Ein Ganglion, im Volksmund auch "Überbein" genannt, ist eine gutartige, flüssigkeitsgefüllte Zyste, die sich häufig am Handgelenk bildet, aber auch an anderen Gelenken und Sehnenscheiden auftreten kann. Obwohl es in den meisten Fällen harmlos ist, kann ein Ganglion Beschwerden verursachen, insbesondere wenn es auf Nerven drückt oder die Beweglichkeit einschränkt. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten von Ganglien, insbesondere im Zusammenhang mit rheumatischen Erkrankungen.
Was ist ein Ganglion?
Ein Ganglion ist eine Aussackung einer Gelenkkapsel oder Sehnenscheide, die mit Gelenkflüssigkeit (Synovia) gefüllt ist. Es entsteht durch eine Verbindung zum Gelenkspalt. Ganglien sind meist direkt unter der Haut lokalisiert und können in der Größe variieren, von kirschkerngroß bis hin zu einem Tischtennisball. Sie fühlen sich prall-elastisch an und sind in der Regel nicht verschiebbar, da sie über einen Stiel mit der Gelenkkapsel oder Sehnenscheide verbunden sind.
Der Begriff "Ganglion" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "Schwellung" oder "Knoten". In der Medizin wird er sowohl für die beschriebene Zyste als auch für Nervenknoten verwendet. Umgangssprachlich wird oft der Begriff "Überbein" verwendet, jedoch ist dies irreführend, da es sich nicht um eine knöcherne Veränderung handelt.
Wo treten Ganglien auf?
Ganglien können grundsätzlich an allen Gelenken, Sehnenscheiden und Nervenscheiden auftreten, bevorzugt jedoch an der Hand, insbesondere an der Außenseite des Handgelenks (dorsales Ganglion). Weitere mögliche Lokalisationen sind die Handinnenfläche (palmares Ganglion) und die Grundgelenke der Finger. Seltener sind Zehen, Bein- und Armgelenke betroffen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Ganglions sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass mehrere Faktoren zusammenspielen. Eine wichtige Rolle spielt dabei ein schwaches Bindegewebe, das die Entstehung von Aussackungen begünstigt.
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Weitere Risikofaktoren sind:
- Überlastung der Gelenke oder Sehnen: Wiederholte Bewegungen oder chronische Reizungen können zu einer Überproduktion von Gelenkflüssigkeit führen, wodurch der Druck im Gelenkspalt steigt und die Flüssigkeit gegen Schwachstellen der Gelenkinnenhaut drückt.
- Verletzungen oder Traumata an Gelenken: Auch Verletzungen können die Entstehung eines Ganglions begünstigen.
- Entzündliche Erkrankungen: Insbesondere rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Arthrose oder Gicht können die Entwicklung eines Ganglions fördern.
- Genetische Veranlagung: In einigen Fällen wird eine Bindegewebsschwäche sogar durch Genmutationen vererbt.
- Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer, was auf ihr tendenziell schwächeres Bindegewebe und beweglichere Gelenkkapseln zurückgeführt wird.
Symptome
Ganglien verursachen nicht immer Beschwerden. Viele Betroffene empfinden sie lediglich als kosmetisch störend. Je nach Größe und Lokalisation können jedoch folgende Symptome auftreten:
- Sichtbare Schwellung: Ein prall-elastischer, rundlicher Knubbel direkt unter der Haut.
- Schmerzen: Insbesondere bei Bewegung oder Druck auf das Ganglion. Die Schmerzen können bis in den Oberarm ausstrahlen.
- Eingeschränkte Beweglichkeit: Das Ganglion kann die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks einschränken.
- Taubheitsgefühl oder Kribbeln: Wenn das Ganglion auf einen Nerv drückt, kann es zu Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schwächegefühl in der Hand kommen.
- Druckempfindlichkeit: Das Ganglion kann druckempfindlich sein.
- Nagelwachstumsstörungen: Ein Ganglion nahe der Nagelfalz kann das Nagelwachstum stören.
Diagnose
Die Diagnose eines Ganglions erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet die verdächtige Schwellung ab und achtet auf typische Merkmale wie prall-elastische Konsistenz und mangelnde Verschieblichkeit.
Zusätzliche Untersuchungsmethoden können sein:
- Ultraschall: Zur Beurteilung der Ausdehnung und Lage des Ganglions sowie zum Ausschluss anderer Ursachen für die Schwellung.
- Magnetresonanztomographie (MRT): In unklaren Fällen oder bei Verdacht auf okkulte Ganglien.
- Feinnadelaspiration: Zur Entnahme von Flüssigkeit aus dem Ganglion, um die Diagnose zu bestätigen und andere Ursachen auszuschließen.
