Die Struktur des Gehirns und der Wahlprozess: Eine umfassende Analyse

Die Wahlentscheidung ist ein komplexer Prozess, der von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird. Es sind nicht nur politische Überzeugungen, Programme oder die Vertrauenswürdigkeit von Kandidaten, die eine Rolle spielen, sondern auch scheinbar unbedeutende Kleinigkeiten. Dieser Artikel beleuchtet die Struktur des Gehirns im Zusammenhang mit Wahlprozessen und untersucht, wie unterschiedliche Faktoren die Wahlentscheidung beeinflussen können.

Das Kleinhirn: Eine zentrale Struktur für Koordination und Kognition

Alle Wirbeltiere haben ein Kleinhirn. Die Bedeutung dieses Hirnbereichs zeigt sich nicht zuletzt dadurch, dass Kleinhirn-Körnerzellen mehr als die Hälfte aller Nervenzellen im Wirbeltiergehirn ausmachen. Das Kleinhirn, eine bei Fischen und Säugetieren gleichermaßen vorkommende Struktur mit einem stereotypen, dreilagigen Aufbau, spielt eine entscheidende Rolle bei der Koordination von Bewegungen, dem Erlernen und der Feinabstimmung von Bewegungsabläufen, der Kalibrierung von Reflexen und möglicherweise auch höheren kognitiven Prozessen wie Emotionen. Obwohl seine Bedeutung für all diese Bereiche und auch die Anatomie und Verbindungen des Kleinhirns bekannt sind, ist seine Arbeitsweise in vieler Hinsicht immer noch unklar. So gibt es nur Theorien dazu, wie eingehende Informationen der verschiedenen Quellen im Kleinhirn von den Körnerzellen organisiert und integriert werden.

Die Rolle der Körnerzellen im Kleinhirn

Obwohl Körnerzellen die häufigsten Zellen im Wirbeltiergehirn sind, gestaltet sich das Aufzeichnen der Zellaktivität jedoch als äußerst schwierig. Dies liegt daran, dass bereits ein kleines Säugetiergehirn wie das der Maus viele hunderttausend Körnerzellen besitzt, die über einen recht großen Hirnbereich verteilt sind. So kann die Aktivität immer nur von einem Teil der Zellen zeitgleich in einem Tier erfasst werden. Laura Knogler und ihre Kollegen aus der Forschungsgruppe von Ruben Portugues am Max-Planck-Institut für Neurobiologie berichten nun von ihren Ergebnissen zur Kleinhirnaktivität in den kleinen und durchsichtigen Zebrafischlarven. Mit der Wahl dieses Tiermodells war es den Wissenschaftlern erstmals möglich die Aktivität aller Körnerzellen in einem wachen, sich verhaltenden Wirbeltier zu untersuchen. „Der große Vorteil beim Zebrafisch ist, dass sein Gehirn weniger als einen Quadratmillimeter groß ist und uns fluoreszierende Proteine durch ihr Aufleuchten zeigen können, welche Nervenzellen aktiv sind", erklärt Laura Knogler. Ruben Portugues, der Leiter der Forschungsgruppe, erklärt, warum diese Ergebnisse so unerwartet waren: „Seit den frühen 1970er Jahren gingen Wissenschaftler davon aus, dass einzelne sensorische Reize nur sehr wenige Körnerzellen aktivieren. „Zusammen mit den Erkenntnissen einiger kürzlich veröffentlichter Studien zeigen unsere Ergebnisse, dass wir unser geglaubtes Wissen über die Funktion des Kleinhirns noch einmal gründlich überdenken müssen." Obwohl das Verhaltensspektrum von Zebrafischlarven im Vergleich zu manch anderen Wirbeltier-Ordnungen eher begrenzt ist, ist die dem Verhalten zugrundeliegende Kleinhirn-Struktur bei allen vergleichbar. Die Zebrafischlarve, mit ihrem kleineren Gehirn und den verfügbaren experimentellen Methoden ist daher ein ideales Modell um grundlegende Funktionen und Arbeitsweisen des Wirbeltier-Kleinhirns zu verstehen. Als nächsten Schritt auf diesem Weg wollen die Wissenschaftler der Portugues-Gruppe untersuchen, wie Körnerzellen dem Zebrafisch helfen, Bewegungen in Echtzeit zu koordinieren.

