Ein eingeklemmter Finger kann sehr unangenehm sein und verschiedene Ursachen haben. Oftmals resultiert daraus eine Taubheit, die verschiedene Gründe haben kann. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Taubheit nach einem eingeklemmten Finger, mögliche Begleiterkrankungen und Behandlungsansätze.
Ursachen für Taubheit nach einem eingeklemmten Finger
Ein gequetschter Finger, in der medizinischen Fachsprache auch Contusio oder Kontusion genannt, entsteht, wenn starke Kräfte von außen auf den Finger wirken. Dies kann beispielsweise durch das Einklemmen in einer Tür oder durch Arbeitsunfälle mit schweren Maschinen geschehen. Durch die Krafteinwirkung werden nicht nur die Blutgefäße, sondern auch die Nervenbahnen in Mitleidenschaft gezogen.
Die aus der Quetschung resultierende Schwellung kann zusätzlichen Druck auf die Nerven ausüben. Diese sind dann in ihrem Stoffwechsel beeinträchtigt und können bestimmte Empfindungen nicht mehr ans Gehirn weiterleiten. Infolge dessen verspürt man Taubheits- und Kribbelgefühle, in etwa als wäre der betroffene Finger größer als gewöhnlich oder als wäre er eingeschlafen. In der Regel erholt sich der „geärgerte Nerv“ nach ein paar Stunden oder Tagen. Sollten die Taubheitsgefühle länger andauern und sollten auch Lähmungserscheinungen mit auftreten, muss ein Arzt aufgesucht werden. Da die Fingerkuppe besonders sensibel ist, spürt man die Taubheit an der Fingerkuppe besonders ausgeprägt.
Häufige Ursachen für Fingerquetschungen
- Einklemmen: Das Einklemmen des Fingers in Türen (besonders Autotüren), Fenstern oder schweren Gegenständen ist eine häufige Ursache für eine Quetschung.
- Sportverletzungen: Bei Sportarten wie Basketball, Volleyball oder Handball, bei denen Bälle gefangen oder geschlagen werden, kann es leicht zu Quetschungen kommen.
- Arbeitsunfälle: In Berufen, die den Umgang mit schweren Maschinen oder Werkzeugen erfordern, ist die Gefahr von Fingerquetschungen erhöht.
Zusätzliche Symptome und Begleiterscheinungen
Durch die Gewalteinwirkung auf die Blutgefäße in einem Finger tritt Blut aus ihnen heraus und verteilt sich im Gewebe. Dieses erscheint nach außen hin bläulich beziehungsweise dunkelrot und lilafarben. Es handelt sich hier um normale Farben eines Hämatoms, das heißt eines Blutergusses. Da auch andere Zellen durch die Quetschung zerreißen, tritt normales Zellwasser zusätzlich aus. Gemeinsam ergeben diese Flüssigkeiten eine Schwellung, die von außen deutlich sichtbar ist.
Der Schmerz bei einer Quetschung wird meist als dumpf und pochend beschrieben. Dies ist vermutlich auf das Verletzungsgeschehen beim Quetschen selbst zurückzuführen. Das Pochen, das im Anschluss an das Trauma verspürt wird, ist der körpereigene Herzschlag (Puls), der im betroffenen Finger schmerzhaft wahrgenommen wird. Es handelt sich hierbei um ein normales, bei der Quetschung häufig auftretendes Phänomen, das nicht gefährlich ist, aber mitunter als sehr unangenehm empfunden wird.
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Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Auch bei Lähmungserscheinungen und kompletten Funktionsausfällen des Fingers sollte frühestmöglich eine ärztliche Abklärung erfolgen. Die Diagnose einer Quetschung sollte durch einen Arzt erfolgen. Dieser wird zunächst Fragen stellen zum Unfallhergang und zur medizinischen Vorgeschichte (Anamnese), sowie zur Schmerzqualität. Danach erfolgen eine körperliche Inspektion (Betrachtung) und Untersuchung. Die Untersuchung des Fingers in Form von Abtasten und Austesten der Bewegungsgrade ist manchmal schmerzbedingt nur teilweise möglich. Beim Verdacht auf eine Quetschung gilt es weiterhin, wichtige Alternativdiagnosen (Differentialdiagnosen) auszuschließen, wie etwa einen Bruch, einen Bänder- oder Kapselriss.
