Eine Gehirngefäßverengung, auch bekannt als Stenose der hirnversorgenden Gefäße, bezeichnet eine Verengung der Arterien, die das Gehirn mit Blut versorgen. Diese Verengung kann zu einer verminderten Durchblutung des Gehirns führen, was schwerwiegende Folgen haben kann, bis hin zum Schlaganfall.
Ursachen einer Gehirngefäßverengung
Die häufigste Ursache für eine Gehirngefäßverengung ist die Arteriosklerose, auch bekannt als Arterienverkalkung.. Dabei kommt es durch Ablagerungen von Cholesterin, Fettsäuren, Kalk und anderen Substanzen an den Innenseiten der Blutgefäße zu einer Verhärtung und Verdickung der Gefäßwände. Diese Ablagerungen, auch Plaques genannt, führen zu einer Verengung des Gefäßlumens und beeinträchtigen den Blutfluss.
Verschiedene Risikofaktoren können die Entstehung einer Arteriosklerose begünstigen:
- Arterielle Hypertonie (Bluthochdruck): Erhöhter Blutdruck schädigt die Gefäßwände und fördert die Ablagerung von Plaques.
- Übergewicht: Übergewicht ist oft mit anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen verbunden.
- Hyperlipidämie (Fettstoffwechselstörung) und Hypercholesterinämie (erhöhter Cholesterinspiegel): Hohe Blutfettwerte begünstigen die Ablagerung von Fetten in den Gefäßwänden.
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit): Diabetes schädigt die Gefäße und erhöht das Risiko für Arteriosklerose.
- Männliches Geschlecht: Männer haben ein höheres Risiko für Arteriosklerose als Frauen.
- Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Arteriosklerose, da die Gefäße unelastischer und starrer werden.
- Lebensweise: Eine kalorien- und fettreiche Ernährung, Rauchen und Stress können die Entstehung von Arteriosklerose fördern.
- Genetische und konstitutionelle Faktoren: Eine familiäre Veranlagung kann das Risiko für Arteriosklerose erhöhen.
In seltenen Fällen können Gefäßstenosen auch durch andere Ursachen entstehen, wie beispielsweise:
- Gefäßwandeinriss (Dissektion): Ein Riss in der Gefäßwand kann zu einer Verengung des Gefäßes führen. Die Karotisdissektion ist eine häufige Ursache von Schlaganfällen bei Menschen unter 50 Jahren, kann aber auch ältere Personen treffen.
- Entzündungen (Vaskulitis): Entzündungen der Gefäßwände können zu einer Verengung führen.
Symptome einer Gehirngefäßverengung
Da sich die Arteriosklerose in der Regel langsam entwickelt, bleibt eine Stenose häufig für eine längere Zeit symptomlos. Erst wenn ein gewisser Grad an Einengung vorliegt, können sich Blutgerinnsel bilden, welche zu einem Verschluss der Hals-/Hirnarterie führen. Die Symptome einer Gehirngefäßverengung können vielfältig sein und hängen von der Lokalisation und dem Ausmaß der Stenose ab. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
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- Transitorische ischämische Attacke (TIA): Eine TIA ist eine kurzzeitige Durchblutungsstörung des Gehirns, bei der die Symptome innerhalb weniger Minuten oder Stunden wieder verschwinden. Trotzdem kann sie aber ein Vorbote eines schweren Schlaganfalls in den nächsten Stunden oder Tagen sein, der sich bei schneller Behandlung oft noch verhindern lässt. Deshalb sollte auch nach einer TIA sofort der Notarzt gerufen werden.
- Schlaganfall: Ein Schlaganfall tritt auf, wenn die Blutzufuhr zu einem Teil des Gehirns dauerhaft unterbrochen wird. Dies kann zu bleibenden Schäden führen, wie beispielsweise Lähmungen, Sprachstörungen oder Gedächtnisverlust.
- Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen: Durchblutungsstörungen im Gehirn können sich negativ auf die kognitiven Fähigkeiten auswirken. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, sich Dinge zu merken oder komplexe Aufgaben zu lösen.
- Schwindel: Eine verminderte Durchblutung des Gehirns kann zu Schwindelgefühlen führen, insbesondere bei älteren Menschen.
- Ohrensausen (Tinnitus): Durchblutungsstörungen im Gehirn können auch zu Ohrgeräuschen führen. Durchblutungsfördernde Mittel auf Ginkgo-Basis gehören deswegen zu den Heilmitteln, die HNO-Ärztinnen und HNO-Ärzte bei Tinnitus am häufigsten verschreiben. Ginkgo-Präparat Nummer 1 in Deutschland ist Tebonin® von Dr. Willmar Schwabe. Tebonin® intens 120 mg ist wirksam bei Tinnitus und kann dazu beitragen, dass ein akuter Tinnitus wieder ganz verschwindet.
