Großzehe steht hoch: Ursachen und Behandlungen

Ein hochstehender großer Zeh kann verschiedene Ursachen haben und sowohl ein ästhetisches als auch ein gesundheitliches Problem darstellen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten für verschiedene Erkrankungen, die mit einem hochstehenden großen Zeh einhergehen können, wie Hallux varus, Hallux valgus und Hallux rigidus.

Hallux Varus: Abspreizung der Großzehe nach innen

Der Hallux varus ist eine Fußfehlstellung, bei der sich die Großzehe nach innen vom Fuß abspreizt, wodurch eine deutliche Lücke zu den anderen Zehen entsteht. Wörtlich aus dem Lateinischen übersetzt bedeutet Hallux varus "Großzehe" und "auseinandergebogen".

Ursachen des Hallux Varus

Eine Fußfehlstellung wie der Hallux varus kann erworben oder angeboren sein, wobei man in letzterem Fall von einem Hallux varus congenitus spricht - diese Form der Fußdeformität ist jedoch äußerst selten.

  • Operative Überkorrektur: Die häufigste Ursache für Hallux varus ist eine Überkorrektur bei der chirurgischen Behandlung eines Hallux valgus.
  • Fuß-Trauma: Verletzungen am Fuß, insbesondere Brüche oder Bänderrisse, können ebenfalls zu einem Hallux varus führen.
  • Genetische Faktoren & Entwicklungsstörungen: Obwohl selten, kann ein Hallux varus auch angeboren sein.

Symptome des Hallux Varus

  • Druck im Schuhwerk: Durch die Abspreizung der großen Zehe vom Fuß kommt es oft zu einem drückenden Gefühl im Schuh, da der Fuß nicht genügend Platz findet.
  • Zunehmende Beschwerden: Bleibt die Fußdeformität unbehandelt, verschlimmert sich der Hallux varus häufig.

Behandlung des Hallux Varus

Die Therapie eines Hallux varus kann grundsätzlich zwei Pfaden folgen: Entweder wird eine konservative Behandlung des Hallux varus angestrebt oder eine Hallux-varus-OP durchgeführt. In den meisten Fällen reichen nicht-invasive Maßnahmen vollkommen aus.

  • Konservative Behandlung: Zu den konservativen Behandlungsmethoden beim Hallux varus zählt unter anderem die Versorgung mit orthopädischen Einlagen oder die Fertigung spezieller Orthopädie-Schuhtechnik. Diese entlasten den Fuß, reduzieren den Druck auf die Fehlstellung und führen zu einer Verminderung der Fußdeformität im Großzehengrundgelenk.
  • Operative Behandlung: Genügen konservative Methoden nicht, um die Fußdeformität in den Griff zu bekommen, so gibt es auch die Möglichkeit, eine Operation gegen den Hallux varus durchzuführen. Diese Vorgehensweise wird zumeist auch dann gewählt, wenn die Fehlstellung der Großzehe so schwerwiegend ist, dass sie die Gesundheit des oder der Betroffenen stark einschränkt.

Hallux Valgus: Abweichung der Großzehe nach außen

Der Hallux valgus ist das Gegenteil des Hallux varus. Statt von den anderen Zehen abgespreizt zu sein, zeigt der große Zeh beim Hallux valgus in Richtung der anderen Zehen und überlappt sich oft mit diesen. Fast jede und jeder vierte Erwachsene ist betroffen, am Anfang halten es viele für eine Bagatelle. Von einem Hallux valgus oder Ballenzeh spricht man, wenn die große Zehe zu sehr in Richtung der Nachbarzehen weist und diese einengt. Meist beginnt es mit einer Wölbung auf der Innenseite des Fußes. Es ist das Köpfchen des Mittelfußknochens, das hier sichtbar hervortritt. An ihm setzt das Grundglied des großen Zehs an. Der wiederum drängt seine kleineren Nachbarn zur Seite.

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Ursachen des Hallux Valgus

Die Ursachen für einen Hallux valgus sind vielfältig. Neben einer genetischen Veranlagung können auch schwaches Bindegewebe, enge Schuhe mit hohen Absätzen und rheumatische Erkrankungen eine Rolle spielen. Auch Fehlstellungen des Fußes, wie ein Spreizfuß, können den Hallux valgus begünstigen.

Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einem Hallux valgus führen können:

  • Instabilität, meist durch übermäßiges Abknicken des Fußes nach innen, sodass sich der äußere Fußrand hebt und der innere Fußrand senkt (Hyperpronation).
  • Gewalteinwirkung durch einen Unfall (posttraumatisch)
  • Bindegewebserkrankungen, z. B. Marfan-Syndrom,Ehlers-Danlos-Syndrom, Hypermobilitätssyndrom
  • Neuromuskuläre Erkrankungen, wie infantile Zerebralparese und Multiple Sklerose
  • Rheumatoide Arthritis (Rheuma)

Einige Dinge erhöhen die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich ein Hallux valgus entwickelt:

  • Weibliches Geschlecht
  • Höheres Alter
  • Tragen von High Heels im Erwachsenenalter ab 20 Jahren
  • Gicht
  • Plattfuß
  • Hohe Belastung des Vorfußes durch Achillessehnen-/Wadenmuskelverkürzung
  • Familiäre Belastung

Symptome des Hallux Valgus

  • Schmerzen: Oft schmerzt die Großzehe und reagiert empfindlich auf Druck. Dies betrifft vor allem die Seite der Großzehe, die zum anderen Fuß zeigt. Das Laufen und das Tragen enger Schuhe tut meist besonders weh. Wenn die Großzehe die Kleinzehen verdrängt, können auch diese zu schmerzen beginnen.
  • Sichtbare Fehlstellung: Die Großzehe weicht zum anderen Fuß hin ab, während die Großzehe zur zweiten Zehe hin abweicht. Außerdem kann die Großzehe in sich gedreht sein. Durch die Fehlstellung steht das Mittelfußköpfchen der Großzehe hervor: Es wirkt, als wäre der Knochen an dieser Stelle verdickt, obwohl das meist nicht der Fall ist. Diese Erscheinung wird Pseudoexostose genannt. Einige Patient*innen haben eine Weichteilschwellung im Bereich des Mittelfußköpfchens.
  • Eingeschränkte Beweglichkeit: Mit Fortschreiten der Erkrankung wird das Gelenk zunehmend weniger beweglich.

Behandlung des Hallux Valgus

Grundsätzlich gilt: Je früher man aktiv wird, desto besser. Dann lässt sich die Entwicklung manchmal aufhalten und eine Operation vermeiden, die beim fortgeschrittenen Hallux valgus in der Regel notwendig wird. In frühen Stadien kann die Behandlung oft noch bei den Ursachen ansetzen.

  • Konservative Behandlung:
    • Einlagen: Viele Fehlstellungen können mit Einlagen behandelt werden. Damit tut man gleichzeitig auch etwas gegen den Hallux valgus.
    • Zehenspreizer: Sie halten die Großzehe auf Abstand zu den Nachbarn, können so entlasten und verhindern, dass Druckstellen entstehen.
    • Bandagen: Sie ziehen den großen Zeh in die Mitte, weg von den anderen Zehen. Sie haben einen doppelten Effekt, können Druckstellen verhindern und die Position der großen Zehe während des Tragens ein kleines Stück weit korrigieren. Nachts halten Schienen die Großzehe auf Abstand von den anderen Zehen.
    • Fußmuskeltraining: Ziel: die Fußmuskeln zu stärken.
    • Schuhwerk: Sogenannte Diabetikerschuhe sind gepolstert und haben oft eine besonders große Zehenbox. Sie werden auch beim Ballenzeh empfohlen.
  • Operative Behandlung: Ob und wann eine OP infrage kommt, hängt laut Daphne-Asimenia Eschbach stark von der Patientin oder dem Patienten ab. Weil ein Ballenzeh nicht lebensbedrohlich sei, könnten die Betroffenen in der Regel recht frei entscheiden, wann sie aktiv werden und was sie gegen die Fehlstellung unternehmen wollen.

Hallux Rigidus: Arthrose im Großzehengrundgelenk

Als Hallux rigidus bezeichnet man eine Arthrose im Großzehengrundgelenk. Bei einem Hallux rigidus ist das Großzehengrundgelenk von Arthrose befallen. Als Folge des Gelenkverschleißes entzündet sich das Gelenk und der Gelenkspalt verschmälert sich. Zudem können Ödeme (Wassereinlagerungen) im Knochen oder Knochensporne entstehen, die zusätzliche Fußschmerzen und Beschwerden beim Laufen verursachen. All diese Faktoren tragen zur Bewegungseinschränkung der Großzehe bei.

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Ursachen des Hallux Rigidus

Warum genau der Hallux rigidus entsteht, lässt sich häufig nicht eindeutig feststellen. Ein Hallux rigidus kann die Lebensqualität deutlich einschränken. Ein Risikofaktor für die Entstehung der Arthrose im Großzehengrundgelenk scheint eine Fehlstellung des Mittelfußknochens zu sein. Beim sogenannten Metatarsus primus elevatus ist der Mittelfußknochen der großen Zehe im Vergleich zu den anderen Mittelfußknochen höhergestellt (gelbe Markierung). In vielen Fällen ist die Ursache des Hallux rigidus nicht genau zu ermitteln. Es kommen erbliche Faktoren, Mikroverletzungen und Fehl- bzw. Häufig treten auch Sekundärarthrosen der Großzehe, also Arthrosen mit bekannter Ursache, z. B. durch Gicht auf. Zudem kann eine Abflachung des Fußlängsgewölbes bei nach innen abknickendem Rückfuß (sog. überlanger 1. fehlgestellter 1. Probleme beim Zehenspitzenstand sollten dringend abgeklärt werden.

