Fachberater für Menschen mit Demenz: Aufgaben, Qualifikationen und Perspektiven

Der demografische Wandel führt zu einem Anstieg der Zahl von Menschen mit Demenz. Dies erfordert gut ausgebildete Fachkräfte, die Betroffene und ihre Angehörigen unterstützen und beraten können. Fachberater für Menschen mit Demenz spielen eine zentrale Rolle in der Versorgung und Betreuung dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe.

Aufgaben eines Fachberaters für Menschen mit Demenz

Fachberater für Menschen mit Demenz sind Experten, die über spezialisiertes Wissen und Fähigkeiten im Umgang mit Demenzerkrankungen verfügen. Ihre Aufgaben sind vielfältig und umfassen unter anderem:

  • Beratung von Betroffenen und Angehörigen: Fachberater bieten umfassende Informationen und Unterstützung für Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie helfen ihnen, die Diagnose zu verstehen, mit den Herausforderungen des Alltags umzugehen und die bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
  • Erstellung und Umsetzung individueller Betreuungspläne: Fachberater entwickeln individuelle Betreuungspläne, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Betroffenen zugeschnitten sind. Sie berücksichtigen dabei die Lebensgeschichte, die Vorlieben und die Ressourcen der Betroffenen.
  • Schulung und Anleitung von Pflegekräften und ehrenamtlichen Helfern: Fachberater schulen und leiten Pflegekräfte, ehrenamtliche Helfer und andere Personen an, die in der Betreuung von Menschen mit Demenz tätig sind. Sie vermitteln ihnen Wissen über Demenzerkrankungen, Kommunikationstechniken und Betreuungsstrategien.
  • Koordination von Versorgungsangeboten: Fachberater koordinieren die verschiedenen Versorgungsangebote für Menschen mit Demenz, wie z.B. ambulante Pflegedienste, Tagespflegeeinrichtungen, Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen. Sie sorgen dafür, dass die Betroffenen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen.
  • Krisenintervention: Fachberater sind Ansprechpartner in Krisensituationen, z.B. bei Verhaltensauffälligkeiten, Konflikten oder Überlastung der Angehörigen. Sie bieten Unterstützung und entwickeln gemeinsam mit den Betroffenen und ihren Familien Lösungen.
  • Netzwerkarbeit: Fachberater arbeiten mit anderen Fachkräften und Organisationen zusammen, die im Bereich der Demenzversorgung tätig sind. Sie tauschen sich über aktuelle Entwicklungen und Best Practices aus und tragen zur Verbesserung der Versorgung bei.
  • Öffentlichkeitsarbeit: Fachberater informieren die Öffentlichkeit über Demenzerkrankungen und sensibilisieren für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen. Sie tragen dazu bei, Stigmatisierungen abzubauen und ein besseres Verständnis für die Erkrankung zu fördern.
  • Sicherung der Qualität der Pflege: Fachberater tragen zur Qualitätssicherung in der Pflege von Menschen mit Demenz bei, indem sie den aktuellen Expertenstandard berücksichtigen und Personalentwicklung betreiben.

Qualifikationen und Kompetenzen

Um als Fachberater für Menschen mit Demenz tätig zu sein, sind bestimmte Qualifikationen und Kompetenzen erforderlich. Dazu gehören in der Regel:

  • Eine abgeschlossene Ausbildung im Bereich Pflege, Sozialpädagogik, Gerontologie oder einer vergleichbaren Fachrichtung: Viele Fachberater haben eine Ausbildung als Altenpfleger, Gesundheits- und Krankenpfleger, Sozialarbeiter oder Ergotherapeuten absolviert. Ein pädagogisches Studium oder eine vergleichbare pflegerische, (geronto-)therapeutische, sozialpädagogische Ausbildung mit einschlägiger Berufserfahrung ist ebenfalls eine gute Basis.
  • Eine Weiterbildung zur Fachkraft für Demenzbetreuung oder eine vergleichbare Qualifikation: Umfassende Kenntnisse über Demenzerkrankungen, Betreuungsmethoden und Kommunikationstechniken sind unerlässlich. Es gibt verschiedene Weiterbildungen, die sich speziell mit dem Thema Demenz beschäftigen, wie z.B. die Weiterbildung zum Demenz-Coach oder zum Fachberater für Menschen mit Demenz. Der Zertifikatskurs „Versorgungsstrategien und psychosoziale Unterstützung für ein Leben mit Demenz (zu Hause)“ qualifiziert Sie zu einer professionellen Pflege von Menschen mit Demenz und zur fachgerechten Durchführung von verstehender Diagnostik.
  • Berufserfahrung in der Betreuung von Menschen mit Demenz: Praktische Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen ist von großem Vorteil. Mehrjährige Erfahrung im Umgang mit Menschen mit Demenz und deren Angehörigen ist wünschenswert.
  • Empathie, Geduld und Kommunikationsfähigkeit: Der Umgang mit Menschen mit Demenz erfordert ein hohes Maß an Empathie, Geduld und Kommunikationsfähigkeit. Fachberater müssen in der Lage sein, sich auf die Bedürfnisse und Perspektiven der Betroffenen einzustellen und eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen.
  • Organisationsfähigkeit und Teamfähigkeit: Fachberater müssen in der Lage sein, ihre Arbeit selbstständig zu organisieren und mit anderen Fachkräften und Organisationen zusammenzuarbeiten.
  • Kenntnisse über rechtliche und ethische Fragen: Fachberater müssen über Kenntnisse im Bereich der rechtlichen und ethischen Fragen im Zusammenhang mit Demenzerkrankungen verfügen, z.B. Betreuungsrecht, Patientenverfügung und Sterbebegleitung.
  • Gute Anwenderkenntnisse der gängigen MS Office-Programme (Word, Excel, PowerPoint): Dies ist wichtig für die Dokumentation der Arbeit und die Erstellung von Berichten und Präsentationen.
  • Sicherheit beim Verfassen öffentlich wirksamer Texte und Freude an Öffentlichkeitsarbeit: Fachberater müssen in der Lage sein, Informationen über Demenz verständlich und ansprechend zu vermitteln.
  • Bereitschaft, sich mit finanziellen Fragestellungen und Antragswesen auseinanderzusetzen: Dies ist wichtig, um die Finanzierung von Versorgungsangeboten sicherzustellen.
  • Erfahrung im Umgang mit ehrenamtlich engagierten Menschen und Prozessen einer öffentlichen Verwaltung sind wünschenswert: Dies ist hilfreich, um die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Helfern und Behörden zu koordinieren.

Weiterbildungsmöglichkeiten

Es gibt zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten für Fachkräfte, die sich im Bereich der Demenzversorgung spezialisieren möchten. Dazu gehören unter anderem:

  • Weiterbildungen zur Betreuungskraft für Menschen mit Demenz nach § 87 b: Diese Weiterbildungen richten sich an Pflegehelfer und -assistenzen bzw. geringqualifizierte Pflegekräfte, die Betreuungstätigkeiten in Pflegeeinrichtungen übernehmen möchten.
  • Weiterbildungen zum Fachberater für Menschen mit Demenz: Diese Weiterbildungen vermitteln umfassende Kenntnisse über Demenzerkrankungen, Betreuungsmethoden und Beratungstechniken. Sie qualifizieren die Teilnehmer dazu, Angehörige und Pflegepersonal kompetent zu beraten.
  • Zertifikatskurse im Bereich Demenz: Es gibt verschiedene Zertifikatskurse, die sich mit spezifischen Themen im Bereich der Demenzversorgung beschäftigen, z.B. Validation, Basale Stimulation oder Kinästhetik.
  • Studiengänge im Bereich Gerontologie oder Pflegewissenschaften: Diese Studiengänge vermitteln wissenschaftliche Grundlagen und ermöglichen eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema Demenz.