- Kopfschmerzen: Unregelmäßige Kopfschmerzen, die sich von üblichen Spannungskopfschmerzen unterscheiden können, können ebenfalls ein Anzeichen für eine Gehirngefäßverengung sein.
- Sehstörungen: Doppelbilder oder Gesichtsfeldausfälle können auf eine Durchblutungsstörung des Gehirns hindeuten.
- Sprachstörungen: Schwierigkeiten beim Finden von Worten, Verwechseln von Wörtern oder undeutliche Aussprache können Anzeichen für eine Gehirngefäßverengung sein.
- Lähmungen oder Muskelschwäche: In schweren Fällen können Durchblutungsstörungen zu Lähmungen oder Muskelschwäche führen, insbesondere auf einer Körperseite.
- Gangstörungen: Schwierigkeiten beim Gehen oder Stehen, Instabilität und ein erhöhtes Sturzrisiko können ebenfalls auftreten.
- Persönlichkeitsveränderungen: In manchen Fällen können Durchblutungsstörungen im Gehirn auch zu Veränderungen der Persönlichkeit führen.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Symptome nicht notwendigerweise ausschließlich auf altersbedingte Durchblutungsstörungen hinweisen, sondern auch andere Ursachen haben können. Bei Verdacht auf derartige Probleme sollte eine umfassende ärztliche Untersuchung erfolgen, um eine genaue Diagnose zu stellen und geeignete Maßnahmen einzuleiten.
Diagnose einer Gehirngefäßverengung
Bei einem Verdacht auf eine Gehirngefäßverengung wird der Arzt zunächst eine Anamnese erheben, um die Krankengeschichte des Patienten zu erfassen und die Symptome zu erfragen. Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Arzt unter anderem den Puls an den Beinen und Armen überprüft und den Blutdruck an den Armen aber auch an den Beinen misst.
Zur weiteren Abklärung können verschiedene diagnostische Verfahren eingesetzt werden:
- Dopplersonographie: Die Dopplersonographie ist eine spezielle Untersuchung mittels Ultraschall. Sie zeigt, wie schnell und in welche Richtung das Blut eines Menschen fließt und lässt den Arzt die Folgen von Durchblutungsstörungen erkennen. Die Hauptuntersuchung ist der Ultraschall mit Farbbildkodierung (Duplex) und Flussmessung (Doppler). Dies ist ein schmerzfreies und ungefährliches Verfahren.
- Angiographie: Bei der Angiographie werden die Blutgefäße mit einem Kontrastmittel dargestellt, um Verengungen oder Verschlüsse sichtbar zu machen. Je nach Lage der Stenose erfolgt der Eingriff in Lokalanästhesie (bei Stenose der vorderen und hinteren Halsschlagader) oder in Vollnarkose (bei Stenose der Hirnarterie). Um zu der Stenose zu gelangen, wird zuerst eine Leistenschlagader punktiert und ein etwa 2-4 mm dickes Röhrchen (Schleuse) eingelegt. Über die Schleuse wird dann ein Katheter eingebracht, der unter Durchleuchtung vor der entsprechenden Stenose positioniert wird. Mit einem sehr feinen und flexiblen Draht (Durchmesser 0,4 mm) wird die Stenose passiert. Über diesen Draht wird das im Trägerkatheter zusammengefaltete Gitterröhrchen (Stent) vorgeschoben und über der Stenose freigesetzt. Nach Beendigung des Eingriffes erfolgt die Entfernung von Katheter und Schleuse und die Leiste wird mit einem Fibrinpfropf verschlossen. Angiographische Darstellung einer höchstgradigen Engstelle (Stenose) der linken mittleren Hirnarterie (A, Pfeile). Durch das Arbeiten an der Stenose im Blutkreislauf mit Katheter und Draht kann es zur Bildung oder Ablösung eines Blutgerinnsels kommen mit der Gefahr eines lokalen oder durch Verschleppung peripheren Gefäßverschlusses im Sinne eines Schlaganfalles. Dieser Schlaganfall kann asymptomatisch oder aber auch mit schwersten Funktionseinschränkungen vergesellschaftet sein. Grundsätzlich können eingriffsbedingte Komplikationen sofort behandelt werden.
- Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT): Diese bildgebenden Verfahren können helfen, die Ursache und das Ausmaß der Gehirngefäßverengung zu beurteilen. Bei ausgeprägten Verkalkungen kann ergänzend eine Computertomographie oder Kernspintomographie notwendig sein.
Behandlung einer Gehirngefäßverengung
Die Behandlung einer Gehirngefäßverengung zielt darauf ab, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen, die Symptome zu lindern und das Risiko für einen Schlaganfall zu reduzieren. Zunächst sollten die konservativen und medikamentösen Behandlungsoptionen bei Patient:innen mit symptomatischen Stenosen der hirnversorgenden Arterien ausgeschöpft werden.
