen. Dabei werden Motorik, Koordinationsfähigkeiten und Sinnesempfindungen ebenso analysiert wie die optische und körperliche Wahrnehmung.

Anpassung der Umwelt

Auch wenn nach einem Schlaganfall gewisse technische Hilfsmittel benötigt werden, um sich in Ihrem Zuhause frei bewegen zu können, kann deren Bedienung durch die körperlichen Einschränkungen eine große Herausforderung darstellen. Der Ergotherapeut sollte die Mobilitätshilfen auf die individuellen Bedürfnisse seines Patienten und die Beschaffenheit des Wohnraumes abstimmen. Damit Rollator und andere Gehhilfen, Treppenlifte, elektrische Schiebehilfen und Griffverdickungen an unterschiedlichen Gegenständen wie Toilettengriffe oder Badewannenlifter und -sitze keine zusätzlichen Gefahrenquellen darstellen und problemlos in den Alltag integriert werden können, wird der Ergotherapeut den Patienten und dessen Angehörige damit vertraut machen und Ihnen helfen, sie richtig anzuwenden.

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Ergotherapeutische Übungen für Zuhause

Zusätzliche Übungen für zu Hause sind extrem wichtig und können in Real-Life-Szenarios eingebaut werden um ein optimales Training zur Wiedergewinnung der motorischen Fähigkeiten sowie die Reintegration in die alltägliche Gemeinschaft mit Anderen zu gewährleisten. Mithilfe eines vom Ergotherapeuten ausgearbeiteten Planes für zu Hause und anderen therapeutischen Hilfmitteln, zusätzlich zur eigentlichen Therapie nach einem Schlaganfall, kann die Rehabilitation intensiv unterstützt und hilfreich ergänzt werden. Durch die Regelmäßigkeit der durchgeführten Übungen können alltägliche Anforderungen an die körperlichen Bewegungsabläufe angepasst und wieder erlernt werden.

Übungen zur Förderung der Arm- und Handfunktion

Die halbseitige Lähmung an Armen oder Beinen gehört zu den Folgen, die das Leben nach einem Schlaganfall gravierend beeinträchtigen. Oft können diese körperlichen Funktionen nur mit intensivem und ausdauerndem Training wiedererlangt werden. Hier gilt es, Kraft und Koordination zu trainieren und zum Beispiel die gelähmte Hand zu aktivieren. Es besteht die Gefahr, dass die „gesunde“ Seite genutzt wird, weil diese schneller und sicherer funktioniert. Durch ein spezifisches Training (z.B. Wegbinden des nicht-betroffenen Arms) wird die betroffene Seite gezielt trainiert.

  • Wischübungen: Sie helfen dabei, die Bewegung in allen Gelenken der oberen Extremitäten anzubahnen, zu schulen, ausdauernder und kräftiger zu machen.
  • Forced Use Training: Trainiert die von einer neurologischen Erkrankung betroffene Seite wieder mehr und ausdauernder, insbesondere für Feinmotorik und Greiffunktion.
  • Arme in Bewegung gegen die Schwerkraft: Erste physiologische Bewegungen auch gegen die Schwerkraft vollführen. Diese Übung darf nicht mit einer Luxation der Schulter ("Auskugelung") oder schmerzender Schulter durchgeführt werden.

Feinmotorische Übungen

Die Fähigkeit, mit gezielten Greifbewegungen Dinge erfassen zu können, ist eine Grundvoraussetzung dafür, alltägliche Tätigkeiten wieder zu erlernen und problemlos auszuführen. Um diese zu erlangen, eignen sich feinmotorische Übungen, die mehrmals täglich wiederholt werden sollten.

