Panikattacke Symptome: Was Sie Wissen Müssen

Eine Panikattacke kann sich durch plötzliche und intensive Angst äußern, die oft ohne erkennbaren Auslöser auftritt. Es ist wichtig, die Symptome zu erkennen und zu wissen, wie man im Akutfall reagieren kann. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über Panikattacken, ihre Symptome, Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.

Wie Erkennt Man Eine Panikattacke?

Eine Panikattacke ist eine intensive Alarmreaktion des Körpers und der Psyche. Das Gehirn signalisiert Gefahr, obwohl keine reale Bedrohung vorliegt. Die Symptome können sowohl körperlicher als auch psychischer Natur sein und erreichen meist innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt.

Körperliche Symptome

Zu den häufigsten körperlichen Symptomen gehören:

  • Herzrasen oder Herzklopfen: Ein stark beschleunigter Herzschlag ist typisch.
  • Atemnot: Betroffene fühlen sich oft, als könnten sie nicht genug Luft bekommen oder als würden sie ersticken. Auch kann es aufgrund einer besonders schnellen und tiefen Atmung zur Hyperventilation kommen.
  • Schwindel oder Benommenheit: Viele erleben ein Gefühl der Ohnmacht oder Schwindel.
  • Zittern oder Schütteln: Dieses tritt oft unkontrolliert auf.
  • Hitzewallungen oder Schweißausbrüche: Plötzliche Wärmegefühle, oft begleitet von starkem Schwitzen.
  • Brustschmerzen: Ein beklemmendes Gefühl in der Brust kann ebenfalls auftreten. Denn durch die starke innere Anspannung zieht sich die Brustmuskulatur zusammen. Betroffene erleben häufig ein Engegefühl, Stechen oder Brennen in der Brust.
  • Übelkeit oder Bauchschmerzen: Magen-Darm-Beschwerden sind häufig.
  • Taubheit oder Kribbeln: Vor allem in den Gliedmaßen kann ein Kribbeln oder Taubheitsgefühl auftreten. Eine Panikattacke kann sich auch auf die Haut auswirken: Betroffene berichten von einem unangenehmen Kribbeln auf der Haut. In einigen Fällen kommt es zu Taubheitsgefühlen (Hypästhesie) oder Juckreiz.
  • Muskelverspannungen: Extreme Angst kann sich auf den Muskelapparat auswirken und zu Verspannungen im gesamten Körper führen.
  • Sprachschwierigkeiten: Bei einigen Betroffenen können während einer Panikattacke Sprachprobleme (Aphasie) auftreten, die sich zum Beispiel in Stottern oder Wortfindungsstörungen äußern - häufig ausgelöst durch eine Konzentrationsschwäche.
  • Verstärkter Harndrang: Im Rahmen einer Panikstörung kommt es mitunter zu verstärktem Harndrang, der meist sehr plötzlich einsetzt.

Psychische Symptome

Zu den psychischen Symptomen zählen:

  • Intensive Angst: Ein überwältigendes Gefühl von Angst oder Furcht, oft mit dem Gefühl, die Kontrolle zu verlieren oder verrückt zu werden.
  • Todesangst: Viele Betroffene fürchten, dass sie sterben könnten.
  • Depersonalisation oder Derealisation: Das Gefühl, sich selbst oder die Umgebung als fremd oder unwirklich wahrzunehmen. Betroffene versetzen sich selbst also in die Stellung eines Dritten, mitunter wirken das eigene Ich oder die Umgebung (sowie Mitmenschen) dadurch auch ein Stück weit unwirklich beziehungsweise surreal. Hand in Hand geht das nicht selten mit einem Gefühl der Isolation beziehungsweise einer ausgeprägten Verwirrung oder Verunsicherung. Betroffene berichten zudem vermehrt über kreisende Gedanken: Sie haben das Gefühl, ihr eigenes Denken nicht mehr aktiv beeinflussen zu können, stattdessen rasen beziehungsweise kreisen die Gedanken sprunghaft hin und her, mitunter stellt sich parallel dazu auch ein starkes Gefühl von Angst und Terror ein. Die Gedanken, die während der stillen Panikattacke von Betroffenen empfunden werden, können verstörend sein, unkontrollierbar erscheinen und so aufdringlich beziehungsweise omnipräsent sein, dass sich das dadurch empfundene Unwohlsein noch weiter verstärkt.