Die Therapie der Arteriosklerose hat zunächst das Ziel, das weitere Fortschreiten der Erkrankung abzubremsen. Eine Arteriosklerose ist nicht heilbar, aber wenn noch keine Folgeerkrankungen aufgetreten sind, können Lebensstilveränderungen eine weitere Verschlimmerung oft deutlich verlangsamen. Darüber hinaus kann eine Bewegungstherapie die Bildung sogenannter Kollateralen fördern.
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Die Behandlung kann verschiedene Maßnahmen umfassen:
- Lebensstiländerungen: Eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung, regelmäßiger körperlicher Aktivität, dem Verzicht auf Rauchen und der Begrenzung des Alkoholkonsums kann dazu beitragen, das Fortschreiten der Arteriosklerose zu verlangsamen. Sich gesund zu ernähren bedeutet, sich ausgewogen zu ernähren. Blut besteht zu einem Großteil aus Wasser. Trinken wir nicht genügend Wasser, wird das Blut dickflüssiger. In feine Arterien dringt es dann nur noch mit Mühe vor.
- Medikamentöse Therapie:
- Thrombozytenaggregationshemmer: Medikamente wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) oder Clopidogrel können die Verklumpung von Blutplättchen verhindern und das Risiko für Blutgerinnsel reduzieren. Arterienverkalkung der Halsgefäße wird zunächst mit Blutfettsenkern und niedrig dosierter Acetylsalicylsäure o. ä. behandelt, um Schlaganfälle zu verhindern. Nach der gezielten Behandlung von Durchblutungsstörungen ist in der Regel die dauerhafte Einnahme eines Gerinnungshemmers nötig. In den meisten Fällen ist dies Aspirin in einer niedrigen Dosierung.
- Statine: Statine senken den Cholesterinspiegel und können so die Ablagerung von Plaques in den Gefäßen reduzieren.
- Antihypertensiva: Medikamente zur Senkung des Blutdrucks können helfen, die Gefäßwände zu schützen und das Risiko für Arteriosklerose zu verringern. Durchblutungsstörungen im Gehirn können mit Medikamenten behandelt werden, ebenso einige Risikofaktoren, wie zum Beispiel Bluthochdruck.
- Operative oder interventionelle Verfahren:
- Karotis-Endarteriektomie (TEA): Bei dieser Operation wird die Halsschlagader eröffnet und die Plaques werden entfernt. Ausgeprägte Engstellen der Halsgefäße werden meistens operiert, alternativ kann auch eine Aufdehnung und Stentimplantation erfolgen. Eine Operation erfolgt durch unsere gefäßchirurgische Abteilung.
- Stentimplantation: Bei diesem Verfahren wird ein kleines Gitterröhrchen (Stent) in das verengte Gefäß eingesetzt, um es offen zu halten.
Die Wahl der geeigneten Behandlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie beispielsweise dem Ausmaß der Stenose, den Symptomen des Patienten und seinem allgemeinen Gesundheitszustand.
Vorbeugung einer Gehirngefäßverengung
Es gibt verschiedene Maßnahmen, die dazu beitragen können, das Risiko von Gehirngefäßverengungen und Schlaganfällen zu reduzieren:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, magerem Eiweiß und gesunden Fetten kann dazu beitragen, das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu verringern.
- Regelmäßige körperliche Aktivität: Sportliche Betätigung fördert die Durchblutung, hilft bei der Gewichtskontrolle und trägt zur allgemeinen Herzgesundheit bei.
- Blutdruckkontrolle: Ein hoher Blutdruck ist ein bedeutender Risikofaktor für Durchblutungsstörungen. Regelmäßige Überprüfung und Kontrolle sind wichtig.
- Cholesterinspiegel im Auge behalten: Hohe Cholesterinwerte können zu Arteriosklerose führen, was das Risiko von Durchblutungsstörungen erhöht. Eine gesunde Ernährung und, falls notwendig, Medikamente können dazu beitragen, den Cholesterinspiegel zu kontrollieren.
- Vermeidung von Rauchen: Rauchen ist ein bedeutender Risikofaktor für Gefäßerkrankungen, einschließlich Durchblutungsstörungen. Das Aufhören mit dem Rauchen ist eine wichtige Maßnahme.
- Alkoholkonsum begrenzen: Übermäßiger Alkoholkonsum kann den Blutdruck erhöhen. Es wird empfohlen, Alkohol in Maßen zu konsumieren oder ihn ganz zu meiden.
- Gewichtsmanagement: Übergewicht kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität helfen dabei, das Gewicht zu kontrollieren.
- Diabeteskontrolle: Wenn Sie Diabetiker sind, sollten Sie Ihre Blutzuckerwerte gut im Auge behalten und optimal einstellen, eventuell auch unter Mithilfe Ihres Arztes.
- Stressmanagement: Chronischer Stress kann den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern. Entspannungstechniken wie Yoga oder Meditation können helfen, Stress abzubauen.
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