Gehirnzellen, die grundlegenden Bausteine des menschlichen Gehirns, sind für eine Vielzahl von Funktionen unerlässlich, von kognitiven Prozessen und Gedächtnis bis hin zur Steuerung des gesamten Körpers. Ihre Gesundheit und Funktionsfähigkeit sind direkt mit unserer Lebensqualität verbunden. Schädigungen dieser Zellen, beispielsweise durch Alkohol oder andere schädliche Einflüsse, können weitreichende und langfristige Konsequenzen haben. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, sich mit dem Thema des Gehirnzelltods auseinanderzusetzen und zu verstehen, wie wir unsere Gehirnzellen bestmöglich schützen können.
Die Bedeutung von Gehirnzellen
Gehirnzellen, auch Neuronen genannt, sind die fundamentalen Einheiten des Nervensystems. Sie ermöglichen die Übertragung von Informationen in Form von elektrischen und chemischen Signalen. Diese Kommunikation ist die Grundlage für alle unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen. Ein Verlust von Gehirnzellen kann daher eine Vielzahl von Problemen verursachen, darunter Gedächtnisverlust, kognitive Beeinträchtigungen, motorische Schwierigkeiten und emotionale Störungen.
Der natürliche Gehirnzelltod
Es ist ein natürlicher Prozess, dass Gehirnzellen im Laufe des Lebens absterben. Dieser Prozess beginnt bereits in der Entwicklung des Gehirns und setzt sich im Erwachsenenalter fort. Während der Pubertät beispielsweise sterben aufgrund hormoneller Umstellungen Milliarden von Gehirnzellen ab. Dies mag zunächst negativ erscheinen, hat aber positive Konsequenzen, da sich nur das verfestigt, was tatsächlich gebraucht wird. Die Anzahl der Synapsen, der Verbindungen zwischen den Nervenzellen, ist in der späten Kindheit am höchsten. Im Laufe des Reifeprozesses verringert sich die Anzahl der Gehirnzellen zwar, aber junge Erwachsene sind besser in der Lage zu planen und die Konsequenzen ihres Handelns abzuwägen.
Die Axone, die Kabel zwischen den Nervenzellen, werden dicker mit einer isolierenden Fettschicht ummantelt, wodurch die Datenverbindungen schneller werden. Dieser Reifeprozess dauert mehrere Jahre, bis das Gehirn eines Jugendlichen so funktioniert wie das eines Erwachsenen.
Im Erwachsenenalter sterben täglich Gehirnzellen ab, aber der Körper bildet auch ständig neue Zellen. Der Tod begleitet uns unmerklich und ständig - etwa 50 Millionen Zellen sterben pro Sekunde in unserem Körper ab, werden aber immer wieder neu gebildet.
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Gehirnzelltod durch Schlaganfall
Ein Schlaganfall ist eine der Hauptursachen für einen plötzlichen und massiven Gehirnzelltod. In Deutschland erleiden jährlich etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, wobei es sich in etwa 200.000 Fällen um erstmalige Ereignisse handelt. Ein Schlaganfall entsteht meist durch ein blockiertes Gefäß, das den Blutfluss in das dahinter liegende Gewebe unterbricht. Die fehlende Sauerstoff- und Nährstoffzufuhr führt dazu, dass die betroffenen Nervenzellen absterben, was zu Seh- oder Sprachstörungen, Schwindel oder Lähmungen führen kann.
Ein amerikanischer Wissenschaftler hat die verheerenden Folgen eines Schlaganfalls in Zahlen gefasst: Nach einem unbehandelten Anfall sterben jede Minute etwa 2 Millionen Gehirnzellen. Dieser immense Zellverlust lässt das Gehirn pro Stunde um 3,6 Jahre altern. Direkt nach dem Schlaganfall sterben jede Minute 1,9 Millionen Nervenzellen, 14 Milliarden Kommunikationsstellen und 12 Kilometer Nervenfasern ab. Im Schnitt dauert es 10 Stunden, bis sich ein Schlaganfall voll ausbildet, wobei ein Gehirnvolumen von etwa 54 Millilitern betroffen ist.
Die schnelle Behandlung eines Schlaganfalls ist daher entscheidend, um den Gehirnzelltod zu minimieren und langfristige Schäden zu verhindern. In Deutschland wurden 1995 die ersten Stroke Units eingerichtet, die auf die Behandlung von Schlaganfallpatienten spezialisiert sind. Derzeit gibt es 300 zertifizierte Stroke Units, die von der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft/Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe zertifiziert werden. Eine wichtige Behandlungsmethode ist die Thrombektomie, bei der ein Blutgerinnsel aus einem relativ großen Hauptarterie im Gehirn entfernt wird.
Gehirnzelltod durch Alkohol
Alkohol ist ein Zellgift, das in hohen Dosen schädliche Auswirkungen auf das Gehirn haben kann. Entgegen der landläufigen Meinung tötet mäßiger Alkoholkonsum jedoch nicht direkt Nervenzellen ab. Um Nervenzellen durch Alkohol zu schädigen, müsste man so viel trinken, dass man selbst stirbt.
