Das Gehirn ist die Schaltzentrale unseres Lebens. Es steuert lebenswichtige Funktionen wie Atmung, Blutdruck, Reflexe, Bewegungen, Sprache, Logik, Orientierungssinn, Kreativität und Gedächtnis. Mit etwa 100 Milliarden Nervenzellen ist es ein komplexes Organ, dessen Gesundheit entscheidend für unser Wohlbefinden ist. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Struktur, Funktionen und Gesunderhaltung des Gehirns.
Die Anatomie des Gehirns: Eine funktionale Aufteilung
Das Gehirn lässt sich in verschiedene Regionen unterteilen, die jeweils spezifische Aufgaben übernehmen:
- Stammhirn: Entwicklungsgeschichtlich der älteste Teil des Gehirns, steuert überlebenswichtige Funktionen wie Atmung, Blutdruck und Reflexe.
- Zwischenhirn: Schließt sich an das Stammhirn an und beinhaltet den Thalamus (Tor des Bewusstseins) und den Hypothalamus. Es verarbeitet Sinneseindrücke und reguliert Hunger, Durst, Schlaf-Wach-Rhythmus und den Sexualtrieb.
- Kleinhirn: Koordiniert Bewegungen und sorgt für geschmeidige Bewegungsabläufe und das Gleichgewicht.
- Großhirn: Besteht aus zwei Hälften, die durch den Balken verbunden sind. Die linke Hälfte ist zuständig für Sprache und Logik, die rechte für Orientierungssinn und Kreativität. In der Hirnrinde werden Informationen im Gedächtnis gespeichert.
Alterungsprozesse des Gehirns: Was passiert und wann?
Streng genommen beginnt das Gehirn bereits nach den ersten drei Lebensjahren zu altern. Es werden mehrere Milliarden Nervenzellen und ein Großteil der synaptischen Kontaktstellen abgebaut. Dies ist jedoch keine Fehlfunktion, sondern eine Strategie des Gehirns, mit weniger, aber effektiver verschalteten Nervenzellen sparsamer und leistungsfähiger zu arbeiten.
Der eigentliche neuronale Zellverlust im Sinne einer altersbedingten Degeneration setzt bei den meisten Menschen irgendwann in der 3. Lebensdekade ein. Dabei gehen sowohl "graue Substanz" (Nervenzellen) als auch "weiße Substanz" (Leitungsbahnen) verloren. Im Hippocampus beispielsweise, dem Ort für Raumorientierung und Gedächtnis, verliert man ab dieser Zeit etwa 1000 Zellen pro Tag. Diese Abbauprozesse bleiben jedoch oft lange unbemerkt, da der Verlust kognitiver Leistungsfähigkeit in der Regel frühestens ab Mitte 50 oder später spürbar wird.
Der Grund dafür ist, dass mit dem früh beginnenden Abbau an Zellen eine Neuorganisation der noch vorhandenen Zellen verbunden ist, wodurch sich „Verluste“ über viele Jahre kompensieren lassen. Erst ab einer größeren Zahl an zugrunde gegangener Neuronen funktioniert diese Strategie nicht mehr ausreichend. Gedächtnisdefizite können die Folge sein, meist zunächst noch subtil und im Alltag lange Zeit nicht gravierend.
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Es ist wichtig zu betonen, dass es bezogen auf das Individuum riesige Unterschiede in der kognitiven Fitness und eine große Variabilität innerhalb gleicher Alterskohorten gibt.
Geistige Fitness im Alter: Was können wir tun?
Ein großes Gehirn mit einer Vielzahl an Neuronen zu besitzen, bedeutet nicht im Alter deswegen automatisch geistig fitter zu sein. Und umgekehrt können ältere Menschen mit einem geringeren Hirnvolumen noch zu beeindruckende geistigen Leistungen in der Lage sein.
Viel wichtiger ist, ob ältere Menschen, so lange wie irgend möglich, ihr Leben selbstbestimmt leben dürfen - und können. Denn durch einen lebendigen und vielseitigen Alltag trainiert man sein Gehirn im Allgemeinen recht effektiv. Natürlich sollten wir älteren Menschen liebevoll zur Seite stehen, um sie vor Überforderung zu schützen, denn unbewältigter, chronisch anhaltender Stress kann Alterungsprozesse fördern. Nichtsdestotrotz gilt: Die Herausforderungen des Lebens zu meistern, und sich so gut es geht selbst bei Problemen helfen zu können, ist ein äußerst gutes kognitives Training !
