Die Wechseljahre sind ein natürlicher Übergang im Leben einer Frau, der in der Regel um das 51. Lebensjahr eintritt. Bei manchen Frauen beginnt diese Phase jedoch früher, was als frühe Menopause bezeichnet wird. Eine frühe Menopause, definiert als die letzte spontane Regelblutung vor dem 45. Lebensjahr, betrifft etwa 5 bis 10 Prozent der Frauen. Neben den bekannten körperlichen Symptomen wie Hitzewallungen und Schlafstörungen rückt zunehmend die Frage in den Fokus, ob eine frühe Menopause auch das Risiko für Demenz erhöhen kann.
Kognitive Veränderungen in den Wechseljahren: Mehr als nur "Brain Fog"
Viele Frauen erleben während der Wechseljahre kognitive Veränderungen wie Konzentrationsstörungen und Vergesslichkeit. Diese Symptome, oft als "Brain Fog" bezeichnet, können im Alltag sehr belastend sein. Laut Studien leiden 40 bis 60 Prozent der Frauen in den Wechseljahren unter solchen Symptomen, die sich vor allem auf das verbale Gedächtnis konzentrieren. Obwohl diese Beschwerden oft als vorübergehend und nicht als Anzeichen einer beginnenden Demenz abgetan werden, äußern viele Frauen die Angst, dass es sich um Frühsymptome einer Demenz handeln könnte. Es ist wichtig zu betonen, dass "Brain Fog" keine Demenz ist, aber die Auswirkungen auf die Lebensqualität sollten nicht unterschätzt werden.
Der Einfluss von Östrogen auf das Gehirn
Eine Erklärung für den Zusammenhang zwischen frühen Wechseljahren und einem erhöhten Demenzrisiko könnte im Rückgang des Hormons Östrogen liegen. Östrogen spielt eine wichtige Rolle für die Funktion des Gehirns, insbesondere des Hippocampus, der für das Erinnerungsvermögen zuständig ist. Darüber hinaus verhindert Östrogen die Bildung von Eiweißablagerungen in den Neuronen, die möglicherweise zur Entwicklung von Alzheimer beitragen können. Studien deuten darauf hin, dass ein sinkender Östrogenspiegel vor, während und nach der Menopause das Risiko für Alzheimer erhöhen könnte.
Studienergebnisse: Frühe Menopause und erhöhtes Demenzrisiko
Eine Kohortenstudie mit über 153.000 Frauen ergab, dass Frauen, die vor dem 40. Lebensjahr in die Wechseljahre kamen, ein um 35 % höheres Risiko hatten, eine Demenz zu entwickeln. Der Beginn des Klimakteriums vor dem 45. Lebensjahr war mit einem um 30 % höheren Risiko für eine Demenz vor dem 65. Lebensjahr verbunden. Die Studienautoren vermuten, dass der Östrogenmangel zu erhöhtem oxidativem Stress und beschleunigter Hirnalterung führen könnte. Sie empfehlen, die kognitiven Fähigkeiten von Frauen mit einem frühen Beginn des Klimakteriums besonders im Auge zu behalten.
Hormonersatztherapie (HRT): Nutzen und Risiken
Angesichts des Zusammenhangs zwischen Östrogenmangel und Demenzrisiko stellt sich die Frage, ob eine Hormonersatztherapie (HRT) einen schützenden Effekt haben könnte. Die HRT gilt als erste Wahl zur Behandlung von belastenden vasomotorischen Beschwerden wie Hitzewallungen. Studien deuten darauf hin, dass eine HRT, insbesondere bei Beginn während des Übergangs in die Menopause oder in der frühen Postmenopause, möglicherweise eine vorbeugende Wirkung gegen Alzheimer haben könnte. Bei Frauen, die erst später mit der Hormontherapie begannen, konnte entweder kein schützender Effekt oder sogar ein erhöhtes Risiko festgestellt werden.
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Eine Studie analysierte die medizinischen Daten von fast 380.000 Frauen über 45 Jahren und fand heraus, dass Frauen, die mindestens ein bis drei Jahre hormonell behandelt wurden, seltener an Alzheimer und ähnlichen Krankheiten erkrankten. Frauen, die sechs und mehr Jahre eine Hormonersatztherapie erhielten, hatten das geringste Erkrankungsrisiko. Zudem zeigte sich, dass eine orale Hormongabe besser schützt als eine transdermale. Medikamente mit natürlichen Östrogenen und Gestagenen waren den synthetischen Hormonen überlegen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Forschungsergebnisse zur HRT und Demenzrisiko nicht eindeutig sind und weiterer Forschungsbedarf besteht. Eine dänische Studie mit über 60.000 Frauen ergab, dass eine Hormonersatztherapie mit einem erhöhten Demenzrisiko einhergehen kann, insbesondere bei längerer Anwendung. Die erhöhte Demenzrate blieb auch bei Kurzzeitkonsumentinnen bestehen, die ausschließlich im Alter von 55 Jahren oder jünger behandelt wurden.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei Alzheimer
Weltweit sind mehr Frauen als Männer von Demenz betroffen. Dies liegt nicht nur an der höheren Lebenserwartung von Frauen, sondern auch an weiteren Faktoren wie hormonellen oder genetischen Unterschieden. Studien zeigen, dass bei gleichaltrigen Frauen und Männern mit Alzheimer die Demenz bei Frauen oft weiter fortgeschritten ist.
Ein zentraler Faktor, der im Zusammenhang mit dem erhöhten Alzheimer-Risiko von Frauen untersucht wird, ist der weibliche Hormonhaushalt, insbesondere Estradiol. Studien deuten darauf hin, dass ein sinkender Estradiolspiegel vor, während und nach der Menopause das Risiko für Alzheimer erhöhen könnte.
Weitere Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen
Neben hormonellen Faktoren spielen auch andere Risikofaktoren eine Rolle bei der Entstehung von Demenz, darunter:
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- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Risikofaktoren wie Diabetes, Bluthochdruck und ein hoher LDL-Cholesterinspiegel erhöhen ebenfalls das Demenzrisiko.
- Genetische Faktoren: Bestimmte Gene, wie die ApoE4-Genvariante, erhöhen das Risiko für Alzheimer. Frauen mit homozygotem APOE4 Gen-Status haben hier das größte Risiko.
- Sozioökonomische Faktoren: Bildungschancen und Zugang zur medizinischen Versorgung können ebenfalls eine Rolle spielen.
Es gibt jedoch auch Maßnahmen, die Frauen ergreifen können, um ihr Demenzrisiko zu senken:
- Gesunde Lebensweise: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und der Verzicht auf Rauchen können das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz reduzieren.
- Geistige Aktivität: Regelmäßiges Lernen und die Auseinandersetzung mit neuen Informationen trainieren das Gehirn und beugen Vergesslichkeit vor.
- Frühe Erkennung und Behandlung von Risikofaktoren: Die Kontrolle von Blutdruck, Cholesterinspiegel und Blutzucker kann das Demenzrisiko senken.
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