Umgang mit nörgelnden Menschen: Strategien für einen konstruktiven Umgang

Nörgelnde Menschen können eine Belastung sein, sei es im privaten Umfeld, bei Familienfeiern, unter Freunden oder am Arbeitsplatz. Ihr ständiges Beschweren kann die Stimmung drücken und auf Dauer zermürbend wirken. Die Psychologin Eva Siemer bestätigt, dass Dauernörgeln auf den Geist gehen kann. Doch wie kann man konstruktiv mit solchen Personen umgehen, ohne sich selbst zu verlieren?

Warum nörgeln Menschen?

Jammern scheint in der Natur des Menschen zu liegen. Der Hamburger Diplom-Psychologe Michael Thiel und seine Kollegin Annika Lohstroh haben in ihrem Buch "Deutschland, einig Jammerland" festgestellt, dass Jammern eine Form ist, Unmut auszudrücken. Deutsche werden oft als besonders nörgelnd wahrgenommen, aber ob das stimmt, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Menschen nörgeln aus verschiedenen Gründen. Oftmals steckt dahinter ein Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Wer sich ständig beschwert, möchte gehört werden und sucht die volle Aufmerksamkeit seines Gegenübers. Manchmal hat die Person das Gefühl, nicht beachtet zu werden, wenn sie keine Beschwerden äußert. Achtsames Zuhören kann helfen, herauszufinden, ob es wirklich um die Sache selbst geht oder um den Versuch, eine Unterhaltung anzukurbeln.

Häufig sind nörgelnde Menschen unzufrieden, nicht nur mit konkreten Problemen, sondern auch mit sich selbst und ihrem Leben. Sie fühlen sich machtlos, etwas an ihrer Situation zu ändern, und geben anderen die Schuld für ihr Unglück. Die Psychologie nennt dies Opferhaltung.

Fünf Tipps für einen konstruktiven Umgang

Es gibt verschiedene Strategien, um mit Dauernörglern umzugehen, ohne sich von ihrer Negativität herunterziehen zu lassen. Hier sind fünf Tipps, die helfen können:

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1. Liebevolle Aufmerksamkeit schenken: Achtsames Zuhören bedeutet, dem Gegenüber die ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken. Worüber spricht die Person? Wie ist ihre Körpersprache? Wie hoch ist der Leidensdruck wirklich? Achtsam und präsent zu sein, ermöglicht es, zwischen den Zeilen zu lesen und herauszuhören, was wirklich los ist. Wenn sich die Person in Rage redet, kann der nächste Tipp helfen.

2. Freundliche Hinweise geben: Oftmals merken Menschen gar nicht, dass sie sich ständig beschweren. Die Beschwerde ist zu einer Art Automatismus oder Bewältigungsstrategie geworden. In diesem Fall kann man die Person freundlich darauf hinweisen und eine andere Perspektive einnehmen. Man kann auch Ideen oder Denkanstöße in die Konversation einbringen, welche die positiven Seiten einer Situation beleuchten.

3. In den Spiegel schauen: Statt in den Widerstand zu gehen, kann man sich fragen, was man im Kontakt mit einem Nörgler über sich selbst erfahren kann. An welcher Stelle ist man im eigenen Leben zu kritisch oder beurteilend? Die nörgelnde Person kann wie ein Spiegel wirken, der aufzeigt, wo man selbst den Blick für das Gute verloren hat.

4. Veränderungsmöglichkeiten erkennen: Unzufriedenheit kann der erste Schritt zum Erfolg sein, da sie Missstände aufdeckt. Wenn eine Person wiederholt über einen Zustand jammert, kann man seine Hilfe anbieten und gemeinsam nach Lösungen suchen. Veränderungsmöglichkeiten zu erkennen, ist die Chance, dass sich etwas verändern kann, auch wenn das "wie" noch nicht klar ist.

5. Abgrenzen, wenn nötig: Wenn andere ständig Dampf ablassen und einen als "Mülleimer" benutzen, um ihre Probleme abzuladen, ist es wichtig, sich abzugrenzen. Auch wenn es sich um enge Angehörige oder den Partner handelt, ist jeder für sich selbst verantwortlich. Man kann Hinweise geben, Hilfe anbieten oder Perspektiven eröffnen, aber man darf sich auch abgrenzen und aussprechen, dass man von dem ständigen Gemecker genervt ist.

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Bonustipp: Umarmung: Eine Umarmung kann Wunder bewirken, besonders wenn einem die nörgelnde Person am Herzen liegt. Manchmal tut es einfach gut, in den Arm genommen zu werden und sich über die Welt auszulassen.