Wenn wir es in unserem Land besser schaffen würden, ältere Menschen lange in ihrer Selbständigkeit zu halten und sie an gesellschaftlichen Prozessen durch (freiwillige) Aufgaben und sozialer Teilhabe stärker zu beteiligen, würden wir der geistigen Fitness älterer Menschen vermutlich den größten Dienst erweisen, den man sich vorstellen kann.
Ernährung für ein gesundes Gehirn: Was auf den Teller sollte
Was eine gesunde Ernährung ist, ist ehrlich gesagt schwer zu definieren, da diese weltweit je nach Region auf diesem Planeten völlig unterschiedlich aussehen kann - und dennoch haben alle Kulturen ihre „Super-Ager“. Eine spezifische bzw. alleinig richtige Ernährungsempfehlung kann man daher nach derzeitigem Wissenstand für den Menschen nicht ableiten.
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Allerdings zeigen Laborstudien, dass seneszente Zellen von einer obst- und gemüsehaltigen Ernährung profitieren, der eine hohe Mikronährstoffdichte zu eigen ist. Vitamine können Sauerstoffradikale und andere oxidative Stoffwechselprodukte neutralisieren, die durch Stress und Belastungen anfallen. Das kann helfen, die Funktionsfähigkeit einzelner Zellen oder ganzer Zellverbände zu erhalten.
Zudem ist Fisch eine nützliche Quelle für Vitamin D und Omega-3 Fettsäure, denen ebenfalls im Alter eine vergleichsweise größere Bedeutung zukommt. Notwendig ist, regelmäßig und ausreichend zu trinken! Das Durstgefühl lässt im Alter oft nach, dabei ist die Funktion (neuronaler) Zellen gerade im fortgeschrittenen Alter stark von ausreichender Flüssigkeitszufuhr abhängig.
Das allerwichtigste ist jedoch etwas, was meines Erachtens nach zu selten berücksichtigt wird: Was auf dem Teller liegt, sollte schmecken! Pfiffige Gewürze oder eine angenehme Süße spielen also eine große Rolle. Die Geschmacksrezeptoren atrophieren im Alter etwas und das Essen schmeckt schnell fad. Bei neurogenerativen Prozessen, wie Demenz oder Parkinson, ist dies leider umso stärker der Fall.
Die Folge ist, dass Betroffene weniger essen und trinken. Muskulatur, Bindegewebe und stützendes Organfett können dabei sehr rasch abbauen. Einer solchen „Kachexie“ sollte man unbedingt entgegenwirken, da sie den Gesundheitszustand im Allgemeinen verschlechtert. Die Botschaft lautet daher: Ältere Menschen dürfen Ihr Essen umso mehr genießen! Dieser Aspekt kommt in der Diskussion um die „richtige“ Ernährung älterer Menschen heute oft zu kurz.
Körperliche Bewegung: Ein Jungbrunnen für das Gehirn
Die Auswirkung körperlicher Bewegung auf die geistige Fitness ist wissenschaftlich gut gezeigt. Die Wirkungen sind dabei vielfältig: Einerseits kommt es zu einer Durchblutungsverbesserung, andererseits zu einer erhöhten Ausschüttung bestimmter Wachstums-Botenstoffe (beispielsweise der sogenannten „brain derived neurotrophic factor“, BDNF), die sowohl neue Nervenzellen als auch Stützzellen in ihrem Wachstum und in ihrer Neuverdrahtung fördern.
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So kann moderater Ausdauersport nachweislich dem Zellverlust im Hippocampus entgegenwirken und sogar neue Zellen bilden helfen. Auch für den präfrontalen Kortex (Vorderlappen) gibt es mittlerweile Belege, dass Ausdauersport in diesem Bereich die Zelldichte erhöht. Das Ausmaß und die Relevanz dieser „Neurogenese“ ist zwar nach wie vor umstritten, aber die Veränderungen gehen mit messbaren Verbesserungen kognitiver Funktionen einher: Menschen, die sich mindestens 3-4 mal pro Woche zu je 45 Minuten moderat intensiv bewegen, verbessern nach einiger Zeit ihre sogenannte „Exekutivfunktionen“ .