Tückisch Bei Der Panikattacke

Verschiedene andere Erkrankungen können ähnliche Symptome hervorrufen. „Da kommt zum Beispiel eine Unterzuckerung infrage oder eine Überzuckerung, es können auch asthmatische Beschwerden, allergische Reaktionen oder Schildrüsenfunktionsstörungen ähnliche Körperreaktionen auslösen“, erklärt Prof. Peter Zwanzger.

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Doch anders als bei körperlichen Beschwerden lassen sich die Symptome bei einer Panikattacke häufig durch beruhigendes Einwirken nach zwei oder drei Minuten lindern. In einigen Fällen kann die Panikattacke auch bis zu 30 Minuten dauern. „Aber sie dauert keine Stunde. Dann liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas anderes vor“, erklärt der renommierte Angst-Forscher. Panikattacken dauern in der Regel nicht länger als 30 Minuten. Für Betroffene kann sich eine halbe Stunde jedoch anfühlen wie eine Ewigkeit.

Warum Wird Eine Panikattacke Häufig Für Einen Herzinfarkt Gehalten?

Angst, Atemnot, Übelkeit, Schwindelgefühl, das sind die typischen Symptome eines Herzinfarktes - aber eben auch die einer Panikattacke. Viele - vor allem die Betroffenen selbst - fürchten in einer solchen Situation daher einen Herzinfarkt.

„Es gibt aber durchaus Unterschiede, durch die man eine Panikattacke von einem Herzinfarkt unterscheiden kann: Treten starke Schmerzen auf? Sitzt der Schmerz mehr in der Mitte der Brust? Mit welchen Symptomen geht das Ereignis sonst noch einher? Gibt es Risikofaktoren für eine Herzerkrankung?“, zählt PD Dr. Miriam Schiele auf.

Gleichzeitig räumt die Psychologin ein, dass es für medizinische Laien extrem schwierig ist, zu unterscheiden, ob es nun Symptome einer Panikattacke sind oder eine körperliche Ursache dahintersteckt. „Daher stellen sich sehr viele Personen, die zum ersten Mal eine Panikattacke erleben, in einer Notaufnahme oder bei ihrem Hausarzt vor - und das ist auch richtig“, sagt die Expertin.

Was Passiert Bei Einer Panikattacke Im Körper?

Eine Panikattacke ist eine intensive Alarmreaktion des Körpers und der Psyche. Das Gehirn signalisiert Gefahr, obwohl keine reale Bedrohung vorliegt. In der Folge werden Stresshormone ausgeschüttet, die eine Kaskade von Mechanismen auslösen: Die Muskulatur spannt sich an, die Atmung wird schneller, der Herzschlag wird beschleunigt.

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„Entwicklungsgeschichtlich ist das tief verankert und durchaus sinnvoll. Dadurch sind wir in der Lage, sofort loszulaufen, zu fliehen oder zu kämpfen“, erklärt Prof. Zwanzger. „Wird dieses Alarmsignal allerdings - wie bei einer Panikattacke - falsch gesetzt, ist das ein Problem.“ Dann spüren die Betroffenen Todesangst, sie schwitzen, zittern, haben starke Druck- oder Beklemmungsgefühle in der Brust oder das Gefühl einer drohenden Ohnmacht. „Die Symptome sind so extrem, dass die Betroffenen in dem Moment Angst haben, die Kontrolle zu verlieren, verrückt zu werden oder einen Herzinfarkt zu erleiden“, sagt Dr. Schiele.

Tatsächlich ist eine Panikattacke in der Regel ungefährlich.

Wodurch Kann Eine Panikattacke Ausgelöst Werden?

Panikattacken können im Kontext von plötzlichen, schweren körperlichen Erkrankungen auftreten - zum Beispiel infolge einer Lungenembolie, eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls. Sie können aber auch isoliert auftreten.

Was genau die Ursache für das Entstehen einer Panikattacke ist, hat die Forschung noch nicht ganz verstanden. „Man kann sagen: Je mehr wir forschen, desto mehr merken wir, dass wir noch immer viel zu wenig wissen“, sagt Prof. Zwanzger. „Bislang haben wir drei relevante Faktoren ausgemacht, die dazu führen, dass man anfällig ist für die Entwicklung einer krankhaften Angst“, so der Experte.

