Fentanyl bei Nervenschmerzen: Anwendung, Risiken und Alternativen

Fentanyl ist ein starkes Opioid-Analgetikum, das in der Medizin zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt wird, einschließlich neuropathischer Schmerzen. Es ist etwa 100-mal stärker als Morphin und wirkt schnell, birgt aber auch erhebliche Risiken, insbesondere bei unsachgemäßer Anwendung oder Missbrauch. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von Fentanyl bei Nervenschmerzen, seine Wirkungsweise, Nebenwirkungen, Risiken und Alternativen.

Was ist Fentanyl und wie wirkt es?

Fentanyl ist ein synthetisch hergestelltes Opioid, das zur Behandlung von starken Schmerzen eingesetzt wird. Es bindet an Opioidrezeptoren im Körper, insbesondere im Gehirn, die Schmerzen und Emotionen regulieren. Dadurch werden Schmerzsignale unterdrückt und ein Gefühl der Euphorie kann entstehen. Fentanyl wirkt deutlich stärker als Morphin und Heroin, was bedeutet, dass bereits geringe Dosen eine starke Wirkung haben können.

Wirkungsweise im Körper

Im Vergleich zu anderen Opioiden gelangt Fentanyl schneller in den Blutkreislauf. Bei intravenöser Verabreichung wirkt es bereits nach wenigen Sekunden bis Minuten. Die Wirkdauer kann mehrere Stunden betragen, abhängig von der Gewöhnung des Patienten. Mit der Zeit kann der Körper eine Toleranz entwickeln, wodurch höhere Dosen zur Schmerzlinderung erforderlich werden.

Anwendungsgebiete von Fentanyl

Fentanyl wird hauptsächlich bei starken, chronischen Schmerzen eingesetzt, die mit anderen Schmerzmitteln nicht ausreichend behandelt werden können. Dazu gehören:

  • Tumorschmerzen
  • Schwere Verletzungen
  • Schmerzen nach großen Operationen
  • Palliativmedizin zur Verbesserung der Lebensqualität todkranker Menschen

Zudem wird Fentanyl zur Einleitung und Aufrechterhaltung einer Narkose verwendet.

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Darreichungsformen von Fentanyl

Fentanyl ist in verschiedenen Darreichungsformen erhältlich:

  • Transdermale Pflaster: Ermöglichen eine langsame, kontinuierliche Freisetzung des Wirkstoffs über 72 Stunden.
  • Lutschtabletten: Wirken schnell, da der Wirkstoff über die Mundschleimhaut aufgenommen wird.
  • Nasenspray: Bietet eine schnelle Schmerzlinderung, besonders bei Durchbruchschmerzen.
  • Injektionen: Werden intravenös verabreicht und wirken sehr schnell, z.B. zur Narkoseeinleitung.
  • Tabletten: Buccaltabletten (Einlegen in die Wangentasche), Sublingualtablette (unter die Zunge legen).

Die Wahl der Darreichungsform hängt von der Art der Schmerzen, dem Zustand des Patienten und der gewünschten Wirkungsgeschwindigkeit ab.

Fentanyl bei neuropathischen Schmerzen

Neuropathische Schmerzen entstehen durch Schädigungen oder Erkrankungen des Nervensystems. Sie äußern sich oft als brennende, stechende oder elektrisierende Schmerzen. Fentanyl kann bei neuropathischen Schmerzen eingesetzt werden, wenn andere Behandlungen nicht ausreichend wirksam sind.

Studienlage zur Wirksamkeit bei neuropathischen Schmerzen

Eine randomisierte Doppelblindstudie untersuchte die Schmerzlinderung durch Fentanyl im Vergleich zu Diazepam und Kochsalzlösung bei Patienten mit neuropathischen Schmerzen. Die Ergebnisse zeigten eine bessere Schmerzlinderung und Verminderung der schmerzbedingten Begleitsymptomatik durch Fentanyl. Allerdings traten auch mehr Nebenwirkungen auf. Die Autoren vermuteten, dass die Schmerzlinderung durch eine intrinsische analgetische Wirkung des Fentanyls erfolgt.

