Schwere Demenz: Therapie und Möglichkeiten zur Verbesserung der Lebensqualität

Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung, die mit einem Verlust kognitiver Funktionen wie Gedächtnis, Orientierung und Denkvermögen einhergeht. Obwohl es derzeit keine Heilung für die meisten Demenzformen gibt, stehen verschiedene Therapieansätze zur Verfügung, um die Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen und die Lebensqualität der Betroffenen und ihrer Angehörigen zu verbessern. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen medikamentösen und nicht-medikamentösen Behandlungsmöglichkeiten bei schwerer Demenz.

Einführung

Bei einer Demenzerkrankung ist die frühzeitige Diagnose und die Erstellung eines individuellen Behandlungsplans entscheidend. In einem ausführlichen Beratungsgespräch mit dem Hausarzt oder einem Facharzt werden die spezifischen Bedürfnisse des Patienten berücksichtigt, um die geeigneten Therapieansätze auszuwählen. Es ist wichtig zu betonen, dass die Therapie sekundärer Demenzen, die durch äußere Faktoren wie Giftstoffe oder Verletzungen des Gehirns verursacht werden, sehr vom Einzelfall abhängt und hier nicht eingehend behandelt wird.

Medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten

Die medikamentöse Behandlung zielt darauf ab, die Symptome der Demenz zu lindern und den Krankheitsverlauf hinauszuzögern. Je früher die Therapie beginnt, desto besser können die positiven Effekte genutzt werden.

Antidementiva

Antidementiva sind Medikamente, die speziell zur Behandlung der Alzheimer-Demenz eingesetzt werden. Sie können insbesondere im frühen und mittleren Stadium der Erkrankung die Symptome lindern und den Verlauf verlangsamen. Derzeit sind in Deutschland vier Antidementiva zugelassen: drei Acetylcholinesterase-Hemmer und ein Glutamat-Antagonist. Die Alzheimer-Behandlung mit Antidementiva wird von den Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften empfohlen.

  • Acetylcholinesterase-Hemmer: Diese Medikamente, wie Donepezil, Galantamin oder Rivastigmin, hemmen das Enzym Acetylcholinesterase, das für den Abbau von Acetylcholin verantwortlich ist. Acetylcholin ist ein wichtiger Botenstoff im Gehirn, der für die Signalübertragung zwischen Nervenzellen mitzuständig ist. Durch die Hemmung des Abbaus von Acetylcholin steht mehr von diesem Botenstoff zur Verfügung, was die Gedächtnisleistung und andere kognitive Fähigkeiten verbessern kann. Acetylcholinesterase-Hemmer können Menschen mit Alzheimer, Lewy-Körperchen-Demenz oder einer Mischform der Demenz dabei helfen, Alltagstätigkeiten länger allein zu meistern und Fähigkeiten wie Denken, Lernen, Erinnern und Wahrnehmen länger zu erhalten. Allerdings können unter einigen Medikamenten Nebenwirkungen wie Erbrechen, Übelkeit und Durchfall auftreten.
  • Glutamat-Antagonisten: Diese Medikamente, auch als NMDA-Rezeptor-Antagonisten bekannt, wirken im Zusammenspiel mit dem Botenstoff Glutamat und regulieren dessen Ausschüttung. Memantin ist ein solcher Glutamat-Antagonist, der verhindern soll, dass Nervenzellen im Gehirn durch Überaktivität geschädigt werden. Memantin ist in Deutschland für die Behandlung bei mittelschwerer bis schwerer Alzheimer-Demenz zugelassen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Antidementiva bei vaskulärer Demenz nicht sinnvoll sind, da diese Form der Demenz nicht auf einem Verfall von Nervenzellen im Gehirn beruht, sondern auf einer Durchblutungsstörung dieser Nervenzellen. In solchen Fällen können blutdrucksenkende und blutverdünnende Medikamente eine sinnvolle Maßnahme gegen die Durchblutungsstörungen darstellen.

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Seit April 2025 gibt es in Deutschland ein neues Medikament gegen Alzheimer mit dem Wirkstoff Lecanemab. Es reduziert schädliche Ablagerungen im Gehirn und greift damit direkt eine der möglichen Krankheitsursachen an. Bisherige Medikamente konnten nur die Symptome lindern, aber nicht die Ursache bekämpfen. Heilung bringt das Medikament jedoch nicht, es kann nur das Fortschreiten verlangsamen.

