Gestörtes Temperaturempfinden nach Schlaganfall: Ursachen und Behandlung

Ein Schlaganfall kann vielfältige neurologische Folgen haben, darunter auch Sensibilitätsstörungen, die sich in einem gestörten Temperaturempfinden äußern können. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für ein solches gestörtes Temperaturempfinden nach einem Schlaganfall, geht auf Begleiterkrankungen ein und erklärt diagnostische und therapeutische Optionen.

Was ist eine Sensibilitätsstörung?

Sensibilitätsstörungen bezeichnen Veränderungen in der Wahrnehmung von Sinnesreizen wie Berührung, Schmerz, Temperatur oder Vibration. Diese Störungen können sich in unterschiedlicher Form äußern, beispielsweise als Taubheitsgefühl, Kribbeln, Brennen oder eben als verändertes Temperaturempfinden.

Welche Symptome treten auf?

Ein gestörtes Temperaturempfinden kann sich unterschiedlich äußern. Betroffene können Schwierigkeiten haben, heiße und kalte Temperaturen zu unterscheiden, oder sie empfinden Temperaturen anders als erwartet. Beispielsweise kann eine warme Oberfläche als kalt wahrgenommen werden oder umgekehrt. In manchen Fällen kann es auch zu einer Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Temperaturen kommen.

Ursachen von Sensibilitätsstörungen

Sensibilitätsstörungen können vielfältige Ursachen haben. Dazu gehören:

  • Schlaganfall: Ein Schlaganfall kann durch eine Schädigung von Nervenzellen im Gehirn oder Rückenmark zu Sensibilitätsstörungen führen. Wenn Nervenzellen geschädigt sind, können Impulse, die das Gehirn sendet, nicht mehr richtig weitergeleitet werden.
  • Polyneuropathie: Polyneuropathie ist eine Erkrankung der peripheren Nerven, die durch verschiedene Faktoren wie Diabetes mellitus, Alkoholmissbrauch, Vitaminmangel oder bestimmte Medikamente verursacht werden kann. Bei einer Polyneuropathie können sensible Nerven geschädigt werden, was zu einem gestörten Temperaturempfinden führen kann.
  • Rückenmarksinfarkt: Ein Rückenmarksinfarkt entsteht durch eine Mangeldurchblutung des Rückenmarks, was zu einer Schädigung von Nervenzellen führen kann. Je nachdem, welcher Bereich des Rückenmarks betroffen ist, kann es zu unterschiedlichen Symptomen kommen, darunter auch ein gestörtes Schmerz- und Temperaturempfinden.
  • Morbus Fabry: Morbus Fabry ist eine seltene, genetisch bedingte Stoffwechselerkrankung, bei der es zu einer Anreicherung von bestimmten Fettstoffen in den Zellen kommt. Dies kann auch die Nerven betreffen und zu Sensibilitätsstörungen führen.
  • Weitere Erkrankungen: Auch andere Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Tumore oder Entzündungen können Sensibilitätsstörungen verursachen.

Spezifische Ursachen nach Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall kann ein gestörtes Temperaturempfinden durch verschiedene Mechanismen verursacht werden:

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  • Direkte Schädigung sensorischer Bahnen: Der Schlaganfall kann direkt die Hirnareale oder Nervenbahnen schädigen, die für die Verarbeitung von Temperaturinformationen zuständig sind.
  • Beeinträchtigung der Thalamusfunktion: Der Thalamus spielt eine wichtige Rolle bei der Weiterleitung sensorischer Informationen an die Großhirnrinde. Eine Schädigung des Thalamus durch den Schlaganfall kann daher zu Sensibilitätsstörungen führen.
  • Veränderungen der kortikalen Verarbeitung: Auch die Großhirnrinde ist an der Verarbeitung sensorischer Informationen beteiligt. Ein Schlaganfall kann diese kortikalen Prozesse beeinträchtigen und so zu einem gestörten Temperaturempfinden führen.

