Die Ganglion stellatum Blockade Elektrotherapie ist eine Behandlungsmethode, die bei verschiedenen Schmerzzuständen eingesetzt wird, insbesondere bei neuropathischen Schmerzen und komplexen regionalen Schmerzsyndromen (CRPS). Dieser Artikel beleuchtet die Grundlagen, Anwendungsbereiche und potenziellen Vorteile dieser Therapieform.
Grundlagen des Ganglion Stellum und der Elektrotherapie
Das Ganglion stellatum, auch Sternenganglion genannt, ist eine Ansammlung von Nervenzellkörpern des sympathischen Nervensystems, die beidseitig vor dem Querfortsatz des 6. Halswirbelkörpers (C6) liegen. Diese Nervenfasern regulieren unter anderem die Durchblutung und Schmerzentstehung in ihrem Versorgungsgebiet, das in etwa dem gleichseitigen Arm, dem oberen Brustkorb, dem Hals und einer Kopfhälfte entspricht.
Die Elektrotherapie nutzt physikalische Einflüsse wie elektrische Impulse, um auf den Körper einzuwirken. Es gibt verschiedene Formen der Elektrotherapie, die sich in Frequenz, Impulsform und Intensität unterscheiden. Bei der Ganglion stellatum Blockade Elektrotherapie wird versucht, die Aktivität des Ganglions durch transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) zu drosseln.
Wirkungsweise der Elektrotherapie
Die Elektrotherapie kann auf verschiedene Weisen wirken:
- Schmerzlinderung: Elektrische Impulse können die Schmerzweiterleitung blockieren oder die Freisetzung von körpereigenen schmerzlindernden Substanzen (z. B. Endorphinen) fördern.
- Durchblutungsförderung: Bestimmte Stromformen können die Durchblutung im behandelten Gebiet verbessern, was zur Reduktion von Schwellungen und zur Beschleunigung der Heilung beitragen kann.
- Muskelentspannung: Elektrotherapie kann zur Entspannung verspannter Muskeln beitragen, insbesondere in Kombination mit anderen Maßnahmen wie Krankengymnastik oder Massage.
- Entzündungshemmung: Einige Stromformen haben entzündungshemmende Eigenschaften und können bei der Behandlung von entzündlichen Erkrankungen eingesetzt werden.
Anwendungsbereiche der Ganglion Stellum Blockade Elektrotherapie
Die Ganglion stellatum Blockade Elektrotherapie kann bei verschiedenen Schmerzzuständen in Betracht gezogen werden, insbesondere bei:
Lesen Sie auch: Umfassender Ratgeber: Ganglion geplatzt
- Nervenschmerzen (neuropathische Schmerzen): Diese können beispielsweise auftreten bei akutem Herpes Zoster, Postzosterneuralgie (PZN), Stumpf- und Phantomschmerzen, Mono- und Polyneuropathie (z. B. bei Diabetes oder HIV-Infektionen) oder nach Chemotherapie.
- Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) Typ I/II: CRPS ist eine chronische Schmerzerkrankung, die häufig nach Verletzungen oder Operationen auftritt und mit Symptomen wie Schmerzen, Schwellungen, Hautveränderungen und Bewegungseinschränkungen einhergeht.
- Schmerzen bei Herpes Zoster (Gürtelrose) und Postzosterneuralgie: Herpes Zoster ist eine Viruserkrankung, die durch das Varizellen-Zoster-Virus (VZV) ausgelöst wird und zu einem schmerzhaften, streifenförmigen Hautausschlag mit Blasen führt. Nach Abheilung des Ausschlags kann es zu einer Postzosterneuralgie kommen, bei der die Schmerzen über Monate oder Jahre anhalten.
- Migräne: In einigen Fällen kann die Ganglion stellatum Blockade Elektrotherapie auch bei Migräne eingesetzt werden, insbesondere wenn diese durch osteopathische Läsionen oder Leberstörungen verursacht wird.
