Semir Zekis "Glanz und Elend des Gehirns" ist eine faszinierende Auseinandersetzung mit der Frage, wie unser Gehirn Kunst, Musik, Literatur und letztlich unser Streben nach Glück beeinflusst. Das Buch kombiniert Erkenntnisse der Neurobiologie mit philosophischen Überlegungen und Interpretationen von Kunstwerken, literarischen Werken und Musikstücken. Zeki untersucht, wie zentrale Fähigkeiten des Gehirns sich in diesen kreativen Ausdrucksformen manifestieren.
Die Suche nach dem Ideal: Angeborene Konzepte und erlebte Erfahrungen
Zeki argumentiert, dass unser Gehirn angeborene Konzepte wie Liebe und Schönheit besitzt. Diese Konzepte formen Idealvorstellungen, die in der Realität oft unerreichbar bleiben. Diese Diskrepanz zwischen dem angeborenen Konzept und seiner Weiterentwicklung durch persönliche Erfahrungen ist es, die laut Zeki den "Glanz und Elend des Gehirns" ausmacht.
Neurobiologie trifft auf die Schönen Künste
Ein zentraler Punkt in Zekis Argumentation ist, dass die Neurobiologie von den Schönen Künsten und dem kreativen Schaffen lernen kann. Er fragt: Wie kommt die Idee eines Künstlers auf die Leinwand? Warum ist es so schwer, ein perfektes Werk zu schaffen, die wahre Liebe oder das große Glück zu finden? Warum bleiben Werke unvollendet und werden gerade dadurch zu Meilensteinen der Kultur?
Neurobiologische Forschungen haben gezeigt, wie Nervenzellen Sinneseindrücke verarbeiten und wie Botenstoffe im Gehirn Verliebtsein und Lust steuern. Zeki geht jedoch weiter und untersucht, wie das Gehirn funktioniert, wenn es um Ideen, Ideale, Liebe und Schönheit geht.
Künstlerisches Schaffen als Ausdruck neurobiologischer Grundlagen
Zeki demonstriert anhand von bedeutenden Kunstwerken, wie Paul Cézannes "Montagne Sainte Victoire", Dante Alighieris "Die göttliche Komödie" und Richard Wagners "Tristan und Isolde", seine These, dass künstlerisches Schaffen ein möglicher Ausweg aus einer im Gehirn angelegten Unzufriedenheit sein kann. Er deutet an, dass das Gehirn die Quelle höherer Erkenntnis ist und dass künstlerisches Schaffen ein Ausdruck neurobiologischer Grundlagen ist.
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Ein interdisziplinärer Ansatz
Zeki kombiniert in seinem Buch neurobiologische Forschung mit philosophischen Sichtweisen und ergänzt diese mit der Interpretation von Kunst, Literatur und Musik. Dieser interdisziplinäre Ansatz ermöglicht es ihm, neue Perspektiven auf das menschliche Gehirn und seine Beziehung zur Kreativität zu eröffnen.
Rezensionen und Rezeption
Das Buch "Glanz und Elend des Gehirns" hat in verschiedenen Fachzeitschriften und Online-Medien Beachtung gefunden. In einer Rezension von C. Cohrdes (2011) wurde das Buch als eine interessante Auseinandersetzung mit der Neurobiologie im Spiegel von Kunst, Musik und Literatur gewürdigt.
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