Ganglion (Überbein): Ursachen, Symptome und Behandlung

Ein Ganglion, umgangssprachlich auch als Überbein bekannt, ist eine gutartige, mit Flüssigkeit gefüllte Zyste, die sich typischerweise in der Nähe von Gelenken oder Sehnen bildet. Es handelt sich dabei um den häufigsten Weichteiltumor der Hand und des Handgelenks, kann aber auch an anderen Stellen wie Fuß, Ellbogen oder Knie auftreten. Obwohl Ganglien in der Regel harmlos sind, können sie Beschwerden verursachen, insbesondere wenn sie auf Nerven drücken oder die Bewegungsfähigkeit des Gelenks einschränken.

Was ist ein Ganglion? Definition und Erscheinungsbild

Per Definition handelt es sich bei einem Ganglion um eine einzelne oder mehrfach auftretende kleine Geschwulst im Bereich der Gelenkkapsel oder des Sehnengleitgewebes. Es ist eine mit Schleimstoffen und Hyaluronsäure gefüllte, harmlose Kapsel, die aus einem Gelenk oder einer Sehnenscheide austritt. Diese Zyste ist mit Gelenkflüssigkeit gefüllt, die von der Konsistenz her zähflüssig ist. Sie ist von einer derben Bindegewebskapsel umschlossen.

Ein Ganglion wächst langsam und bildet sich fast immer direkt unter der Haut. Da es meist noch mit der Gelenkkapsel verbunden ist, lässt es sich nicht verschieben. Ab einer bestimmten Größe ist es gut sichtbar und lässt sich als prall gefüllter Knubbel ertasten. Die meisten Ganglien werden erbsen- bis kirschgroß und hören dann auf zu wachsen. Sie können aber auch so groß werden wie ein Golfball; manchmal entstehen auch mehrere gleichzeitig. Gelegentlich kann sich ihre Größe mit einer Belastung des betroffenen Gelenks verändern, sodass sie etwa bei dauerhaften, sich wiederholenden Bewegungen stärker anschwellen.

Wo treten Ganglien auf? Häufige Lokalisationen

Prinzipiell kann sich ein Überbein an jedem Gelenk sowie an jeder Nervenscheide, Sehnenscheide oder Sehne entwickeln, da überall dort Flüssigkeit aus Gelenkkapseln und ähnlichem austreten kann. Das Ganglion ist der häufigste, gutartige Weichteiltumor der Hand und des Handgelenks. In 60 bis 70 Prozent der Fälle bildet sich das mit einer Flüssigkeit gefüllte Knötchen an der Außenseite des Handgelenkes (dorsales Ganglion). Aber auch an der Handinnenfläche und an den Fingergrundgelenken können sich Ganglien (palmares Ganglien) bilden.

Der Großteil der Ganglien tritt jedoch am Handgelenk auf. Die meisten Behandlungsansätze und Hilfsmittel sind daher auf das Überbein am Handgelenk ausgelegt. Ist das Überbein nicht am Handgelenk verortet, befindet es sich meist in der Nähe: Häufig tritt ein Ganglion auch am Daumen oder einem anderen Finger(gelenk) auf, ebenso sind Ganglien am Handrücken oder Fußrücken keine Seltenheit. Sehr selten treten Ganglien auch an anderen Stellen auf, etwa am Knie, der Schulter oder im Rückenbereich.

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Eine Ausnahme stellt hierbei das intraossäre Ganglion dar, welches sich nicht nach außen wölbt, sondern nach innen, sich also die Flüssigkeit im Gelenk ausbreitet.

Ursachen und Risikofaktoren für die Entstehung eines Ganglions

Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Ganglions sind bis heute nicht eindeutig geklärt. Die Wissenschaft kennt die genaue Ursache des sogenannten Überbeins noch nicht. Es gibt jedoch verschiedene Faktoren, die die Bildung eines Ganglions begünstigen können.

Zu den möglichen Ursachen und Risikofaktoren zählen:

