Meningokokken sind Bakterien, die schwere Erkrankungen wie Hirnhautentzündung (Meningitis) und Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können. Besonders gefährdet sind Babys und Kleinkinder, bei denen die Infektion innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden kann. Obwohl die Erkrankung in Deutschland relativ selten ist, wird ihre Gefährlichkeit oft unterschätzt.
Die Gefährlichkeit von Meningokokken
Meningokokken-Infektionen sind selten, aber hochgefährlich. In Deutschland gibt es etwa einen Erkrankungsfall pro Tag und einen Todesfall pro Woche. Trotz intensiver medizinischer Versorgung sterben etwa zehn Prozent der Patienten. Von den Überlebenden tragen etwa 20 Prozent Spätfolgen davon, wie z. B. Schädigungen des Hörorgans, Verlust von Gliedmaßen oder schwere Narbenbildungen.
Die Bakterien sind deshalb so gefährlich, weil sie bei etwa zehn bis 40 Prozent der gesunden Menschen im Nasen-Rachenraum vorkommen können. Werden diese Erreger weitergegeben und dringen in die Blutbahn ein, kann es zu einer Hirnhautentzündung und/oder Blutvergiftung kommen. Die Bakterien schütten Entzündungsstoffe aus, die das Blutgerinnungssystem durcheinanderbringen können. Dies kann zu einer Verstopfung kleinster Blutgefäße (Kapillaren) führen, was im schlimmsten Fall den Verlust von Gliedmaßen und den Tod zur Folge haben kann.
Ansteckung und Risikogruppen
Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, also durch respiratorische Sekrete aus den Atemwegen eines Trägers. Besonders gefährdet sind Babys im ersten Lebenshalbjahr, da ihr Immunsystem die Erreger noch nicht effektiv abwehren kann. Auch Jugendliche haben ein erhöhtes Risiko, da in diesem Alter die Sozialkontakte intensiver werden und die Schleimhäute durch Diskobesuche und Zigarettenrauch geschädigt sein können.
Symptome und der Glas-Test
Anfänglich sind die Symptome einer Meningokokken-Erkrankung unspezifisch und ähneln einem grippalen Infekt mit Fieber, Kopfschmerzen und Unwohlsein. Bei Babys und Kleinkindern ist es oft schwer zu erkennen, dass es sich nicht um einen harmlosen Infekt handelt.
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Ein wichtiger Hinweis kann der sogenannte Glas-Test geben. Dabei wird geprüft, ob sich kleine, dunkle Flecken auf der Haut (Petechien) mit einem Glasspatel oder einem Trinkglas wegdrücken lassen. Diese Petechien entstehen durch Einblutungen in die Haut, wenn die Bakterien bereits Veränderungen am Gerinnungssystem hervorgerufen haben. Lassen sich die Flecken nicht wegdrücken, ist dies ein Alarmsignal und es ist höchste Eile geboten, um ins Krankenhaus zu fahren.
Der Glas-Test im Detail
- Suchen Sie bei Ihrem Kind nach kleinen roten, bläulichen oder braunen Flecken auf der Haut.
- Nehmen Sie ein sauberes Trinkglas oder einen Glasspatel.
- Drücken Sie das Glas fest auf einen der Flecken.
- Beobachten Sie, was passiert:
- Verschwindet der Fleck unter dem Glas, handelt es sich wahrscheinlich um eine harmlose Hautirritation oder einen Bluterguss.
- Bleibt der Fleck sichtbar, deutet dies auf Petechien hin, die durch eine Meningokokken-Infektion verursacht sein können.
Wichtig: Bei dunkler Hautfarbe sollte der Glas-Test an helleren Körperstellen wie den Handinnenflächen oder Fußsohlen durchgeführt werden. Im Zweifelsfall sollte immer ein Arzt konsultiert werden.
Wann zum Arzt?
Eltern sollten generell auf ihr Bauchgefühl hören und im Zweifelsfall lieber einmal zu viel zum Arzt gehen. Besonders bei Fieber ohne klare Ursache (ohne Mittelohrentzündung, Bronchitis oder Blasenentzündung) ist Vorsicht geboten. Ein Blick ins Impfbuch kann ebenfalls hilfreich sein. Wurde bereits umfassend gegen die unterschiedlichen Meningokokken-Gruppen geimpft, kann man etwas beruhigter sein, aber dennoch nicht ganz sicher.
Behandlung
Die Behandlung einer Meningokokken-Infektion ist schwierig und muss so schnell wie möglich erfolgen. In der Klinik werden mehrere Antibiotika, Gerinnungsfaktoren und Plasma eingesetzt. Entscheidend ist jedoch, dass die Behandlung rechtzeitig beginnt, bevor die Bakterien im Immunsystem und im Blutsystem zu viel Schaden angerichtet haben.
Impfung als beste Vorbeugung
Die beste Vorbeugung gegen Meningokokken-Erkrankungen ist die Impfung. Es gibt verschiedene Serogruppen von Meningokokken (A, B, C, W und Y), gegen die unterschiedliche Impfungen existieren.
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- Die Einzel-Impfung gegen Serogruppe C wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) ab dem vollendeten zwölften Lebensmonat standardmäßig empfohlen.
- Es gibt auch eine Impfung gegen die Serogruppe B und eine Kombinationsimpfung gegen ACWY.
Die aktuelle epidemiologische Situation in Deutschland zeigt, dass die Serogruppe B mit etwa 60 Prozent für die meisten Erkrankungen verantwortlich ist. Da die größte Gefahr für eine solche Erkrankung in den ersten sechs Lebensmonaten besteht, ist eine frühzeitige Impfung besonders wichtig.
Impfempfehlungen der STIKO
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt folgende Impfungen gegen Meningokokken:
- Meningokokken C: Standardimpfung für alle Kinder im Alter von 12 Monaten. Versäumte Impfungen sollten bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.
- Meningokokken B: Keine generelle Empfehlung für alle Kinder. Die Impfung wird jedoch für Menschen mit erhöhtem Infektionsrisiko empfohlen, z. B. bei Immundefekten oder Reisen in Risikogebiete.
- Meningokokken ACWY: Empfohlen für Personen mit erhöhtem Risiko und für Reisende in Gebiete mit einem erhöhten Vorkommen dieser Serogruppen.
Meningitis allgemein
Eine Meningitis ist eine Entzündung der Hirnhäute, die meist durch Viren, seltener durch Bakterien verursacht wird. Die bakterielle Meningitis ist besonders gefährlich und muss schnellstmöglich mit Antibiotika behandelt werden.
Symptome einer Meningitis
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Nackensteife
- Übelkeit und Erbrechen
- Lichtempfindlichkeit
- Verwirrtheit
Diagnose einer Meningitis
Bei Verdacht auf Meningitis sollte umgehend ein Arzt aufgesucht werden. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung, eine Blutuntersuchung und eine Lumbalpunktion (Entnahme von Nervenwasser).
Vorbeugung gegen Meningitis
Neben den Impfungen gegen Meningokokken, Pneumokokken und Haemophilus influenzae Typ B (Hib) gibt es auch Impfungen gegen virale Erreger wie Mumps, Masern, Röteln und Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).
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