Allerdings stört Alkohol die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen. Er sorgt dafür, dass die Nerven mehr hemmende und weniger aktivierende Botenstoffe ausschütten, wodurch die Kettenreaktionen zwischen den Nervenzellen verlangsamt werden. Dies führt zu einer Verlangsamung des Denkens und der Reaktionsfähigkeit.
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Auf Dauer kann regelmäßiger und starker Alkoholkonsum indirekt zu Gehirnschäden führen. Er kann die Leber entzünden, was dazu führt, dass eine zu große Menge Ammoniak in die Blutbahn gelangt. Ammoniak ist ein Giftstoff, der die Gehirnfunktion stören und sogar zu einer Leberzirrhose führen kann. Auch ein Vitamin-B-Mangel, der häufig bei Alkoholikern auftritt, kann zu Gehirnschäden führen, wie beispielsweise dem Korsakow-Syndrom.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Auswirkungen von Alkohol auf das Gehirn bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, besonders schädlich sein können.
Gehirnzelltod durch neurodegenerative Erkrankungen
Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson, Huntington und ALS sind durch den fortschreitenden Verlust von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet. Bei diesen Erkrankungen scheinen Proteinaggregate für das Absterben von Nervenzellen mit verantwortlich zu sein.
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Ort der Proteinaggregate innerhalb der Zelle ihr Überleben stark beeinflusst. Während Aggregate im Zellkern die Zellfunktion kaum beeinträchtigen, stören die Verklumpungen im Zellplasma wichtige Transportwege zwischen Zellplasma und Zellkern. Weil die Aggregate klebrige Eigenschaften haben, werden aus der Zelle lebensnotwendige Proteine weggefangen. Wenn die Bauanleitung der Proteine, die RNA, aus dem Zellkern nicht in das Zellplasma gelangen kann, können dort auch keine Proteine mehr hergestellt werden und die Zelle geht zugrunde.
Mythen und Fakten über Gehirnzellen
Es gibt viele Mythen über Gehirnzellen, die oft nicht der Wahrheit entsprechen. Einige Beispiele sind:
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- Wir nutzen nur 10 % unseres Gehirns: Dies ist ein Mythos. Moderne Gehirnimaging-Techniken haben gezeigt, dass wir immer und überall unser ganzes Gehirn nutzen.
- Alkohol tötet Gehirnzellen ab: Mäßiger Alkoholkonsum tötet keine Gehirnzellen ab, stört aber ihre Kommunikation.
- Männer sind von Natur aus besser in Mathe: Es gibt kleine anatomische Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Gehirnen, aber diese Unterschiede basieren eher auf sozialen Normen als auf biologischer Entwicklung.
Es ist wichtig, sich über die Fakten zum Thema Gehirnzellen zu informieren und sich nicht von Mythen in die Irre führen zu lassen.
Wie man Gehirnzellen schützen kann
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Gesundheit der Gehirnzellen zu fördern und ihren Verlust zu minimieren:
- Gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und gesunden Fetten ist wichtig für die Gehirnfunktion.
- Regelmäßige Bewegung: Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und kann das Wachstum neuer Nervenzellen anregen.
- Geistige Aktivität: Fordern Sie Ihr Gehirn regelmäßig durch Lesen, Lernen, Rätsel lösen oder andere geistig anregende Aktivitäten heraus.
- Stressmanagement: Chronischer Stress kann schädliche Auswirkungen auf das Gehirn haben. Finden Sie gesunde Wege, um Stress abzubauen, wie Meditation, Yoga oder Sport.
- Ausreichend Schlaf: Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Gehirns. Achten Sie auf ausreichend Schlaf, um die optimale Funktion Ihrer Gehirnzellen zu gewährleisten.
- Vermeidung von schädlichen Substanzen: Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum, Rauchen und den Konsum anderer Drogen, die das Gehirn schädigen können.
- Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen: Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei einem Kardiologen sind entscheidend, da Begleiterkrankungen das Risiko für Herzstillstand erhöhen können. Eine Patientenverfügung kann festlegen, dass im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands keine lebensverlängernden Maßnahmen durchgeführt werden.
Die Patientenverfügung: Selbstbestimmung bei neurologischen Schäden
Ein zentrales Thema im Zusammenhang mit neurologischen Schäden ist die Patientenverfügung. Diese legt fest, dass im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands keine Herz-Lungen-Wiederbelebung oder andere lebensverlängernde Maßnahmen durchgeführt werden. Die tragbare DNR-Anordnung, wie ein Armband oder eine Kette, macht den Wunsch klar und sichtbar. Die Erstellung einer Patientenverfügung, unterstützt durch Beratungen von Organisationen wie der Verbraucherzentrale, Afilio oder der Deutschen PalliativStiftung, sollte frühzeitig erfolgen, idealerweise solange die betroffene Person noch entscheidungsfähig ist. Beratungen durch Ärzte, Palliativteams oder Hospizdienste helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.
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