  • Überbeanspruchung der Gelenke oder Sehnen: Wiederholte Bewegungen oder Belastungen können zu chronischen Reizzuständen führen, die die Bildung eines Ganglions begünstigen. Erhöhte Gelenkbelastungen wie durch wiederholte kleine Verletzungen der Kapsel und des Bandapparats können ebenfalls eine Rolle spielen.
  • Verletzungen oder Traumata: Eine Verletzung des Gelenks oder der Sehnenscheide kann zu einer Schwächung des Gewebes führen und die Entstehung eines Ganglions begünstigen.
  • Entzündliche Erkrankungen: Entzündliche Erkrankungen wie Arthritis oder Rheuma können die Gelenkkapsel schädigen und die Bildung eines Ganglions fördern. Gelenkerkrankungen und rheumatische Erkrankungen (wie Arthrose, Lupus erythematodes, Gicht) können Risikofaktoren darstellen.
  • Bindegewebsschwäche: Eine angeborene oder erworbene Bindegewebsschwäche kann dazu führen, dass die Gelenkkapsel instabiler ist und sich leichter ausstülpt. Um die Gelenke herum liegt (festes) Bindegewebe, die sogenannte Gelenkkapsel. Diese hält das Gelenk in Position und sorgt dafür, dass es sich nur in die gewünschte Richtung bewegt. Im Gelenk kleidet eine weiche Schicht Bindegewebe (Synovialmembran) wie eine Tapete die Gelenkshöhle aus. In der Gelenkhöhle befindet sich galleartige Flüssigkeit ("Gelenkschmiere"), ohne die die knöchernen Anteile der Gelenke aneinander reiben würden.Bei einer Bindegewebsschwäche passiert es in einigen Fällen in Verbindung mit einer Überbelastung des Gelenks, dass Gelenkflüssigkeit aus der Gelenkhöhle austritt und sich im umgebenden Weichteilgewebe sammelt. Auf diese Weise entsteht ein Ganglion, vermuten Experten.
  • Alter und Geschlecht: Eine Überbeinbildung kommt in der Regel bei jüngeren Menschen - meist zwischen dem 20. und dem 30. Lebensjahr vor. Sehr häufig sind Frauen zwischen 20 und 30 Jahren von einem Ganglion betroffen. Frauen entwickeln Ganglien häufiger als Männer. Als Gründe gelten ihr von Natur aus schwächeres Bindegewebe und beweglichere Gelenkkapseln.

Zusätzlich stimulieren bei einem Ganglion wahrscheinlich die Bindegewebszellen (Fibroblasten) die Produktion von Gelenkflüssigkeit. Deren Bestandteile Hyaluronsäure und sogenannte Mukopolysaccharide bilden eine zähe Flüssigkeit, die sich dann im Überbein ansammelt.Außerdem spielen wohl abnutzungsbedingte Schäden des Gewebes eine Rolle bei der Entstehung eines Ganglions.

Symptome und Beschwerden durch ein Ganglion

Ein Ganglion verursacht nicht zwangsläufig Beschwerden; manchmal werden jedoch mäßige bis starke belastungsabhängige, in die Umgebung ausstrahlende Schmerzen sowie Taubheit und Kribbeln beklagt, z. B. wenn das Ganglion auf einen Nerv drückt. Nicht alle Betroffenen leiden an Schmerzen und Funktionsbeeinträchtigungen; die meisten empfinden die gutartige Geschwulst eher aus kosmetischen Gründen als störend.

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Typische Symptome eines Ganglions sind:

  • Sichtbare Schwellung: Eine sichtbare, runde oder ovale Schwellung, die sich über Gelenken oder Sehnen bildet. Für gewöhnlich ist das einzige Symptom eines Ganglions am Handgelenk eine sichtbare und tastbare Schwellung, die sich nur geringfügig verschieben lässt.
  • Schmerzen: Manchmal können die Schmerzen bis in den Oberarm ausstrahlen, besonders wenn durch die Schwellung benachbarte Blutgefäße und Nerven eingeklemmt sind. Die Kraft der Hand kann dann nachlassen, Kribbeln und Taubheitsgefühle können auftreten. Manche Personen mit einem Ganglion leiden an Schmerzen im Handgelenk, die dauerhaft sind oder bei Bewegung oder Druck auf das Gelenk auftreten. Diese Beschwerden nehmen meist zu, wenn das Ganglion wächst.
  • Bewegungseinschränkungen: Außerdem ist die Bewegungsfähigkeit des Gelenks gelegentlich eingeschränkt (z. B. kann die Hand nicht mehr fest greifen). Abhängig von der Größe des Ganglions kann es zu Bewegungseinschränkungen kommen.
  • Neurologische Symptome: In einigen Fällen kann das Ganglion auch Druck auf Nerven ausüben, was zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen kann. Ist die Beweglichkeit des Handgelenks oder Fingers durch ein Ganglion stark eingeschränkt, kann das Überbein auch auf Nerven drücken.

Kleinere Ganglien (Mikroganglien), die oft extrem schmerzhaft sind, können bisweilen nicht ertastet werden und sind erst im Ultraschall oder Kernspin (MRT) sichtbar.

