Die Angst vor Demenz ist weit verbreitet. Mehr als jeder zweite Deutsche fürchtet sich davor, an Demenz zu erkranken. Nur Krebs macht noch mehr Angst. Diese Furcht führt oft dazu, dass Menschen Demenz-Tests scheuen, was jedoch kontraproduktiv ist. Eine frühzeitige Diagnose ermöglicht eine effektivere Therapie und kann den Krankheitsverlauf verlangsamen. Zudem bietet die Diagnose eine Erklärung für unerklärliches Verhalten und andere Auffälligkeiten. Dieser Artikel beleuchtet die Symptome im Frühstadium, verfügbare Tests und präventive Maßnahmen.
Was ist Demenz?
Demenz ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen im Alter. Es gibt viele verschiedene Erscheinungsformen von Demenz. Alle Demenzformen haben eins gemeinsam: Die Leistungsfähigkeit des Gehirns verschlechtert sich. Es gibt nicht nur eine, sondern viele Formen von Demenz. Mehr als 50 verschiedene Krankheitsbilder ordnen sich unter den Oberbegriff Demenz ein. Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz. Hierbei bilden sich Eiweißablagerungen im Gehirn, dadurch sterben Nervenzellen ab. Die zweithäufigste Demenzform ist die gefäßbedingte (vaskuläre) Demenz. Sie wird durch länger andauernde Durchblutungsstörungen im Gehirn hervorgerufen.
Frühe Anzeichen und Symptome von Demenz
Verschiedene Anzeichen im Verhalten einer Person können auf eine Demenz hinweisen. Es ist wichtig zu beachten, dass Demenzerkrankungen auch im jüngeren Alter entstehen können. Von einer Demenz im jüngeren Lebensalter spricht man, wenn die ersten Symptome vor dem 65. Lebensjahr auftreten. Grundsätzlich können alle Demenzformen auch vor dem 65. Lebensjahr auftreten. Menschen unter 65 Jahren sind häufiger von Demenzformen betroffen, die sich auf das Verhalten und die Persönlichkeit auswirken, wie zum Beispiel Frontotemporale Demenz.
Typische frühe Symptome
- Gedächtnisprobleme / Vergesslichkeit: Eines der Hauptsymptome einer beginnenden Alzheimer-Erkrankung ist eine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf das tägliche Leben auswirkt. Diese Vergesslichkeit äußert sich beispielsweise darin, dass wichtige Termine vergessen, der Herd nicht ausgeschaltet oder der Alltag nur mit Hilfe von Merkzetteln bewältigt werden kann. Eine mögliche Auffälligkeit ist es, wenn eine Person mehrmals am Tag die gleiche Geschichte erzählt, ohne das selbst wahrzunehmen.
- Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen: Den Betroffenen fällt es schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Sie brauchen für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf.
- Probleme mit gewohnten Tätigkeiten: Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden.
- Sprachliche Schwierigkeiten: Außerdem fehlen betroffenen Personen gelegentlich die richtigen Worte während des Gesprächs (auch Wortfindungsstörung genannt). Vielen Erkrankten fällt es schwer, einem Gespräch zu folgen und sich aktiv daran zu beteiligen. Sie verlieren den Faden, verwenden unpassende Füllwörter oder haben Wortfindungsprobleme. Betroffenen fällt oft nicht das richtige Wort ein, obwohl es sich um Alltagsgegenstände handelt, oder sie benutzen falsche Begriffe (z. B. Schienenbus statt Bahn).
- Veränderungen in der Persönlichkeit und Stimmung: Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können eine Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein. An Demenz Erkrankte werden launisch und ziehen sich zurück.
- Verlegen von Gegenständen: Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, lassen oft Dinge liegen oder legen sie an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind.
- Verminderte Initiative: Viele Menschen mit Alzheimer verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen immer weniger ihren Hobbys, sozialen oder sportlichen Aktivitäten nach.
Besonderheiten bei jüngeren Menschen
Obwohl sich die Symptome nicht wesentlich von denen einer Demenz im höheren Lebensalter unterscheiden, bleiben frühe Demenzen oft zunächst unerkannt. So kommt es vor, dass jüngere Menschen mit Demenz erst Jahre nach Auftreten der ersten Symptome richtig diagnostiziert und behandelt werden. Verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle:
- Demenz wird oft mit Vergesslichkeit gleichgesetzt. In jungen Jahren wird eine Demenz nicht vermutet.
- Selbst Ärztinnen und Ärzte führen Symptome wie Vergesslichkeit oder auffälliges Verhalten häufig zunächst auf Depressionen, Burnout, Stress oder Beziehungsprobleme zurück.