  • Der neurologische Faktor: Das Furchtnetzwerk im Gehirn ist überempfindlich, was möglicherweise auch genetisch bedingt ist.
  • Die genetische Komponente: „Diese Überempfindlichkeit kann dazu führen, dass schon normale oder unterschwellige Reize eine Panikattacke auslösen können“, erklärt Prof. Zwanzger.
  • Die psychologische Komponente: „Das heißt, wir können diese biologische Überempfindlichkeit haben, aber ohne Lebensbelastung, ohne Stress, könnte es sein, dass diese Überempfindlichkeit lebenslang in uns schlummert und nie zum Tragen kommt“, erklärt Prof. Zwanzger.

Prof. Zwanzger: „Es führen immer mehrere Faktoren dazu, das Fass am Ende zum Überlaufen zu bringen.“ Angst kann mit einer allgemeinen Anspannung und Stress zusammenhängen. In Phasen erhöhter Anspannung im Leben, viel Arbeit, Streit, Veränderung der Lebensumstände durch Geburt eines Kindes, Umzug oder Krankheit, können alltägliche und eigentlich banale Stressoren, wie das Fallenlassen einer Tasse oder plötzliches Klingeln des Telefons, einen Angstanfall auslösen. Viele Betroffene erleben ihren ersten Panikanfall in einer solchen Situation. Jedoch kann auch bei einem niedrigen Anspannungsniveau die Schwelle für einen Angstanfall durch einen starken Stressor, wie den Tod eines nahestehenden Menschen oder eine Ehekrise, überschritten werden. Bereits erlebte Angstanfälle sowie wiederholte Ängste vor bestimmten Situationen oder Anforderungen können dazu führen, dass das allgemeine Anspannungsniveau dauerhaft erhöht ist. Es entsteht eine „Erwartungsangst“, durch die schon schwache Stressoren einen Angstanfall auslösen können.

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Was Hilft Bei Einer Panikattacke Im Akutfall?

„Die erste Panikattacke ist für die Menschen entsetzlich, enorm dramatisch. Sie sind sich sicher, dass es etwas Körperliches ist“, beschreibt Prof. Zwanzger die Gefühle der Betroffenen. „Sie haben keinerlei Kontrolle über die Symptome.“ Deshalb ist es wichtig, zu wissen: Es gibt sehr viele Strategien, die bei einer Panikattacke kurzfristig helfen können.

  • Atemübungen: Hilfreich können Atemübungen sein, bei denen die Betroffenen die Atemzüge zählen oder zwischendrin für eine gewisse Sekundenanzahl die Luft anhalten. Auch bloßes Luftanhalten kann den Kohlendioxidverlust stoppen. Betroffenen hilft im akuten Fall auch die Bauchatmung. Experten raten außerdem dazu, sich nicht innerlich gegen die Attacke zu „stemmen“. Denn dies verstärkt ebenfalls die Beschwerden.
  • Aufmerksamkeit nach außen richten: Eine andere Möglichkeit ist es, die Aufmerksamkeit von innen, also von den Symptomen weg, nach außen zu richten, indem man beispielsweise versucht, die verschiedenen Sinne anzusprechen: Was sehe ich gerade? Entdecke ich etwas Grünes, Rotes oder Blaues? Was kann ich hören, schmecken, fühlen? Wie fühlt sich der Stuhl an, auf dem ich sitze?
  • Äußere Reize setzen: Vielen hilft es auch, sich äußere Reize zu setzen, sich zum Beispiel vor den Kühlschrank zu stellen oder einen Eiswürfel in die Hand zu nehmen oder in den Nacken zu legen oder das Gesicht in kaltes Wasser zu tauchen.
  • Sich vor Augen führen, dass es nichts Gefährliches ist: „Hat ein Betroffener schon einmal eine Panikattacke erlebt, ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass das nichts Gefährliches ist“, sagt Prof. Zwanzger.
  • „Notfallkoffer“ gegen die Panikattacke: Experten raten oft auch zu einem Trick, der eigentlich in der Therapie von Borderline-Störungen eingesetzt wird, sich aber auch bei Panikattacken bewährt hat: dem „Panikattacken-Notfallkoffer“. Er lässt sich individuell packen und enthält bewährte „Skills“ gegen die Attacke. Das kann ein Gegenstand sein, mit dem Sie etwas Schönes verbinden, ein Foto, ein Duft oder ein Lied. Alternativ können Sie zur Ablenkung einen leichten Schmerzreiz wählen, der Ihnen keine Verletzung zufügt, beispielsweise ein Gummiband, das Sie am Handgelenk gegen die Haut schnalzen lassen oder eine Zitrone, in die Sie hineinbeißen. Er enthält unter anderem Sachen, die ein positives Gefühl vermitteln, etwa Bilder, Düfte oder Lieder.
  • Hyperventilation: Bei einer akuten Hyperventilation muss das ausgeatmete Kohlendioxid (CO2) dem Körper wieder zugeführt werden, um den Kalziumspiegel zu normalisieren und die Symptome zu lindern. Sprechen Sie ruhig und langsam mit der betroffenen Person. Bitten Sie sie, ruhig zu atmen und sich besonders auf das Ausatmen zu konzentrieren. Richtig angewendet, kann auch die sogenannte "Tütenatmung" helfen. Dabei atmet die oder der Betroffene in eine vor den Mund gehaltene Plastik- oder Papiertüte, bis die Symptome nachlassen. Diese Maßnahme kann helfen, denn durch die ausgeatmete Luft ist der CO2-Spiegel in der Tüte erhöht. Wichtig: Nehmen Sie eine "Tütenatmung" nur dann vor, wenn Sie dies schon einmal gemacht haben und die Methode sicher anwenden können.