Damit ist gemeint, dass man sich besser konzentrieren kann, Handlungen planen und ausführen und Entscheidungen treffen kann. Exekutivfunktionen gehörten zu den wichtigsten Hirnfunktionen, um im Alter lange ein selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Möglicherweise kann man den Effekt sogar steigern, in dem man sich ab und an eine neue motorische Lernleistung abverlangt: Tanzen, Turnen und Klettern beispielsweise sind koordinativ-propriozeptiv recht anspruchsvolle Bewegungsformen , die das zentrale Nervensystem auf eine ganz besondere Weise zu stimulieren scheinen.
Das wichtigste bleibt natürlich, ob einem die Sportart bzw. Bewegungsform Freude macht. Sonst wird man es im Alltag kaum wiederholt tun und der Effekt bleibt aus. Aber von Zeit zu Zeit darf man und sollte man sportlich mal etwas Neues probieren. Die Neurobiologie zeigt: Was unser Gehirn (motorisch) fordert, das fördert es auch .
Mentale Stärke trainieren: So bleibt das Gehirn gesund
Vermutlich spielen unsere soziale Interaktionen die mit Abstand wichtigste Rolle bei der Aufrechterhaltung der geistigen Fitness. Im Austausch mit anderen genießen wir nämlich nicht nur gemeinsame Zeit, sondern wir diskutieren miteinander und wir inspirieren uns gegenseitig. Das kann auf sehr positive Weise dazu beitragen, die kognitiven Fähigkeiten zu stärken.
Das Knüpfen neuer sozialer Kontakte stimuliert das Gehirn sogar auf eine vergleichsweise höherer Weise als ein Kreuzworträtsel. Aus dem umgekehrten Grund wirkt sich Einsamkeit auch so negativ auf unsere geistige Leistungsfähigkeit aus. Der Mensch ist ein soziales Wesen, der am besten gedeiht und wächst, wenn er von Menschen umgeben ist, mit denen er sich verbindet.
Außerdem kann es sehr förderlich sein, sich regelmäßig geistigen Herausforderungen zu stellen. Damit ist aber nicht die TV-Vorabendserie oder das Blättern in einer Zeitschrift gemeint, sondern spannende und herausfordernde Aufgaben, die eine Lernleistung beinhalten. Das kann eine neue Freizeitbeschäftigung sein, beispielsweise Bauen und Handwerken, aber auch das Erlernen einer Sprache oder eines Musikinstruments.
Neue Herausforderungen, gleich welcher Art, können erwiesenermaßen dazu beitragen, die geistige Agilität zu erhalten und das flexible Denken zu verbessern. Man sollte sich hierbei von seinem biologischen Alter oder anderen gegebenen Umständen nicht allzu sehr einschränken zu lassen. Natürlich hat jeder Mensch im Alter sein Rucksack zu tragen oder leidet gegebenenfalls unter einem Handicap. Entsprechend bedarf es der klugen Auswahl und Anpassung an die eigenen Lebensumstände.
Aber dennoch immer wieder mutig neue Dinge auszuprobieren und bereit zu sein, neue Lebenserfahrungen zu machen, setzt starke Wachstumsreize. Es geht darum, offen für Neues zu bleiben und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln - unabhängig vom Alter. Das darf gelegentlich auch „verrückt“ und unerwartet sein. Die größte Stimulation für unser Gehirn liegt in der Überraschung!
Kreativität als Anti-Aging-Kur für das Gehirn
Kreative Tätigkeiten wie Tanzen, Musizieren oder Malen machen nicht nur Spaß - sie verlangsamen laut einer Studie auch messbar die Gehirn-Alterung. Im Durchschnitt um etwa fünfeinhalb Jahre. Wer regelmäßig tanzt, malt, musiziert oder sogar Computerspiele spielt, könnte seinem Gehirn damit eine echte Anti-Aging-Kur gönnen. Eine internationale Studie zeigt: Menschen, die sich kreativ betätigen, haben messbar jüngere Gehirne als Gleichaltrige, die das nicht tun.