Diagnoseverfahren
- Ultraschall (Sonographie): Eine kostengünstige, schmerzlose und risikoarme Methode, um sich einen ersten Eindruck über das Innenleben eines gequetschten Fingers zu machen. Aber auch wichtige Ausschlussdiagnose wie ein zusätzlicher Bruch kann im Ultraschall detektiert werden, kann aber, wenn er frisch ist, flüssigkeitsüberlagert und daher schwer zu sehen sein.
- Röntgenbild: Ein Röntgenbild eignet sich, um knöcherne Strukturen darzustellen. Es ist von Interesse, wenn nach einer starken Quetschung der Verdacht auf eine Fraktur (Bruch des Fingers) vorliegt.
- MRT (Magnetresonanztomographie): Als diagnostisches Verfahren ist das MRT geeignet, um Flüssigkeiten und Weichteile darzustellen. Ein weiterer Grund für ein MRT könnte ein schmerzender Finger sein, der auch noch nach mehreren Wochen nach stattgehabter Quetschung in seinen Funktionen (Bewegung, Gefühl, Durchblutung) eingeschränkt ist.
Erste Maßnahmen und Behandlung
Als erste Maßnahme sollte der gequetschte Finger sofort gekühlt und ruhiggestellt werden. Trägt der Betroffene Schmuck an den Fingern (zum Beispiel ein Ehering), sollte dieser vorsorglich sofort ausgezogen werden. Bei offenen Hautstellen sollten diese einmalig desinfiziert und verbunden werden. Bei anhaltenden Blutungen sollte ein Arzt aufgesucht werden. Neben den PECH-Maßnahmen können schmerzlindernde Salben und Tabletten verwendet werden (zum Beispiel Voltarensalbe).
Da eine Quetschung meist von einer starken Schwellung begleitet wird, kommt der Kompression ein besonderer Stellenwert bei. Je früher der verletzte Finger nach dem Trauma komprimiert wird, desto besser. Allerdings gilt es dabei zu beachten, dass eine Kompression den Schmerz nicht verschlimmern sollte und auch nicht so fest sein sollte, dass sie die Durchblutung hindert. Geeignete Maßnahmen zum Komprimieren könnte zum Beispiel ein Taping sein. Je nach betroffenem Finger ist die Taping Technik verschieden und sollte im Zweifelsfall durch einen Gesundheitsexperten (Arzt, Physiotherapeut) gezeigt werden.
Nach einer schmerzhaften Quetschung ist der erste Instinkt meist, den Finger unter kaltem Wasser zu kühlen. Dies ist - auch als Teil der PECH-Maßnahmen - eine sinnvolle Tätigkeit, um der Schwellung direkt entgegenzuwirken. Das Kühlen mit Eisbeuteln aus dem Tiefkühlfach ist aber wesentlich effizienter, weil diese kälter sind und laufendes Trinkwasser nicht verschwendet werden muss. Außerdem weicht dann die Haut nicht zusätzlich auf.
Hausmittel zur Unterstützung der Heilung
- Ingwer: Kann als Tee getrunken oder als Umschlag angewendet werden.
- Kurkuma: Kurkuma-Paste aus Kurkumapulver und Wasser herstellen und auf die betroffene Stelle auftragen.
- Zwiebel: Zwiebel-Salz-Wickel sollen gute Ergebnisse zeigen, da sie die Schwellungsreaktion reduzieren.
- Schwarzwurz-Salben: Handelt es sich um eine Verletzung mit Beteiligung der Haut, kann auch auf Schwarzwurz-Salben zurückgegriffen werden, da diese besonders entzündungshemmend und wundheilungsfördernd wirken.