Antidepressiva

Depressionen sind eine häufige Begleiterscheinung von Demenz. Sie können durch den Verlust von Nervenzellen im Gehirn oder als Reaktion auf die Diagnose Demenz entstehen. Antidepressiva sind psychopharmazeutische Medikamente, die stimmungsaufhellend wirken. Sie können auch antriebssteigernd oder beruhigend wirken. Welches Medikament infrage kommt, muss die Ärztin oder der Arzt gemeinsam mit der Betroffenen oder dem Betroffenen und gegebenenfalls den Angehörigen entscheiden. Es gibt auch nicht-medikamentöse Möglichkeiten, eine Depression zu lindern.

Antipsychotika (Neuroleptika)

Manche Menschen mit Demenz zeigen auch ein aggressives Verhalten, haben Sinnestäuschungen oder Verfolgungswahn. Antipsychotika unterdrücken diese Symptome, indem sie das verantwortliche Dopamin hemmen, einen weiteren Botenstoff im Gehirn. Häufig verordnete Antipsychotika sind Risperidon, Melperon und Pipamperon. Allerdings können Antipsychotika bei Menschen mit Demenz auch verschiedenste Nebenwirkungen hervorrufen. Deshalb sollte ihr Einsatz behutsam und mit Augenmaß erfolgen. Starke Beruhigungsmittel wie Neuroleptika (Antipsychotika) haben gravierende Nebenwirkungen und sollten nur das letzte Mittel der Wahl sein. Vorher sollten milde Beruhigungsmittel oder auch Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Erst wenn diese keine Wirkung mehr zeigen und der Leidensdruck hoch ist, können starke Beruhigungsmittel eingesetzt werden.

Schmerzmittel

Demenz ist keine an sich schmerzhafte Krankheit. Aber sie kann dazu führen, dass Betroffene ihre eigenen Schmerzen zwar fühlen, aber nicht mehr als solche identifizieren können. Sie können also nicht mehr zum Ausdruck bringen, dass sie bestimmte Schmerzen spüren. Manchmal äußert sich Schmerzempfinden bei Demenzerkrankten auch durch auffälliges Verhalten. Wann genau und in welchem Umfang Schmerzmittel zum Einsatz kommen sollte grundsätzlich der behandelnde Arzt entscheiden.

Wichtige Hinweise zur medikamentösen Behandlung

  • Medikamente wirken nur richtig, wenn sie regelmäßig und nach Vorschrift eingenommen werden. Dies fällt Menschen mit Demenz zunehmend schwerer. Um Angehörige bei der Medikation in der häuslichen Pflege zu unterstützen, sind auf der Internetseite des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP) wichtige Informationen zu diesem Thema übersichtlich und verständlich zusammengestellt.
  • Es ist wichtig, dass die behandelnde Ärztin oder der Arzt über andere Erkrankungen und Medikamente informiert wurde, bevor er oder sie ein Medikament verschreibt. Das vermeidet gefährliche Neben- und Wechselwirkungen.
  • Bei allen Medikamenten können Nebenwirkungen auftreten. Umso wichtiger ist es zu überprüfen, ob das Medikament auch nützt. Wenn Sie ein Medikament benötigen, wird Ihre Ärztin, Ihr Arzt gemeinsam mit Ihnen und vielleicht auch mit Ihren Angehörigen ein geeignetes Mittel auswählen. Wenden Sie sich auch an die Arztpraxis, wenn sie ein Medikament nicht gut vertragen.

Nichtmedikamentöse Behandlungsmöglichkeiten

Neben der medikamentösen Behandlung spielen nicht-medikamentöse Therapien eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Demenz. Sie können helfen, die Selbstständigkeit zu fördern, den Alltag zu strukturieren und kognitive Fähigkeiten möglichst lange zu erhalten. Ziel ist es, Menschen mit Demenz so lange wie möglich die Teilhabe am normalen Alltag und am sozialen Leben zu ermöglichen. Weitere nachweislich positive Effekte nicht-medikamentöser Therapien sind die Steigerung des Wohlbefindens und die Abmilderung herausfordernder Verhaltensweisen.