Die in "Nature Communications" veröffentlichten Ergebnisse zeigen: Kreative Tätigkeiten wirken wie ein natürliches Verjüngungsprogramm und verlangsamen die Alterung des Gehirns. Sie fördern die geistige Vernetzung, schärfen die Aufmerksamkeit und können den Abbau kognitiver Fähigkeiten bremsen - ein klarer Zusammenhang zwischen Kreativität und Gehirn-Alterung.
Die Studie nutzte modernste Modelle sogenannter "Gehirnuhren", die anhand von EEG-Daten schätzen, wie alt ein Gehirn funktionell wirklich ist. Dieses "Gehirnalter" weicht oft vom tatsächlichen Alter ab - je nach Lebensstil, Gesundheit und geistiger Aktivität.
Das Forscherteam um den Neurowissenschaftler Agustín Ibáñez untersuchte mehr als 1400 Teilnehmer aus 13 Ländern, darunter Tänzer, Musiker, bildende Künstler und Gamer. Dabei verglichen sie deren Hirnaktivität mit der von Personen ohne kreative Routine. Das Ergebnis war eindeutig: "Über alle kreativen Bereiche hinweg war das Muster erstaunlich konsistent - Kreativität stand in Verbindung mit einem jünger aussehenden Gehirn", schreiben die Autoren in "The Conversation".
Tango-Tänzer schnitten am besten ab. Ihre Gehirne wirkten im Schnitt über sieben Jahre jünger als ihr tatsächliches Alter. Musiker und bildende Künstler lagen bei etwa fünf bis sechs Jahren. Videospieler lagen bei rund vier Jahren.
Selbst wer erst anfängt, profitiert spürbar. In einem zweiten Teil der Untersuchung ließen die Forscher Teilnehmer ohne Vorerfahrung 30 Stunden lang das Strategiespiel StarCraft II spielen. Schon danach zeigte sich im EEG eine "Verjüngung" des Gehirns um bis zu drei Jahre.
Die Autoren sehen darin einen Hinweis auf erstaunliche Anpassungsfähigkeit: Das Gehirn reagiert schnell, wenn es kreativ gefordert wird. Dabei entstehen neue Verbindungen, und bestehende Netzwerke werden stabiler. Diese Plastizität sorgt dafür, dass Informationen effizienter fließen. Ähnlich wie beim Muskeltraining, das durch Übung Kraft und Ausdauer steigert, "trainiert" kreative Aktivität die Nervenzellen und macht das Denken schneller und flexibler.
Besonders aktiv waren bei kreativen Menschen sogenannte frontoparietale Netzwerke - Bereiche, die Aufmerksamkeit, Lernprozesse und Planung steuern. Normalerweise altern sie früh und verlieren an Flexibilität. Doch Kreativität scheint diesen Prozess zu bremsen. "Kreativität schützt Hirnregionen, die besonders anfällig für Alterung sind, und verbessert die Kommunikation zwischen ihnen", schreiben die Forscher.
Mit jedem Jahr künstlerischer Praxis sank der berechnete "Brain Age Gap" - also die Differenz zwischen biologischem und tatsächlichem Alter. Je mehr Routine und Können, desto jünger das Gehirn. Die Forscher fanden außerdem eine deutliche Verbindung zwischen der verbesserten Konnektivität und kognitiven Funktionen wie Merkfähigkeit, Fokus und Entscheidungsvermögen. Wer kreativ aktiv war, schnitt in Tests zu Aufmerksamkeit und Reaktionsgeschwindigkeit besser ab. Diese Erkenntnis macht deutlich, dass es bei Kreativität nicht um Talent geht, sondern um Aktivität.
Die positiven Effekte der kreativen Beschäftigung lassen sich auf folgende Punkte herunterbrechen:
- Tango und andere Tänze fördern Körperkoordination, Musikverständnis und räumliche Wahrnehmung - gleichzeitig trainieren sie das Gehirn intensiv.
- Musizieren aktiviert zahlreiche Regionen gleichzeitig, von Motorik über Gehör bis hin zu Gedächtnisstrukturen.
- Malen oder Zeichnen stärkt visuelle und feinmotorische Netzwerke, verbessert Konzentration und räumliches Denken.
