Erste Anzeichen von Demenz erkennen: Ein Leitfaden für Angehörige

Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die das Leben der Betroffenen und ihrer Familien stark beeinträchtigt. Die frühzeitige Erkennung von Demenz ist entscheidend, um den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen so lange wie möglich zu erhalten. Dieser Artikel soll Angehörigen helfen, erste Anzeichen von Demenz zu erkennen und die nächsten Schritte einzuleiten.

Was ist Demenz?

Der Begriff „Demenz“ leitet sich vom lateinischen Wort „dementia“ ab, was so viel wie „ohne Geist“ bedeutet. Demenz ist jedoch mehr als nur Vergesslichkeit. Es handelt sich um ein Syndrom, das durch den Verlust kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Denken, Sprache, Orientierung und Urteilsvermögen gekennzeichnet ist. Diese Beeinträchtigungen beeinträchtigen das tägliche Leben und die Selbstständigkeit der Betroffenen erheblich.

Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Form der Demenz und macht etwa 60 Prozent aller Fälle aus. Weitere Formen sind die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz und die frontotemporale Demenz.

Frühzeitige Erkennung: Warum ist sie wichtig?

Eine frühzeitige Diagnose von Demenz ist aus mehreren Gründen wichtig:

  • Behandlungsmöglichkeiten: Obwohl die meisten Demenzformen nicht heilbar sind, gibt es Medikamente und nicht-medikamentöse Therapien, die den Krankheitsverlauf verlangsamen und die Symptome lindern können. Diese Behandlungen sind in den frühen Stadien der Erkrankung oft effektiver.
  • Planung und Entscheidungsfindung: Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es den Betroffenen und ihren Familien, wichtige Entscheidungen über die zukünftige Pflege, finanzielle Angelegenheiten und rechtliche Aspekte zu treffen. Dazu gehören beispielsweise die Erstellung einer Betreuungsverfügung, einer Vorsorgevollmacht und einer Patientenverfügung.
  • Unterstützung und Beratung: Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht es den Betroffenen und ihren Familien, Zugang zu Unterstützungsangeboten wie Selbsthilfegruppen, Pflegeberatung und Tagesbetreuung zu erhalten. Diese Angebote können helfen, den Alltag besser zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern.
  • Präventionsmaßnahmen: Studien deuten darauf hin, dass bestimmte Lebensstilfaktoren wie Bewegung, gesunde Ernährung und soziale Interaktion das Demenzrisiko beeinflussen können. Eine frühzeitige Sensibilisierung ermöglicht es, diese Präventionsmaßnahmen umzusetzen.

Erste Anzeichen von Demenz: Worauf sollten Angehörige achten?

Die Symptome einer Demenz entwickeln sich schleichend und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Einige der häufigsten ersten Anzeichen sind:

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1. Gedächtnisprobleme und Vergesslichkeit

  • Kurzzeitgedächtnis: Schwierigkeiten, sich an kürzlich erlernte Informationen, wichtige Termine oder Ereignisse zu erinnern. Betroffene fragen möglicherweise wiederholt nach denselben Dingen oder vergessen, wo sie Gegenstände hingelegt haben.
  • Alltagsbewältigung: Schwierigkeiten, den Alltag ohne Gedächtnisstützen wie Notizen oder Erinnerungen zu bewältigen.
  • Verwechslung von Namen: Gelegentliches Vergessen von Namen oder Terminen ist normal, aber häufiges Vergessen und Schwierigkeiten, sich daran zu erinnern, können ein Warnsignal sein.

2. Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen

  • Konzentrationsschwierigkeiten: Schwierigkeiten, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder Aufgaben zu planen und auszuführen.
  • Zeitmanagement: Schwierigkeiten, Aufgaben zu priorisieren, Termine einzuhalten oder Rechnungen zu bezahlen.
  • Umgang mit Zahlen: Probleme beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen.

3. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten

  • Alltägliche Handlungen: Schwierigkeiten, alltägliche Handlungen wie Anziehen, Kochen oder Autofahren auszuführen, obwohl diese früher problemlos bewältigt wurden.
  • Orientierung: Schwierigkeiten, sich in vertrauten Umgebungen zurechtzufinden oder den Weg nach Hause zu finden.
  • Verlust der Selbstständigkeit: Zunehmende Schwierigkeiten, für sich selbst zu sorgen und alltägliche Aufgaben zu erledigen.

4. Sprachliche Schwierigkeiten

  • Wortfindungsstörungen: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder sich auszudrücken. Betroffene verwenden möglicherweise unpassende Füllwörter oder falsche Begriffe.
  • Gesprächsführung: Schwierigkeiten, einem Gespräch zu folgen oder sich aktiv daran zu beteiligen. Betroffene verlieren möglicherweise den Faden oder wiederholen sich ständig.
  • Sprachverständnis: Schwierigkeiten, zu verstehen, was andere sagen oder Anweisungen zu befolgen.

5. Probleme mit räumlichem Sehen und Orientierung

  • Visuelle Wahrnehmung: Schwierigkeiten, Bilder zu erkennen, Entfernungen einzuschätzen oder Farben zu unterscheiden.
  • Räumliche Orientierung: Schwierigkeiten, sich in Räumen oder Umgebungen zurechtzufinden, die früher vertraut waren.

6. Veränderungen im Verhalten und der Persönlichkeit

  • Stimmungsschwankungen: Plötzliche und unerklärliche Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Angst oder Depression.
  • Rückzug: Verlust des Interesses an Hobbys, sozialen Aktivitäten oder Kontakten zu Freunden und Familie.
  • Misstrauen: Zunehmendes Misstrauen gegenüber anderen, insbesondere gegenüber Familienmitgliedern oder Pflegekräften.
  • Aggressivität: In manchen Fällen kann es zu aggressivem Verhalten oder Wutausbrüchen kommen.