- Jüngere Menschen mit Demenz kommen erst gar nicht in die ärztliche Praxis - sei es, weil sie sich „nicht krank“ fühlen, sei es, weil sie aus Angst vor der Diagnose das Arztgespräch meiden.
Betroffene und Angehörige sollten daher auffällige Wesensveränderungen, Sprachprobleme oder psychische Beeinträchtigungen immer ernst nehmen und ärztlich abklären lassen. Es kann zwei bis vier Jahre dauern, bis jemand zum Facharzt kommt und die entsprechenden Untersuchungen gemacht werden. Mit 55 oder 60 Jahren denkt man bei Vergesslichkeit nicht unbedingt an Demenz.
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Stadien der Demenz
Alzheimer verändert Gedächtnis, Denken und Alltagsfähigkeiten - schleichend, aber unumkehrbar. Der Verlauf ist individuell, folgt jedoch bestimmten Mustern.
- Frühe Phase (MCI): In dieser frühen Phase treten leichte Beeinträchtigungen des Denkens und Erinnerns auf, die im Alltag zunächst kaum einschränken. Menschen mit MCI nehmen Veränderungen manchmal selbst wahr, doch oft fällt sie zuerst Angehörigen auf.
- Mittlere Phase: In diesem Stadium zeigt sich zunehmend Vergesslichkeit im Alltag, insbesondere was das Kurzzeitgedächtnis betrifft. Es wird schwieriger, neue Informationen zu behalten. Gespräche sind anstrengender - oft fehlen Worte oder der Gedanke geht verloren. Gegenstände wie Schlüssel oder Brille werden häufiger verlegt. Hinzu kommen erste Probleme mit der Orientierung in Raum und Zeit. Viele alltägliche Aufgaben - wie einkaufen, kochen oder die Wäsche machen - gelingen noch gut. Viele Menschen mit Demenz merken nun deutlich, dass etwas nicht stimmt. Aus Scham oder Unsicherheit versuchen sie, ihre Schwierigkeiten zu verstecken. Sie ziehen sich zurück und meiden ungewohnte Situationen. Auch die Stimmung kann sich verändern: Manche Menschen sind leichter reizbar, andere traurig oder verunsichert.
- Späte Phase: Jetzt wird die Krankheit deutlich sichtbar. Neben dem Kurzzeitgedächtnis ist nun auch das Langzeitgedächtnis beeinträchtigt. Viele Erinnerungen an das eigene Leben treten in den Hintergrund - zum Beispiel daran, welchen Beruf man ausgeübt hat oder ob man verheiratet war. Orientierungsprobleme, auch in vertrauter Umgebung. Bekannte Gesichter werden nicht mehr erkannt. Es kommt zu tiefgreifenden Veränderungen im Verhalten und im Wesen. Viele Erkrankte spüren einen ausgeprägten Bewegungsdrang und starke Unruhe. Die Orientierungslosigkeit und Hilflosigkeit der Betroffenen schlägt oft in Misstrauen, Reizbarkeit, Nervosität und aggressive Ausbrüche um. Der Tag-Nacht-Rhythmus gerät aus dem Gleichgewicht, was zu Schlafstörungen führen kann. In diesem Stadium ist eine selbstständige Lebensführung nicht mehr möglich.
- Endstadium: Im Endstadium sind die Erkrankten vollständig auf Pflege angewiesen. Typische Veränderungen: Verlust der Sprache - nur noch einzelne Wörter oder Laute, keine sinnvolle Kommunikation mehr. Selbst engste Familienmitglieder werden nicht mehr erkannt. Völlige Orientierungslosigkeit, leben nur noch im unmittelbaren Moment. Inkontinenz - Kontrolle über Blase und Darm gehen verloren. Schluckstörungen, die die Nahrungsaufnahme erschweren. Im Endstadium haben Menschen mit Demenz ein zunehmend geschwächtes Immunsystem und werden anfälliger für Infektionen.
Demenz-Tests und Diagnose
Wenn eines oder mehrere der genannten Anzeichen wiederholt auftreten, sollte man ärztlichen Rat einholen. Eine frühzeitige Diagnose ist entscheidend, da die Behandlung dann viel mehr Aussicht auf Erfolg verspricht.
Psychometrische Tests
Definition: Demenz-Tests bzw. Bei psychometrischen Tests / Demenz-Tests werden Verhaltensweisen in einer standardisierten und künstlich erzeugten Situation von Fachexperten erhoben und analysiert. Psychometrische Tests sind also keine zuverlässigen Testverfahren für Alzheimer und können ärztliche Untersuchungen nicht ersetzen. Sie werden dennoch oft als Demenz-Tests bezeichnet, weil sie sehr zuverlässige Hinweise auf eine Demenz geben können. Diese Testverfahren sollten am besten von Experten durchgeführt werden, also zum Beispiel Neurologen, Psychiater, Psychologen oder entsprechend ausgebildetes Personal.