- Videospiele, vor allem Strategiespiele, schulen Reaktionsfähigkeit, Planung und Problemlösung.
Je regelmäßiger und länger diese Aktivitäten ausgeführt werden, desto stärker fällt der Effekt aus.
Neuronale Stammzellen und Langlebigkeit: Ein Blick in die Forschung
Eine neue Studie aus Kalifornien bringt jetzt Licht ins Dunkel des neuronalen Alterns. Und die Erkenntnisse könnten nicht nur Demenz vorbeugen, sondern die Lebensspanne selbst beeinflussen.
Neurale Stammzellen sind spezialisierte Zellen im Gehirn, die sich in Neuronen und Gliazellen verwandeln können. Besonders aktiv sind sie im Hippocampus - dem Zentrum des Lernens und Erinnerns. Bei jungen Menschen sorgen sie für Regeneration und Plastizität. Doch mit dem Alter lässt ihre Aktivität nach, die Neubildung von Nervenzellen versiegt, und das Gedächtnis beginnt zu bröckeln.
Forschende des Salk Institute zeigen: Der Alterungsprozess dieser Zellen ist kein Zufall, sondern ein präziser Umbau auf molekularer Ebene. Im Fokus der Studie stehen die Mitochondrien. Bei alternden neuronalen Stammzellen verändert sich nicht nur ihre Energieproduktion, sondern auch die Art, wie sie auf Stress reagieren.
Die neue Forschung zeigt, dass die Mitochondrien alternder Stammzellen weniger effizient sind - und gleichzeitig ihr Signalverhalten verändern. Sie senden Botenstoffe aus, die eine Art „Zell-Alarmsystem“ aktivieren. Diese Stressantwort, ursprünglich als Schutzmechanismus gedacht, blockiert langfristig die Regeneration und begünstigt Entzündungen im Gehirn.
Alternde Stammzellen neigen dazu, sich häufiger in Gliazellen als in Neuronen zu differenzieren. Gliazellen sind zwar wichtig für die Unterstützung von Nervenzellen, fördern aber bei Übermaß Entzündungsprozesse und blockieren neuronale Plastizität. Das bedeutet: Weniger neue Nervenzellen, mehr Entzündung - ein Teufelskreis, der das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer steigert.
Bestimmte Interventionen - zum Beispiel Substanzen, die den mitochondrialen Stoffwechsel stabilisieren oder die Stressantwort modulieren - könnten helfen, die neuronale Stammzellfunktion im Alter zu erhalten oder sogar zu revitalisieren. Auch epigenetische Reprogrammierung rückt zunehmend in den Fokus. Hierbei sollen die „Fehlentscheidungen“ alter Zellen rückgängig gemacht werden - ohne das Zellgedächtnis zu löschen.
Diese neuen Erkenntnisse liefern nicht nur ein besseres Verständnis für kognitive Alterungsprozesse. Sie eröffnen konkrete Ansätze, wie sich Gehirngesundheit als zentraler Baustein für ein längeres, vitaleres Leben fördern lässt. Die gezielte Verjüngung neuronaler Stammzellen könnte in Zukunft zu einem der wichtigsten Hebel der Langlebigkeitsmedizin werden.
Neurologische Untersuchungen: Was kann man checken lassen?
Im Rahmen eines neurologischen Check-ups können beim Neurologen folgende Aspekte untersucht werden:
- Gedächtnisleistung und Konzentrationsfähigkeit
- Koordination und Gleichgewicht
- Sensibilität in Armen und Beinen
- neurologisch bedingte Sehstörungen oder Sprachstörungen
- psychische Auffälligkeiten, Halluzinationen oder Wahnvorstellungen
Der Neurologe kann zudem Hinweise auf schwerwiegende Erkrankungen wie Schlaganfälle, Hirntumore, Entzündungen des zentralen Nervensystems oder Polyneuropathien erkennen.
Um die neurologische Gesundheit eines Patienten umfassend zu beurteilen, können verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt werden:
- Kernspintomographie (MRT): Sie stellt die neuralen Strukturen dar und macht Hirnnerven, Hirnstammläsionen, Abnormalitäten der hinteren Schädelgrube und das Rückenmark sichtbar. Dadurch können etwa Tumore, Nervenverletzungen, degenerative Veränderungen oder Hirnhautentzündungen entdeckt werden.