7. Wiederholende Fragen und Handlungen

  • Wiederholende Fragen: Ständiges Wiederholen derselben Fragen, auch wenn diese bereits beantwortet wurden.
  • Wiederholende Handlungen: Ausführen derselben Handlungen immer wieder, wie z. B. Regale abstauben oder Schuhe putzen.

8. Verlegen von Gegenständen

  • Verlegen von Gegenständen: Häufiges Verlegen von Gegenständen und Schwierigkeiten, sich daran zu erinnern, wo sie hingelegt wurden.
  • Verstecken von Gegenständen: Verstecken von Gegenständen an ungewöhnlichen Orten, oft aus einem Gefühl der Unsicherheit heraus.

Was tun, wenn Sie Anzeichen von Demenz bemerken?

Wenn Sie bei einem Angehörigen eines oder mehrere dieser Anzeichen bemerken, ist es wichtig, ärztlichen Rat einzuholen. Der erste Ansprechpartner sollte der Hausarzt sein. Er kann eine erste Einschätzung vornehmen und gegebenenfalls an einen Facharzt (Neurologe, Psychiater, Gerontopsychiater) oder eine Gedächtnisambulanz überweisen.

Ärztliche Untersuchung und Diagnose

Die Diagnose von Demenz umfasst in der Regel mehrere Schritte:

  • Anamnese: Der Arzt wird eine ausführliche Anamnese erheben, um die Symptome, den Krankheitsverlauf und mögliche Risikofaktoren zu erfassen.
  • Körperliche Untersuchung: Eine körperliche Untersuchung dient dazu, andere mögliche Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Neuropsychologische Tests: Diese Tests dienen dazu, die kognitiven Fähigkeiten wie Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Sprache und Problemlösungsfähigkeiten zu überprüfen. Beispiele für solche Tests sind der Mini-Mental-Status-Test (MMST) und ausführlichere neuropsychologische Testungen.
  • Bildgebende Verfahren: Bildgebende Verfahren wie die Computertomografie (CT) oder die Magnetresonanztomografie (MRT) können helfen, Veränderungen im Gehirn zu erkennen und andere Ursachen für die Symptome auszuschließen.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können helfen, behandelbare Ursachen für die Symptome zu erkennen, wie z. B. einen Vitaminmangel oder eine Schilddrüsenunterfunktion.
  • Liquoruntersuchung: In einigen Fällen kann eine Untersuchung des Nervenwassers (Liquor) durchgeführt werden, um die Konzentration von bestimmten Proteinen (z. B. Beta-Amyloid und Tau-Protein) zu bestimmen, die bei der Entstehung von Demenz eine Rolle spielen.

Kurztests zur ersten Einschätzung

Es gibt auch einfache Kurztests, die der Hausarzt durchführen kann, um eine erste Einschätzung zu erhalten. Ein Beispiel ist der 3-Wort-Test, bei dem sich der Patient drei Wörter merken muss (z. B. Auto, Blume, Kerze), dann eine kleine Rechenaufgabe löst (z. B. von 100 sieben abziehen) und anschließend die drei Wörter wiedergeben soll.

Unterstützung für Angehörige

Die Pflege eines Menschen mit Demenz kann sehr belastend sein. Es ist wichtig, dass Angehörige sich selbst nicht vergessen und Unterstützung suchen. Es gibt zahlreiche Angebote, die helfen können, den Alltag besser zu bewältigen:

  • Pflegeberatung: Die Pflegeberatung der AOK und anderer Organisationen bietetInformationen und Unterstützung bei der Organisation der Pflege, der Beantragung von Pflegeleistungen und der Vermittlung von Hilfsangeboten.
  • Selbsthilfegruppen: Selbsthilfegruppen bieten die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und Erfahrungen zu teilen.
  • Entlastungsangebote: Tagesbetreuung, Kurzzeitpflege oder ambulante Pflegedienste können Angehörige entlasten und ihnen Zeit für sich selbst verschaffen.
  • Online-Selbsthilfeprogramme: Die AOK bietet beispielsweise den „Familiencoach Pflege“ an, ein Online-Selbsthilfeprogramm, das Angehörigen hilft, den seelisch belastenden Pflegealltag besser zu bewältigen.
  • Pflegekurse: In Pflegekursen können AngehörigeBasiswissen über die Pflege von Menschen mit Demenz erwerben und praktische Tipps für den Umgang mit den Betroffenen erhalten.

Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen

Menschen mit Demenz können im Verlauf der Erkrankung schwierige Verhaltensweisen entwickeln, wie z. B. Aggressivität, Unruhe, Misstrauen oder wiederholende Fragen. Es ist wichtig, diese Verhaltensweisen zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren:

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  • Verständnis: Versuchen Sie, die Ursache für das Verhalten zu verstehen. Oftmals sind Angst, Verwirrung oder Überforderung die Auslöser.
  • Geduld: Bleiben Sie geduldig und versuchen Sie, ruhig zu bleiben.
  • Ablenkung: Versuchen Sie, die betroffene Person abzulenken oder ihr eine andere Aufgabe anzubieten.
  • Kommunikation: Sprechen Sie in kurzen, klaren Sätzen und geben Sie der Person das Gefühl, dass Sie sie verstehen und ernst nehmen.
  • Sicherheit: Achten Sie auf die Sicherheit der betroffenen Person und entfernen Sie gefährliche Gegenstände aus ihrer Umgebung.

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