Die Alzheimer-Krankheit, die häufigste Form der Demenz, verändert schleichend, aber unumkehrbar Gedächtnis, Denken und Alltagsfähigkeiten. Der Verlauf ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern. Da eine Heilung bis heute nicht möglich ist, ist es wichtig, Demenz rechtzeitig zu erkennen, um den Betroffenen die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen und den Krankheitsverlauf hinauszuzögern.
Was ist Demenz?
Demenz ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter. Es gibt viele verschiedene Erscheinungsformen von Demenz, aber alle haben eines gemeinsam: Die Leistungsfähigkeit des Gehirns verschlechtert sich. Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz, bei der sich Eiweißablagerungen im Gehirn bilden, wodurch Nervenzellen absterben. Die zweithäufigste Demenzform ist die gefäßbedingte (vaskuläre) Demenz, die durch länger andauernde Durchblutungsstörungen im Gehirn hervorgerufen wird. Es gibt nicht nur eine, sondern viele Formen von Demenz. Mehr als 50 verschiedene Krankheitsbilder ordnen sich unter den Oberbegriff Demenz ein. Alzheimer macht etwa 60 Prozent der Fälle aus, während vaskuläre Demenz etwa 15 Prozent ausmacht. Jede dieser Demenzen hat ein leicht verändertes Symptombild. Stehen zum Beispiel bei der Alzheimer-Erkrankung die Gedächtnisstörungen im Vordergrund, so sind es bei vaskulären Demenzen eher Konzentrationsschwäche und Antriebsminderung.
Frühe Anzeichen von Demenz
Es ist wichtig zu beachten, dass Vergesslichkeit in der zweiten Lebenshälfte normal sein kann. Stärker ausgeprägte Vergesslichkeit kann jedoch auf ein ernsthaftes Problem wie Demenz oder Alzheimer hinweisen. Verschiedene Anzeichen im Verhalten einer Person können auf eine Demenz hinweisen. Wenn sich solche Symptome häufen und über Monate hinweg immer wieder auftreten, kann durchaus eine demenzielle Erkrankung dahinterstecken.
Hier sind 5 frühe Anzeichen für Demenz, auf die Sie achten sollten:
1. Leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns (MCI)
In dieser frühen Phase treten leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns auf, die im Alltag zunächst kaum einschränken. Menschen mit MCI nehmen Veränderungen manchmal selbst wahr, doch oft fällt sie zuerst Angehörigen auf. Die Übergänge sind fließend, so dass man, wenn es ganz früh anfängt, nicht sicher sagen kann - durch ein Interview zum Beispiel - dass es eine Demenz ist und nicht normale Altersvergesslichkeit.
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2. Zunehmende Vergesslichkeit im Alltag
In diesem Stadium zeigt sich zunehmend Vergesslichkeit im Alltag, insbesondere was das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Es wird schwieriger, neue Informationen zu behalten. Gespräche sind anstrengender - oft fehlen Worte oder der Gedanke geht verloren. Gegenstände wie Schlüssel oder Brille werden häufiger verlegt. Hinzu kommen erste Probleme mit der Orientierung in Raum und Zeit. Viele alltägliche Aufgaben - wie einkaufen, kochen oder die Wäsche machen - gelingen noch gut. Viele Menschen mit Demenz merken nun deutlich, dass etwas nicht stimmt. Aus Scham oder Unsicherheit versuchen sie, ihre Schwierigkeiten zu verstecken. Sie ziehen sich zurück und meiden ungewohnte Situationen. Auch die Stimmung kann sich verändern: Manche Menschen sind leichter reizbar, andere traurig oder verunsichert.
Ein Hauptsymptom einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung ist eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf das tägliche Leben auswirkt. Diese Vergesslichkeit äußert sich beispielsweise darin, dass wichtige Termine vergessen, der Herd nicht ausgeschaltet oder der Alltag nur mit Hilfe von Merkzetteln bewältigt werden kann.
3. Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen
Den Betroffenen fällt es schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Sie brauchen für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf.
4. Probleme mit gewohnten Tätigkeiten
Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden. Eine mögliche Auffälligkeit ist es, wenn eine Person mehrmals am Tag die gleiche Geschichte erzählt, ohne das selbst wahrzunehmen. Außerdem fehlen betroffenen Personen gelegentlich die richtigen Worte während des Gesprächs (auch Wortfindungsstörung genannt).
5. Veränderungen in der Stimmung und Persönlichkeit
Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können eine Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein. Die frühere Teilnahmslosigkeit schlägt oft in quälende Unruhe und Rastlosigkeit um. Viele Patienten mit diesen Demenz-Symptomen wandern umher und verirren sich leicht.
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Stadien der Demenz
Die Alzheimer-Krankheit verschlimmert sich mit der Zeit. Die Symptome von Alzheimer können stark variieren. Es gibt eine siebenstufige Skala, die einen Überblick gibt, wie sich Fähigkeiten während des Verlaufs der Krankheit verändern:
- Stadium 1: Keine Beeinträchtigung. Diese Person leidet nicht unter Gedächtnisproblemen.
- Stadium 2: Sehr leichte kognitive Beeinträchtigung. oder sie Gedächtnislücken aufweist, bekannte Wörter vergisst oder Alltagsgegenstände verlegt. Freunde, Familie oder Mitarbeiter bemerken erste Schwierigkeiten.
- Stadium 3: Leichte kognitive Beeinträchtigung. Während eines ausführlichen ärztlichen Gesprächs können Ärzte möglicherweise Probleme mit dem Gedächtnis oder der Konzentration feststellen.
- Stadium 4: Mäßige kognitive Beeinträchtigung. Beeinträchtigte Fähigkeit, herausfordernde Rechenaufgaben im Kopf durchzuführen, z.B.
- Stadium 5: Mäßig schwere kognitive Beeinträchtigung (mäßige oder mittlere Alzheimer-Krankheit). Es zeigen sich auffällige Gedächtnis- und Denklücken und manche Betroffene fangen an, Hilfestellung bei alltäglichen Aktivitäten zu benötigen. Schwierigkeiten haben mit weniger anspruchsvollem Kopfrechnen, wie z.B.
- Stadium 6: Schwere kognitive Beeinträchtigung. Das Gedächtnis verschlechtert sich weiterhin, Persönlichkeitsveränderungen können auftreten und Personen benötigen umfangreiche Hilfe bei täglichen Aktivitäten. Hilfe benötigen bei den verschiedenen Schritten des Toilettengangs (wie z.B. Wesentliche Veränderung des Charakters und des Benehmens erfahren, einschließlich Misstrauen und Wahnvorstellungen (wie z.B.
- Stadium 7: Sehr schwere kognitive Beeinträchtigung. In der Endstufe dieser Krankheit verliert eine Person die Fähigkeit, sich seiner oder ihrer Umgebung mitzuteilen, eine Unterhaltung zu führen und schließlich Bewegungen zu kontrollieren. In diesem Stadium wird umfangreiche Hilfe bei der täglichen Betreuung benötigt, einschließlich beim Essen oder dem Gang zur Toilette. Die Fähigkeit zum Lächeln, ohne Unterstützung zu sitzen und den Kopf aufrecht zu halten kann verloren gehen. Reflexe werden abnormal. Muskeln werden starr.
Demenz-Tests und Diagnose
Wenn eines oder mehrere dieser Anzeichen bei Ihnen oder einem Familienmitglied wiederholt auftreten, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. So können Sie frühzeitig Hilfe bekommen, wenn es sich um eine beginnende Alzheimer-Krankheit oder eine andere Form der Demenz handelt. Ein Hausarzt ist die erste Anlaufstelle für eine vorläufige Diagnose. Es gibt aber auch Psychiater, die sich auf Demenz spezialisiert haben. Sie können ebenfalls zuverlässige Diagnosen stellen.