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Kognitive Therapien

Kognitive Therapien sollen die geistigen Fähigkeiten von Menschen mit Demenz erhalten oder verbessern. Dazu gehören:

  • Kognitives Training: Durch kognitives Training können Menschen mit Demenz im frühen bis mittleren Stadium ihre Wahrnehmung, ihre Lernfähigkeit und ihr Denkvermögen schulen. Einfache Wortspiele in Einzel- oder Gruppentherapie kommen dazu infrage. Auch Farben zu erkennen, Begriffe zu erraten oder Reime zu ergänzen, sind häufig gestellte Aufgaben. Gute Therapeutinnen und Therapeuten achten darauf, dass die Betroffenen dabei weder unter- noch überfordert werden. Konkrete Tipps für kognitives Training und Übungen für das Gedächtnis finden Sie im pflege.de-Ratgeber zum Thema Gedächtnistraining bei Demenz.
  • Realitätsorientierung: Die sogenannte Realitätsorientierung hilft in allen Stadien der Demenz, sich räumlich und zeitlich zurechtzufinden und Personen und Situationen wieder besser einzuordnen. Angehörige wie auch professionelle Betreuerinnen und Betreuer können mithilfe von Uhren, Kalendern sowie Bildern von Jahreszeiten mit den Betroffenen die zeitliche Orientierung üben. Besonders wichtig ist es, Überforderungen zu vermeiden. Wenn Wohnräume wie Bad oder Küche mit Farben gekennzeichnet sind, finden sich Menschen mit Demenz besser zurecht.
  • Biographiearbeit: Die biografische Arbeit eignet sich vor allem im frühen bis mittleren Stadium der Demenz. Durch gezielte Gespräche mit der oder dem Betroffenen - allein oder in der Gruppe - werden mithilfe von Fotos, Büchern und persönlichen Gegenständen positive Erinnerungen an frühere Lebensabschnitte wachgerufen. Dadurch behalten Menschen mit Demenz sehr lange das Gefühl für die eigene Identität und fühlen sich im Alltag sicherer. Dieses biografische Wissen nützt auch Angehörigen und Betreuerinnen und Betreuern, um später Reaktionen und Äußerungen der oder des Betroffenen besser zu verstehen.

Ergotherapie

Die Ergotherapie hilft Patientinnen und Patienten im frühen und mittleren Stadium der Demenz, Alltagskompetenzen möglichst lange aufrechtzuerhalten. Gemeinsam mit der Therapeutin oder dem Therapeuten üben Betroffene Tätigkeiten wie Einkaufen, Kochen oder auch Zeitunglesen. Bei der ergotherapeutischen Demenz-Therapie geht es in erster Linie darum, motorische Fähigkeiten zu erhalten und zu trainieren. Denn im Laufe der Erkrankung gehen selbst einfachste Fähigkeiten wie das Ankleiden und Kochen verloren. Ergotherapie fördert also sehr stark die Eigenständigkeit des Demenzerkrankten. Mit fortschreitender Erkrankung liegt der Fokus mehr auf der Körperwahrnehmung und einfachen Bewegungsabläufen.

Physiotherapie

Regelmäßige und moderate körperliche Betätigung ist ein wirksames Mittel zur Vorbeugung von Krankheiten und ein wichtiger Baustein der Gesundheitsförderung bei älteren Menschen. Über das gezielte Training von Ausdauer, Kraft und Koordination kann die Physiotherapie Menschen mit Demenz dabei helfen ein gesundes körperliches Aktivitätsniveau möglichst lange aufrecht zu erhalten, das Sturzrisiko im Alltag zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit bei der Bewältigung der Aktivitäten des täglichen Lebens zu stabilisieren oder gar zu verbessern. Einen sehr ähnlichen Ansatz verfolgt die physiotherapeutische Demenz-Therapie. Auch hier geht es darum, Mobilität zu erhalten und Bewegung zu fördern.

Künstlerische Therapien

Zu den künstlerischen Therapien gehören Behandlungen mit Musik, Singen, Tanzen, Malen oder Theater.