Warum Ringe sofort ausgezogen werden sollten
Bei einer Quetschung ist die schwerwiegendste Komplikation das starke Anschwellen des Fingers. Trägt die betroffene Person einen Fingerring, kann dies die Schwellung verschlimmern, da das austretende Blut und Zellwasser mitsamt geschwollenem Gewebe nicht mehr zirkulieren kann.
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Dauer der Krankschreibung
Die Dauer der Krankschreibung hängt von der beruflichen Tätigkeit des Patienten sowie von der Schmerzhaftigkeit und den Begleitverletzungen des betroffenen Fingers ab. So wird eine Schreibkraft, die dauerhaft auf die Funktionstüchtigkeit aller zehn Finger angewiesen ist, so lange krankgeschrieben sein, wie ihre Schmerzen andauern. Der Arzt muss hier also eine genaue Anamnese (Krankengeschichte) und Schmerzbefragung durchführen. Prinzipiell sind bei schweren Quetschungen auch Krankschreibungen bis zu sechs Wochen möglich. Bei länger andauernden Krankheitsphasen sollte dann eine weiterführende Diagnostik zum Ausschluss von Begleitverletzungen erfolgen.
Mögliche Verläufe und Schmerzdauer
Quetschungen können bei großer Gewalteinwirkung sehr schmerzhaft sein. Auch die Schwellung wird von den meisten als unangenehm empfunden. Bei leichteren Quetschungen ist eine Schmerzfreiheit binnen Stunden möglich. Schwere Quetschungen brauchen manchmal auch Wochen bis sie gänzlich verheilt und schmerzfrei sind. Zwar kann die Intensität der Schmerzen durch Schmerzmedikamente verringert werden, an der Heilungsdauer der schmerzenden Quetschung ändern diese jedoch nichts. Auch sollte man den Finger nicht in vermeintlicher Schmerzfreiheit zu früh zu stark wieder belasten, da dies den Heilungsprozess um einige Schritte zurückwerfen kann.
- Akute Phase: Die ersten 48 bis 72 Stunden nach der Verletzung sind meist die schmerzhaftesten.
- Abklingen der Schmerzen: Die Schmerzen können über einen Zeitraum von 2 bis 4 Wochen allmählich abnehmen. In einigen Fällen können Schmerzen und Empfindlichkeit bis zu 6 Wochen oder länger anhalten.
Weitere Ursachen für Taubheitsgefühle in den Fingern
Neben einer direkten Quetschung können auch andere Erkrankungen und Syndrome zu Taubheitsgefühlen in den Fingern führen. Hier sind einige der häufigsten Ursachen:
Karpaltunnelsyndrom
Das Karpaltunnelsyndrom entsteht durch eine Einengung des Mittelarmnerven (Nervus medianus) im Karpaltunnel, einer knöchernen Rinne an der Innenseite des Handgelenks. Dies löst vor allem bei Frauen Handschmerzen und ein Taubheitsgefühl im Bereich von Daumen, Zeige- und Mittelfingern aus. In schweren Fällen kann es zu Lähmungserscheinungen der Hand und einem deutlichen Nachlassen der Greifkraft kommen.
Symptome:
- Kribbeln, Brennen und Taubheitsgefühle im Daumen, Zeige- und Mittelfinger
- Schmerzen, die meist morgens oder nachts auftreten
- Eingeschränkte Feinmotorik
- Kraftverlust in der Hand
Diagnose:
- Hoffmann-Tinel-Test (Abklopfen der Innenseite des Handgelenks)
- Messung der Nervenleitfähigkeit (Elektroneurografie)
- Ultraschalluntersuchung
Behandlung:
- Konservativ:
- Handgelenkschienen, besonders nachts
- Physikalische Behandlungen (Kälte)
- Injektion von Kortison
- Operativ:
- Durchtrennung des Karpalbands, um den Nerv zu befreien (offene oder minimalinvasive Verfahren)
Weitere Nervenkompressionssyndrome
Auf seinem Weg von der Halswirbelsäule zur Hand durchläuft der Medianusnerv einige Engstellen: Am Halsansatz verläuft das Nervenbündel durch eine kleine Lücke zwischen den Skalenusmuskeln. Weiter unten kreuzt der Nerv an der Brust den Musculus pectoralis minor. Beide Syndrome führen zu Missempfindungen in der Hand und teilweise auch im Arm.
