Ein Ganglion, oft auch als Überbein bezeichnet, ist eine gutartige, flüssigkeitsgefüllte Zyste, die sich häufig am Handgelenk bildet. Obwohl Ganglien in der Regel harmlos sind, können sie Schmerzen verursachen und die Beweglichkeit des Handgelenks einschränken. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Ganglien am Handgelenk, einschließlich ihrer Ursachen, Symptome, Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten sowie spezifischer Übungen zur Linderung von Beschwerden.
Was ist ein Ganglion?
Ein Ganglion ist eine mit Schleimstoffen und Hyaluronsäure gefüllte Kapsel, die aus einem Gelenk oder einer Sehnenscheide austritt. Es entsteht, wenn Flüssigkeit aus dem Gelenk austritt, weil das Bindegewebe um dieses Gelenk herum undicht ist. Diese gutartigen Schwellungen des Weichgewebes treten typischerweise im Handbereich auf, können aber auch an anderen Stellen des Körpers entstehen. Während der Begriff "Überbein" umgangssprachlich oft für Ganglien verwendet wird, bezeichnet er medizinisch unterschiedliche Dinge. An der Hand bezieht er sich auf ein Ganglion, während an anderen Stellen, wie den Füßen, knöcherne Veränderungen (Exostosen) gemeint sein können.
Wo entstehen Ganglien?
Ganglien können an vielen Stellen des Körpers auftreten, typischerweise jedoch am Handgelenk. In etwa 70 Prozent der Fälle befinden sie sich auf der Seite des Handrückens und in 20 Prozent auf der Seite der Handfläche. Auch an den Fingern können Ganglien entstehen, wobei Ringbandganglien sich bei Gelenken nahe der Handfläche entwickeln und Mukoidzysten oft kurz unter dem Nagel am Fingerendgelenk auftreten. Prinzipiell kann sich ein Überbein an jedem Gelenk sowie an jeder Nervenscheide, Sehnenscheide oder Sehne entwickeln, da überall dort Flüssigkeit aus Gelenkkapseln und ähnlichem austreten kann.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Ganglions sind nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass Überlastungen, Verletzungen, rheumatische Erkrankungen, Arthrose und ein schwaches Bindegewebe eine Rolle spielen können. Frauen entwickeln Ganglien häufiger als Männer, was auf ein hormonell bedingt schwächeres Bindegewebe und beweglichere Gelenkkapseln zurückgeführt wird. Auch genetische Faktoren können eine Rolle spielen.
Risikofaktoren für die Entwicklung eines Ganglions sind:
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- Geschlecht: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
- Alter: Ganglien treten häufiger bei jüngeren Erwachsenen zwischen 20 und 40 Jahren auf.
- Vorerkrankungen: Rheumatische Arthritis, Arthrose und Gicht können das Risiko erhöhen.
- Verletzungen: Vorangegangene Verletzungen oder Verstauchungen des Handgelenks.
- Überlastung: Wiederholte oder monotone Bewegungen des Handgelenks.
- Schwaches Bindegewebe: Eine genetisch bedingte oder durch andere Faktoren verursachte Bindegewebsschwäche.
Symptome
Ein Ganglion kann unterschiedliche Symptome verursachen, abhängig von seiner Größe und Lage. Viele Ganglien verursachen jedoch keine Beschwerden und werden nur durch die sichtbare Schwellung entdeckt.
Typische Symptome sind:
- Sichtbare Schwellung: Eine sichtbare und tastbare, meist runde oder ovale Schwellung am Handgelenk oder Finger.
- Schmerzen: Schmerzen im Handgelenk, die bei Bewegung oder Druck auf das Gelenk auftreten oder dauerhaft vorhanden sind. Die Schmerzen können sich bei Belastung verschlimmern.
- Bewegungseinschränkungen: Einschränkung der Beweglichkeit des Handgelenks oder Fingers.
- Gefühlsstörungen: Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schwächegefühl in der Hand, wenn das Ganglion auf einen Nerv drückt.
- Ausstrahlende Schmerzen: Schmerzen, die in den Arm oder Finger ausstrahlen.
- Nagelwachstumsstörungen: Bei einem Ganglion nahe der Nagelfalz kann das Nagelwachstum gestört sein.
Diagnose
Die Diagnose eines Ganglions erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung. Der Arzt tastet die verdächtige Schwellung ab und beurteilt ihre Größe, Form, Konsistenz und Lage. Für ein Ganglion spricht, wenn es prall-elastisch und nicht verschiebbar ist.
Zusätzliche Untersuchungen können zur Diagnose herangezogen werden:
- Ultraschalluntersuchung: Ermöglicht die Beurteilung der Ausdehnung des Ganglions und kann Hinweise auf andere Ursachen für die Schwellung geben.
- Kernspinuntersuchung (MRT): Kann erforderlich sein, wenn die Diagnose nicht eindeutig ist oder um andere Ursachen auszuschließen.
- Röntgenaufnahme: Wird benötigt, um Knochenveränderungen oder verkalkte Sehnen darzustellen.
- Feinnadelaspiration: Entnahme einer Gewebeprobe zur Untersuchung, wenn die Diagnose unklar ist.