Differentialdiagnose
Es ist wichtig, ein Ganglion von anderen Erkrankungen abzugrenzen, die ähnliche Symptome verursachen können. Dazu gehören:
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- Heberden-Knoten: Knöcherne Vorsprünge an den Fingerendgelenken, die durch Arthrose verursacht werden.
- Zysten: Flüssigkeitsgefüllte Hohlräume, die jedoch nicht mit einem Gelenk oder einer Sehnenscheide verbunden sind.
- Lipome: Gutartige Fettgewebstumore.
- Tumore: In seltenen Fällen kann eine bösartige Geschwulst hinter einer Schwellung stecken.
- Lymphknoten: Geschwollene Lymphknoten können ebenfalls als Knoten unter der Haut tastbar sein.
Behandlung
Die Behandlung eines Ganglions richtet sich nach den Beschwerden des Patienten. Solange das Ganglion keine Beschwerden verursacht, ist keine Behandlung erforderlich. In vielen Fällen bildet sich das Ganglion von selbst zurück, insbesondere bei Kindern.
Konservative Therapie
Bei Beschwerden stehen verschiedene konservative Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:
- Beobachtung: Abwarten und Beobachten, ob sich das Ganglion von selbst zurückbildet.
- Ruhigstellung: Das Tragen einer Schiene oder Bandage kann das Gelenk entlasten und die Beschwerden lindern.
- Schmerz- und entzündungshemmende Salben: Zur Linderung von Schmerzen und Entzündungen. Geeignet sind beispielsweise NSAR-Salben oder Arnika- und Beinwellsalben.
- Feinnadelaspiration: Absaugen der Flüssigkeit aus dem Ganglion mit einer Hohlnadel. Dies kann die Schwellung reduzieren und die Beschwerden lindern, ist jedoch oft nur vorübergehend wirksam, da sich das Ganglion häufig wieder füllt.
- Krankengymnastik: Bei leichteren Beschwerden und gerade erst entstandenen Ganglien.
- Abschwellende Maßnahmen: Eisauflagen oder Quarkumschläge.
Operative Therapie
Wenn die konservativen Maßnahmen nicht ausreichend helfen oder das Ganglion sehr groß ist und auf Nerven drückt, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Dabei wird das Ganglion mitsamt seinem Stiel operativ entfernt. Der Eingriff kann offen oder arthroskopisch (im Rahmen einer Gelenkspiegelung) erfolgen.
Nach der Operation sollte das Gelenk geschont werden. Die Erfolgschancen sind bei der operativen Therapie höher als bei anderen Behandlungsmethoden, jedoch kann es auch nach einer Operation zu einem Rezidiv kommen.
Veraltete Methoden
Von veralteten Methoden wie dem Aufschlagen des Ganglions mit einem Hammer oder einem Buch (sogenannte "Bibeltherapie") wird dringend abgeraten, da sie schmerzhaft sind und zu Verletzungen führen können.
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Ganglion und Rheuma
Ein Ganglion kann in Zusammenhang mit rheumatischen Erkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Arthrose oder Gicht auftreten. Diese Erkrankungen können zu chronischen Entzündungen und Reizungen der Gelenke führen, was die Entstehung eines Ganglions begünstigen kann.
Bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen ist es daher wichtig, die Grunderkrankung adäquat zu behandeln, um die Entstehung von Ganglien zu vermeiden oder deren Wachstum zu verlangsamen.
Prognose
Die Prognose für ein Ganglion ist in der Regel gut. In vielen Fällen bildet es sich von selbst zurück oder kann erfolgreich mit konservativen oder operativen Methoden behandelt werden. Allerdings besteht die Möglichkeit eines Rezidivs, insbesondere nach einer Feinnadelaspiration.
Vorbeugung
Es gibt keine garantierte Möglichkeit, einem Ganglion vorzubeugen. Allerdings können folgende Maßnahmen helfen, das Risiko zu reduzieren:
- Vermeidung von Überlastungen der Gelenke: Insbesondere bei wiederholten Bewegungen oder Tätigkeiten, die Handgelenke oder Hände stark beanspruchen.
- Regelmäßige Pausen: Bei monotonen Tätigkeiten.
- Dehn- und Kräftigungsübungen: Zur Stärkung der Muskulatur rund um die Gelenke.
- Behandlung von Grunderkrankungen: Insbesondere bei rheumatischen Erkrankungen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Ein Ganglion schmerzhaft ist.
- Das Ganglion schnell wächst.
- Andere Symptome wie Taubheitsgefühle oder Schwäche auftreten.
- Das Ganglion die Beweglichkeit einschränkt.
Eine frühzeitige Untersuchung kann helfen, mögliche Komplikationen zu vermeiden und die geeignete Behandlung einzuleiten.
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