Durchführung der Ganglion Stellum Blockade Elektrotherapie
Die Ganglion stellatum Blockade Elektrotherapie wird in der Regel ambulant durchgeführt. Der Patient liegt dabei auf einer Liege, und die Elektroden werden auf der Haut im Bereich des Ganglion stellatum und des umliegenden Gewebes platziert.
Ablauf der Behandlung
- Vorbereitung: Der Patient wird über den Ablauf der Behandlung aufgeklärt und untersucht. Der Behandlungsbereich wird desinfiziert.
- Elektrodenplatzierung: Eine kleine Elektrode (Anode) wird über dem Ganglion stellatum platziert, während eine größere Elektrode (Kathode) dorsal über der Hals- und Brustwirbelsäule angebracht wird. Die genaue Positionierung kann ultraschallgestützt erfolgen.
- Stimulation: Ein monophasischer Strom wird mit einer bestimmten Frequenz (z. B. 20-35 Hz) appliziert. Die Stromstärke wird langsam erhöht, bis der Patient ein leichtes Kribbeln oder Ziehen verspürt.
- Dauer: Eine Therapiesitzung dauert in der Regel 20-30 Minuten.
- Häufigkeit: Die Behandlung wird in der Regel mehrmals wöchentlich über einen Zeitraum von mehreren Wochen durchgeführt.
Spezifische Techniken und Stromformen
- Monophasische Stimulation: Hierbei wird Gleichstrom verwendet, der zu einer Hyperpolarisation der Nervenmembran führt. Eine kleine Anode (Pierenblock) und eine große Kathode werden verwendet, um die Felddichte zu erhöhen.
- Diadynamische Ströme nach Bernard: Insbesondere die Variante CP (wechselnde 100 Hz und 50 Hz Impulsfolge) und die Stromform DF (permanente 100 Hz-Impulse) werden zur Elektroblockade des Ganglion stellatum eingesetzt.
- Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS): Obwohl die klassische TENS biphasische Reizströme verwendet, kann auch eine modifizierte TENS mit monophasischem Strom eingesetzt werden.
Fallbeispiel: Elektrotherapie bei CRPS
Eine 51-jährige Patientin mit komplexem regionalem Schmerzsyndrom (CRPS) der linken Hand nach Radiusdistorsion mit ossärer Fissur wurde mit repetitiver transkutaner monophasischer Elektrotherapie über dem Ganglion stellatum behandelt. Trotz fehlendem Horner-Syndrom (ein Zeichen für eine erfolgreiche Ganglionblockade) konnten neuropathischer Schmerz und Hyperhidrose positiv beeinflusst werden.
Hintergrund
- Anamnese: Die Patientin berichtete von anhaltenden Schmerzen mit neuropathischer Komponente, veränderter Hauttrophik, vermehrtem Haarwachstum, starkem Schwitzen und motorischen Einschränkungen.
- Diagnose: CRPS nach den Kriterien der International Association for the Study of Pain (IASP).
- Vorbehandlungen: Physiotherapie, Ergotherapie, Kortisonstoßtherapie und Gabapentin (musste aufgrund von Nebenwirkungen abgesetzt werden).
Behandlung
- Elektrotherapie: Tägliche repetitive monophasische Stimulation über dem Ganglion stellatum (20 Minuten je Therapiesitzung) mit einem handelsüblichen TENS-Gerät.
- Elektrodenplatzierung: Kleine Anode (Pierenblock) über dem Ganglion stellatum, große Kathode dorsal über der Hals- und Brustwirbelsäule.
- Stimulationsparameter: Monophasischer Rechteckimpuls mit einer Frequenz von 35 Hz. Die Stromstärke wurde auf maximal 7 mA eingestellt, da höhere Stromstärken zu unangenehmen Muskelkontraktionen führten.
Ergebnis
- Schmerzlinderung: Reduzierte Allodynie und weniger tiefe, dumpfe Schmerzen. Die Schmerzen wurden unmittelbar bei der Therapie weniger, und der Effekt hielt etwa zwei Stunden an.