  • Würfel bewegen: Um wieder mehr Sicherheit in der Koordination der Finger zu erlangen, hat sich das regelmäßige Bewegen eines oder mehrerer Würfel zwischen Daumen sowie Zeige- und Mittelfinger erfolgreich bewährt.
  • Klavier spielen auf dem Tisch: Fingerfertigkeit kann auch leicht trainiert werden, indem Sie auf der Tischplatte mit den Händen wiederholt die Bewegung des Klavierspielens ausführen.
  • Ball werfen: Das mehrmalige rasche Hin- und Herwerfen eines Tennis- oder Jonglierballes zwischen beiden Händen trainiert die Geschicklichkeit sowie das schnelle Reaktionsvermögen und stimuliert die Bewegungen von Finger- und Handgelenken.
  • Türmchen bauen: Einfaches Bauen von Türmchen aus kleinen Holzklötzen ist eine ebenso einfache ergotherapeutische Maßnahme zur Verbesserung der Feinmotorik. Nicht nur das zielsichere Zugreifen wird dabei trainiert, auch das Gefühl für die Koordination zwischen Händen und Augen sowie für den Arm, der als Stütze gegen die Schwerkraft fungiert, verbessert sich dadurch signifikant.
  • Zielbewegungen: Mit einem Kugelschreiber vorgegebene Punkte unterschiedlicher Größe der Reihe nach von links nach rechts antippen. Dabei werden nur die getroffenen Punkte gewertet (1 Minute / Anzahl getroffene Punkte). Wenn die Übung mühelos gelingt, die schwierigere Variante durchführen.
  • Tippen: Nacheinander mit den Fingern auf den Tisch tippen, dabei mit dem Daumen beginnen. Jeder fehlerfreie Durchgang wird mit einem Punkt bewertet (1 Minute / Anzahl fehlerfreier Durchgänge).
  • Münzen umdrehen: Eine Münze (je kleiner, desto schwieriger) zwischen Daumen und Fingern der betroffenen Hand halten und drehen (1 Durchgang / Anzahl der Halbumdrehungen). Wenn die Münze hinunterfällt, darf die andere Hand helfen, sie wieder in die betroffene Hand zu geben.
  • Labyrinth: Mit einem Kugelschreiber zügig ein vorgedrucktes Labyrinth nachzeichnen, ohne dabei die Labyrinthlinie zu überqueren. Bei jedem Fehler wird zur erforderlichen Zeit eine Strafsekunde addiert (1 Durchgang / Sekunden inkl. Strafsekunden). Wenn die Übung mühelos gelingt, die schwierigere Variante durchführen.
  • Schrauben: Bei dieser Übung sollen Muttern auf Schrauben gedreht und wieder abgedreht werden, wobei nur mit der betroffenen Hand gedreht werden darf. Die weniger betroffene Hand hält dabei die Schraube (1 Minute / Anzahl aufgedrehter Muttern).

Übungen für die Füße

  • Fitte Füße im Stehen oder Sitzen: Einfache, aber effektive Übungen im Stehen oder Sitzen.
  • Fitte Füße im Liegen: Erste Schritte im Liegen.

Kognitiv Therapeutische Übungen nach Perfetti

Die "Kognitiv Therapeutischen Übungen" sind eine Behandlungsform für die Rehabilitation von Hemiplegie nach Schlaganfall. Sie unterscheidet sich von den anderen klinisch etablierten Therapien durch den neuen Ansatz, den der italienische Arzt Dr. Carlo Perfetti mit seinen Mitarbeitern entwickelte. Man will in der Behandlung keine Aktivitäten fördern bei denen bestimmte Bewegungsabläufe wiedererlernt werden, da angenommen wird, dass diese zu abnormalem kompensatorischen Bewegungsverhalten führen. Ziel ist die Organisation bzw. Grundlage der Therapie ist der Tastsinn (Sensibilität), der eine wesentliche Rolle bei der Organisation von Bewegungen spielt. Das ZNS braucht Informationen vom Körper und der Umwelt, um Bewegungen planen und ausführen zu können, d.h. Wichtig ist die Förderung des Bewusstseins, der Aufmerksamkeit für die Reizverarbeitung (Wahrnehmung) aus Körper und Bewegung. D.h. der Patient soll lernen eine Aufgabe zu lösen. In der Therapie wird vorher das Ziel und die Durchführung genau erklärt, nicht nur um Aufmerksamkeit und Motivation zu wecken, sondern auch damit die gespürte Bewegung, die zunächst durch den Therapeuten ausgeführt wird, mit der gestellten Aufgabe verglichen werden kann. Die Therapie mit "kognitiv therapeutischen Übungen nach Perfetti" ist keine Behandlungsmethode, da es kein festes Therapieprogramm gibt. Die Therapie folgt bestimmten Grundsätzen und Zielen und entspricht damit einem Konzept. Vor der Behandlung steht eine ausführliche Untersuchung und Überprüfung der Sensibilität, gefolgt von der Analyse der speziellen Symptomatik auf dem Hintergrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Ist das individuelle Problem des Patienten erkannt, wird eine Hypothese formuliert und erst danach das Übungsniveau sowie die einzelnen Übungen ausgewählt. Für die Übungen wird spezielles Therapiematerial benötigt. Es handelt sich dabei überwiegend um 2- oder 3-dimensionale Figuren in verschiedenen Größen, Materialien und Formen oder spezielle Konstruktionen, die teilweise in sich mobil sind. Die Kanten der Objekte werden z.B. mit dem Finger ertastet, entweder geführt durch den Therapeuten oder selbstständig.