Sind Sensibilitätsstörungen gefährlich?

Sensibilitätsstörungen an sich sind nicht lebensbedrohlich, können aber im Alltag zu erheblichen Problemen führen. Ein gestörtes Temperaturempfinden kann beispielsweise das Risiko für Verbrennungen oder Erfrierungen erhöhen, da Betroffene nicht mehr in der Lage sind, heiße oder kalte Oberflächen richtig einzuschätzen. Auch Verletzungen können unbemerkt bleiben, was zu Komplikationen führen kann.

Diagnose von Sensibilitätsstörungen

Die Diagnose von Sensibilitätsstörungen umfasst in der Regel eine ausführliche Anamnese, eine neurologische Untersuchung und gegebenenfalls weitere technische Untersuchungen.

  • Anamnese: Der Arzt erfragt die genaue Art und den Verlauf der Beschwerden, Vorerkrankungen und eingenommene Medikamente.
  • Neurologische Untersuchung: Bei der neurologischen Untersuchung werden Reflexe, Sensibilität (Berührung, Schmerz, Temperatur, Vibration), Muskelkraft, Koordination und Gleichgewicht überprüft.
  • Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht kann der Arzt weitere Untersuchungen veranlassen, wie beispielsweise eine Elektroneurographie (Messung der Nervenleitgeschwindigkeit), eine Elektromyographie (Messung der Muskelaktivität), bildgebende Verfahren (MRT, CT) oder eine Hautbiopsie.

Wann müssen Sie zum Arzt?

Bei plötzlich auftretenden Sensibilitätsstörungen, insbesondere nach einem Schlaganfall, sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Auch bei langsam fortschreitenden Sensibilitätsstörungen ist eine ärztliche Abklärung ratsam, um die Ursache zu ermitteln und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Behandlung von Sensibilitätsstörungen

Die Behandlung von Sensibilitätsstörungen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei einem gestörten Temperaturempfinden nach einem Schlaganfall können verschiedene Therapieansätze in Frage kommen:

  • Physiotherapie: Physiotherapie kann helfen, dieSensibilität zu verbessern und die Koordination zu schulen.
  • Ergotherapie: Ergotherapie kann Betroffenen helfen, Strategien zu entwickeln, um mit den Einschränkungen im Alltag besser umzugehen.
  • Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können Medikamente eingesetzt werden, um neuropathische Schmerzen zu lindern oder die Nervenfunktion zu verbessern.
  • Sensibilitätstraining: Durch gezieltes Training können Betroffene lernen, ihreSensibilität wieder zu verbessern. Dabei werden beispielsweise verschiedene Materialien mit unterschiedlichen Temperaturen oder Oberflächenbeschaffenheiten ertastet.

Weitere Aspekte

  • Kälteempfindlichkeit: Bei Kälteempfindlichkeit ist es wichtig, sich vor Kälte zu schützen, beispielsweise durch warme Kleidung, Handschuhe und Mütze. Auch das Vermeiden von Zugluft und das Tragen von Thermounterwäsche können helfen.
  • Wärmeempfindlichkeit: Bei Wärmeempfindlichkeit sollten Betroffene sich vor Überhitzung schützen, beispielsweise durch das Tragen von leichter Kleidung, das Vermeiden von direkter Sonneneinstrahlung und das Trinken von ausreichend Flüssigkeit.
  • Diabetes und Polyneuropathie: Bei Diabetes mellitus ist eine gute Blutzuckereinstellung wichtig, um Nervenschäden vorzubeugen oder zu verlangsamen. Regelmäßige Fußpflege und das Tragen von geeignetem Schuhwerk sind ebenfalls wichtig, um Verletzungen vorzubeugen.
  • Alkohol und Polyneuropathie: Bei Alkoholmissbrauch ist eine sofortige und lebenslange Abstinenz angezeigt, um weitere Nervenschäden zu vermeiden.

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