- Reduktion der Hyperhidrose: Die Hyperhidrose war im Alltag nicht mehr spürbar.
- Radiologische Kontrolle: Zeigte eine beginnende Demineralisierung im Bereich des distalen Radius.
Weitere Therapieansätze in Kombination mit Elektrotherapie
Die Ganglion stellatum Blockade Elektrotherapie wird oft in Kombination mit anderen Therapieansätzen eingesetzt, um eine umfassende Behandlung zu gewährleisten. Dazu gehören:
- Physiotherapie: Verbesserung der Beweglichkeit und Kompensation pathologischer Bewegungsmuster.
- Ergotherapie: Sensorisch-perzeptive Behandlung zur Desensibilisierung und Spiegeltherapie.
- Medikamentöse Therapie: Schmerzmedikamente (z. B. nicht-steroidale Antiphlogistika, Opiate), Medikamente gegen neuropathische Schmerzen (z. B. Antidepressiva, Neuroleptika).
- Injektionen: Vorübergehende oder dauerhafte Blockierung des Sympathikus durch bildgebend gesteuerte Injektionen im Bereich des Ganglion stellatum.
- Manuelle Therapie: Knetungen in Verbindung mit Bindegewebsmassagen.
- Wärme- und Kälteanwendungen: Fangopackungen oder Kälteanwendungen zur Schmerzlinderung und Muskelentspannung.
- Entlastungslagerung: Stufenbettlagerung bei akuten Ischialgien.
Evidenzlage und Studien
Die Evidenzlage für die Wirksamkeit der Ganglion stellatum Blockade Elektrotherapie istMixed. Einige Studien haben positive Ergebnisse gezeigt, während andere keine signifikanten Unterschiede im Vergleich zu Placebo oder anderen Behandlungen feststellen konnten.
Kritische Betrachtung
- Mangel an hochwertigen Studien: Viele Studien haben eine geringe Teilnehmerzahl oder methodische Mängel.
- Heterogenität der Studien: Die Studien unterscheiden sich in Bezug auf die verwendeten Stromformen, Stimulationsparameter und Patientenkriterien.
- Fehlendes Horner-Syndrom: In einigen Fällen, wie im oben genannten Fallbeispiel, konnte trotz Schmerzlinderung kein Horner-Syndrom nachgewiesen werden, was die Frage aufwirft, ob tatsächlich eine Blockade des Ganglion stellatum erreicht wurde.
Positive Aspekte
- Geringes Risikoprofil: Die transkutane Elektrotherapie ist in der Regel sicher und nebenwirkungsarm.
- Patientencompliance: Die Therapie kann die Patientencompliance fördern und die Eigeninitiative und Selbstverantwortung stärken.
- Additiver Nutzen: Die Elektrotherapie kann ein hilfreicher additiver Baustein in einem multimodalen Therapiekonzept sein.
Risiken und Nebenwirkungen
Die Ganglion stellatum Blockade Elektrotherapie ist in der Regel eine sichere Behandlungsmethode. Zu den möglichen Risiken und Nebenwirkungen gehören:
Lesen Sie auch: Handgelenksganglion: Symptome, Diagnose und Therapie
- Hautreizungen: Rötungen, Juckreiz oder Brennen im Bereich der Elektroden.
- Muskelkontraktionen: Unangenehme Muskelkontraktionen bei höheren Stromstärken.
- Kreislaufprobleme: In seltenen Fällen kann es zu Kreislaufproblemen kommen.
- Verbrennungen: Bei unsachgemäßer Anwendung kann es zu Verbrennungen kommen.
- Keine Verkehrstüchtigkeit: Nach einer Stellatumblockade ist die Wegefähigkeit für 24 Stunden aufgehoben. Der Patient sollte an diesem Tag nicht am Straßenverkehr teilnehmen oder komplizierte Maschinen bedienen.
Lesen Sie auch: Alles über Ganglien: Ein umfassender Leitfaden
tags: #Ganglion #stellatum #blockade #elektrotherapie