Risiken und Nebenwirkungen von Fentanyl

Die Anwendung von Fentanyl ist mit erheblichen Risiken und Nebenwirkungen verbunden:

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  • Abhängigkeit: Fentanyl hat ein hohes Abhängigkeitspotenzial. Bereits bei regelmäßiger Einnahme kann sich eine Sucht entwickeln.
  • Überdosierung: Aufgrund der hohen Potenz von Fentanyl kann es leicht zu einer Überdosierung kommen, insbesondere bei unsachgemäßer Anwendung oder in Kombination mit anderen Substanzen wie Alkohol oder Beruhigungsmitteln.
  • Atemdepression: Fentanyl kann die Atmung verlangsamen oder sogar zum Atemstillstand führen.
  • Weitere Nebenwirkungen: Herzrhythmusstörungen, Schläfrigkeit, Benommenheit, Schwindel, Verwirrung, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung, Schwitzen, Hautreaktionen.

Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen

Bei der Anwendung von Fentanyl sind folgende Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:

  • Verschreibungspflicht: Fentanyl unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz und darf nur auf ärztliche Verschreibung abgegeben werden.
  • Individuelle Dosierung: Die Dosierung muss individuell an den Patienten angepasst werden.
  • Aufklärung: Patienten müssen über die Risiken und Nebenwirkungen von Fentanyl aufgeklärt werden.
  • Wechselwirkungen: Die gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente kann die Wirkung von Fentanyl beeinflussen.
  • Sichere Aufbewahrung und Entsorgung: Fentanyl muss sicher aufbewahrt und entsorgt werden, um Missbrauch und Unfälle zu verhindern.

Fentanyl-Missbrauch und die Opioid-Krise in den USA

In den USA hat der Missbrauch von Fentanyl zu einer schweren Opioid-Krise geführt. Illegales Fentanyl wird in Laboren hergestellt und oft anderen Drogen wie Heroin oder Kokain beigemischt. Dies führt zu einer hohen Zahl von Überdosierungen und Todesfällen.

Alternativen zu Fentanyl bei Nervenschmerzen

Aufgrund der Risiken von Fentanyl sollten bei neuropathischen Schmerzen zunächst andere Behandlungen in Betracht gezogen werden:

  • Trizyklische Antidepressiva: Können Schmerzen lindern, indem sie die Schmerzverarbeitung im Gehirn beeinflussen.
  • Antikonvulsiva: Ursprünglich zur Behandlung von Epilepsie entwickelt, können sie auch bei neuropathischen Schmerzen wirksam sein.
  • Andere Opioide: Schwächer wirksame Opioide wie Tramadol oder Oxycodon können eine Alternative sein, bergen aber ebenfalls das Risiko einer Abhängigkeit.
  • Nicht-medikamentöse Therapien: Physiotherapie, Ergotherapie, Psychotherapie und Entspannungsverfahren können ebenfalls zur Schmerzlinderung beitragen.

Der Stellenwert von Fentanyl in der Schmerztherapie

Trotz der Risiken bleibt Fentanyl ein wichtiges Medikament zur Behandlung von starken Schmerzen, insbesondere bei Tumorschmerzen und in der Palliativmedizin. Es sollte jedoch nur dann eingesetzt werden, wenn andere Behandlungen nicht ausreichend wirksam sind und die Risiken sorgfältig gegen den Nutzen abgewogen wurden.

Fentanyl Pflaster: Anwendung und Sicherheit

Fentanyl-Pflaster sind in Deutschland zu einem häufig eingesetzten Opioid geworden. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Sicherheit, da sie oft bei Patienten eingesetzt werden, die zuvor keine Opioide erhalten haben.

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Anwendung von Fentanyl-Pflastern:

  • Indikation: Chronische Schmerzen, die nur mit Opioiden ausreichend behandelt werden können.
  • Anwendung: Das Pflaster wird auf eine unrasierte, unverletzte Hautstelle geklebt. Die Wirkung setzt nach 12 bis 24 Stunden ein und hält 72 Stunden an.
  • Sicherheitshinweise:
    • Nicht bei akuten Schmerzen anwenden.
    • Bei opioidnaiven Patienten mit niedriger Dosis beginnen.
    • Wärmeeinwirkung vermeiden, da dies die Wirkstoffaufnahme verstärken kann.
    • Patienten über Anzeichen einer Überdosierung aufklären.
    • Pflaster sicher aufbewahren und entsorgen.

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