Symptome des Hallux Rigidus

Wie äußert sich Hallux Rigidus?Der Hallux rigidus, lateinisch für "steife Großzehe", ist eine der häufigsten Erkrankungen der Zehen. Schmerzen beim Abrollen des Fußes und eine eingeschränkte Beweglichkeit sind häufig erste Anzeichen der Erkrankung.

  • Schmerzen: Im Frühstadium verursacht das Abrollen des Fußes beim Gehen zunehmend Schmerzen. Das Tragen von hohen Schuhen ist oft nicht mehr möglich, weil es als zu schmerzhaft empfunden wird. Die Patienten gehen bereits in eine Schonhaltung und belasten die Außenkante des Fußes.
  • Bewegungseinschränkungen: Im mittleren Stadium verstärken sich die Schmerzen beim Abrollen des Fußes und es kommt zu ersten Bewegungseinschränkungen. Erste degenerative Veränderungen auf der Rückseite des Gelenks werden in der Bildgebung sichtbar.
  • Versteifung: Im fortgeschrittenen Stadium hat sich die Arthrose voll ausgebildet. Das Gelenk ist vollständig versteift. Das Gehen fällt den Patienten jetzt schwer, weil sie den Fuß nicht mehr abrollen können. Es können sich in diesem Stadium Schwielen an der Fußsohle bilden.

Erste typische Anzeichen für eine Arthrose im Großzehengrundgelenk:

  • Auftreten von Schmerzen - anfangs noch vorübergehend
  • Rötungen und Schwellungen an Ballen und Zehe
  • Reibegeräusche bei Bewegung
  • Verändertes Gangbild durch die Belastung der Außenkante des Fußes
  • zuckende Muskeln
  • Schwielenbildung an der Fußsohle
  • Schwierigkeiten, passende Schuhe zu finden
  • eventuell Folgebeschwerden an Knie und Hüfte durch die Fehlbelastung

Behandlung des Hallux Rigidus

Im frühen Stadium reicht meist die Behandlung mit konservativen Maßnahmen, um die Beschwerden zu lindern und die Operation zu vermeiden oder hinauszuzögern. Ist der Hallux rigidus bereits im fortgeschrittenen Stadium, gibt es die Möglichkeit zur operativen Therapie.

  • Konservative Therapie:
    • Schuhwerk: Große Erleichterung bringt zu Beginn der Erkrankung häufig schon das richtige Schuhwerk. Mit speziell für den Hallux rigidus entwickelten Schuhen hat Ihr Fuß genug Platz im Schuh und Sie können wieder beschwerdefrei laufen.
    • Einlagen: Ebenfalls Entlastung bringen in diesem Stadium orthopädische Einlagen zum Beispiel mit einer eingearbeiteten Rigidus-Feder, die den Bereich des Großzehengrundgelenkes beim Abrollvorgang stabilisiert.
    • Schmerzmittel: Die Schmerzen und die Entzündung im Gelenk werden im frühen Stadium mit Schmerzmitteln in Tablettenform oder als schmerzlindernde Salbe behandelt.
    • Physiotherapie: Physiotherapeutische Maßnahmen wie manuelle Therapie oder spezielle Fußgymnastik können im Anfangsstadium die Beschwerden lindern.
  • Operative Therapie:
    • Abtragung knöcherner Vorsprünge (Cheilektomie): Dies ist eine gelenkerhaltende Operation, die die Beweglichkeit des Gelenks verbessert und einen normalen Abrollvorgang beim Gehen wieder möglich macht. Die schmerzhaften Knochenvorsprünge werden mit Hilfe dieses Verfahrens abgetragen und der vom Verschleiß betroffene Gelenkbereich somit entlastet.
    • Implantation von Kunstgelenken: Bei weiter fortgeschrittener Arthrose kann ein Kunstgelenk als Ersatz des verlorengegangenen Knorpels eingesetzt werden. Dieses verhindert, dass Knochen auf Knochen reibt. Auch wenn die Implantate bei vielen Patienten Linderung und neue Beweglichkeit bringen, sind deren Standzeiten nicht vergleichbar mit Hüft- oder Kniegelenkersatz und im jeweiligen Einzelfall kritisch zu prüfen.
    • Gelenkversteifung (Arthrodese): Ist das Gelenk bereits vollständig zerstört, ist die zielführende Methode der Wahl die Versteifung des Großgrundzehengelenks. Der zerstörte Knorpel wird entfernt und die Gelenkflächen in korrigierter Stellung der Großzehe miteinander verschraubt. Dies verringert die Schmerzen, die Abrollbewegung über die Großzehe ist durch diese Stabilisierung wieder möglich.

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