Ein Taubheitsgefühl im großen Zeh kann beunruhigend sein, ist aber oft harmlos. Es kann sich als Kribbeln, Stechen, Brennen oder ein Gefühl des „Einschlafens“ äußern. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von vorübergehenden Problemen wie falschem Schuhwerk bis hin zu ernsthafteren Erkrankungen. Dieser Artikel beleuchtet die möglichen Ursachen, gibt Hinweise zur Selbsthilfe und erklärt, wann ein Arztbesuch ratsam ist.
Symptome und Begleiterscheinungen
Taubheitsgefühle im großen Zeh können von verschiedenen Empfindungen begleitet sein:
- Kribbeln: Ein prickelndes Gefühl, oft als „Ameisenlaufen“ beschrieben.
- Stechen: Plötzliche, scharfe Schmerzen.
- Brennen: Ein heißes, unangenehmes Gefühl.
- Taubheit: Ein Verlust des Gefühls im Zeh.
- Missempfindungen: Ziehen oder Ameisenlaufen.
- Schmerzen: Lokale Schmerzen im Zeh oder Fuß.
Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühle im großen Zeh
Die Ursachen für ein Taubheitsgefühl im großen Zeh sind vielfältig und können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden:
1. Äußere Faktoren und Lebensstil
- Falsches Schuhwerk: Zu enge, hohe oder schmale Schuhe können die Nerven im Fuß einquetschen und die Durchblutung beeinträchtigen. Hohe Schuhe üben beispielsweise dauerhaften Druck auf die Fußsohle aus und können die Nerven reizen. Oft wird der große Zeh aufgrund von zu engem, schmalem Schuhwerk taub.
- Druckbelastung: Bei bestimmten sportlichen Aktivitäten wie Fahrradfahren oder Crosstrainer-Training lastet das gesamte Körpergewicht überwiegend auf den Fußballen, was zu einer Reizung der Nerven und Taubheit in den Zehen führen kann.
- Kälte: Längere Aufenthalte in kalter Umgebung können zu Erfrierungen führen, die sich zunächst durch Blässe und Taubheit bemerkbar machen.
- Alkohol- und Drogenkonsum: Übermäßiger Konsum kann Nervenschäden verursachen und zu Taubheitsgefühlen in den Beinen und Zehen führen.
2. Mangelerscheinungen
- Vitamin-B12-Mangel: Ein Mangel an diesem Vitamin kann die Myelinscheiden schädigen, die die Nerven umhüllen und schützen. Ein langanhaltender Mangel kann zu dauerhaften Nervenschäden führen.
3. Fußfehlstellungen
- Hallux valgus: Diese häufige Fehlstellung des Fußes, bei der sich der große Zeh seitlich in Richtung der benachbarten Zehen verschiebt, kann Nerven schädigen und zu Taubheit führen. Die Verformung kann auch Nerven am großen Zeh schädigen und dort zu Taubheit führen.
- Spreizfuß: Eine Verbreiterung des Vorfußes kann ebenfalls Druck auf die Nerven ausüben.
- Fehlstellungen: Sie üben oft Druck auf die Nerven im Fuß aus, was ein Taubheitsgefühl hervorrufen kann.
4. Erkrankungen
- Diabetes mellitus: Durchblutungsstörungen und Nervenschäden (diabetische Neuropathie) sind häufige Komplikationen von Diabetes und können zu Taubheitsgefühlen in den Füßen und Zehen führen. Neben Taubheitsgefühlen können zudem brennende Schmerzen, Missempfindungen sowie ein verringertes Schmerzempfinden in den Füßen und Zehen vorkommen.
- Bandscheibenvorfall: Ein Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule kann Druck auf die Nerven ausüben und zu Taubheitsgefühlen in den Zehen, Füßen und Beinen führen. Typische Begleiterscheinungen sind zudem Kribbeln oder Empfindungsstörungen.
- Morton Neurom: Hierbei handelt es sich um eine Verdickung der Nerven im Mittelfuß, die neben Schmerzen auch zu tauben Zehen führen kann.