Arbeitsbereiche

Fachberater für Menschen mit Demenz können in verschiedenen Bereichen tätig sein, z.B.:

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  • Ambulante Pflegedienste: Hier beraten sie Betroffene und Angehörige zu Hause und unterstützen sie bei der Organisation der Pflege.
  • Tagespflegeeinrichtungen: Hier betreuen sie Menschen mit Demenz tagsüber und entlasten so die Angehörigen.
  • Stationäre Pflegeeinrichtungen: Hier sind sie für die Betreuung und Beratung von Bewohnern mit Demenz und deren Angehörigen zuständig.
  • Krankenhäuser und Kliniken: Hier unterstützen sie das Pflegepersonal im Umgang mit Patienten mit Demenz und beraten Angehörige.
  • Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen: Hier bieten sie Informationen, Unterstützung und Austausch für Betroffene und Angehörige.
  • Alzheimer Gesellschaften: Hier engagieren sie sich in der Öffentlichkeitsarbeit, Beratung und Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren Familien.
  • Kommunen und Landkreise: Hier arbeiten sie in der Planung und Koordination von Versorgungsangeboten für Menschen mit Demenz.
  • Caritasverbände: Der Caritasverband für die Region Düren-Jülich e.V. engagiert sich beispielsweise mit seinen rund 1.100 Beschäftigten in verschiedenen sozialen Tätigkeitsfeldern und sucht regelmäßig Fachberater/innen für die Demenzberatung.

Bedeutung der Empathie

In der Demenzberatung ist Empathie entscheidend. Fachberater müssen in der Lage sein, sich in die Lage der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu versetzen und ihre Gefühle und Bedürfnisse zu verstehen. Sie müssen ihnen mit Respekt und Wertschätzung begegnen und ihnen das Gefühl geben, dass sie nicht allein sind. Claudia Wagner, Demenzbeauftragte in der Kurzzeitpflege im Gästehaus St. Elisabeth, betont: "Bei der Pflege und Betreuung demenzkranker Menschen spielt neben dem fachlichen Know-How das Ernstnehmen eine zentrale Rolle." Ehrlichkeit und eine Kommunikation auf Augenhöhe sind im Umgang mit Demenzkranken unerlässlich.

Perspektiven

Die Nachfrage nach Fachberatern für Menschen mit Demenz wird in Zukunft weiter steigen. Dies liegt zum einen an der zunehmenden Zahl von Menschen mit Demenz, zum anderen aber auch an dem wachsenden Bewusstsein für die Bedeutung einer guten Versorgung und Betreuung. Fachberater für Menschen mit Demenz haben daher gute Berufsaussichten und können einen wichtigen Beitrag zur Lebensqualität von Betroffenen und ihren Familien leisten. Mit steigender Berufserfahrung sind auch Führungspositionen, wie Team- oder Gruppenleitungen möglich. Insbesondere Teilnehmern von Weiterbildungen im Kontext der Demenzberatung eröffnen sich neue berufliche Wege neben der reinen Pflege.

Gehaltsaussichten

Das Gehalt von Fachberatern für Menschen mit Demenz variiert je nach Arbeitgeber, Berufserfahrung und Qualifikation. Demenzbetreuer in Einrichtungen des Sozialwesens verdienen monatlich knapp 1.300 - 1.700 Euro brutto. Fachkräfte für Demenzerkrankungen hingegen können mit einem weitaus höheren Verdienst rechnen. Pflegefachkräfte, wie Altenpfleger oder Gesundheits- und Krankenpfleger, sollten nach einer Demenz-Weiterbildung etwas mehr verdienen als der Durchschnitt ihrer Berufsgruppe (Altenpfleger: 1.700 - 2.200 Euro, Gesundheits- und Krankenpfleger: 1.900 - 2.700 Euro). Allerdings lässt sich das nicht pauschal sagen, da das Gehalt ja immer von vielen Faktoren abhängig ist.

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