Diagnose eines Ganglions: So wird es erkannt

Vor einer Behandlung ist natürlich eine präzise Diagnose notwendig. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung des betroffenen Bereichs. Meist ist die Diagnose aufgrund der klinischen Untersuchung und der beschrieben Beschwerden eindeutig zu stellen.

Zur Abklärung des vermuteten Ganglions geht der Arzt meist folgendermaßen vor:

  1. Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte): Im Gespräch mit dem Patienten erkundigt sich der Arzt nach den genauen Beschwerden sowie eventuellen Verletzungen und Grund- oder Vorerkrankungen.
  2. Körperliche Untersuchung: Danach untersucht der Arzt die Schwellung, um sie genauer zu beurteilen. Ein Ganglion fühlt sich prallelastisch an, ähnlich wie ein fester Gummiball. Es lässt sich durch seine Verankerung an das Gelenk oder die Sehnenscheide nur wenig verschieben. Zusätzlich wird er Durchblutung, Motorik und Sensibilität im Bereich der betroffenen Körperregion prüfen. So erkennt er zum Beispiel Bewegungseinschränkungen durch das Ganglion, Durchblutungsstörungen und Nervenschäden. Auch ein "Durchleuchten" der Schwellung (Transillumination) ist möglich: Indem das Ganglion mit einer Lichtquelle seitlich durchleuchtet wird, stellt der Arzt fest, ob das Innere flüssig (Hinweis auf Ganglion, Zyste) oder fest ist.
  3. Bildgebung: Der Arzt kann auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT anordnen, um die Größe und Lage des Ganglions genauer zu bestimmen und andere mögliche Ursachen auszuschließen. Kleine Mikroganglien können mit Hilfe einer Ultraschall- oder einer MRI-Untersuchung geortet werden. Diese bildgebenden Verfahren bieten zudem den Vorteil, dass beispielsweise eine Sehnenscheidenentzündung als Ursache der Beschwerden ausgeschlossen werden kann.
  4. Feinnadelaspiration: Zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken sticht der Arzt ultraschallkontrolliert mit einer sehr dünnen, hohlen Nadel in das Ganglion, um Flüssigkeit aus dem Inneren zu gewinnen. Diese meist dickflüssige, klare Flüssigkeit untersucht dann ein Pathologe im Labor. So lassen sich Entzündungen oder bösartige Prozesse ausschließen.

Behandlungsmöglichkeiten bei einem Ganglion: Konservativ und operativ

Sofern die Patienten keine Beschwerden verspüren und es ästhetisch nicht weiter stört, kann in der Regel abgewartet werden. Vor einer jeden Therapie sollte das Überbein zunächst beobachtet werden. Es ist nämlich durchaus möglich, dass sich ein Ganglion von allein zurückbildet. Das ist vor allem bei Kindern häufig der Fall. Die Therapie rangiert zwischen krankengymnastischer Behandlung und Operation.

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Die Behandlung eines Ganglions kann folgende Optionen umfassen:

Konservative Behandlungsmethoden

  • Beobachtung: Wenn das Ganglion keine Beschwerden verursacht, kann es einfach beobachtet werden. 50 % aller Ganglien verschwinden auch ohne jegliche Behandlung zeitweise - oder für immer.
  • Ruhigstellung: Das Tragen einer Schiene oder Bandage kann helfen, das Gelenk zu entlasten. Um das betroffene Gelenk ruhigzustellen und im Alltag zu schonen, können Bandagen und Orthesen nützlich sein. Auch nach der OP eines Ganglions - etwa am Handgelenk - kann dieses mittels einer Gipsschiene oder ähnlichem stabilisiert werden, um die Heilung zu begünstigen.
  • Krankengymnastik: Krankengymnastik kann bei leichteren Beschwerden und bei gerade erst entstandenen Ganglien hilfreich sein.
  • Abschwellende Maßnahmen: Ebenso abschwellende Maßnahmen (beispielsweise Eisauflagen, Quarkumschläge, abschwellende Salbenverbände), eine kurzzeitige Ruhigstellung des Gelenkes und die Gabe von entzündungshemmenden Medikamenten können helfen.
  • Aspiration (Punktion): Sicherer, weniger schmerzhaft und nachhaltiger ist die fachmännische Punktion und das Absaugen der zähen Flüssigkeit über eine Nadel. Die Hälfte der Betroffenen ist nach dieser Behandlung beschwerdefrei. Mit einer Injektionsnadel wird in das Ganglion gestochen und die Flüssigkeit abgesaugt. Die Hälfte der Betroffenen ist nach dieser Behandlung beschwerdefrei. Füllt sich das Ganglion erneut mit Flüssigkeit, bleibt nur noch die Operation.
  • Injektionen: Manche Ärzte propagieren die so genannte „Stichelung“. Dabei wird das Ganglion mit einer Nadel mehrfach punktiert und anschließend mit entzündungshemmenden Medikamenten (Kortison) infiltriert. Kortikosteroid-Injektionen können zur Linderung von Entzündungen und Schmerzen eingesetzt werden.