Ein gutes Mittel zur Früherkennung sind regelmäßige psychometrische Tests. Diese messen, wie gut das Denkvermögen einer Person ist. Es gibt verschiedene psychometrische Tests, mit denen Sie selbst zuhause das Denkvermögen einer Person einordnen können. Die Ergebnisse können ein Hinweis auf eine Demenz oder Alzheimer sein. Mit einfachen Demenz Tests, die Sie auch selbst ausprobieren können, lassen sich aber Hinweise auf ein nachlassendes Denkvermögen finden.
- Demenz-Detektions-Test (DemTect): Ein einfaches Verfahren, dauert nicht sehr lange und braucht kaum Vorwissen. Der DemTect-Test berücksichtigt bei der Auswertung auch das Alter des Patienten.
- Mini-Mental-Status-Test (MMST): Etwas voraussetzungsreicher und aufwändiger, aber dafür auch aussagekräftiger. Der MMST wird häufig von geschultem Personal in Arztpraxen und Krankenhäusern verwendet.
- Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCa-Test): Sollte von geschultem Personal durchgeführt werden.
- Uhrentest: Ein sehr bekannter Demenz-Test. Ein Grund für diese Bekanntheit ist sicherlich seine Einfachheit, denn er lässt sich in wenigen Minuten nur mit einem Blatt Papier und einem Stift durchführen.
- Test zur Früherkennung von Demenzen mit Depressionsabgrenzung (TFDD): Geht es vor allem darum, eine Depression als mögliche Ursache auszuschließen. Denn Depressionen können ähnliche Symptome wie Demenz haben und in Tests zu ähnlichen Ergebnissen führen.
- Syndrom-Kurztest (SKT): Erfasst vor allem Beeinträchtigungen des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Informationsverarbeitung.
Darüber hinaus gibt es Testverfahren, die ausschließlich von medizinischem und psychologischem Personal durchgeführt werden können. Diese sind zum Teil sehr aufwändig und setzen in jedem Fall eine entsprechende Schulung oder Ausbildung voraus.
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Wichtige Hinweise zu Demenz-Tests
Einfache Testverfahren für Demenz können keine absolut zuverlässigen Ergebnisse liefern. Dafür gibt es mehrere Gründe. In Demenz-Tests, also in psychometrischen Tests, können nur Symptome erkannt werden. Doch diese Symptome können auch Anzeichen für andere Erkrankungen sein. Es kann also sein, dass ein Demenz-Test Hinweise auf eine Demenz liefert, obwohl die Testperson an einer ganz anderen Krankheit leidet. Abgesehen davon, dass Demenz-Tests keine zuverlässigen Diagnosen liefern können, gibt es zwei Probleme mit Demenz-Tests:
- Der Test wird allein - ohne umfassende medizinische Untersuchung - als sicherer Hinweis auf eine Demenz gedeutet. So etwas ist absolut unprofessionell und fahrlässig.
- Allein schon, um andere Erkrankungen als Ursache für die Symptome auszuschließen, muss ein Arzt eine umfassende Untersuchung vornehmen. Außerdem kann nur auf Grundlage der ärztlichen Diagnose eine professionelle Behandlung erfolgen und finanziert werden.
Anlaufstellen für die Diagnose
Demenz ist eine Nervenkrankheit, also ist prinzipiell ein Nervenarzt (Neurologe) zuständig. Für eine vorläufige Diagnose ist dennoch der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Es gibt aber auch Psychiater, die sich auf Demenz spezialisiert haben. Sie können ebenfalls zuverlässige Diagnosen stellen. Psychologen hingegen können keine ärztliche Diagnose stellen, da sie keine Mediziner sind. Besteht ein Verdacht auf eine kognitive Störung oder eine Demenz, stehen kognitive Kurztests zur Verfügung, um eine gute Ersteinschätzung vornehmen zu können. Betroffene sollten sich nicht schämen und ihre Hausärztin oder ihren Hausarzt frühzeitig ins Vertrauen ziehen. Bei einer zunehmenden kognitiven Störung sollte immer die Ursache geklärt und entsprechend behandelt werden. Dafür stehen zahlreiche Gedächtnisambulanzen zur Verfügung.