- Multiple Sklerose (MS): Bei MS greift das Immunsystem die Schutzhülle der Nervenfasern an, was zu Störungen in der Reizweiterleitung und Taubheitsgefühlen führen kann.
- Chemotherapie-induzierte Neuropathie: Bestimmte Chemotherapeutika können die peripheren Nerven schädigen und eine Polyneuropathie auslösen, die sich oft zuerst an den Füßen bemerkbar macht. Typisch sind Taubheitsgefühle in den Zehen, begleitet von Kribbeln, Brennen oder Schmerzen.
- Arteriosklerose: Die Verkalkung der Blutgefäße kann die Durchblutung beeinträchtigen und zu Taubheitsgefühlen führen. Verschiedene Risikofaktoren begünstigen die Verkalkung der Blutgefäße zusätzlich.
- Rheumatoide Arthritis: Systemische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis verursachen Entzündungen der Gelenke und des umliegenden Gewebes und führen ebenfalls zu Taubheitsgefühlen in den Zehen.
5. Verletzungen und Operationen
- Unfälle: Verstauchungen oder Brüche im Fußbereich können zu einer Überbelastung der Nerven führen.
- Operationen: Nerven können während einer Fußoperation gereizt oder gedehnt werden, was zu Taubheitsgefühlen führen kann. Auch eine postoperative Blutung kann Nerven abklemmen und dadurch das taube Gefühl auslösen.
6. Probleme an der Wirbelsäule
- Spinalkanalstenosen: Können Taubheitsgefühle verursachen, die außerdem auch gleichzeitig vorliegen können.
Diagnose
Um die Ursache für taube Zehen zu finden, wird der Arzt oder die Ärztin folgende Schritte unternehmen:
- Anamnese: Der Arzt wird Fragen zu den Symptomen, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und Lebensgewohnheiten stellen. Wichtig zu wissen ist zum Beispiel, ob und welche Symptome neben den Taubheitsgefühlen auftreten. Außerdem ist es für die Diagnosestellung von Bedeutung, ob es Vorerkrankungen in der Familie gibt und wann die tauben Zehen auftreten.
- Körperliche Untersuchung: Der Fuß wird untersucht, um Fehlstellungen, Druckstellen oder Entzündungen festzustellen. Es wird geprüft, wie die Zehen zueinander stehen und wie beweglich sie sind. Sie oder er prüft auch die Stellung der Beine. Dafür wird man im Stehen, Gehen und Sitzen untersucht. Zudem betrachtet die Ärztin oder der Arzt die Haut des Fußes. Sie oder er achtet auch auf Anzeichen für eine Arthrose und fragt nach Beschwerden und Einschränkungen im Alltag.
- Neurologische Untersuchung: Die Sensibilität, Reflexe und Muskelkraft werden überprüft, um Nervenschäden festzustellen. Ein Neurologe kann dabei zusätzlich zur klinischen Untersuchung auch Nervenmessungen durchführen.
- Weitere Untersuchungen: Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen wie Bluttests (z.B. zur Bestimmung des Vitamin-B12-Spiegels oder zur Überprüfung der Blutzuckerwerte), Röntgenaufnahmen, MRT oder Nervenleitgeschwindigkeitsmessungen durchgeführt werden. Um eine genauere Diagnose zu stellen, wird der Fuß geröntgt und dabei belastet.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn:
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- Taubheit plötzlich ohne erkennbaren Grund einsetzt.
- Taube Zehen über einen längeren Zeitraum anhalten.
- Zusätzliche Symptome auftreten (z. B. Schwindel, Übelkeit, Sehstörungen, Schmerzen).
- Sich die Taubheit über eine gesamte Körperhälfte ausbreitet.
- Besteht Unsicherheit über die Ursache der tauben Zehen, ist medizinischer Rat immer sinnvoll.
Behandlung
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Taubheit:
- Schuhwerk: Bequeme, gut passende Schuhe mit ausreichend Platz für die Zehen tragen. Bei Beschwerden können die Zehen oder der Ballen gepolstert werden.