Operative Behandlungsmethoden

Ist das Ganglion schon älter, sehr groß, verursacht es Schmerzen oder drückt es auf die Nerven, dann sollte es operativ entfernt werden. Ruft ein Ganglion stärkere Beschwerden hervor oder bestehen Bewegungseinschränkungen, sollte es operativ entfernt werden.

  • Chirurgischer Eingriff: Wenn das Ganglion schmerzhaft ist oder immer wieder auftritt, kann eine operative Entfernung in Erwägung gezogen werden. Durch einen kleinen Hautschnitt wird das Ganglion bis zu seiner Verbindung mit der Gelenkskapsel freipräpariert und entfernt, die Gelenkskapsel muss gefenstert werden um Rezidive (= Wiederauftreten des Ganglions). In Lokalanästhesie kann die komplette Zyste mitsamt dem Zystenstiel (um einer Neubildung vorzubeugen) operativ entfernt werden. Manchmal wird das Handgelenk postoperativ einige Tage in einer Schiene ruhiggestellt. Zudem sollte das operierte Gelenk in den ersten beiden Wochen nicht zu stark belastet werden. Nach wenigen Wochen erinnert zumeist nur noch eine unauffällige Narbe an den Eingriff.

Was man vermeiden sollte: "Großmutters Rezeptekiste" und Selbstbehandlung

Durch festen Druck oder einen Schlag - so der Rat aus „Großmutters Rezeptekiste“ - kann es „ausgequetscht“ werden. Allerdings: Wenn die Volksmedizin dafür den Einsatz eines Hammers oder eines dicken Buches empfiehlt, kann von solch einem rustikalen Vorgehen nur dringend abgeraten werden. Bitte versuchen Sie unter keinen Umständen, das Ganglion einzudrücken oder einzuschlagen.

Wichtig: Versuchen Sie nicht, ein Ganglion per Selbstbehandlung aufzustechen oder mit Gewalt zu verkleinern. Den Knubbel selbst aufpiksen ist gefährlich, das sollte man keinesfalls versuchen!

Prognose und Rückfallrisiko

Die Heilungsphase dauert ca. drei Wochen, kann jedoch individuell variieren. Allerdings ist generell darauf hinzuweisen, dass Ganglien auch bei größter Sorgfalt des Operateurs in bis zu 30 Prozent der Fälle auch nach einer chirurgischen Entfernung wieder auftreten können. Auch nach einer Operation können Ganglien wieder auftreten - das ist etwa bei jedem dritten operierten Patienten der Fall. Auch die Operation führt leider nicht in allen Fällen zu einer sicheren Heilung.

Wurde ein Ganglion erfolgreich behandelt, besteht die Gefahr eines Rückfalls (Rezidiv): Es ist möglich, dass sich an der gleichen oder an einer anderen Stelle ein neues Ganglion bildet. Am nachhaltigsten scheint eine Operation bei einem Überbein zu sein: Nur bei rund jedem fünften Patienten bildet sich nach einer offenen OP an der gleichen Stelle erneut eine zystische Ausstülpung. Bei einer minimal-invasiven Operation ist das Rückfall-Risiko noch geringer. Nach einer Aspirationsbehandlung entwickelt sich dagegen bei der Hälfte der Patienten erneut ein Überbein.

Vorbeugung von Ganglien: Was kann man tun?

Es gibt keine garantierte Möglichkeit, einem Ganglion vorzubeugen. Allerdings können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • Vermeidung von übermäßigen oder wiederholten Belastungen der Gelenke.
  • Regelmäßige Pausen bei monotonen Tätigkeiten, die Handgelenke oder Hände beanspruchen.
  • Durchführung von Dehn- und Kräftigungsübungen zur Stärkung der Muskulatur rund um die Gelenke.
  • Um Rückfälle zu verhindern, sollten Risikofaktoren für Ganglien reduziert und die Muskulatur immer wieder entspannt und gelockert werden. Das beugt Überlastungen vor, die eventuell ein Ganglion begünstigen.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist ratsam, einen Arzt aufzusuchen, wenn ein Ganglion schmerzhaft ist, schnell wächst oder andere Symptome wie Taubheitsgefühle oder Schwäche verursacht. Eine frühzeitige Untersuchung kann helfen, mögliche Komplikationen zu vermeiden.

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