Eine gute Auflistung von Beratungsstellen, Gedächtnissprechstunden und Memory-Klinken finden Sie bei der Selbsthilfe Übersicht der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.
Prävention von Demenz
Haben Sie sich schon mal gefragt, ob man Demenz vorbeugen kann? Tatsächlich lässt sich das persönliche Risiko deutlich senken. Studien zeigen, dass bis zu 45 Prozent aller Demenzerkrankungen durch einen gesunden Lebensstil und die gezielte Beeinflussung von 14 Risikofaktoren verhindert oder hinausgezögert werden können. Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität spielen dabei eine zentrale Rolle.
Risikofaktoren
Weitere Risikofaktoren für alle Demenzformen sind zum Beispiel Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen oder Diabetes mellitus, da dabei jeweils auch die Durchblutung der Hirngefäße beeinträchtigt sein kann.
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- Alkoholmissbrauch
- Schlaganfall
- genetische Risikofaktoren
- Diabetes
- Herzerkrankung
- Vitamin-D-Mangel
- Schwerhörigkeit
- soziale Isolation
Deutlich wird: Nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit spielt eine wichtige Rolle bei der Prävention von Demenzerkrankungen.
Maßnahmen zur Prävention
- Gesunder Lebensstil: Bewegung, gesunde Ernährung, soziale Kontakte und geistige Aktivität.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Fördern Sie die Bewegung des an Demenz Erkrankten, das verbessert nachweislich die Durchblutung, das Koordinationsvermögen und den Gleichgewichtssinn.
- Ausreichende und gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausreichende und gesunde Ernährung - an Demenz Erkrankte vergessen auch schon mal das Essen und Trinken, und gerade eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme kann Verwirrung noch verschlimmern.
Umgang mit Demenz im Alltag
Eine drohende Demenz-Erkrankung belastet Betroffene, Angehörige und Freunde schon im Vorfeld. Unterstützung von außen und Aufklärung sind die wichtigsten Mittel, um sich dem Thema Demenz konstruktiv zu nähern. Es gibt viele regionale Anlaufstellen für das Thema Demenz, die Sie mit Ihren Fragen und Sorgen kontaktieren können. Sollten Sie sich unsicher sein, ob bei Ihnen oder Ihrem Angehörigen ein Pflegegrad vorliegt, kann Ihnen der pflege.de Pflegegradrechner helfen.
Tipps für den Umgang mit Betroffenen
- Verständnis und Geduld: Die Verhaltensänderung bei allen Demenzformen müssen alle Beteiligten erst einmal verstehen. Dennoch ist es nicht immer leicht, Ruhe zu bewahren.
- Klare Kommunikation: Sprechen Sie mit einem an Demenz erkrankten Menschen in kurzen, klaren Sätzen, damit er sich nicht überfordert fühlt. Geben Sie ihm immer das Gefühl, dass Sie ihn verstehen und ernst nehmen.
- Stress vermeiden: Drängen oder hetzen Sie ihn nie. Demenzkranke können mit Stress nicht umgehen.
- Konflikte vermeiden: Meiden Sie Diskussionen und nehmen Sie Konfrontationen nicht persönlich. Versuchen Sie, in schwierigen Situationen mit verständnisvollen Worten zu beruhigen. Bleiben Sie in Konfliktsituationen ruhig. Wenn Sie für ein weiteres Gespräch zu wütend sind, dann verlassen Sie für einen Moment den Raum. Versuchen Sie in einer angespannten Situation, den Erkrankten nicht festzuhalten. Das kann den empfundenen Ärger nur noch verstärken.
- Ruhe bewahren: Demente reagieren sehr stark auf Stimmungen - je mehr Ruhe Sie ausstrahlen, umso besser kann der an Demenz Erkrankte damit umgehen.
- Geduld: Auch wenn es schwerfällt - seien Sie geduldig.
Behandlung von Demenz
Für die meisten Demenzerkrankungen wie Alzheimer gibt es keine Heilung. Bei der Behandlung von Demenzen wird zwischen primärer und sekundärer Demenz unterschieden.
Primäre und sekundäre Demenz
Primäre Demenzen haben ihre Ursache im Gehirn selbst. Für sie gibt es bislang leider keine Heilungschancen. Neben der Alzheimer-Krankheit mit einem Anteil von circa 60 Prozent aller Fälle gibt es weitere primäre Demenzen. Die häufigsten sind vaskuläre (gefäßbedingte) Demenzen, die Lewy-Körperchen-Demenzen und die frontotemporalen Demenzen. Extrem selten ist die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit. Eine Heilung gibt es bisher nicht. Medikamente können jedoch den Verlauf dieser Demenzformen hinauszögern.