Neuronale Schaltkreise und Deutungsrahmen in der politischen Sprache

Wenn wir Wörter hören, gelangen nicht einfach nur akustische Signale in unser Gehirn. Die Wörter aktivieren neuronale Schaltkreise, die dafür sorgen, dass die gehörten Wörter eine Bedeutung bekommen und dass daraufhin Gedanken auftauchen. Der US-Linguist Charles J. Fillmore führte dafür den Begriff „Frame“ - Deutungsrahmen - ein. Obamas „Yes, we can“ aktiviere einen umfangreichen Deutungsrahmen mit verschiedenen Gedanken. Dieser Frame sieht laut Wehling etwa so aus: Es gibt ein Ziel - das kann und möchte man gemeinsam erreichen. Um zu kooperieren, muss man empathisch sein und Unterschiede akzeptieren. Hillary Clintons Credo hingegen aktiviere einen „Experten-Frame“, so Wehling: Es gibt Probleme; ich als Bürger kann diese nicht selbst lösen; ein rational denkender Experte wäre nützlich; Hillary Clinton eben; und die kann man wählen.

Die Macht moralischer Werte

Der US-amerikanische Linguist George Lakoff empfahl einmal: „Wenn Sie politische Zustimmung gewinnen wollen, müssen Sie über Werte sprechen. Denn das ist es, worin sich Parteien unterscheiden: in ihren moralischen Werten. Und in Werten können sich Wähler mit Parteien identifizieren.“ Deswegen hört man mitunter: Schulden seien „unmoralisch“, und die Bibel belege doch, dass die eigenen hehren Ziele gerechtfertigt sind. Die Gefahr dabei: Die moralischen Argumente werden unmoralisch genutzt - nämlich vorgeschoben, gar missbraucht.

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Subtile Einflüsse auf die Wahlentscheidung

Wahlforscher sind in den letzten Jahren auf einige überraschende Faktoren gestoßen, die die Wähler beeinflussen. Manche verschieben die Prozente für die Parteien vielleicht nur minimal. Da aber Wahlergebnisse sehr knapp ausfallen können, könnten gerade diese Dinge darüber entscheiden, wer der nächste Kanzler wird - oder die Kanzlerin.

Sportergebnisse und die Stimmungslage

Wissenschaftler um den Stanford-Politologen Neil Malhotra analysierten 2010 die Ergebnisse von US-Wahlen, Präsidentenwahlen, Gouverneurswahlen und Senatswahlen. Diese Zahlen verglichen sie mit dem Ausgang von American-Football-Spielen der Collegemeisterschaft. Ihr Ergebnis: Wenn die Heimmannschaft in den letzten zehn Tagen vor einer Wahl gewonnen hat, dann stimmen in der Region mehr Menschen für den Amtsinhaber. Über alle Wahlen seit 1964 hinweg lag der durchschnittliche Zugewinn bei immerhin 1,61 Prozentpunkten. Die Forscher liefern auch eine Theorie, wie es zu diesem überraschenden Effekt kommt. Wenn die eigene Mannschaft gewonnen hat, dann sind die Anhänger gut gelaunt.

Der Ort des Wahllokals

Der Psychologe Abraham Rutchick von der California State University fand heraus, dass deutlich mehr Wähler für den konservativen Kandidaten stimmten, wenn sich das Wahllokal in einer Kirche befand. Wissenschaftler um den Psychologen Jordan LaBouff der Baylor University in Texas kommen zu dem Ergebnis, dass es offenbar sogar reicht, dass ein Gotteshaus in Sichtweite ist, um die Meinung von manchen Menschen zu beeinflussen.

