Schlaganfall oder Panikattacke: Die Unterschiede erkennen und richtig handeln

Angst ist ein überlebenswichtiges Gefühl, das uns vor Gefahren schützt. Doch wenn Angstzustände überhandnehmen und ohne erkennbaren Auslöser auftreten, kann dies auf eine Panikattacke hindeuten. Die Symptome einer Panikattacke können denen eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls ähneln, was zu großer Verunsicherung führen kann. Dieser Artikel soll Ihnen helfen, die Unterschiede zwischen einer Panikattacke und einem Schlaganfall zu erkennen und im Notfall richtig zu handeln.

Angststörung und Schlaganfall: Ein möglicher Zusammenhang

Es kommt vor, dass Schlaganfall-Betroffene eine Angststörung entwickeln, oft im Zusammenhang mit einer Depression. Alltägliche Situationen können dann große Ängste bis hin zu Panikattacken auslösen. Klassische Panik-Reaktionen wie rasender Puls, Herzklopfen, Erröten, Schweißausbrüche, Benommenheit und Übelkeit können auftreten. Eine Panikattacke kann einige Minuten oder länger anhalten. Bei Schlaganfall-Betroffenen kann die Angst nicht nur in bestimmten Situationen ausgelöst werden, sondern auch durch die Sorge um einen erneuten Schlaganfall. Dies kann zu Schlafstörungen oder der Angst, allein zu bleiben, führen.

Eine Angststörung kann viele Auslöser haben. Lebensverändernde Ereignisse wie ein traumatisierendes Erlebnis oder eine schwere Erkrankung können Depressionen und Angststörungen auslösen. Betroffene sollten sich in Absprache mit dem Hausarzt und Neurologen in psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung begeben. Psychiater (die Medikamente verschreiben dürfen) und/oder Psychologen bzw. Psychotherapeuten, bei neurologischen Ursachen gegebenenfalls auch Neuropsychologen, können hier helfen. Eine Angststörung kann die Bewältigung des Alltags erheblich beeinträchtigen. Betroffene meiden oft angstauslösende Situationen, was zu sozialem Rückzug führen kann.

Panikattacke vs. Schlaganfall: Symptome im Vergleich

Viele Menschen mit Angststörungen haben Angst vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall. Die Symptome einer Panikattacke und eines Schlaganfalls können sich ähneln, was die Unterscheidung erschwert.

Panikattacke: Plötzliche, intensive Angst, oft begleitet von Schwindel, Kurzatmigkeit, Mundtrockenheit, Schweißausbruch, weichen Knien, Sehstörungen, Taubheitsgefühlen, Angst zu ersticken, Herzstolpern und der Panik, ohnmächtig zu werden oder zu sterben.

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Schlaganfall: Plötzliche Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder hängende Mundwinkel.

Es ist wichtig zu beachten, dass Panikattacken relativ häufig sind und pro Jahr bei etwa zehn Prozent der Erwachsenen vorkommen. Meist klingt eine Panikattacke nach wenigen Minuten wieder ab. Diese können sich für Betroffene aber wie eine halbe Ewigkeit anfühlen. Die meisten Menschen erholen sich von Panikattacken ohne Behandlung. Manche entwickeln aber eine Panikstörung mit wiederkehrenden Attacken. Diese brauchen dann eine professionelle Hilfe, zum Beispiel in Form einer Psychotherapie und/oder Verhaltenstherapie mit einer begleitenden medikamentösen Behandlung.

Die FAST-Regel: Schlaganfall-Symptome schnell erkennen

Um einen Schlaganfall schnell zu erkennen, kann die FAST-Regel helfen:

  • Face (Gesicht): Hängt ein Mundwinkel herab?
  • Arms (Arme): Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben?
  • Speech (Sprache): Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
  • Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, sofort den Notruf 112 wählen!

Unterscheidungsmerkmale: Herzinfarkt vs. Panikattacke

Auch die Unterscheidung zwischen Herzinfarkt und Panikattacke kann schwierig sein, da viele Symptome ähnlich sind.

Herzinfarkt: Druck, Brennen über der Brust, evtl. mit Ausstrahlung in den Hals, Rücken, Arm.

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Panikattacke: Stiche, "Pieksen", Ziehen, Brennen (Schmerz kann punktgenau lokalisiert werden).