Es gibt verschiedene psychometrische Tests, mit denen Sie selbst zuhause das Denkvermögen einer Person einordnen können. Die Ergebnisse können ein Hinweis auf eine Demenz oder Alzheimer sein. Besonders bekannt und ziemlich zuverlässig sind „DemTect“, der „Mini-Mental-Status-Test (MMST)“, der „MoCa-Test“ und der „Uhrentest“. All diese Tests können aber nur Hinweise auf eine mögliche Demenz geben. Sie messen, wie gut das Denkvermögen einer Person ist.
Psychometrische Tests sind keine zuverlässigen Testverfahren für Alzheimer und können ärztliche Untersuchungen nicht ersetzen. Sie werden dennoch oft als Demenz-Tests bezeichnet, weil sie sehr zuverlässige Hinweise auf eine Demenz geben können. Diese Testverfahren sollten am besten von Experten durchgeführt werden, also zum Beispiel Neurologen, Psychiater, Psychologen oder entsprechend ausgebildetes Personal.
Beispiele für Demenz-Tests:
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- DemTect: Ein einfaches Verfahren, das nicht sehr lange dauert und kaum Vorwissen braucht. Der DemTect-Test berücksichtigt bei der Auswertung auch das Alter des Patienten.
- Mini-Mental-Status-Test (MMST): Etwas voraussetzungsreicher und aufwändiger, aber dafür auch aussagekräftiger. Der MMST wird häufig von geschultem Personal in Arztpraxen und Krankenhäusern verwendet.
- Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test): Sollte von geschultem Personal durchgeführt werden.
- Uhrentest: Ein sehr bekannter Demenz-Test. Ein Grund für diese Bekanntheit ist sicherlich seine Einfachheit, denn er lässt sich in wenigen Minuten nur mit einem Blatt Papier und einem Stift durchführen.
- Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD): Hier geht es vor allem darum, eine Depression als mögliche Ursache auszuschließen. Denn Depressionen können ähnliche Symptome wie Demenz haben und in Tests zu ähnlichen Ergebnissen führen.
- Syndrom-Kurztest (SKT): Erfasst vor allem Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Informationsverarbeitung.
Es ist wichtig zu beachten, dass einfache Testverfahren für Demenz keine absolut zuverlässigen Ergebnisse liefern können. In Demenz-Tests, also in psychometrischen Tests, können nur Symptome erkannt werden. Doch diese Symptome können auch Anzeichen für andere Erkrankungen sein. Es kann also sein, dass ein Demenz-Test Hinweise auf eine Demenz liefert, obwohl die Testperson an einer ganz anderen Krankheit leidet.
Behandlung von Demenz
Für die meisten Demenzerkrankungen wie Alzheimer gibt es keine Heilung. Bei der Behandlung von Demenzen wird zwischen primärer und sekundärer Demenz unterschieden. Primäre Demenzen haben ihre Ursache im Gehirn selbst. Für sie gibt es bislang leider keine Heilungschancen. Medikamente können jedoch den Verlauf dieser Demenzformen hinauszögern. Eine sekundäre Demenz ist die Folge einer anderen Grunderkrankung, zum Beispiel von Tumor- und Stoffwechselerkrankungen oder Alkoholmissbrauch. Kann die Grunderkrankung behandelt werden, bessern sich oft auch die Demenz-Symptome.
Beginnt man früh mit einer medikamentösen Therapie, kann der Krankheitsverlauf hinausgezögert werden. Neben der Gedächtnisstörung können auch typische Symptome wie Orientierungslosigkeit, Konzentrationsschwäche oder Depression damit gemildert werden. Um die geistige Leistung zu stärken, werden vor allem sogenannte Antidementiva eingesetzt.