Eine sekundäre Demenz ist die Folge einer anderen Grunderkrankung, zum Beispiel von Tumor- und Stoffwechselerkrankungen oder Alkoholmissbrauch. Diese Demenzformen machen bis zu 10 Prozent aller Krankheitsfälle aus. Kann die Grunderkrankung behandelt werden, bessern sich oft auch die Demenz-Symptome.
Medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien
Beginnt man früh mit einer medikamentösen Therapie, kann der Krankheitsverlauf hinausgezögert werden. Neben der Gedächtnisstörung können auch typische Symptome wie Orientierungslosigkeit, Konzentrationsschwäche oder Depression damit gemildert werden. Um die geistige Leistung zu stärken, werden vor allem sogenannte Antidementiva eingesetzt. Auch nicht medikamentöse Therapien können die geistigen Fähigkeiten fördern, Alltagsfertigkeiten stabilisieren und das seelische Wohlbefinden erhöhen. Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt von der Form der Demenz, dem Stadium der Erkrankung und den Symptomen ab.
- Verhaltenstherapie: Hilft vor allem Patienten in einem frühen Stadium, mit der Krankheit besser umzugehen.
- Logopädie: Für Menschen mit einer beginnenden Demenz, stärkt kommunikative Fähigkeiten und Wortfindung, verbessert Aussprache sowie Sprachverständnis.
- Kognitives Training: Für Demenzkranke in einem frühen Stadium zum Training der geistigen Fähigkeiten.
- Ergotherapie: Körperliche Aktivierung hilft Patienten in einem frühen und mittleren Stadium, Alltagstätigkeiten möglichst lange durchführen zu können.
- Musiktherapie: Unterstützt Betroffene in allen Krankheitsstadien dabei, positive Erinnerungen und Gefühle zu wecken.
- Realitätsorientierungstraining: Übt mit Demenzkranken aller Krankheitsstadien die zeitliche und räumliche Orientierung.
- Erinnerungstherapie: Mithilfe von Fotos, Geschichten und Alltagsgegenständen werden Erinnerungen geweckt und die geistigen Fähigkeiten angeregt, wirkt stimmungsaufhellend in allen Krankheitsstadien.
Als Angehöriger können Sie dem Erkrankten helfen, indem Sie die Therapieinhalte auch im Alltag aufgreifen oder üben.
Herausforderungen für jüngere Menschen mit Demenz
Die Diagnose Demenz ist für jeden Betroffenen ein Schock. Für Jüngere, die mitten im Leben stehen, ist die Diagnose jedoch oft noch belastender als für ältere Erkrankte. Sie müssen sich nicht nur mit der einer unheilbaren, fortschreitenden Krankheit, sondern auch mit den damit verbundenen Veränderungen auseinandersetzen.
Zu den besonderen Herauforderungen gehören:
- Die Akzeptanz der Diagnose: Demenzerkrankungen sind für Jüngere schwerer zu akzeptieren. Sie schämen sich, wollen es nicht wahrhaben und glauben, es müsse eine Heilung geben.
- Der Verlust des „alten Lebens“: Die eigenen Finanzen regeln, Kinder oder Eltern zu betreuen, Verantwortung im Beruf übernehmen - das bisherige Leben aufgeben zu müssen, ist im jüngeren Lebensalter nur sehr schwierig zu bewältigen.
- Die Auswirkungen auf die Familie: Familien von jungen Erkrankten müssen akzeptieren, dass sich mit der Diagnose die gesamte Lebenssituation verändert. Besonders hart für Partnerinnen und Partner ist der schleichende Verlust von Gemeinsamkeiten, von Erinnerungen, von der Möglichkeit, gemeinsame Sorgen zu teilen. Zwar ist der Mensch noch da, doch das alte Gegenüber geht verloren.
- Stigmatisierung im Alltag: Menschen mit Demenz erkennt man nicht auf den ersten Blick. Problematisch ist auch, dass die meisten Pflege- und Betreuungsangebote nicht auf die Bedürfnisse von jüngeren Menschen mit Demenz ausgerichtet sind. Gerade wenn das Zusammenleben im gewohnten Zuhause nicht mehr möglich ist, sind sie oft gezwungen in Pflegeheime umzuziehen, in denen alles auf ältere Seniorinnen und Senioren ausgerichtet ist. Das beginnt bei der Gestaltung und Ausstattung der Räume über den Tagesablauf bis hin zum Angebot an sozialen und sportlichen Aktivitäten. Hinzu kommt, dass den Jüngeren in den herkömmlichen Einrichtungen der wichtige Kontakt zu Gleichaltrigen fehlt.