Wie Können Außenstehende Bei Einer Panikattacke Helfen?

„Außenstehende können beruhigend auf die Betroffenen einwirken, indem sie den Patienten abschirmen, die Kleidung lockern, eine bequeme Sitz- oder Liegeposition finden“, empfiehlt Prof. Zwanzger. Auch gemeinsame Atemübungen können im Akutfall unterstützen. Hilfreich ist alles, was das Stressempfinden reduziert.

Psychologin Schiele warnt: „Wichtig ist, dass man die Person nicht einengt, sie also zum Beispiel nicht an den Schultern packt und fragt, was los ist.“ Sie erklärt aber auch, dass viele Panikattacken von außen nicht wahrnehmbar sind.

Bin Ich Psychisch Krank, Wenn Ich Eine Panikattacke Hatte?

Etwa jeder fünfte Mensch erleidet einmal in seinem Leben eine Panikattacke. Diese kann spontan und einmalig, aber auch im Rahmen von anderen psychischen Erkrankungen wie einer Depression oder Angsterkrankung auftreten. „Eine einmalige Panikattacke ist also sehr unangenehm, aber keine Krankheit“, erklärt Prof. Zwanzger und warnt: „Daraus kann aber durchaus eine Krankheit entstehen - und das ist die Panikstörung.“

Dann entwickeln die Betroffenen so viel Angst vor der nächsten Panikattacke, dass sie sich zurückziehen, beispielsweise nicht mehr das Haus verlassen oder keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen.

Wann Sollten Betroffene Über Eine Therapie Nachdenken?

Nicht jeder benötigt nach einer Panikattacke zwangsläufig psychologische Unterstützung. Die Notwendigkeit einer Therapie hängt sehr vom persönlichen Empfinden ab. „Einige sagen: ‚Das wird sicher nicht noch einmal vorkommen.‘ Anderen geht ihr Erlebnis sehr nah und sie entwickeln eine große Angst, dass es wieder auftreten könnte. Diesen Menschen empfehle ich dann schon, sich einen Beratungstermin geben lassen“, sagt Prof. Zwanzger. Ein entscheidendes Kriterium ist also der Leidensdruck der Betroffenen.

„Wir erleben hier beispielsweise Patienten, die nach einer Panikattacke im Bus Probleme haben, mit dem Bus zu fahren - aus Angst, eine erneute Panikattacke zu erleben“, erzählt Sina Hötzer, Psychotherapeutin. „Andere haben massive Probleme damit, sich im Supermarkt in lange Warteschlangen zu stellen.“

Dieser Leidensdruck, ausgelöst durch eine große Erwartungsangst, also einer Angst vor der Angst, kann zu einer deutlichen Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Depressive Erkrankungen können die Folge sein.