Umgang mit schwierigen Charakteren am Arbeitsplatz

Neben Dauernörglern gibt es auch andere schwierige Charaktere, die den Arbeitsalltag belasten können, wie Tratsch-Tanten, Narzissten, Choleriker und Besserwisser. Begegnungen mit solchen Menschen können Stress verursachen und sich körperlich bemerkbar machen. Um den Umgang mit ihnen zu erleichtern, gibt es weitere Tipps:

  • Probleme statt Lösungen: Nörgler und Schwarzseher kommunizieren beständig, dass das Glas immer halb leer ist. Ihre negativen Gedanken können bei anderen Stress auslösen.
  • Belehrungen und Angriffe: Werden wir persönlich angegriffen, reagieren wir oft impulsiv. Stattdessen sollte man Distanz wahren, tief durchatmen und sachlich bleiben.
  • Choleriker: Es ist wichtig, sich zu verinnerlichen, dass man selbst die Situation kontrolliert, nicht der Choleriker. Bleiben Sie ruhig und nehmen Sie die Situation nicht persönlich.
  • Narzissten: Narzissten sind gekonnte Selbstdarsteller, die ständige Anerkennung benötigen. Um Kritik zu platzieren, sollte man Fehler als "Versehen" ummanteln und mit einem Kompliment verbinden.
  • Triggerpunkte: Jeder hat Triggerpunkte, die emotionale Reaktionen auslösen. Es ist wichtig, sich dessen bewusst zu sein und neue Wege in der Kommunikation auszutesten.
  • Schlafmangel und Koffein: Schlafmangel kann die Unterscheidung zwischen neutralen und emotionalen Reizen erschweren. Koffein im Übermaß kann den "Kampf oder Flucht"-Modus auslösen.
  • Emotionale Distanz: Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, was einem guttut und was nicht, und klare Grenzen zu ziehen.

Weitere Strategien für den Umgang mit Nörglern

Es gibt noch weitere Strategien, die im Umgang mit Nörglern hilfreich sein können:

  • Kritik respektieren und Verbesserungsvorschläge einfordern: Dem Nörgler mit Wertschätzung begegnen und nachfragen, was geändert werden müsste, damit er die Dinge positiver sieht.
  • Positives gegen Negatives setzen: Gute Stimmung verbreiten und eine Kultur etablieren, in der auch Erfreuliches berichtet wird.
  • Deutlich zurechtweisen: Den Kollegen auffordern, sein Verhalten zu unterlassen und ihm deutlich machen, dass sein Meckern andere stört.
  • Miesmacherei entlarven: Das Verhalten des Nörglers spiegeln und übertreiben.
  • Kollegen hinzuziehen: Die Situation im Team besprechen und gegebenenfalls den Vorgesetzten einbeziehen.
  • Ignorieren und den Kontakt meiden: Dem Problem aus dem Weg gehen, wenn keine der anderen Tipps fruchtet.

Unterscheidung verschiedener Nörgler-Typen

Welcher Tipp am besten geeignet ist, hängt vom Typus des Nörglers ab. Derjenige, der nur zeitweise ernüchtert ist, reagiert möglicherweise positiv auf ein wertschätzendes Gespräch. Der von allem Enttäuschte reagiert vielleicht erst auf klare Grenzen. Und bei dem, der schon lange frustriert ist, hilft möglicherweise nur noch konsequentes Meiden.

Die Rolle von Führungskräften

Führungskräfte sollten sich nicht mit Störenfrieden arrangieren oder sie bevorzugen, sondern dieses Fehlverhalten abstellen. Sie sollten einen Konsens im Team darüber haben, welches Verhalten am Arbeitsplatz begrüßenswert ist. Transparenz und die Möglichkeit, Bedenken zu äußern, sind wichtig.

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Führungskräfte sollten ihr Team kennen und wissen, wer die Quengler sind. Direkte Gespräche, Umfragen und 360-Grad-Reviews können Klarheit bringen. Klares Feedback ist angesagt, wenn sich Mitarbeiter immer wieder über bestimmte Dinge beschweren. Wenn alle Maßnahmen nicht fruchten, sollten Führungskräfte ein Krisengespräch führen und gegebenenfalls die Person entlassen.

Umgang mit Versprechen, Verantwortung und Anerkennung

Es gibt auch Kollegen, die falsche Versprechungen machen, Verantwortung abschieben oder sich die Erfolge anderer zuschreiben. In solchen Fällen ist es wichtig, die Worte nicht für bare Münze zu nehmen, definierte Rollen und Verantwortlichkeiten zuzuweisen und genau festzuhalten, wer für welchen Part der Projektarbeit zuständig ist.

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