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Kubitaltunnelsyndrom
Ein Kubitaltunnelsyndrom führt dazu, dass der kleine Finger und der Ringfinger kribbeln oder taub werden. Die Symptome können sich auf die Handfläche ausbreiten und auch den Unterarm betreffen.
Ulnartunnel- und Ulnarrinnensyndrom
Zwischen Axel und Hand liegt der Ellen-Nerv (Nervus ulnaris). Hinten am Ellenbogen verläuft dieser Nerv durch eine Knochenrinne; an der Hand passiert er den Ulnartunnel. Gerät der Nerv etwa durch falsche Hand-Haltung beim Radfahren unter Druck, äußert sich das durch Taubheitsgefühle - vor allem am kleinen Finger und teilweise am Ringfinger („Radfahrerlähmung“). Ist der Nerv im Ellenbogen-Bereich eingeklemmt, ruft das ebenfalls Missempfindungen an den Händen hervor. Ursache sind zum Beispiel Unfälle oder Fehlbelastungen wie häufiges Arm-Aufstützen auf hartem Untergrund.
Schulter-Arm-Syndrom
Als Schulter-Arm-Syndrom bezeichnet man einen Symptomkomplex rund um das Schultergelenk. Beschwerden an der Schulter können auch ein Kribbeln in den Händen und Fingern auslösen, wenn zum Beispiel verhärtete oder ungleich trainierte Muskulatur Nerven komprimiert oder einklemmt. Plexus brachialis lautet der Fachbegriff für das Armnerven-Geflecht. Seine Fasern verlassen das Rückenmark in deinem Wirbelkanal auf Höhe der letzten 3 Halswirbel und des ersten Brustwirbels.
Polyneuropathie
Hier kommt es zu Schäden an den peripheren Nerven - also den Nerven, die weit entfernt von Gehirn und Rückenmark liegen. Vor allem die ganz kleinen Nervenenden an den Händen und Füßen sind häufig früh betroffen. Typische Symptome sind Kribbeln, Ameisenlaufen und Taubheitsgefühle. Die Missempfindungen breiten sich oft handschuh- oder sockenförmig an beiden Gliedmaßen aus.
Durchblutungsstörungen
Auch Durchblutungsstörungen können zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln in den Fingern führen. Ein Beispiel hierfür ist das Raynaud-Syndrom, bei dem es durch Kälte oder Stress zu Gefäßkrämpfen kommt, die eine Mangeldurchblutung der Finger verursachen.
Nährstoffmängel
Ein Mangel an bestimmten Nährstoffen, wie Vitamin B12, Magnesium oder Kalium, kann ebenfalls Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Händen verursachen.
Andere Erkrankungen
Weitere Erkrankungen, die mit Taubheitsgefühlen in den Fingern einhergehen können, sind:
- Multiple Sklerose (MS)
- Diabetes mellitus
- Bandscheibenvorfall im Halsbereich
- Schilddrüsenerkrankungen
- Rheumatische Erkrankungen
Präventive Maßnahmen
Um das Risiko für Taubheitsgefühle und andere Beschwerden in den Fingern zu minimieren, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung: Achten Sie auf eine korrekte Haltung beim Arbeiten am Computer und verwenden Sie ergonomische Hilfsmittel wie eine Handballenauflage.
- Regelmäßige Pausen: Legen Sie bei Tätigkeiten, die das Handgelenk stark belasten, regelmäßig Pausen ein, um die Handgelenke zu dehnen und auszuschütteln.
- Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie einseitige Belastungen und Überanstrengungen der Hände.
- Handgelenkschoner: Tragen Sie bei Bedarf Handgelenkschoner, um das Handgelenk zu stabilisieren und zu entlasten.
- Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, um Mangelerscheinungen vorzubeugen.
- Regelmäßige Bewegung: Regelmäßige Bewegung und Sport können die Durchblutung fördern und die Nervenfunktion verbessern.
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