Wie Behandelt Man Panikattacken Langfristig?

Langfristig beruht die Behandlung einer Panikstörung auf zwei Säulen:

  • Medikamentöse Behandlung: Die Leitlinie empfiehlt die Einnahme bestimmter Antidepressiva, die sich auch in der Behandlung von Angsterkrankungen als sehr wirksam erwiesen haben. Zur medikamentösen Behandlung von Panikstörungen können Antidepressiva, wie beispielsweise selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), eingesetzt werden. Beruhigungsmittel (sogenannte Benzodiazepine) sind dagegen zu einer längerfristigen Behandlung von Angststörungen nicht geeignet. Sie reduzieren akute Ängste zwar sehr schnell, können aber abhängig machen. Sie sollten daher am besten gar nicht oder nur in Ausnahmefällen, wie schwere Erkrankungen ohne Behandlungsalternativen, für kurze Zeit verordnet werden. Für pflanzliche Beruhigungsmittel wie Johanniskraut oder Baldrian fehlen ausreichende wissenschaftliche Nachweise, dass sie bei Panikstörungen wirksam sind.
  • Psychotherapie: Außerdem hilft eine Psychotherapie, vor allem die kognitive Verhaltenstherapie. Sehr gut belegt ist die Wirksamkeit der kognitiven Verhaltenstherapie bei Panikstörungen mit und ohne begleitende Agoraphobie. Dabei wird analysiert und hinterfragt, wie die Angstanfälle ablaufen, welche Rolle die Bewertungen der Betroffenen dabei spielen und welche alternativen Bewertungs- und Reaktionsmöglichkeiten bestehen. Zudem werden die Betroffenen dabei unterstützt, sich ihrer Angst aktiv zu stellen und ihr eventuell bestehendes Vermeidungsverhalten abzubauen.

Ein wichtiger Teil ist die sogenannte Exposition. Die Therapeuten bringen die Betroffenen ganz gezielt in Situationen, in denen die Panikattacken auftreten. Um die eigenen Ängste bewältigen zu können, müssen sich die Betroffenen mit ihnen auseinandersetzen.

„Als Vorbereitung besprechen Therapeut und Patient zum Beispiel ganz genau: Was könnte passieren, wenn ich zum Beispiel mittags um 12 Uhr auf den Marktplatz gehe, wo wirklich die Hölle los ist?“, erklärt Dr. Schiele. „Und im Anschluss wird diese Situation dann aufgesucht und die Befürchtung überprüft. Es geht immer darum, die Befürchtung zu widerlegen.“

Wie Verläuft Eine Exposition Im Rahmen Einer Verhaltenstherapie Bei Panikattacken?

Die Betroffenen werden bei einer Exposition von ihren Therapeuten durch die für sie schwierige Situation begleitet. Anders, als wenn sie alleine sind, kommen hier keine Atemübungen oder andere Verfahren zum Einsatz. Stattdessen sollen die Betroffenen die Angst bewusst wahrnehmen.

„Ich frage meine Patienten dann zum Beispiel, wie stark ihre Angst auf der Skala von eins bis zehn ist und schätze so ein, ob wir den Peak schon überwunden haben, oder ob er noch kommt“, erklärt die Verhaltenstherapeutin Hötzer. „Ich achte auch darauf, dass der Patient kein Vermeidungsverhalten zeigt, also versucht, sich gedanklich abzulenken, sondern tatsächlich mit der Aufmerksamkeit bei seiner Angst bleibt, damit er die Erfahrung macht: Die Angst lässt irgendwann von alleine wieder nach.“

Durch diese Erfahrungen lernen die Betroffenen nach und nach: Ich drehe nicht durch in der Situation, die ganzen schlimmen Befürchtungen treten gar nicht ein.