  • Musiktherapie: Musiktherapie kann in allen Stadien der Demenz helfen. Im Frühstadium spielt nicht nur das Hören, sondern auch das Musikmachen eine wichtige Rolle. Die Menschen mit Demenz singen gemeinsam oder benutzen Instrumente wie Trommeln, Triangel und Xylofon. Im späten Stadium kann das Hören vertrauter Melodien beruhigen und Schmerzen lindern. Musik weckt positive Erinnerungen und Gefühle. Sie ist jedoch, anders als Ergotherapie zum Beispiel, derzeit nicht verordnungsfähig.
  • Kunsttherapie: Kunst weckt Erinnerungen - unabhängig davon, ob Menschen mit Demenz im Museum Werke von Künstlerinnen und Künstlern erleben oder selbst schöpferisch tätig werden. Kunst und Kunsttherapie ermöglichen die Begegnung mit sich selbst und anderen. Sie tragen dazu bei, die Lebensqualität zu erhalten. Bei der Kunsttherapie können sich Menschen mit Demenz neu oder wiederentdecken. Der kreative Schaffensprozess steht im Mittelpunkt. Dies aktiviert indirekt kognitive Fähigkeiten. Verloren geglaubte Fähigkeiten und vorhandene Ressourcen treten zutage; dies kann motivieren und positiv auf das Selbstwertgefühl wirken. Bei unruhigen Menschen kann die Konzentration gefördert werden. Die Kunsttherapie arbeitet auf der nonverbalen Ebene. Sie kann einen Kommunikationsweg zwischen Menschen mit Demenz und anderen Personen darstellen. Insbesondere bei Beeinträchtigung der verbalen Kommunikation ermöglichen das Malen und Gestalten sich auszudrücken und mit der Umwelt zu kommunizieren und interagieren.
  • Tanztherapie: Auch die Tanztherapie kann in allen Krankheitsstadien eine förderliche Wirkung haben. Tanzen ist Bewegung und wirkt befreiend. Dadurch werden positive Gefühle geweckt.

Milieutherapie

Die Milieutherapie ist in allen Stadien der Demenz sinnvoll. Sie zielt darauf ab, Wohn- und Lebensräume so umzugestalten, dass Betroffene sich darin wohlfühlen und möglichst selbstständig und selbstbestimmt leben können. Noch im späten Stadium können angenehme Materialien wie glattes Holz und weiche Stoffe sowie Düfte von bekannten Parfüms oder Lieblingsblumen positive Erinnerungen wecken und Verhaltensstörungen lindern. Je stärker eine dementielle Erkrankung fortschreitet, desto weniger sind Betroffene in der Lage, sich selbst der Umwelt anzupassen. Die Milieutherapie ist also keine Behandlung am Menschen, sondern betrifft die demenzgerechte Gestaltung der Umwelt der Erkrankten. Ein demenzgerecht gestaltetes Umfeld entfaltet dauerhaft seine therapeutische Wirkung. Insbesondere das Wohlbefinden können Sie durch die Milieutherapie steigen und in vielen Fällen sogar herausforderndes Verhalten verringern. Was demenzgerecht ist, erfahren Sie im pflege.de-Ratgeber zum Thema Demenzgerechte Raumgestaltung.

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Verhaltenstherapie

Diese Form der Therapie ist besonders für Menschen im Frühstadium einer Demenz geeignet. Nach der Diagnose Demenz sind viele Betroffene verunsichert und haben Angst vor der Zukunft. Einige gleiten in eine Depression ab, andere reagieren mit Wut gegen sich und manchmal auch gegen ihre Mitmenschen. Unterstützt von einer Psychologin oder einem Psychologen oder einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten, lernen sie, diese Probleme zu bewältigen und mit ihrer Demenz besser umzugehen. Bei der Verhaltenstherapie geht es gezielt darum, einen guten Umgang mit der Demenz im Alltag zu finden. Dafür ausschlaggebend sind vor allem die grundlegenden Wertvorstellungen einer Person gegenüber bestimmten Erfahrungen und Verhaltensweisen.

Sensorische Verfahren

Sensorische Verfahren sollen die Sinneseindrücke ansprechen - dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn sich Menschen mit Demenz nicht mehr gut oder gar nicht mehr über die Sprache ausdrücken können. Zu den sensorischen Verfahren gehören:

  • Aromatherapie: Dabei trägt man Aromastoffe wie Melissen- oder Lavendelöl auf die Haut auf. Man kann auch die Raumluft mit entsprechenden Duftölen anreichern. Diese Form der Behandlung soll bei innerer Unruhe helfen.
  • Snoezelen: Hier werden in speziell eingerichteten Räumen Licht, Klänge, Berührung, Geschmack und Düfte eingesetzt. Beim Snoezelen geht es in erster Linie darum, einer Person möglichst vielfältige sinnliche Wahrnehmungen zu ermöglichen. Insbesondere der Sehsinn, Hörsinn, Geruchssinn und Tastsinn werden mit positiven Reizen angesprochen. Dafür gibt es in vielen Pflege-Einrichtungen extra Snoezelen-Räume in denen mit Lichtprojektionen, beruhigender Musik, Duftstoffen und Gegenständen zum Befühlen die ideale Atmosphäre geschaffen wird, um sich ganz in der sinnlichen Wahrnehmung zu verlieren. Um Snoezelen auch bei der Pflege zuhause einzusetzen, braucht es gar nicht so viel. Die medizinische Wirkung von Snoezelen ist nach wie vor umstritten. Und nicht jeder Demenzerkrankte findet Gefallen an der oft sehr spielerisch anmutenden Umgebung.

Tiergestützte Therapie

Hinter dem Begriff „tiergestützte Therapie“ verbirgt sich ganz einfach der Umgang mit Tieren. Also das Streicheln und die Interaktion mit Tieren unterschiedlichster Art. Dabei werden die sinnliche Wahrnehmung und die Sozialfähigkeit der demenzerkrankten Person angesprochen. Studien zeigen, dass die Anwesenheit von Tieren eine beruhigende Wirkung auf Menschen mit Demenz haben kann. Die non-verbale Kommunikation kann hilfreich sein, vorallem dann, wenn eine verbale Kommunikation nicht mehr möglich ist. Leider ist der Umgang mit Tieren bei der Pflege zuhause oft schwer zu realisieren. Es lohnt sich aber, in der Umgebung einmal nach entsprechenden Angeboten zu suchen.

Logopädie

Die Logopädie umfasst bei Demenz die Bereiche Sprache zur Verbesserung der Kommunikation und/oder Schlucken zur Verbesserung der Ernährungssituation. Für viele Demenzerkrankte wird es mit der Zeit immer schwieriger, mit anderen Menschen zu kommunizieren. Wortfindungsprobleme, schlechte Aussprache und mangelndes Sprachverständnis können aber gezielt mit sprach-therapeutischen Maßnahmen bekämpft werden. Außerdem können Logopäden bei auftretenden Schluckstörungen helfen, indem sie mit entsprechenden Übungen den Kau- und Schluckapparat trainieren. Auch das kann entscheidend zur Lebensqualität beitragen. Die Verschreibung von Logopädie für einen Menschen mit Demenz ist noch nicht selbstverständlich. Es empfiehlt sich, den behandelnden Arzt, die Ärztin direkt auf eine Verordnung anzusprechen.

Selbsterhaltungstherapie (SET)

Hinter dem Kürzel SET verbirgt sich ein neuropsychologisch fundiertes Konzept zur Behandlung und Betreuung von Menschen mit Demenz. Kern dieser Therapie ist die Idee, dass Menschen mit Demenz besonders gefährdet sind, ihr Selbstbild und ihre Wahrnehmung von sich selbst als Person zu verlieren. Sie sollten einen respektvollen Umgang pflegen und nicht jedes Missgeschick oder Fehlverhalten kritisch zur Sprache zu bringen. Es dürfen sogar falsche Angaben bestätigt werden, wenn dies dem Ziel dient, Stabilität und Zuverlässigkeit zu vermitteln. Außerdem sollten Sie die betroffene Person aktiv ermutigen, Erledigungen selbst zu machen, Wünsche zu äußern und an Aktivitäten teilzunehmen. Die Selbsterhaltungstherapie vollständig umzusetzen ist gar nicht so einfach, denn es setzt voraus, dass alle Kontaktpersonen daran teilhaben.

Validation

Ziel ist es, ihr Verhalten und ihre Gefühle als gültig zu akzeptieren („zu validieren“), ohne zu korrigieren oder zu beurteilen. Beispiel: Pflegeperson: "Es muss sehr stressig für Sie sein, sich solche Sorgen zu machen." Die Gefühle und die Realität von Frau Müller werden akzeptiert, ohne sie zu korrigieren. Es gibt verschiedene Bücher, Podcasts und Selbsthilfegruppen mit praktischen Tipps und theoretischen Hintergründen zum Ansatz der Validation.

Kostenübernahme

Die Kosten für Ergotherapie und Physiotherapie als Demenz-Behandlung können von der Krankenkasse erstattet werden, wenn ein Arzt diese Maßnahmen anordnet.