Behandlung
Solange ein Ganglion keine Beschwerden verursacht, ist keine Behandlung erforderlich. In vielen Fällen bildet sich das Ganglion von selbst zurück, meist innerhalb eines Jahres. Wenn das Ganglion jedoch Schmerzen verursacht oder die Beweglichkeit einschränkt, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.
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Konservative Behandlung
- Beobachtung: Abwarten und Beobachten, ob sich das Ganglion von selbst zurückbildet.
- Ruhigstellung: Schonung des betroffenen Gelenks und Vermeidung von Überlastung. Eine Handgelenksbandage kann das Gelenk stabilisieren und die Bewegungen minimieren.
- Kühlung: Kältepackungen können helfen, Schmerzen und Schwellungen zu reduzieren.
- Schmerzlindernde Medikamente: Schmerz- und entzündungshemmende Salben oder Medikamente (z. B. NSAR) können zur Linderung von Beschwerden eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen und manuelle Techniken zur Linderung von Schmerzen, Verbesserung der Beweglichkeit und Wiederherstellung der Stabilität des Handgelenks.
- Ergotherapie: Anpassung der Arbeitsweise und des Arbeitsplatzes, um das Handgelenk zu schonen.
- Kortisoninjektionen: In manchen Fällen kann eine Kortisoninjektion helfen, die Zyste zu verkleinern und Symptome zu lindern.
- Hausmittel: Quarkwickel, Retterspitzumschläge und Arnika-Salbe können entzündungshemmend wirken.
Invasive Behandlung
- Aspiration (Punktion): Mit einer Hohlnadel wird in das Ganglion gestochen und die Flüssigkeit abgesaugt. Diese Methode hat jedoch eine hohe Rückfallrate (über 50 %).
- Operation (Ganglionexstirpation): Chirurgische Entfernung des Ganglions über einen Hautschnitt. Dies kann als offene Operation oder als Gelenkspiegelung (Arthroskopie) durchgeführt werden. Die Erfolgschancen sind bei der operativen Therapie höher als bei anderen Behandlungsmethoden, aber auch hier kann es zu einem erneuten Auftreten des Ganglions kommen.
Übungen bei Ganglion am Handgelenk
Neben den oben genannten Behandlungen können auch bestimmte Übungen helfen, die Beschwerden bei einem Ganglion am Handgelenk zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern. Es ist wichtig, die Übungen langsam und kontrolliert auszuführen und bei Schmerzen sofort abzubrechen.
Allgemeine Hinweise zu Handgelenk-Übungen:
- Sollten die Übungen zusätzliche Schmerzen verursachen, brechen Sie sie bitte ab.
- Wenn Sie sich unsicher sind, besprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob die Übungen für Sie geeignet sind.
- Konzentrieren Sie sich darauf, die Bewegung möglichst gleichmäßig und kontrolliert und mit möglichst vollem Bewegungsumfang durchzuführen.
Spezifische Übungen:
Beugung und Streckung des Handgelenks:
- Setzen Sie sich an einen Tisch und legen Sie Ihren Unterarm so auf der Tischkante ab, dass die Hand über die Tischkante hängt. Die Handinnenfläche zeigt nach oben.
- Halten Sie ein leichtes Gewicht (z. B. eine kleine Wasserflasche) in der Hand.
- Heben Sie Ihr Handgelenk langsam nach oben, sodass sich Handinnenfläche und Unterarm annähern.
- Halten Sie die Position für etwa zwei Sekunden und senken Sie das Handgelenk dann langsam wieder ab.
- Drehen Sie den Unterarm so, dass der Handrücken nach oben zeigt und wiederholen Sie die Übung.
- Wiederholen Sie die Übung 15-20 Mal pro Seite in drei Sätzen.
Kräftigung der Handgelenksrotatoren:
- Setzen Sie sich an einen Tisch und legen Sie Ihren Unterarm so auf der Tischkante ab, dass die Hand über die Tischkante hängt. Die Handinnenfläche zeigt nach oben.
- Halten Sie ein leichtes Gewicht in der Hand.
- Drehen Sie die Handfläche langsam Richtung Boden und halten Sie dabei das Gewicht fest. Achten Sie darauf, nur mit dem Handgelenk und Unterarm zu arbeiten.
- Bleiben Sie kurz in der eingedrehten Endposition und drehen Sie die Handfläche dann wieder langsam Richtung Decke.
- Wiederholen Sie die Übung 15-20 Mal pro Seite in drei Sätzen.
Dehnung des Handgelenks:
- Strecken Sie den Arm nach vorne aus, parallel zum Boden. Der Daumen zeigt dabei nach innen und die Handrückseite zur Decke.
- Drücken Sie mit der anderen Hand die ausgestreckte Hand nach unten bzw. zu sich, bis Sie eine Dehnung spüren, aber keinen Schmerz.
- Halten Sie diese Position für 20-30 Sekunden und wechseln Sie dann den Arm.
- Wiederholen Sie die Übung mit jedem Arm mindestens zweimal.