„Erst reicht der Therapeut dem Patienten die Hand und geht mit ihm die Schritte gemeinsam“, beschreibt Dr. Schiele dieses Verfahren. „Und irgendwann übernimmt der Patient das immer mehr in Eigenregie, macht diese Erfahrungen auch außerhalb der Therapie bis er merkt: Nicht die Angst kontrolliert ihn, sondern er schafft es, seine Angst zu kontrollieren.“

Es geht dabei übrigens nicht nicht darum, komplett angstfrei zu werden. „Die Angst ist schließlich ein wichtiges Gefühl“, sagt Angstforscherin Dr. Schiele. Angst ist ein Gefühl, das unser Überleben sichert. Ohne Angst würden wir Risiken eingehen, die unsere Gesundheit und unser Leben gefährden. Angst kann aber auch krankhaft werden.

Stille Panikattacken

Eine stille Panikattacke unterscheidet sich von klassischen Panikattacken nicht dadurch, dass Symptome für Betroffene selbst unbemerkt bleiben würden, sondern sie lediglich für Dritte nicht eindeutig oder gar nicht erkennbar sind. Betroffene leiden in der Folge selbstverständlich nicht minder darunter, denn im Moment der stillen Panikattacke schreit der komplette Körper, psychisch, physisch und emotional, nach Hilfe. Nicht alle Symptome müssen zusammen auftreten, es ist im Gegenteil durchaus denkbar, dass sich einige Symptome dauerhaft stärker manifestieren oder die Symptomatik zwischen einzelnen stillen Panikattacken sogar variiert - sowohl was die Symptome selbst anbelangt als auch deren Intensität.

Psychologische Symptome

Zu den häufigsten psychischen Symptomen gehört die sogenannte Depersonalisierung beziehungsweise Derealisierung. Gemeint ist damit ein psychisches Empfinden, bei dem sich Betroffene von ihrem eigenen Körper und/oder der Umgebung losgelöst fühlen. Sie versetzen sich selbst also in die Stellung eines Dritten, mitunter wirken das eigene Ich oder die Umgebung (sowie Mitmenschen) dadurch auch ein Stück weit unwirklich beziehungsweise surreal. Hand in Hand geht das nicht selten mit einem Gefühl der Isolation beziehungsweise einer ausgeprägten Verwirrung oder Verunsicherung. Betroffene berichten zudem vermehrt über kreisende Gedanken: Sie haben das Gefühl, ihr eigenes Denken nicht mehr aktiv beeinflussen zu können, stattdessen rasen beziehungsweise kreisen die Gedanken sprunghaft hin und her, mitunter stellt sich parallel dazu auch ein starkes Gefühl von Angst und Terror ein. Die Gedanken, die während der stillen Panikattacke von Betroffenen empfunden werden, können verstörend sein, unkontrollierbar erscheinen und so aufdringlich beziehungsweise omnipräsent sein, dass sich das dadurch empfundene Unwohlsein noch weiter verstärkt.

Körperliche Symptome

Eine stille Panikstörung manifestiert sich mit ihrer Symptomatik typischerweise auch auf körperliche beziehungsweise physische Weise. Das Symptombild ist mit Hinblick auf die körperlichen Beschwerden durchaus vielfältig - erneut müssen Betroffene weder alle Symptome zeitgleich noch regelmäßig empfinden. Mehrere Betroffene, die allesamt unter einer diagnostizierten stillen Panikstörung leiden, können folgerichtig über ganz unterschiedliche körperliche Beschwerden berichten.

Sehr häufig bemerken Betroffene eine außergewöhnlich hohe Herzfrequenz, haben also das Gefühl des Herzrasens. Arme und Beine könnten kribbeln oder sich taub anfühlen, auch schlagartig auftretende Kopfschmerzen, die durchaus die Intensität einer Migräne erreichen können, sind nicht selten. Der Körper, der sich in dem Moment des aktiven Auftretens der Panikstörung in einem scheinbar unkontrollierten Zustand der Angst befindet, löst in der Folge immer mehr Alarmsignale aus. Diese stehen teils auch in direkter Abhängigkeit zueinander, so könnte beispielsweise eine Atemnot auftreten, die in der Folge zu Schwindel führt.

Verschwommenes Sehen gehört zum Symptombild ebenso wie beispielsweise das Gefühl einen Kloß im Hals zu haben. Übelkeit, Durchfall beziehungsweise generell Magen-Darm-Probleme können durch den erlittenen Stress auftreten, wobei die sichtbare Manifestierung dieser Symptome dann schon Schnittstellen zur klassischen, auch von Dritten sichtbaren Panikstörung aufweist.