- Laborchemische Untersuchungen: Diese umfassen Blut- und Nervenwasseranalysen. Zu den Bluttests zählen zum Beispiel das Blutbild, das die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen im Blut bestimmen und Aufschluss über Entzündungen und Infektionen geben kann, welche möglicherweise das Nervensystem beeinträchtigen. Darüber hinaus sind umfassende Stoffwechselprofile, Schilddrüsenfunktionstests sowie Vitamin-B12- und Folsäurespiegel möglich.
- Liquorpunktion: Die Entnahme und Analyse des Nervenwassers kann verschiedene Erkrankungen aufdecken, darunter Entzündungen des zentralen Nervensystems, Hirnhaut- und Gehirnentzündungen, neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder unklare Bewusstseinsstörungen.
- Anamnese und körperliche Untersuchung: Bei der Anamnese erfragt der Neurologe die Krankheitsgeschichte und den Gesundheitszustand. Die körperliche Untersuchung beinhaltet unter anderem den Sicht- und Tastbefund, die Kontrolle von Haltung und Motorik sowie Hirnnervenfunktionsprüfungen, in deren Zuge z.B. die Pupillenreaktion, Augenmuskeln, das Gehör sowie das Gleichgewicht untersucht werden.
Im Rahmen der Primärprophylaxe empfiehlt sich zudem eine regelmäßige Kontrolle von Blutwerten sowie kardiovaskuläre Untersuchungen wie EKG, Herzecho und Ultraschall der Halsschlagader. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, Risiken für Schlaganfälle oder andere neurologische Komplikationen frühzeitig zu erkennen. In speziellen Fällen können weiterführende Tests erforderlich sein, deren Auswahl individuell auf die Beschwerden des Patienten abgestimmt wird. Eine umfassende Diagnostik gewährleistet so eine präzise Beurteilung der neurologischen Gesundheit.
Neurologische Check-ups sind grundsätzlich für alle Menschen mit neurologischen Symptomen sinnvoll, zum Beispiel bei Kopfschmerzen, Schwindel, Sensibilitätsstörungen, Koordinationsproblemen, Vergesslichkeit, Halluzinationen oder Ohnmachtsanfällen. Darüber hinaus sollten Patienten mit bereits bestehenden neurologischen Erkrankungen, wie z. B. Multiple Sklerose, sich regelmäßig neurologisch untersuchen lassen, um Verschlechterungen frühzeitig zu erkennen.
Tipps für ein gesundes Gehirn: Was Sie im Alltag tun können
- Gesunde Ernährung: Setzen Sie auf Nahrung, die die Hirnleistung stärkt und einem schnellen Abbau von neuronalen Strukturen entgegenwirkt. Lebensmittel wie Nüsse, Olivenöl und Fisch wirken sich positiv auf die kognitiven Leistungen aus, ebenso die Einnahme von Vitamin D sowie der Verzicht auf rotes Fleisch.
- Vermeiden Sie Risikofaktoren: Stürze und Sportarten, die zu Kopftreffern und Verletzungen führen, verursachen neuronalen Abbau bis hin zu einer dementieren Entwicklung. Zudem zeigen Drogen wie Alkohol verheerende kognitive Folgen. Auch einige Medikamente können zum neuronalen Abbau führen, daher ist hier Sorgfalt und Kontrolle indiziert.
- Bewegung und Gedächtnistraining: Sportliche Aktivitäten wie auch das Gedächtnistraining durch Lesen, Schreiben, Singen und Tanzen fördern die Hirnleistung und beugen einem schnellen Abbau der Gedächtnisleistungen vor.
- Stressmanagement und soziale Bindungen: Stressmanagement und soziale Bindungen spielen diesbezüglich ebenfalls eine relevante Rolle.
- Nehmen Sie Symptome ernst: Symptome wie Gangstörungen, Koordinationsstörungen, Schwindel, Sprachstörungen, Lähmungen und Sensibilitätsstörungen müssen ernst genommen werden und eine rasche neurologische Abklärung erfordern, auch dann, wenn sie nur kurzfristig aufgetreten sind. Je früher die Diagnostik und Therapie, desto besser ist in der Summe das Outcome.
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