Was Menschen mit Alzheimer selbst tun können

Selbst aktiv zu werden zu können erscheint mit einer Demenzdiagnose oft zunächst schwer vorstellbar. Doch kann der eigene Lebensstil sowohl für die kognitiven Fähigkeiten als auch für die Lebensqualität einen entscheidenden Unterschied machen. Folgende Aktivitäten können dazu beitragen, dass Menschen mit Alzheimer länger körperlich und geistig agil bleiben:

  • Bewegung: Körperliche Aktivität baut Ängste ab, mildert Aggressionen und fördert das Ein- und Durchschlafen. Gerade für körperlich weniger fitte Menschen lässt sich Bewegung oft gut in den Alltag integrieren - etwa bei einem Spaziergang, bei der Gartenarbeit oder durch kleine Bewegungsübungen zu Hause. Am besten eignet sich tägliche moderate Bewegung (Walking, Tanzen, Gymnastik etc.), bei der Atmung und Herzfrequenz erhöht sind, aber noch ein Gespräch möglich ist.
  • Geistige Aktivität: Aktivitäten, die das Gehirn anregen, wirken sich ebenfalls positiv auf den Verlauf einer Demenzerkrankung aus. Gut für die geistige Fitness sind zum Beispiel Brettspiele, Puzzles, Handarbeiten oder Basteln. Wichtig ist, dass die Beschäftigung Freude macht - und nicht überfordert.
  • Soziale Kontakte: Ein gutes Miteinander und soziale Kontakte machen nicht nur zufriedener, sondern halten auch den Kopf fit. Treffen mit Freunden, Familie oder Nachbarn, der Besuch einer Tagespflege oder andere Betreuungsangebote können wertvolle Impulse geben.

Begleitende Maßnahmen und Unterstützung

Angehörigenschulungen

Angehörigenschulungen sollen Familienmitgliedern helfen, Demenz besser zu verstehen. Hier können Angehörige lernen mit der Erkrankung umzugehen und die Betroffenen zu unterstützen. Die Diagnose Demenz wirft auch rechtliche Fragen auf. Die angemessene Kommunikation mit Demenzerkrankten setzt voraus, dass Sie ein Gespür für die veränderte Wahrnehmung des Betroffenen entwickeln. In jedem Fall sollten Sie einen wertschätzenden Umgang pflegen und die demenzerkrankte Person nicht ständig bevormunden, herabwürdigen oder vom Alltag ausschließen. Die erkrankte Person ist ein Individuum mit einer persönlichen Lebensleistung.

Patientenverfügung

Eine Patientenverfügung stellt sicher, dass Ihre medizinischen Wünsche auch in unerwarteten Situationen respektiert werden und bewahrt so Ihre Selbstbestimmung. Sie greift in Situationen, in denen Sie aufgrund von Krankheit oder Verletzung nicht in der Lage sind, sie selbst auszudrücken. Dieses Dokument entlastet zudem Ihre Angehörigen von schwierigen Entscheidungen, vermeidet Missverständnisse und schützt vor unerwünschter Über- oder Unterbehandlung. So wird das Wohlbefinden der Demenzerkrankten gesteigert und die Eigenständigkeit möglichst lange erhalten.

Dementia Care Management

Das Bundesgesundheitsministerium hat die nationale Demenzstrategie entwickelt, um die Situation von Menschen mit Demenz und ihren Familien zu verbessern. Ein Teil dieser Strategie ist die Einführung des Versorgungskonzepts Dementia Care Management. Dabei arbeiten speziell geschulte Pflegefachkräfte gemeinsam mit dem Hausarzt daran, die Behandlung und Betreuung von Menschen mit Demenz zu Hause zu verbessern und bestmöglich zu koordinieren.

Forschung und Entwicklung

Weltweit suchen Forschende nach neuen Medikamenten und Behandlungsmöglichkeiten bei Alzheimer. Auch zur Verbesserung der Pflege und der Lebensqualität von Erkrankten und ihren Angehörigen gibt es vielversprechende Studien und Forschungsprojekte. Insbesondere im Bereich der Prävention von Demenzerkrankungen wie Alzheimer konnten in den letzten Jahren wertvolle Erkenntnisse gewonnen werden. So ist die Wahrscheinlichkeit, an Alzheimer zu erkranken, heute nachweislich geringer als noch vor 10 oder 20 Jahren. Ein weiterer wichtiger Fortschritt ist die heute vergleichsweise frühe und gesicherte Diagnostik von Demenzerkrankungen.

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