Ein Ganglion, umgangssprachlich auch Überbein genannt, ist eine gutartige, zystenartige Struktur, die mit einer zähen Flüssigkeit gefüllt ist. Es handelt sich dabei nicht um eine Knochenwucherung, auch wenn es sich fast knochenhart anfühlen kann. Ganglien bilden sich häufig in der Nähe von Gelenken oder Sehnenscheiden und treten oft am Handgelenk oder Handrücken auf, können aber auch an Fingern, Füßen oder Knien vorkommen.
Erscheinungsbild und Lokalisation
Ein Ganglion wächst langsam und bildet sich fast immer direkt unter der Haut. Da es meist mit der Gelenkkapsel verbunden ist, lässt es sich nicht verschieben. Ab einer bestimmten Größe ist es gut sichtbar und als prall gefüllter Knubbel tastbar. Die meisten Ganglien werden erbsen- bis kirschgroß und hören dann auf zu wachsen. Sie können aber auch so groß wie ein Golfball werden; manchmal entstehen auch mehrere gleichzeitig. Gelegentlich kann sich ihre Größe mit einer Belastung des betroffenen Gelenks verändern, sodass sie etwa bei dauerhaften, sich wiederholenden Bewegungen stärker anschwellen.
Ganglien treten am häufigsten an der Oberseite des Handgelenks auf, können aber auch an der Handinnenfläche und den Grundgelenken der Finger vorkommen. Seltener bilden sie sich an anderen Körperstellen wie den Füßen oder am Knie. Grundsätzlich können Ganglien an allen Gelenken, Sehnenscheiden und Nervenscheiden auftreten.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für die Entstehung eines Ganglions sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird vermutet, dass mehrere Faktoren zusammenspielen, darunter ein schwaches Bindegewebe, Überlastung und chronische Reizung. Eine Theorie besagt, dass sich innerhalb der Gelenkkapsel zu viel Flüssigkeit bildet. Der dadurch entstehende Druck führt zu einer Ausstülpung der Gelenkkapsel, wo sich die überflüssige Flüssigkeit sammelt. Die Verbindung zwischen Gelenkkapsel und Ganglion wird als Stiel bezeichnet.
Risikofaktoren, die die Entwicklung eines Ganglions begünstigen können, sind:
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- Bindegewebsschwäche: Frauen sind häufiger betroffen als Männer, weil sie ein schwächeres Bindegewebe und beweglichere Gelenkkapseln haben. In manchen Fällen wird die Bindegewebsschwäche sogar durch Genmutationen vererbt.
- Erhöhte Gelenkbelastungen: Wiederholte kleine Verletzungen der Kapsel und des Bandapparats können die Entstehung eines Ganglions begünstigen.
- Gelenkerkrankungen: Rheuma, Arthrose und Gicht können ebenfalls die Entwicklung eines Ganglions fördern.
- Vorherige Verletzungen: Etwa zehn Prozent der Patienten haben sich im Bereich des Ganglions zuvor verletzt.
Symptome
Ein Ganglion selbst tut normalerweise nicht weh, kann aber auf einen Nerv oder ein Blutgefäß drücken, wenn es ungünstig liegt. Mögliche Folgen sind Schmerzen, Taubheitsgefühle und Bewegungseinschränkungen. Je nachdem, wo sie sitzen und wie groß sie sind, können Ganglien sehr unterschiedliche Beschwerden verursachen.
Einige Betroffene bemerken lediglich eine Schwellung, während andere unter unangenehmen Beschwerden wie eingeschränkter Beweglichkeit, Schmerzen oder Taubheitsgefühlen leiden. Wenn das Ganglion am Fuß sitzt, kann es im Schuh drücken und Probleme beim Gehen bereiten. Ganglien sitzen besonders häufig an der Oberseite des Handgelenks.
Diagnose
In vielen Fällen handelt es sich bei einem Ganglion nur um ein kosmetisches Problem. Dennoch empfiehlt es sich, bei auffälligen Knubbeln unter der Haut eine allgemeinmedizinische Praxis aufzusuchen. Durch eine genaue Sicht- und Tastuntersuchung und eventuell ergänzende Verfahren wie eine Ultraschalluntersuchung lässt sich ein Ganglion von anderen krankhaften Gewebeveränderungen abgrenzen.
Für ein Ganglion spricht beispielsweise, wenn es prall-elastisch und nicht verschiebbar ist. Der Arzt tastet die verdächtige Schwellung und die umliegenden Bereiche sorgfältig ab, um andere Ursachen wie Lymphknoten oder eine Zyste auszuschließen. Meist reicht dem Facharzt die klinische Untersuchung für die Diagnose aus.