Auch nicht medikamentöse Therapien können die geistigen Fähigkeiten fördern, Alltagsfertigkeiten stabilisieren und das seelische Wohlbefinden erhöhen. Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt von der Form der Demenz, dem Stadium der Erkrankung und den Symptomen ab.
Beispiele für nicht-medikamentöse Therapien:
- Verhaltenstherapie: Hilft vor allem Patienten in einem frühen Stadium, mit der Krankheit besser umzugehen.
- Logopädie: Für Menschen mit einer beginnenden Demenz, stärkt kommunikative Fähigkeiten und Wortfindung, verbessert Aussprache sowie Sprachverständnis.
- Kognitives Training: Für Demenzkranke in einem frühen Stadium zum Training der geistigen Fähigkeiten.
- Ergotherapie: Körperliche Aktivierung hilft Patienten in einem frühen und mittleren Stadium, Alltagstätigkeiten möglichst lange durchführen zu können.
- Musiktherapie: Unterstützt Betroffene in allen Krankheitsstadien dabei, positive Erinnerungen und Gefühle zu wecken.
- Realitätsorientierungstraining: Übt mit Demenzkranken aller Krankheitsstadien die zeitliche und räumliche Orientierung.
- Erinnerungstherapie: Mithilfe von Fotos, Geschichten und Alltagsgegenständen werden Erinnerungen geweckt und die geistigen Fähigkeiten angeregt, wirkt stimmungsaufhellend in allen Krankheitsstadien.
Umgang mit Demenz und Unterstützung für Angehörige
Demenzkranke verlieren nach und nach ihre Erinnerungen. Das löst bei ihnen Verwirrung und Angst aus. Auch andere Demenz Symptome wie den Verlust der Selbstständigkeit verkraften sie schwer. Sie fühlen sich häufig missverstanden und ausgeliefert.
Es ist wichtig, mit einem an Demenz erkrankten Menschen in kurzen, klaren Sätzen zu sprechen, damit er sich nicht überfordert fühlt. Geben Sie ihm immer das Gefühl, dass Sie ihn verstehen und ernst nehmen. Drängen oder hetzen Sie ihn nie. Demenzkranke können mit Stress nicht umgehen. Meiden Sie Diskussionen und nehmen Sie Konfrontationen nicht persönlich. Versuchen Sie, in schwierigen Situationen mit verständnisvollen Worten zu beruhigen. Bleiben Sie in Konfliktsituationen ruhig. Wenn Sie für ein weiteres Gespräch zu wütend sind, dann verlassen Sie für einen Moment den Raum. Versuchen Sie in einer angespannten Situation, den Erkrankten nicht festzuhalten. Das kann den empfundenen Ärger nur noch verstärken. Demente reagieren sehr stark auf Stimmungen - je mehr Ruhe Sie ausstrahlen, umso besser kann der an Demenz Erkrankte damit umgehen. Fördern Sie die Bewegung des an Demenz Erkrankten, das verbessert nachweislich die Durchblutung, das Koordinationsvermögen und den Gleichgewichtssinn. Achten Sie auf eine ausreichende und gesunde Ernährung - an Demenz Erkrankte vergessen auch schon mal das Essen und Trinken, und gerade eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme kann Verwirrung noch verschlimmern. Auch wenn es schwerfällt - seien Sie geduldig.
Als Angehöriger können Sie dem Erkrankten helfen, indem Sie die Therapieinhalte auch im Alltag aufgreifen oder üben. Um als Angehöriger mit dieser Herausforderung besser umgehen zu können, gibt es verschiedene Unterstützungsangebote.
Demenz vorbeugen
Tatsächlich lässt sich das persönliche Risiko deutlich senken. Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von Risikofaktoren verhindert oder hinausgezögert werden können. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität spielen dabei eine zentrale Rolle. Weitere Risikofaktoren für alle Demenzformen sind zum Beispiel Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Diabetes mellitus, da dabei jeweils auch die Durchblutung der Hirngefäße beeinträchtigt sein kann.