Weitere Therapieansätze

  • Spiegeltherapie: Durch einen in der Körpermitte platzierten Spiegel, vor dem mit der gesunden Extremität leichte Übungen ausgeführt werden, gewinnt das Gehirn die Illusion, die kranke Körperhälfte sei in Bewegung, wodurch die betroffenen Gliedmaßen wieder vermehrt eingesetzt werden. Diese Übungen für Schlaganfallpatienten lassen sich durch speziell angefertigte Spiegel auch leicht zu Hause durchführen und steigern den Erfolg einer Ergotherapie erheblich.
  • RehaCom: Der Medizintechnik-Hersteller Hasomed stellt Betroffenen seine Software "RehaCom" bis auf Weiteres kostenlos zu Verfügung. Damit können Betroffene gezielt nach ihren Bedürfnissen trainieren."RehaCom" bietet 35 Therapiemodule zu verschiedenen Leistungsbereichen an, zum Beispiel Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Handlungsplanung und visuelle Leistungen. Damit die richtigen Programme genutzt werden können, ist eine Rücksprache mit den behandelnden Ärzten oder Therapeuten aus der Rehaklinik oder einem niedergelassenen Neuropsychologen notwendig.

Bewegung als wichtiger Bestandteil der Rehabilitation

Dass Bewegung das A und O für unsere Gesundheit ist, ist bekannt. Ganz konkrete Empfehlungen für Personen mit einem erhöhten Schlaganfall-Risiko gibt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V. in ihrer „Leitlinie Schlaganfall“: Wöchentlich mindestens 150 Minuten mäßige oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität sowie wöchentlich mindestens zweimal Krafttraining aller großen Muskelgruppen. Nach der ersten Mobilisation aus dem Bett erfolgt nach einem Schlaganfall eine gezielte Bewegungstherapie, um Komplikationen, Muskelschwund und einen erneuten Schlaganfall zu vermeiden. Ziel ist es, das Herz-Kreislauf-System, die Muskelkraft, das Gleichgewicht, die Belastbarkeit, die Bewegungsfähigkeit und die allgemeine Fitness zu trainieren. Entsprechend der körperlichen Voraussetzung erhalten Schlaganfall-Betroffene bereits im Krankenhause oder in der Rehaklinik von der behandelnden Ärztin / dem behandelnden Arzt individuelle Empfehlungen und Verordnungen für die Bewegungstherapie (Physiotherapie und Ergotherapie) und für spezifische Übungsprogramme.

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Empfohlene Sportarten und Aktivitäten

Generell werden Ausdauersportarten wie Wandern, Walking, Nordic Walking, Radfahren, zügiges Spazierengehen, Wassergymnastik und Schwimmen nach einem Schlaganfall empfohlen. Förderlich sind moderate Aktivitäten, die das Herz-Kreislauf-System in Schwung bringen, aber nicht zu stark belasten. Regelmäßige Bewegung sollte selbstverständlich in den Alltag integriert werden: Treppen steigen statt Fahrstuhl fahren, so oft wie möglich spazieren gehen, beim Telefonieren auf und ab gehen, Rad statt Auto fahren, Früh- oder Abendgymnastik zuhause … jeder Schritt zählt! Für das Training zuhause eignen sich kleine Fitnessgeräte wie Knautschball, Balanceboard, Gymnastikband, Fahrradergometer und Hanteln.