- Einlagen: Orthopädische Einlagen können Fußfehlstellungen korrigieren und die Belastung auf die Füße reduzieren. Einlagen können dann helfen, Fehlstellungen zu vermeiden.
- Vitamin B12: Bei einem Mangel kann Vitamin B12 als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen oder gespritzt werden. Bei einer vegetarischen oder veganen Lebensweise sollte besonders auf den B12-Haushalt geachtet werden, da das Vitamin hauptsächlich in tierischen Produkten vorkommt.
- Physiotherapie: Bei Nervenschäden oder mechanischen Problemen kann Physiotherapie helfen, die Nerven zu entlasten und die Durchblutung zu fördern.
- Medikamente: Bei Diabetes oder Durchblutungsstörungen können Medikamente zur Blutzucker- oder Blutdruckregulierung zum Einsatz kommen.
- Operation: In schweren Fällen, wie bei Bandscheibenvorfällen oder chronischen Durchblutungsstörungen, kann ein chirurgischer Eingriff erforderlich sein. Bei starken Beschwerden, gegen die keine andere Behandlung geholfen hat, kann eine Operation Linderung verschaffen. Eine Operation ist die einzige Möglichkeit, Fehlstellungen zu korrigieren und so die Ursache der Beschwerden zu beseitigen.
- Hausmittel: Regelmäßige Fußmassagen können die Durchblutung fördern und Verspannungen lösen. Ein wohltuendes Fußbad kann ebenfalls helfen.
Selbsthilfemaßnahmen
Es gibt einige Maßnahmen, die man selbst ergreifen kann, um Taubheitsgefühlen im großen Zeh vorzubeugen oder sie zu lindern:
- Regelmäßige Fußpflege: Zu lange Nägel können die Belastung auf den Fuß verändern und Nervenstörungen verursachen.
- Bewegung: Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung und hält die Füße fit. Kurze Wege zu Fuß erledigen oder Rad fahren, sorgen für eine gesunde Durchblutung und unterstützt den Körper dabei fit zu bleiben.
- Fußmassagen: Regelmäßige Massagen an Fuß und Zehen können Verspannungen lösen und die Durchblutung verbessern. In Kombination mit einem wohltuenden Fußbad sind Ihre Füße gut versorgt.
- Vermeidung von Risikofaktoren: Auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum verzichten.
- Kontrolle von Grunderkrankungen: Diabetiker sollten ihre Blutzuckerwerte gut einstellen und ihre Füße regelmäßig auf Verletzungen kontrollieren. Kontrolle kann vor Infektion schützen.
Vorbeugung
Um einem tauben großen Zeh vorzubeugen, sollten folgende Maßnahmen ergriffen werden:
- Gesunde Lebensweise: Ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Vermeidung von Übergewicht.
- Kontrolle von Blutzucker und Blutdruck: Besonders wichtig für Diabetiker und Menschen mit Bluthochdruck.
- Gut sitzendes Schuhwerk: Schuhe mit ausreichend Platz für die Zehen und ohne hohe Absätze tragen. Egal ob beim Spaziergang, Radfahren oder Joggen, mit dem richtigen Schuhwerk können Sie tauben Zehen optimal vorbeugen. Die Schuhe sollten Halt geben, dennoch die Füße genug Spielraum haben, um sich frei bewegen zu können. Wer sich nicht sicher ist, sollte sich in einem Schuhladen von qualifiziertem Personal beraten lassen. Zusätzlich können Einlegesohlen verwendet werden, die den Fuß im Schuh stützen und fehlerhafte Belastungen besser ausgleichen. Auch hier empfehlen wir Ihnen, sich beraten zu lassen.
- Regelmäßige Bewegung: Fördert die Durchblutung und stärkt die Fußmuskulatur.
- Barfußlaufen: So oft wie möglich barfuß laufen, um die Fußmuskulatur zu stärken und die natürliche Stellung des Fußes zu fördern.
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