Die Rolle von Angst und Ärger

Psychologen der University of Arizona untersuchten, warum der damalige US-Präsident George W. Bush nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 so massiv an Zustimmung gewonnen hat und warum seine anschließende Kriegspolitik so lange von der Bevölkerung unterstützt wurde. Nach ihrer Interpretation liegt der Schlüssel in dem Bewusstmachen der eigenen Sterblichkeit: Wer mit dem Tod konfrontiert wird, neigt aus Angst dazu, sich hinter Führungspersonen zu stellen. Doch ein Psychologenteam um Alan Lambert von der Washington University kommt zu einem anderen Ergebnis. Diejenigen, die das 9/11-Material gesehen hatten, standen deutlich stärker hinter dem damaligen Präsidenten - allerdings nur, was Militärisches angeht. Und ihr vorherrschendes Gefühl war nicht die Angst, sondern der Ärger.

Die Bedeutung von Stimme, Persönlichkeit und Aussehen

Der Ton macht die Musik - und ein wenig auch den Wahlkampfsieger. Der kanadische Psychologe David R. Feinberg hat festgestellt: Tiefere Stimmen kommen besser an als höhere Stimmen. Menschen wählen lieber jenen Kandidaten, der ihnen selbst ähnlich ist. Schon länger gehen Experten davon aus: Wie die Persönlichkeit von Politikern wahrgenommen wird, kann Wähler stärker beeinflussen als das Programm oder die bisherige Politik eines Kandidaten. Es gibt Studien, in denen der Schönheitsfaktor von Politikern in Zusammenhang mit ihrem beruflichen Erfolg untersucht wurde. In beiden Ländern wurde festgestellt: „Konservative Politiker sehen besser aus, und Wähler belohnen das.“

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Die Herausforderungen für Kanzlerkandidaten

Wer auf der politischen Bühne erfolgreich sein möchte, muss vieles können, vieles beachten und manches vermeiden.

Die richtigen Worte

Die deutsche Linguistin Elisabeth Wehling hat zahlreiche Beispiele von „Polit-Sprech“ analysiert. Denn wenn wir Wörter hören, dann gelangen nicht einfach ein paar Buchstaben in Form von akustischen Signalen in unsere Ohren und weiter als Nerven-Impulse in unser Gehirn. Die Wörter aktivieren neuronale Schaltkreise: Sie sind es, die dafür sorgen, dass die gehörten Wörter eine Bedeutung bekommen und dass daraufhin Gedanken auftauchen.

Die richtigen Werte

Der US-amerikanische Linguist George Lakoff empfahl einmal: „Wenn Sie politische Zustimmung gewinnen wollen, müssen Sie über Werte sprechen. Denn das ist es, worin sich Parteien unterscheiden: in ihren moralischen Werten. Und in Werten können sich Wähler mit Parteien identifizieren.“

Die richtige Stimme

Der kanadische Psychologe David R. Feinberg hat zudem festgestellt: Tiefere Stimmen kommen besser an als höhere Stimmen.

Die richtige Persönlichkeit

Menschen wählen lieber jenen Kandidaten, der ihnen selbst ähnlich ist. Schon länger gehen Experten davon aus: Wie die Persönlichkeit von Politikern wahrgenommen wird, kann Wähler stärker beeinflussen als das Programm oder die bisherige Politik eines Kandidaten.

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Das richtige Charisma

Charismatische Ausstrahlung müsse eben nicht an etwas Positives gebunden sein, erklärte die Charisma-Forscherin Berit Bliesemann de Guevara einmal. Umgangssprachlich hingegen versteht man unter Charisma eher Positives: Jemand schafft es, Vorbild zu sein, sich als Messias darzustellen, einen für sich einzunehmen. Aber Soziologen warnen: Charisma kann auch blenden.

Das richtige Aussehen

Ein schnieker Anzug und eine hübsche Frisur: Macht gutes Aussehen Politiker erfolgreich? Es gibt tatsächlich Studien, in denen der Schönheitsfaktor von Politikern in Zusammenhang mit ihrem beruflichen Erfolg untersucht wurde.

tags: #gehirn #struktur #wahlprozess