Rehasport

Rehabilitationssport ist eine Fortführung der medizinischen Rehabilitation. Es handelt sich um ein Gruppentraining zur Förderung von Ausdauer, Kraft und Koordination zum Beispiel durch Gymnastik, Schwimmen oder Bewegungsspiele. Die Übungseinheiten werden von qualifizierten Übungsleiterinnen und Übungsleiterinnen angeleitet. Rehabilitationssport wird ärztlich verordnet, die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Gemeinsam aktiv Ob gemeinsame Spaziergänge, Nordic-Walking-Runden oder Radtouren - vielen Menschen fällt es leichter, sich in Gesellschaft zum Sport zu motivieren. Verabredungen, Treffpunkte, Vereinssport und feste, regelmäßige Termine helfen, konsequent aktiv zu sein und sich gegenseitig anzuspornen, aber auch bei Problemen auszutauschen.

Gangtherapie

Da die Wiederherstellung der Gehfähigkeit aber gerade in den ersten Wochen und Monaten stattfindet, ist die Wahl der richten Gangrehabilitation von enormer Wichtigkeit. Nach einem Schlaganfall wird bereits in der Reha ein spezielles Gangtraining gemacht, sobald die Patientin / der Patient dazu in der Lage ist. Die Betroffenen lernen im wahrsten Sinn des Wortes Schritt für Schritt wieder das Gehen. Ist man in der Lage, wieder zu sitzen und aufzustehen, wird das Stehen und Gehen trainiert mit allmählicher Steigerung zu schnellerem, ausdauerndem und sicherem Gehen. Ebenso wie das Training von Beweglichkeit, Koordination und Gleichgewicht. Dann folgt das Gehen unter Alltagsbedingungen. Wiederholungen sind das Maß der Dinge und leider auch Geduld, um die körperlichen und kognitiven Fähigkeiten wiederzuerlangen, aber auch Muskelschwund, Kreislaufproblemen und Verkürzungen der Hüft- und Kniebeuger vorzubeugen. Deshalb gehören auch gezieltes Krafttraining und Übungen für die Beine zur Gangtherapie nach einem Schlaganfall. Bei Bedarf erfolgt das Training mit Unterstützung von technischen Trainingshilfsmitteln und orthopädischen Hilfsmitteln. Zum Einsatz kommen Gangmaschinen, Bewegungsgeräte, Laufband, Ergometer, Gehtrainer, robotergestützte Gangorthesen etc. Bei einer Fußheberschwäche infolge eines Schlaganfalls kann eine Fußheberorthese helfen, Betroffene beim Anheben und Abrollen des Fußes zu unterstützen. Fußheberorthesen verbessern die Fußhebefunktion und unterstützen den Bewegungsablauf.

Physiotherapie als ergänzende Maßnahme

Das Ziel physiotherapeutischer Maßnahmen nach einem Schlaganfall ist es, dem Körper zu helfen, verlorengegangene Fähigkeiten wiederzuerlangen oder bestmöglich zu kompensieren. Dabei wird gezielt das Zusammenspiel von Muskeln, Nerven und Gehirn stimuliert. Denn unser Gehirn besitzt eine bemerkenswerte Fähigkeit: die Neuroplastizität. Das bedeutet, dass sich gesunde Hirnareale teilweise neu organisieren und Aufgaben übernehmen können, die zuvor durch geschädigte Bereiche gesteuert wurden. Physiotherapie nach Schlaganfall verfolgt mehrere Ziele gleichzeitig. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur Mobilität und Kraft, sondern auch Wahrnehmung, Gleichgewicht, Haltung und das Wiedererlangen alltagsrelevanter Fähigkeiten. Die Übungen orientieren sich am jeweiligen Funktionsniveau der betroffenen Person und bauen systematisch aufeinander auf.