In unklaren Fällen können spezielle Untersuchungen wie eine Ultraschalluntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden, um die Diagnose zu sichern und andere Erkrankungen auszuschließen. Manchmal ist auch eine Feinnadelaspiration erforderlich, bei der eine Probe der Flüssigkeit aus dem Ganglion entnommen und untersucht wird.
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Behandlung
In über der Hälfte der Fälle entwickelt sich ein Ganglion von allein zurück. Ist das Ganglion durch ein überbelastetes Gelenk entstanden, kann es hilfreich sein, wenn Sie das Gelenk vorübergehend schonen und übermäßige und einseitige Belastungen einzelner Gelenke, etwa bei bestimmten Sportarten, vermeiden.
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Beschwerden und Größe des Ganglions in Frage kommen:
Konservative Behandlung
- Beobachtung: Wenn das Ganglion keine Beschwerden verursacht, ist keine Behandlung erforderlich. Oft bildet es sich von selbst zurück.
- Schonung: Vermeiden Sie Belastungen, die das Ganglion vergrößern oder Schmerzen verursachen.
- Kühlung: Kühlen Sie das Ganglion, um Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.
- Salben: Schmerz- und entzündungshemmende Salben können helfen, die Beschwerden zu lindern. Arnika- und Beinwellsalben können ebenfalls unterstützend wirken.
- Punktion: Dabei sticht der Arzt oder die Ärztin das Ganglion mit einem sterilen Instrument ein und saugt die zähe Flüssigkeit über eine Nadel ab. Eine örtliche Betäubung ist möglich, aber meistens nicht notwendig. Unter Umständen reicht das Absaugen, um das Ganglion zu verkleinern und eventuelle Beschwerden zu lindern. Es kann aber auch passieren, dass sich das Ganglion nach kurzer Zeit erneut bildet.
Operative Behandlung
Eine Operation ist vor allem dann sinnvoll, wenn ein Ganglion über längere Zeit hartnäckig besteht und Beschwerden verursacht, also für Schmerzen oder Taubheitsgefühle sorgt oder die Bewegung einschränkt. Der Eingriff kann überwiegend ambulant und unter örtlicher Betäubung stattfinden. Dabei wird die zystenartige Struktur entfernt - inklusive des Stiels, der meist mit der Gelenkkapsel verbunden ist.
Allerdings löst auch eine Operation das Problem nicht immer dauerhaft: In 10 bis 30 Prozent der Fälle kehrt ein operativ entferntes Ganglion zurück. Dies lässt sich möglicherweise verhindern, wenn es eine klare Ursache gibt, zum Beispiel eine Krankheit im Gelenk, die behandelt werden kann. In den meisten Fällen ist jedoch keine klare Ursache erkennbar. Dann ist es nicht möglich, das Risiko dafür zu senken, dass das Ganglion wiederkehrt.
Die Ganglionentfernung kann durch einen offenen chirurgischen Zugang erfolgen. In manchen Fällen bietet sich alternativ die minimalinvasive, arthroskopische Gelenkspiegelung mit Ganglienentfernung an.
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Wichtige Hinweise
- Versuchen Sie nicht, ein Ganglion per Selbstbehandlung aufzustechen oder mit Gewalt zu verkleinern.
- Massieren ist nur sinnvoll, wenn die Ärztin oder der Arzt gezeigt hat, wie das geht. Den Knubbel selbst aufpiksen ist gefährlich, das sollte man keinesfalls versuchen!
Operationsrisiken
Neben den allgemeinen Operationsrisiken kann es nach einer Ganglionoperation zu narbigen Verklebungen mit Bewegungseinschränkungen kommen. Die gelegentliche Nähe zu sensiblen Hautästen von Nerven kann nach Verletzungen zu einer umschriebenen vorübergehenden Überempfindlichkeit oder Taubheit führen. Die Möglichkeit des Wiederauftretens des Ganglions nach konsequenter Operation wird mit etwa fünf Prozent angegeben.
Nachbehandlung
Je nach Ausdehnung der Operation kann eine kurzzeitige Schienenruhigstellung des Handgelenkes oder Fingers erfolgen. Einfache manuelle Tätigkeit ist nach der Wundheilung etwa zwei Wochen nach der Operation, schwere manuelle Tätigkeit nach vier bis sechs Wochen möglich.
Erfolgsaussichten
Insgesamt kann zwar das Wiederauftreten eines Ganglions nicht zu 100 Prozent ausgeschlossen werden. Dennoch sind die Erfolgschancen bei der operativen Therapie größer als bei anderen Behandlungsmethoden.
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