Der sogenannte Marburger Herz-Score kann als Leitlinie dienen, um das Risiko eines Herzinfarkts einzuschätzen:

  • Höheres Alter (Männer >=55, Frauen >=65 Jahre): Ja (1 Punkt), Nein (0 Punkte)
  • Vermutet der Patient, eine Herzkrankheit als Ursache?: Ja (1 Punkt), Nein (0 Punkte)
  • Sind die Beschwerden abhängig von körperlicher Belastung?: Ja (1 Punkt), Nein (0 Punkte)
  • Sind die Schmerzen durch äußerlichen Druck reproduzierbar?: Ja (0 Punkte), Nein (1 Punkt)

Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Detail

Gemeinsamkeiten:

  • Brustschmerzen: Sowohl bei Panikattacken als auch bei Herzinfarkten treten Schmerzen oder ein Druckgefühl in der Brust auf.
  • Engegefühl in der Brust: Das bedrückende Gefühl, als würde jemand die Brust zusammenpressen.
  • Atemnot: Die Angst zu ersticken.
  • Zittern und Schwächegefühl: Eine massive Stressreaktion mit Adrenalinausschüttung.

Unterschiede:

  • Lokalisation des Schmerzes: Bei Panikattacken ist der Brustschmerz oft stechend, wandernd oder diffus. Herzinfarktschmerzen sind typischerweise drückend oder brennend und strahlen in den linken Arm, den Kiefer, den Nacken oder den Rücken aus.
  • Verlauf: Panikattacken entwickeln sich rasend schnell und klingen meist nach 20-30 Minuten wieder ab. Herzinfarkte können sich über Stunden oder sogar Tage langsam aufbauen.
  • Auslöser: Panikattacken entstehen häufig in emotional belastenden Situationen oder unerwartet im Ruhezustand. Herzinfarkte treten oft nach körperlicher Anstrengung auf oder werden durch Stress über längere Zeit begünstigt. Risikofaktoren spielen eine Rolle.

Weitere mögliche Verwechslungen

  • Schlaganfall: Plötzliche Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen oder hängende Mundwinkel treten bei Panikattacken nicht auf.
  • Kreislaufzusammenbrüche: Führen zu Bewusstlosigkeit oder extremer Schwäche und Blässe. Panikattacken führen zwar zur Benommenheit, aber nicht zur Bewusstlosigkeit.
  • Vorhofflimmern: Verursacht einen unregelmäßigen Herzschlag. Bei Panikattacken schlägt das Herz zwar schnell, aber meist regelmäßig.
  • Asthma und Lungenembolie: Asthmatiker kennen ihre typischen Symptome. Eine Lungenembolie zeigt sich durch stechende, atemabhängige Brustschmerzen und bläuliche Verfärbung der Lippen.

Wann sollte man ärztliche Hilfe holen?

Sofort den Notarzt rufen bei:

  • Anhaltenden Brustschmerzen, die länger als 20 Minuten bestehen
  • Ausstrahlenden Schmerzen in Arm, Kiefer oder Rücken
  • Bewusstlosigkeit oder starker Schwäche
  • Bläulicher Verfärbung von Lippen oder Fingern

Zeitnah psychotherapeutische Hilfe suchen bei:

  • Erstmaligem Auftreten von Panikattacken
  • Zunehmendem Vermeidungsverhalten
  • Wiederholten Attacken ohne erkennbare Ursache
  • Anhaltender Angst vor der nächsten Attacke

Im Zweifel lieber einen Experten konsultieren.

Erste Hilfe bei unklaren Symptomen

  • Ruhe bewahren: Setzen oder legen Sie sich hin und versuchen Sie, ruhig zu bleiben.
  • Atmung kontrollieren: Atmen Sie bewusst langsam und tief durch die Nase ein und durch den Mund aus.
  • Bei Verdacht auf Herzinfarkt: Nehmen Sie eine aufrechte Position ein, lockern Sie enge Kleidung und rufen Sie sofort den Notruf 112. Wenn verfügbar, kauen Sie eine Aspirin-Tablette (insofern keine Allergie bekannt ist).
  • Hilfe herbeirufen: Zögern Sie nicht, andere zu informieren oder professionelle Hilfe zu holen.

Weitere Hilfe und Selbstbeobachtung

  • Symptome und Zusammenhänge dokumentieren: Wann treten sie auf? Was war vorher? Wie lange dauern sie?
  • Stressmanagement entwickeln: Chronischer Stress begünstigt sowohl Herz-Kreislauf-Probleme als auch Panikattacken.
  • Professionelle Unterstützung: Bei wiederholten panikähnlichen Symptomen kompetente Hilfe suchen.
  • Selbstfürsorge ernst nehmen: Achten Sie auf ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung.

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