- Drehen Sie dann Ihren Arm, sodass Ihre Handfläche zur Decke und Ihr Daumen nach außen zeigen. Beugen Sie das Handgelenk wieder mit der anderen Hand in Richtung Boden bzw. zu sich. Auch hier halten Sie die Dehnung für 20-30 Sekunden und machen mindestens zwei Durchgänge pro Arm.
Unterarm ausrollen: Massage und Entspannung:
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- Legen Sie eine Faszienrolle, einen Tennisball oder eine gefüllte 0,5-Liter-PET-Flasche auf einen Tisch.
- Legen Sie Ihr Handgelenk darauf, die Handfläche zeigt dabei zur Decke.
- Legen Sie Ihre freie Hand auf Ihren Unterarm und drücken Sie ihn leicht auf die Rolle, sodass etwas Druck entsteht.
- Rollen Sie ganz langsam vom Handgelenk zum Ellenbogen und wieder zurück. Bleiben Sie dabei möglichst auf der Muskulatur und rollen Sie nicht über die knöchernen Strukturen.
- Wenn Sie auf Verhärtungen oder schmerzhafte Punkte treffen, bleiben Sie kurz darauf und bewegen Sie Ihren Arm hin und her bzw. erhöhen Sie den Druck leicht.
- Nach etwa zwei Minuten drehen Sie die Handfläche in Richtung Boden und massieren die Innenseite Ihres Unterarms.
- Wechseln Sie danach die Arme.
Nervenmobilisation:
- N. medianus:
- Formen Sie mit der Hand eine Faust und bewegen Sie diese nach hinten. Drehen Sie den Arm nach innen, strecken Sie den Ellbogen und heben Sie den Arm etwa auf 90°. Achten Sie darauf, dass der Schultergürtel unten bleibt.
- N. ulnaris:
- Die Handfläche zeigt zum Ohr, der Daumen bleibt nach vorne ausgerichtet. Der Ellbogen ist gebeugt, und der Arm wird auf etwa 90° angehoben, während der Schultergürtel unten bleibt.
- N. medianus:
Handgelenksbeugung mit Gewicht:
- Setzen Sie sich an einen Tisch, wobei Ihr Unterarm vollständig auf der Tischplatte aufliegt. Der Handrücken zeigt nach oben, während die Hand frei in der Luft schwebt.
- Wählen Sie ein Gewicht, bei dem die letzten drei Wiederholungen eine echte Herausforderung darstellen.
- Führen Sie die Abwärtsbewegung langsam und kontrolliert aus - idealerweise sollte sie etwa 3 Sekunden dauern.
- Empfohlene Wiederholungen: 3 Sätze mit je 15 Wiederholungen, 2-3 Mal täglich.
Handgelenksstreckung mit Gewicht:
- Setzen Sie sich an einen Tisch, wobei Ihr Unterarm vollständig auf der Tischplatte aufliegt. Ihre Handfläche zeigt nach oben, während die Hand frei in der Luft schwebt.
- Wählen Sie ein Gewicht, das herausfordernd ist, aber die letzten drei Wiederholungen noch machbar bleiben.
- Führen Sie die Abwärtsbewegung langsam und kontrolliert aus - idealerweise sollte sie etwa 3 Sekunden dauern.
- Empfohlene Wiederholungen: 3 Sätze mit je 15 Wiederholungen, 2-3 Mal täglich.
Handgelenksrotation mit Theraband:
- Befestigen Sie ein Theraband, zum Beispiel an einer Tür, Heizung oder einem stabilen Gegenstand.
- Legen Sie das Band um Ihr Handgelenk, wie im Video gezeigt.
- Drehen Sie Ihr Handgelenk langsam und kontrolliert in beide Richtungen.
Handgelenksrotation mit Hantel:
- Legen Sie Ihren Unterarm flach auf den Tisch, sodass er vollständig aufliegt.
- Nehmen Sie eine Hantel und greifen Sie sie am unteren Ende.
- Führen Sie anschließend eine kontrollierte Drehbewegung aus.
Vorbeugung
Um der Entstehung eines Ganglions vorzubeugen, können folgende Maßnahmen helfen:
- Vermeidung von Überlastung: Vermeiden Sie wiederholte oder monotone Bewegungen des Handgelenks.
- Ergonomische Arbeitsweise: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, insbesondere bei Büroarbeit.
- Regelmäßige Pausen: Machen Sie regelmäßig Pausen bei Tätigkeiten, die das Handgelenk belasten.
- Dehnübungen: Führen Sie regelmäßig Dehnübungen für das Handgelenk und den Unterarm durch.
- Kräftigungsübungen: Stärken Sie die Muskulatur rund um das Handgelenk.
- Behandlung von Grunderkrankungen: Behandeln Sie rheumatische Erkrankungen oder Arthrose, um das Risiko eines Ganglions zu verringern.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn:
- Das Ganglion Schmerzen verursacht oder die Beweglichkeit einschränkt.
- Das Ganglion schnell wächst oder sich entzündet.
- Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schwächegefühl in der Hand auftreten.
- Die Diagnose unklar ist oder andere Ursachen für die Schwellung ausgeschlossen werden müssen.
- Konservative Maßnahmen keine Besserung bringen.
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