Emotionale Reaktionen Und Veränderte Verhaltensweisen

Die stille Panikattacke ist in dem Moment, wo sie auftritt, für Betroffene aus offensichtlichen Gründen eine massive Belastung. Damit einher geht in der Folge eine starke emotionale Belastung, wobei die emotional getriebene Reaktion auf die Panikstörung durchaus unterschiedlich ausfällt. Einigen Betroffenen merkt man ihre Angst mitunter gut an, andere reagieren gereizt, verwirrt oder sind generell in dem Moment kaum noch ansprechbar.

Außenstehende, die die Betroffenen sehr gut kennen, bemerken mitunter ein verändertes Verhalten. Das kann aber sehr subtil auftreten, denn charakteristisch für die stille Panikattacke ist nun einmal, dass diese von Dritten eben nicht sofort erkennbar ist. Häufig ziehen sich Patienten während der stillen Panikattacke zurück.

Auswirkungen Auf Das Leben Der Betroffenen

Panikattacken nehmen nicht nur in dem jeweiligen Moment wo sie aktiv auftreten Einfluss auf die Lebensfreude und Lebensqualität von Betroffenen, sondern können wie ein omnipräsentes Damoklesschwert über diesen hängen. Der Hauptgrund dafür ist die ständige Angst, die Betroffene durchleben, da sie nicht unberechtigterweise davon ausgehen, dass die nächste (stille) Panikattacke jederzeit und ohne große vorherige Ankündigung auftreten könnte. Dieses ständige Gefühl von Angst und Panik gegenüber dem, was kommen könnte, hat weitreichende Folgen.

  • Psychische Auswirkungen: Depressionen und depressive Störungen, ein vermindertes Selbstwertgefühl und das Gefühl von einer dauerhaften Anspannung.
  • Soziale Auswirkungen: Verstärkte Isolation und sozialer Rückzug, die Schwierigkeit zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen und mitunter dauerhafte veränderte Verhaltensweisen oder Wesensveränderungen, die auch auf das soziale Gefüge von Betroffenen Einfluss nehmen. Der Alltag von Betroffenen wird durch die Panikstörung erheblich beeinträchtigt sein, ebenso die Leistungsfähigkeit, zum Beispiel im Studium oder am Arbeitsplatz.
  • Körperliche Auswirkungen: Schlafstörungen sind denkbar, allen voran wenn bereits stille Panikattacken unangekündigt in der Nacht auftraten. Des Weiteren kann dauerhaft empfundener Stress eine ganze Reihe von physischen Beschwerden freilegen, zum Beispiel Reizdarm und Reizmagen, Migränen oder Suchtverhalten.

Generell nehmen häufiger aufgetretene stille Panikattacken erheblichen Einfluss auf das Leben der Betroffenen, allen voran durch das sich dabei vermehrt einstellende Vermeidungsverhalten. Mitunter richten diese Menschen ihren Alltag komplett auf eventuell auftretende Panikattacken aus. Positive Erlebnisse oder bestimmte Ziele spielen dann nur noch eine untergeordnete Rolle gegenüber der Angst, die die Struktur des Alltags dominiert - wodurch Lebensqualität und -freude weiterhin sukzessive abnehmen.

Wie Manifestieren Sich Stille Panikattacken In Der Gesellschaft?

Die Wahrnehmung und Akzeptanz von psychologischen Beschwerden nahm in der jüngeren Vergangenheit, beispielsweise bedingt durch die soziale Isolation während der Corona-Pandemie mitsamt den daraus resultierenden Spätfolgen, konsequent zu - was zunächst positiv zu bewerten ist. Dennoch haftet an psychologischen Erkrankungen nach wie vor ein Stigma, das bei stillen Panikattacken noch stärker ausgeprägt ist - da die Symptome und das Leiden der Betroffenen für andere Menschen nicht sichtbar sind.

Das Leiden der Betroffenen, das sie selbst empfinden aber sich kaum oder gar nicht sichtbar nach außen manifestiert, könnte im Bekannten- und Familienkreis ebenso wie bei Fremden auf mangelnde Akzeptanz stoßen. Frei nach dem Motto: "Was ich nicht sehe, darunter leidet der andere auch nicht".

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