  • Stärkung der Muskulatur
  • Verbesserung der Bewegungskoordination
  • Förderung der Gelenkbeweglichkeit
  • Spastikmanagement

Übungen zur Stärkung der Muskulatur

  1. Arm heben: Setze Dich aufrecht auf einen stabilen Stuhl. Hebe langsam einen Arm nach vorne, bis er in etwa auf Schulterhöhe ist. Versuche, den Ellenbogen gestreckt zu lassen. Halte die Position für 3-5 Sekunden, senke dann den Arm kontrolliert wieder ab. Wenn die Bewegung schwerfällt, kannst Du den betroffenen Arm mit der gesunden Hand stützen oder führen.
  2. Ball drücken: Nimm einen weichen Ball (z. B. Therapieknete oder einen Stressball) in die betroffene Hand. Drücke den Ball mit möglichst gleichmäßigem Druck zusammen, halte die Spannung für etwa 5 Sekunden und lasse dann locker.
  3. Bein heben: Lege Dich auf eine weiche Unterlage (z. B. eine Gymnastikmatte). Die Beine sind gestreckt. Hebe nun ein Bein etwa 20-30 cm an, halte die Position für ein paar Sekunden und senke es dann langsam wieder ab.

Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts

Ein häufiges Problem nach einem Schlaganfall ist das gestörte Gleichgewichtsempfinden. Viele Betroffene fühlen sich unsicher beim Stehen oder Gehen, was die Mobilität stark einschränkt und das Sturzrisiko erhöht.

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  1. Gewichtsverlagerung: Stelle Dich hüftbreit an eine Wand oder einen Tisch, an dem Du Dich bei Bedarf abstützen kannst. Verlagere nun langsam Dein Körpergewicht von einem Bein auf das andere. Achte dabei darauf, die Fußsohlen fest auf dem Boden zu lassen. Spüre, wie sich der Druck unter dem Fuß verändert.
  2. Seitliches Tippen: Im sicheren Stand (ggf. mit Haltemöglichkeit): Tippe mit der Fußspitze seitlich auf den Boden und führe den Fuß wieder zur Mitte zurück. Wechsle die Seite. Versuche, die Bewegung flüssig und rhythmisch auszuführen.

Kognitive Übungen in Kombination mit Bewegung

Nach einem Schlaganfall sind oft nicht nur motorische, sondern auch kognitive Funktionen beeinträchtigt. Konzentration, Merkfähigkeit oder Reaktionsgeschwindigkeit können nachlassen.

  1. Bewegung mit Worten: Wähle eine einfache Bewegungsübung, z. B. das Heben der Arme oder Tipp-Bewegungen. Währenddessen nenne bei jeder Wiederholung ein Wort aus einer vorher gewählten Kategorie - etwa Obstsorten, Städte oder Tiernamen.

Tipps für die Rehabilitation zu Hause

Auch wenn die Therapie eine gute Anleitung zur Stabilisierung alltäglicher Bewegungsabläufe und Tätigkeiten darstellt, reichen wenige Stunden pro Woche kaum aus, um das Erlernte zu festigen und darauf aufzubauen. Daher sollten Betroffene als Patient die ergotherapeutischen Übungen und Hausaufgaben gewissenhaft und mehrmals täglich durchführen, um den Prozess der Rehabilitation zu beschleunigen.

  • Erfolge dokumentieren: Ob Tagebuch, Video oder Checkliste - wer seine Erfolge dokumentiert, erkennt leichter, was sich verbessert hat.
  • Feste Übungszeiten: Ein fester Übungszeitpunkt pro Tag schafft Struktur und hilft, das Training zur Gewohnheit zu machen.
  • Unterstützung suchen: Partner, Kinder oder Freunde können wichtige Motivatoren sein. Sie können beim Üben helfen, mit anleiten oder einfach durch ihre Anwesenheit unterstützen.
  • Geduld haben: Große Veränderungen brauchen Zeit. Wer sich zu viel auf einmal vornimmt, riskiert Frust.
  • Professionelle Hilfe: Selbst wenn Du viele Übungen selbstständig durchführst, bleibt die Zusammenarbeit mit ausgebildeten Physiotherapeut:innen unverzichtbar. Sie erkennen muskuläre Dysbalancen, Bewegungsmuster oder Fehlhaltungen, die Dir selbst gar nicht auffallen würden.

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